1. Bundesliga
Im Leiden vereint: Mega-Frust bei Gummersbach und BHC
VfL hat in letzter Sekunde beim 28:29 in Göppingen die Chance zum Ausgleich. Team von Trainer Jamal Naji kassiert in letzter Sekunde das 26:27 in Stuttgart.

So ein Mist: Rechtsaußen Lukas Blohme war zwar mit fünf Treffern der beste Werfer seiner Mannschaft, aber nachher mindestens genauso enttäuscht wie alle anderen Gummersbacher. (Foto: Thomas Schmidt)

FRISCH AUF! Göppingen – VfL Gummersbach 29:28 (15:14). Irgendwie war ja klar, dass das Pendel irgendwann mal zur anderen Seite umschlagen musste und der VfL am Ende einer engen Partie mal als Verlierer vom Platz gehen würde. Nach den extrem knappen Erfolgen im September über den ASV Hamm-Westfalen (29:28) und bei der HSG Wetzlar (30:29) war bei starken Göppingern das Glück diesmal nicht auf der Seite der Gäste. Und der Spielverderber hatte einen Namen: Daniel Rebmann. Der FRISCH AUF!-Keeper gewann nicht nur das Duell zweier gut aufgelegter Torhüter gegen Gummersbachs Fabian Norsten mit 16 Paraden. Die wichtigste davon zeigte er dabei mit der Schluss-Sirene. Der VfL hatte zwölf Sekunden vor dem Ende noch seine finale Auszeit genommen und den letzten Angriff vorbereitet, der den Ausgleich bringen sollte. Der Spielzug endet dann bei Dominik Mappes völlig frei direkt am Kreis, doch der Spielmacher scheiterte an Rebmann, sodass der Rest nur Göppinger Jubel war.

Gummersbachs Nationalspieler Julian Köster war die Enttäuschung anzumerken: „Natürlich ist das direkt nach dem Spiel jetzt sehr bitter. Insgesamt denke ich aber, in Göppingen kann man auch schon mal ein Spiel verlieren.“ Keine Frage: Mit 8:4 Punkten steht der Aufsteiger nach sechs Partien als Siebter weiter sehr ordentlich da und das Polster auf die beiden Abstiegsränge ist im Oktober 2022 anständig. Dort stehen Hamm und der TSV GWD Minden jeweils ohne Zähler (0:12). Am kommenden Sonntag hat der VfL zu Hause die nächste Chance auf Punkte, dann tritt der SC DHfK Leipzig (15./3:9) in der Schwalbe-Arena an.

Die Partie in Göppingen war von Anfang bis Ende eine enge Angelegenheit. Gummersbach, das in Finn Schroven nur einen Linkshänder im Rückraum dabei hatte und hier über weite Strecken mit Rechtshändern agierte, hatte beim 5:3 (10.) einen kleinen Vorteil, geriet dann aber auch mit 7:8 in Rückstand (16.). Nach dem 12:12 (26.) besorgte Göppingens Marcel Schiller das 14:12 für die Hausherren (28.), doch schon nach der Pause legte der VfL wieder vor – 17:16 (33.). Beim 19:21 (41.) nahm Gummersbachs Coach Gudjon Valur Sigurdsson eine Auszeit, die Früchte trug und das 22:21 (45.) brachte. Die Hausherren reagierten ihrerseits mit einer Auszeit und bis zum 28:28 (58.) konnte sich keine Seite irgendeinen entscheidenden Vorteil erspielen. David Schmidt (bis Ende der vergangenen Saison beim Bergischen HC) erzielte schließlich 20 Sekunden vor dem Ende das 29:28 für die Gastgeber. Weil Redmann gegen Mappes das letzte Wort behielt, blieben beide Zähler in Baden-Württemberg.

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (3), Kodrin, Köster (3), Blohme (5), Schroven (1), Häseler (2), Schluroff (2), Mappes (5/1), Pregler, Styrmisson (2), Kiesler, Zeman (1), Stüber (4).

