2. Bundesliga
Prominente Gäste: Essen gegen Romero, Dormagen gegen Hanning
TuSEM und TSV Bayer wollen die nächsten Zähler einsammeln, stehen aber vor hohen Hürden.

Weiß alles über Handball: Iker Romero war als Spieler unter anderem Weltmeister mit Spanien. Nun hofft er, als Cheftrainer die SG BBM Bietigheim voranbringen zu können – was in der vergangenen Saison mit Rang sechs nur halb gelang. In Essen darf Romero nun trotzdem nicht mit größerem Entgegenkommen rechnen. (Foto: Thomas Schmidt)

Die neue Saison hat bis jetzt was von einer Achterbahnfahrt für die umgebaute Mannschaft von TuSEM Essen. Aufs Aus in der ersten Runde des DHB-Pokals beim Aufsteiger VfL Potsdam (27:32) folgten zunächst der überzeugende Meisterschaftsstart gegen den HC Empor Rostock (26:15) und die Pleite bei den Wölfen Würzburg (23:29). Anschließend gelang dem Team von Trainer Michael Hegemann der Sieg über den außer Konkurrenz antretenden HC Motor Zaporizhzhia (30:22), der aber ohne Einfluss auf Konto und Tabelle und damit ein Muster ohne Wert war. Anschließend unterlag Essen bei der HSG Nordhorn-Lingen (23:27) trotz eines lange auf Augenhöhe geführten Duells mit 23:27 – was unter dem Strich auch, aber nicht nur mit den Roten Karten gegen Linkshänder Alexander Schoss (23.), Abwehrchef Malte Seidel (53.) und Regisseur Justin Müller (59.) zu tun hatte. Ebenfalls eine Tatsache: Nur 23 erzielte Treffer werden selten genügen, um in der zweithöchsten deutschen Klasse beide Punkte einzufahren. Hegemann zieht trotz allem selbst mit etwas Abstand viel Positives aus der Partie in Nordhorn: „Das war wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Wir haben 40 bis 45 Minuten eine gute Leistung gezeigt und sind für einen Sieg in Frage gekommen. Wir wussten ja vor der Saison, dass bei uns viel passen muss, damit wir in die Nähe kommen, ein Spiel zu gewinnen.“

Neu-Chefcoach Hegemann, bis zum Ende der vergangenen Serie der Co-Trainer des zum Bergischen HC in die 1. Bundesliga gewechselten Jamal Naji, hält die Schwankungen in seinem zum Teil stark umgebauten Team für völlig normal: „Wir sind noch in der Findungsphase.“ Dass sich die einzelnen Rädchen neu aufeinander einstellen müssen, hat wiederum mit Abgängen wie Noah Beyer (Bergischer HC) oder Lucas Firnhaber (HSG Nordhorn-Lingen) zu tun, die tragende Säulen waren. Für sie kamen unter anderem vier junge Leute wie Linkshänder Schoss vom TSV Bayer Dormagen – die ihren Weg zu gestandenen Zweitliga-Spielern gerade erst begonnen haben. Aus dem eigenen Nachwuchs-Bereich stießen noch Jonas Kämper und Luis Buschhaus in den Profi-Kader, sodass aufgrund fehlender Erfahrung insgesamt Ausschläge in den verschiedenen Stadien eines Spiels kein großes Wunder sind – und beim Trainer entsprechend keine große Verwunderung hervorrufen. Ob die Essener nach Nordhorn ausreichend gelernt haben. um ihre nächste Prüfung zu bestehen, wird sich am Freitagabend gegen die SG BBM Bietigheim zeigen – bei der Spaniens Handball-Legende Iker Romero mit seiner Mannschaft sicher nicht nur einen Mittelfeldplatz anpeilt. Genau der ist es aber zurzeit mit Rang elf und 4:4 Punkten und demnach werden die Essener kaum mit großem Entgegenkommen rechnen dürfen. „Sie hatten letztes Jahr schon hohe Ambitionen“, sagt Hegemann, „und für mich gehören sie zu den top vier. Das wird eine spannende Aufgabe. Aber wir spielen zu Hause und da muss es unser Anspruch sein, dass wir gewinnen.“ 

Das mit dem Respekt für den Gegner und den eigenen Ansprüchen kann Matthias Flohr als Trainer des TSV Bayer Dormagen sofort unterschreiben und die bisher erreichten 4:2 Zähler und Platz sieben werden Flohr nicht abheben lassen. So fand er natürlich zuletzt sowohl das 25:22 gegen die HSG Konstanz als auch das 30:28 bei den Wölfen Würzburg im Ergebnis ziemlich gut, doch er bevorzugt weiter die reine Sachlichkeit: „Wir haben immer noch genügend Baustellen, an denen wir arbeiten können, um uns zu verbessern. Und darum geht es ja, dass sich die Mannschaft entwickelt. Kritik, die uns nach vorne bringt, ist deshalb für mich unabhängig vom Ergebnis. Und natürlich ist das eine komfortable Situation, wenn man Dinge nach einem Sieg ansprechen kann. Klar ist, dass wir uns am Freitag weiter steigern müssen.“ Das liegt nicht zuletzt am kommenden Gegner, denn ins Sportcenter kommt der Aufsteiger VfL Potsdam, dessen prominentestes Gesicht definitiv der Mann an der Linie ist: Bob Hanning, der Vielbeschäftigte, hat das Traineramt bei den Potsdamern nicht zum Zeitvertreib übernommen.

Er verfolgt vielmehr zum Nutzen aller den Plan, den VfL als starkes „Farmteam“ der Füchse Berlin zu etablieren, wo er als tonangebender Geschäftsführer und entschiedener Förderer junger Spieler arbeitet. „Wie stark Potsdam ist, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Das wird eine sehr schwierige Aufgabe“, betont Flohr mit dem Blick auf die bisherigen Potsdamer Ergebnisse gegen die SG BBM Bietigheim (27:23), bei der HSG Konstanz (31:23) und gegen die Eulen Ludwigshafen (26:26). Weil der VfL zuletzt mit 25:30 gegen den HSC Coburg verlor, liegt er als Sechster mit 5:3 Zählern nur noch einen Zähler und eine Position vor den Dormagenern. Am Freitagabend gegen 21 Uhr wird dann nach dem direkten Duell feststehen, ob die beiden Kontrahenten wirklich auf einem vergleichbaren Niveau unterwegs sind – oder ob mehr Trennendes zwischen ihnen liegt.