Oberliga Mittelrhein
Dünne Kader überall, irres Finale in Birkesdorf
Kaum eine Mannschaft kann an diesem Wochenende in Bestbesetzung antreten. Der SSV Nümbrecht bleibt nach dem 32:28 bei der HSG Siebengebirge Spitzenreiter und erwartet nun am 15. Oktober den Zweiten TV Birkesdorf.

Ich hol‘ ihn mir: Bjarne Duckert (Mitte) stand mit dem Longericher SC II beim TV Birkesdorf kurz vor einer Niederlage. Mit zwei Treffern innerhalb von 19 Sekunden rettete er seinem Team aber doch noch einen Punkt. (Foto: Thomas Schmidt)

Es scheint, als könne die kurze Herbstpause in der Oberliga Mittelrhein zu keinem besseren Zeitpunkt kommen. Kaum eine Mannschaft klagte an diesem Wochenende nicht über personelle Probleme und in der einen oder anderen Halle mussten sogar die Trainer noch einmal mit auf die Platte. Die wenigsten Sorgen hatte dabei der SSV Nümbrecht, der das Spitzenspiel bei der HSG Siebengebirge mit 32:28 gewann und jetzt als Tabellenführer mit der optimalen Ausbeute von 12:0 Punkten in die Ferien geht. Dabei legten die Oberbergischen in der ersten Hälfte immer wieder vor und führten unter anderem mit 13:9 (18.). Siebengebirge glich aber wieder aus – 17:17 (28.). Und nach dem Seitenwechsel machte die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt aus dem 22:26 (46.) das 27:27 (53.). Nach dem 28:28 (55.) fehlte den Hausherren aber die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und sie blieben die letzten Minuten ohne Treffer, sodass die Gäste beide Punkte mitnahmen. „Nümbrecht gewinnt, weil wir es nicht schaffen, sattelfest in der Abwehr zu verteidigen. Wir kassieren an unserem heimischen Sonnenhügel 32 Gegentore, das ist schlichtweg zu viel“, fand Degenhardt.

Noch mehr Gegentore kassierten jeweils der der TV Birkesdorf und der Longericher SC II beim 34:34 im direkten Duell, das am Ende zum Drama wurde. In einer spannenden Partie mit wechselnden Führungen schienen die Hausherren hier beim 30:26 (52.) auf der Siegerstraße zu sein. Doch Longerich kam wieder ran – 30:31 (56.). 19 Sekunden vor Schluss erzielte Philipp Strücker das 34:32 für Birkesdorf – was eigentlich die Entscheidung hätte sein müssen. Doch mit dem Mut der Verzweiflung eroberte Longerich tatsächlich noch zwei Mal den Ball und Bjarne Duckert traf zwei Mal zum 34:34-Ausgleich. Klar: Der LSC konnte mit dem Ergebnis mehr anfangen und den Gastgebern tat der späte Punktverlust weh. „Wir haben über 60 Minuten nicht den Zugriff bekommen, den wir gegen so einen Gegner kriegen müssen. Vorne haben wir es in der zweiten Halbzeit sehr gut gemacht, in der ersten Halbzeit nur zu Beginn“, fand Birkesdorfs Sportvorstand Luca Feistkorn. Durch das Remis sind der TV und Longerich mit jeweils 9:3 Zählern auf den Plätzen zwei und drei die ersten Verfolger von Spitzenreiter Nümbrecht. Am 15. Oktober kommt es nun zu einem echten Gipfeltreffen, denn dann treten die Birkesdorfer beim SSV im Oberbergischen an.

Für Fortuna Köln wird die Lage immer ernster und bei der 19:32-Niederlage beim Pulheimer SC war die Mannschaft aus dem Kölner Süden ebenfalls chancenlos. Zwar lag das Team um das selbst mitspielende Vorstandsmitglied Roman Stabauer mit 12:8 vorne (22.), hatte aber keinerlei Wechselmöglichkeiten, sodass die Partie zum 12:16 (37.) kippte. „Leider muss ich mich aktuell Woche für Woche wiederholen. Durch eine für diese Voraussetzungen extrem starke erste Hälfte konnten wir zeitweise mit vier Toren führen. Doch schon vor der Halbzeit zollten wir der Kadersituation Tribut. Wir konnten überhaupt nicht wechseln und in der zweiten Halbzeit läuft uns Pulheim kaputt. Respekt an die Jungs, die heute gespielt haben – und Glückwunsch an Pulheim zum verdienten Sieg“, fand Stabauer, dessen Mannschaft mit nur einem Sieg aus sechs Spielen Vorletzter ist. Zufrieden war dagegen Pulheims Coach Kelvin Tacke nach dem dritten Sieg in Folge: „Die Truppe hat in den letzten drei Spielen eine gute Reaktion gezeigt und trotz aller Ausfälle eine positive Entwicklung gemacht. Ich freue mich besonders über die Entwicklung der Youngster wie Jaro Zank und Julian Koch.“