 

TVB Stuttgart – Bergischer HC 27:26 (12:17). Um diese Geschichte zu erfinden, braucht einer wirklich eine Menge an Phantasie. Donnerstag, 29. September: Die Rhein-Neckar Löwen nehmen im Spiel beim Bergischen HC elf Sekunden vor Schluss beim Stande von 26:26 eine letzte Auszeit, um sich ein Last-Minute-Rezept für den Siegtreffer auszudenken. Der Plan funktioniert auch, denn drei Sekunden vor dem Ende trifft Niclas Kirkelokke zum 27:26. Der BHC geht nach einem aufopferungsvollen Kampf gegen die ungeschlagenen Löwen total entnervt von der Platte. Was sie da nicht ahnen konnten: Es geht noch schlimmer. Sonntag, 2. Oktober: Der TVB Stuttgart hat im Heimspiel gegen den Bergischen HC zehn Sekunden vor Schluss beim Stande von 26:26 ein letzte Auszeit, um sich ein Last-Minute-Rezept für den Siegtreffer auszudenken. Der Plan funktioniert auch, denn Adam Lönn trifft auf den letzten Drücker und das Team von Trainer Jamal Naji zum 27:26 mitten ins Herz. Zum zweiten Mal hintereinander entgeht dem BHC damit ein greifbar nahes Unentschieden und es ist eine schmerzhafte Wahrheit, dass nach der dritten Niederlage hintereinander statt möglicher 6:8 Punkte nun 4:10 Zähler auf dem Konto stehen, die aktuell nur zu Rang zwölf reichen. Das gestaltet die Lage vor der nächsten Aufgabe am Donnerstag beim Sechsten HC Erlangen (9:3 Punkte) nicht eben angenehmer.

Was das Ergebnis doppelt und dreifach frustrierend macht: Es hätte in dieser Form mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so entstehen dürfen – weil das Stuttgarter Drücken auf den die Auszeit fordernden Buzzer möglicherweise zu spät erfolgte: Die Schiedsrichter dürften eine Aktion der Hausherren (Stürmerfoul) bereits abgepfiffen haben – und somit war der BHC im Ballbesitz: Der TVB hätte demnach gar keine Auszeit beantragen dürfen. Es gab intensive Diskussionen, an deren Ende die Unparteiischen die Auszeit trotzdem zuließen und der Ballbesitz bei Stuttgart blieb. BHC-Trainer Naji äußerte sich trotz aller Enttäuschung relativ zurückhaltend: „Ich mache den Schiedsrichtern keinen Vorwurf. Sie machen das nicht mit Absicht, sie müssen sich auf das Kampfgericht verlassen. Dass es so endet, ist aber maximal bitter. Und das hat die Mannschaft auch nicht verdient.“ Worüber er trotzdem nicht hinwegsah: Der BHC hätte sich manches ersparen können. „Wir hatten dann in der zweiten Halbzeit für zehn Minuten im Angriff keinen Zugang.“

Dass es derart dramatisch werden sollte, ließ sich nach dem ersten Durchgang tatsächlich nicht mal im Ansatz erkennen. Der BHC drehte das 2:4 (10.) zum 5:4 (13.) und er übernahm dank einer konzentrierten Leistung die Kontrolle – 10:5 (21.), 14:8 (24.), 17:12 (30.). Ein wesentlicher Baustein: Christopher Rudeck im Tor ließ die Hausherren durch seine Paraden immer wieder verzweifeln und er erreichte über die gesamte Partie bei 17 Paraden eine überragende Quote von 42,5 Prozent gehaltener Bälle. Mit dem 20:15 (38.) sah alles weiter ganz gut aus, ehe der BHC die eine oder andere Chance nicht nutzte und dann plötzlich nur noch mit 20:19 (43.) führte. Das 22:24 (50.) glich der BHC immerhin wieder zum 24:24 (53.) aus, ehe das spätere Drama sich anzudeuten begann – 25:25 (56.), 26:26 (59.), 26:27 (60.).

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (2), Schönningsen (2), Nothdurft (1), Weck, Gunnarsson (2), Ladefoged (6), Fraatz (2), Babak (3), Arnesson (2), Bergner, Nikolaisen, M’Bengue (2), Stutzke (4).