Oberliga Niederrhein
Lebenszeichen: Adler fliegen auch ohne Janus und Ciupinski
Königshof gewinnt in Hiesfeld klar mit 34:21, muss sich aber neu sortieren. Mönchengladbach beherrscht Derby gegen Geistenbeck beim 30:19 klar und bleibt Titelfavorit.

Uns wirft so schnell nichts um: Sebastian Bartmann, Kapitän, rechte Hand seines Trainers Marius Timofte und Mitglied im Vorstand in Personalunion, glaubt fest an eine gute Saison für die Adler. Dass sie  den Meisterschafts-Favoriten Borussia Mönchengladbach (links Dennis Aust-Heide, Nummer 9 Thomas Prinz) kaum an der Spitze bedrängen können, nimmt Königshof fast gelassen zur Kenntnis. (Foto: Herbert Mölleken)

Die Meisterschaft in der Oberliga Niederrhein scheint schon nach dem fünften Spieltag für den Rest der Saison nur noch ein Zweikampf zu sein. Ganz vorne liegen alleine ohne Punktverlust die von vielen als eindeutiger Aufstiegsfavorit angesehene Borussia Mönchengladbach (8:0) und der Herausforderer Unitas Haan (8:0). Dahinter erhebt der TV Lobberich (8:2) sicher keinerlei Ansprüche auf den Sprung in die Regionalliga – und die DJK Adler Königshof (7:3) als Vierter hätte wohl am liebsten einen Blick nach ganz oben gerichtet, musste sich aber jetzt neu sortieren. Vor der Saison waren in Simon Ciupinksi und Damian Janus (zuletzt Interaktiv.Handball) zwei Spieler mit reichlich Qualität und Erfahrung in höheren Klassen zu den Adlern gestoßen. Was sich hinter den Kulissen vor einigen Wochen anzudeuten begann: Es drohten Schwierigkeiten, weil die Vorstellungen des Vereins nicht (mehr) mit den Ideen des vor einem Jahr hinzugestoßenen Geldgebers übereinstimmten, der die Finanzierung der beiden übernommen hatte. Konsequenz in der zeitrafferähnlichen Zusammenfassung: Der „Sponsor“ wird sich zurückziehen, Ciupinski und Janus werden nicht mehr für die Adler auflaufen – und sie haben sich inzwischen bereits von der Mannschaft verabschiedet. Die passt nun die Ansprüche der Wirklichkeit an und geht mit einem neuen Ziel an den Start. „Wir wollen die Klasse halten“, sagt Kapitän Sebastian Bartmann, für den die wichtigste Erkenntnis diese ist: „Die Adler leben weiter.“ Dass sie vermutlich beim Stützen auf die vorhandenen Strukturen mit dem Einbau von Spielern aus den eigenen Reihen (vorerst) kein direkter Kontrahent der Top-Teams sind, werden sie in Königshof verkraften.

Den Nachweis ihrer Klassentauglichkeit lieferte das Team von Trainer Marius Timofte auch direkt im Spiel eins nach der kurzen „Ära“ Janus/Ciupinski – durch den 34:22-Erfolg bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade. Bis zum 6:7 (10.) lagen die Gäste zwar regelmäßig hinten, aber kurz darauf brachte ein 7:0-Lauf vom 8:8 (13.) bis zum 15:8 (24.) bereits den entscheidenden Vorsprung. „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung“, fand Bartmann, der dennoch für den einen oder anderen Spieler ein Extralob hatte. Stark fand er etwa die Beiträge von Rückraumspieler Joshua Rippelmeier (vor der Saison vom VfB Homberg gekommen) sowie die von Linksaußen Konrad Huth und Mike Kammann (beide aus der zweiten Mannschaft hochgezogen), der nach der Pause für Stammkeeper Florian Lindenau zwischen die Pfosten rückte.

Eine sehr klare Angelegenheit war das Mönchengladbacher Ortsduell zwischen der Borussia und dem TV Geistenbeck (Sechster/5:5 Punkte), das der Favorit mit 30:19 zu seinen Gunsten entschied. TVG-Trainer Thomas Laßeur redete nicht lange um den heißen Brei herum: „Wir müssen heute Borussia Mönchengladbach zum Derbysieg gratulieren. Am Ende des Tages muss man sagen, sie haben auch in der Höhe verdient gewonnen. 19 Tore sind einfach zu wenig, um einen Titelaspiranten ärgern zu können.“ Enger war es nur bis zum 10:9 (24.) vor der Pause, doch in der Folge ließ der Favorit keine großen Zweifel mehr an den Kräfteverhältnissen aufkommen – und spätestens mit dem 23:15 (45.) in der Mitte der zweiten Halbzeit stand der Gewinner fest. Mönchengladbachs Coach Ronny Rogawska war durchaus auch erleichtert: „Wir mussten fürs 14:10 in der ersten Halbzeit viel arbeiten, wir haben viele Chancen ausgelassen. Wir konnten uns im hart umkämpften Spiel nicht so richtig absetzen, wie wir gerne wollten. Die Abwehr stand richtig gut und wir hatten gute Torhüter. Ich bin sehr froh darüber, dass wir dieses Derby so deutlich gewonnen haben. Wir haben sehr gut agiert in der Abwehr und wir hatten im Angriff einen klaren Kopf.“