Ebenfalls deutlich erfolgreicher gingen der ASV SR Aachen und der TuS 82 Opladen II mit ihren personellen Engpässen um. Die Aachener traten zunächst mit nur sieben Feldspielern gegen den Stolberger SV an, kamen aber ungeachtet des kleinen Kaders zu einem ungefährdeten 31:23-Sieg. Schon zur Pause lag Schwarz-Rot mit 16:10 vorne und erhöhte direkt nach dem Seitenwechsel auf 18:10 (37.). Die Gäste kamen nie für eine Wende in Frage und so war es auch kein Problem, dass Aachens Coach Cornelius Hesse in den letzten Minuten noch einmal selbst auf die Platte kam. „Der Gegner hat einfach keinen Zugriff gegen unsere 6-0-Abwehr gefunden. Wir haben super effektiv im Angriff gespielt. Die sieben Jungs haben das grandios geregelt, sodass man ohne schlechtes Gewissen den Trainer in den letzten Minuten einwechseln konnte – und auch der das in den letzten Minuten nicht mehr verlieren konnte“, meinte Hesse zufrieden. Ganz ähnlich lief die Angelegenheit für Opladen beim 29:20-Erfolg beim HC Weiden II. Auch hier musste Trainer Philipp Jäger noch einmal selbst mit ran und er konnte so aus nächster Nähe miterleben, wie sein Team über das 13:6 (26.) einem klaren Erfolg entgegensteuerte. Weiden kam nach der Pause nie näher als auf fünf Treffer heran und beim Opladener 23:15 (50.) war die Partie entschieden. „Ein Riesenrespekt vor meiner Mannschaft. Wir hatten unglaublich viele Ausfälle. Dieser Sieg zeigt den Charakter meiner Mannschaft, wir haben eine sehr reife Leistung gezeigt“, fand Jäger.

Auch der TV Rheinbach hatte zuletzt mit personellen Problemen zu kämpfen – und er kam bei den HBD Löwen Oberberg trotzdem zu einem 29:26-Erfolg. Das Resultat bedeutete gleichzeitig das vierte Spiel in Folge ohne Niederlage und die Mannschaft von Trainer Jan Hammann ist nach zwei Pleiten zum Auftakt inzwischen auf Platz sechs geklettert (7:5 Punkte). „Freitagsabends mit einer ersatzgeschwächten Mannschaft ins Oberbergische zu fahren, ist natürlich eine unangenehme Aufgabe. Aber die Mannschaft hat das richtig gut gemacht. In der zweiten Halbzeit haben uns fünf Minuten gute Abwehrarbeit gereicht, um uns abzusetzen“, fand Hammann, dessen Mannschaft schon vor der Pause das 10:5 vorlegte (19.). Zur Pause war der Vorsprung wieder auf 14:12 geschmolzen, im Eiltempo besorgten die Gäste anschließend das 19:12 (36.), das aber keine Entscheidung war. Die Hausherren kamen noch einmal auf 20:22 (45.) heran und bis zum 24:27 (53.) durchaus für etwas Zählbares in Frage. Mit dem 29:24 (58.) beseitigte Rheinbach jedoch die letzten Zweifel am Erfolg. Direkt vor dem TV liegt in der Tabelle der TSV Bayer Dormagen II, der sein Konto durch das 31:29 über den TV Jahn Köln-Wahn auf 9:3 aufstockte. Hier war die Partie enger: Bayer hatte zwar über weite Strecken Vorteile, doch beim 27:27 (53.) war wieder alles offen. Mit drei Treffern in Folge zum 30:27 (57.) setzten die Hausherren dann den entscheidenden Schlag. „Es war ein sehr, sehr ausgeglichenes Spiel. Wir können froh sein, dass wir am Ende Courage bewiesen und die Schlussphase deutlich für uns entschieden haben“, meinte Dormagens Coach Martin Berger. „Wir haben uns im Vergleich zu den vergangenen beiden Spielen deutlich besser präsentiert.“ Wahns Abteilungsleiter Tobias Carspecken sah das Ergebnis s0: „Die Niederlage geht unter dem Strich in Ordnung, ist aber unnötig, hier wäre mehr drin gewesen.“ Passend zum allgemeinen Bild der Liga mussten beide Seiten jeweils eine neue Hiobsbotschaft verkraften: Kölns Kreisläufer Tom Buschmann knickte in der Partie um und ihm droht eine längere Pause, Bayer-Keeper Jonathan Dobiey traf ein Ball so unglücklich im Gesicht, dass auch er erst einmal ausfiel. Es scheint tatsächlich, als könne die kurze Herbstpause zu keinem besseren Zeitpunkt kommen.

 

HSG Siebengebirge – SSV Nümbrecht 28:32 (17:17).

HSG Siebengebirge: Wiese, Löcher – Andrassy (5), Dziendziol (10/3), Rohde, Knieps, Hayer, Lopez de Carvalho (1), Marcinkovic (4/1), Krefting (2), Picard, Gebel (3), Sivanathan (3).

SSV Nümbrecht: Ort, Rydzewski – Opitz (2), Benger (3), Urbach (6), J. Lang (11), Witthaut, Schanz (4), Sonka (1/1), Deilmann (3/2), Dissmann (22), T. Lang, D. Donath (2), Miebach.

 

TV Birkesdorf – Longericher SC II 34:34 (13:14).

TV Birkesdorf: Höschen, Schroven – Pelzer, A. Ernst (5), J. Ernst (8), Ihmer (2), Risteski (9/4), Strücker (3), Pestinger (5), Grings, Meise, Heinze, Bünten (2).

Longericher SC II: Burggraf – Kröger (7), Beckmann (2), Dibowski (1), Schiefer, Quetting (7), Duckert (4), Vallbracht, Beste, Malolepszy (7/1), Gottlob (3), Keil (1), Hoffmann (2).

 

Pulheimer SC – Fortuna Köln 32:19 (12:12).

Pulheimer SC: O. Middell, T. Giesen – Bartsch (6), Zank (1), Semeraro, J. Giesen (1), Koch (5), Jäckel (4), Hampel (3), Romberg, Mokris (5/3), T. Middell (5), Hüfken (2).

Fortuna Köln: Staat, Hoffmann – Stutzki (5), Eiben, Lehmann (3), Stabauer, Degener (1), Pfennigwerth, Gremmelspacher (6), Lux (4).

 

TSV Bayer Dormagen II – TV Jahn Köln-Wahn 31:29 (17:15).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl, Dobiey – Pedack (2), Boehnert (1), Stein (3), Emmerich (2), Ostrowski (1), Szabo (1), Träger (7/2), Seyb, M. Schmidt (4), von Bülow, Sondermann (3), Rehfus (7).

TV Jahn Köln-Wahn: Lovrincevic, Rotscholl – Hinteresch, Eberlein (4), Lütticke (1), Hantsch, Jäger (2), Alesius (2), Bröxkes (2), Giacobbe (2), Buschmann (5), Lange (11/4), Westmeier.

 

ASV SR Aachen – Stolberger SV 31:23 (16:10).

ASV SR Aachen: Bockwinkel, Schnitzler – Happersberger (4/1), Signon (3), Adamy, Durst (2), Hesse, Aguilera Lintz (6), Arancibia Diaz (12/3), Böckenholt (4), Oliva Cifuentes.

Stolberger SV: Winkler, Schornstein – J. Frauenrath (11/4), M. Költer (1), Kantolic (2), Müllejans, von der Stein (2), Lange (3), Lesker (1), K. Frauenrath (2), Redding (1), Steiner, Y. Költer, Reinold.

 

HBD Löwen Oberberg – TV Rheinbach 26:29 (12:14).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Bauch – Starcevic (1), Mlynczak (4), Köster, Müller (4), Bockhacker, Soldanski (2), Hudak-Domokos (2), Welke, Schneider (2), Malek (1), Krause (10/5).

TV Rheinbach: Thürnau, Czerwinski – Engel (2), Eusterholz (3), Schmitz (6/3), Hoffstadt, Klassen (3), Bittner (4), L. Kazimierski (4), Künkler (3), J. Kazimierski (4).

 

HC Weiden II – TuS 82 Opladen II 20:29 (9:14).