Um Lichtjahre auseinander lagen die Gefühlswelten nach dem 33:27 des HSV Überruhr gegen den TSV Kaldenkirchen. „Ich muss sagen, dass ich enttäuscht bin von unserer Leistung“, fand TSV-Coach Voller Hesse, „weder im Angriff noch in der Abwehr spielen wir das, was wir uns vornehmen. Mit einer solchen Leistung kann man in der Oberliga nicht bestehen.“ Für Überruhrs Trainer Tim Reinhardt sah das ganz anders aus: „Eine überragende Mannschaftsleistung. Personell gingen wir auf der letzten Rille und haben trotz dieser schwierigen Situation ein wirklich gutes Spiel gemacht.“ Auf den Weg zum Erfolg bogen die Gastgeber ein, indem sie aus dem 12:12 (24.) bis zur Pause das 16:14 (30.) machten und in der zweiten Halbzeit aus dem 19:17 (36.) das 25:19 (44.). Erst ab dem 30:21 (50.) konnte Kaldenkirchen noch etwas Ergebniskosmetik betreiben. In der Tabelle liegt der TSV (Siebter/5:5 Punkte) mit einem Spiel mehr trotzdem knapp vor der SG (Achter/4:4).

So gar nichts kaufen konnte sich der Aufsteiger TuS Lintorf für die lange Zeit sehr engagierte und gute Vorstellung gegen Mettmann-Sport. Die Hausherren lagen beim 7:8 (15.) und 8:9 (17.) zurück, drehten den Spieß aber in ihrer besten Phase durch sechs Treffer hintereinander zum 14:9 (25.) um. Bis zum 23:17 (38.) und 24:19 (42.) schien die Mannschaft von Trainer Felix Linden die Partie im Griff zu habe, ehe sie vom Kurs abkam und eine Zitterpartie einleitete – 24:24 (47.), 26:24 (50.), 27:26 (51.), 29:29 (56.), 30:30 (58.). Paul D’Avoine (58./Siebenmeter) und Nils Thanscheidt (60.) rissen die Lintofer dann endgültig aus allen Träumen. „Wir hätten es verdient, mindestens einen Punkt mitzunehmen“, fand Linden, „wir haben 45 Minuten wirklich ein gutes Spiel gemacht. Dann kommt so eine Phase, wo wir wieder in so ein altes Muster verfallen. Es war so ein bisschen fehlende Disziplin, wir haben viele freie Bälle wieder nicht reingemacht. Wir kriegen auch zu viele unnötige Zeitstrafen.“ In der Tabelle rutschte der TuS (2:8 Punkte) auf den vorletzten Platz ab, während Mettmann (7:3) als Fünfter aktuell fest zum oberen Drittel gehört.

 

Borussia Mönchengladbach – TV Geistenbeck 30:19 (14:10).

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann, Lyrmann – Aust-Heide (1), Prinz, Thomas (1), Panitz (5/3), Weis (2), Bremges (1), Weisz (5), Berner (5), Nix (2), Lipok (2), Kubik (2), Jennes (4).

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Wagenblast (2), Hettrich (6/5), D. Meissner (4), A. Meissner (1), Meschkorduni, Hermanns (1), Schimanski, Krücken, Lüttke (1), Leistner (4), Schumacher.

 

TuS Lintorf – Mettmann-Sport 30:32 (17:12).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Pfeiffer, Lenzen (6), Bauerfeld, Strunk (3/2), Lesch (5), Demir (3), Langen (3), Hackbeil, Greday (1), Rose (7), Kropp (2).

Mettmann-Sport: Jakubiak, Riebau – Döhler, Thanscheidt (1), Rath, Maesch (9), Schirweit (2), P. D’Avoine (8/3), Falkenberg (5), Stein, Königs (4), Everts (3), Romagno.

 

HSG Hiesfeld/Aldenrade – DJK Adler Königshof 22:34 (10:19).

HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier – Baier (2), Schwengers (2), Berner (5/5), Strehl (4), J. Schnier (1), Blum (5), Pobric, Bruns (1), Krecker, Krölls, Möhle (1), Markett.

Adler Königshof: Kammann, Lindenau – Meurer (4), Schumacher (2), Eiker (2), Rippelmeier (4), Legermann (3), Bartmann (5), Vogel (2), Reiners (2), Huth (3), Zavada (7/3).

 

HSV Überruhr – TSV Kaldenkirchen 33:27 (16:14).

HSV Überruhr: Bielan, Kuklok – Tim Koenemann (7), P. Thomas (3), Reimann, Toni Luca Koenemann, Birkenstock, Eller, Lepper (10/5), Liedtke (1), N. Thomas (2), Batz (5), van der Heuvel (4), Lorenz (1).

TSV Kaldenkirchen: Deckers, Brüster – N. Coenen (2), S. Coenen (2), Heyer (4), M. Coenen (8/4), Schuermanns (1), van Wesel (2), Kuik (1), Lösche (2), Thommessen, Dauben (1), Niehoff (2), Rosati (2).

 

LTV Wuppertal – TV Lobberich 31:37 (11:16).

 

TV Angermund – TSV Aufderhöhe 22:34 (10:19).