1. Bundesliga
BHC ist auf einem guten Weg, Gummersbach weiter gelassen
Die Mannschaft um Trainer Jamal Naji brennt nach zwei knappen Niederlagen in Erlangen auf Wiedergutmachung. Der VfL peilt gegen Leipzig den nächsten Heimsieg an.

Bahn frei: Die beiden Linksaußen Tim Nothdurft (hier im Duell mit Keeper Joel Birlehm von den Rhein-Neckar Löwen) und Noah Beyer haben für den BHC zusammen bisher 42 Treffer erzielt. In Erlangen soll nach Möglichkeit der eine oder andere hinzukommen. (Foto: Michael Jäger)

Es ist ja nicht so, dass Jamal Naji die Lage besonders prickelnd findet. Und auch das, was dem Bergischen HC jetzt innerhalb von nur drei Tagen widerfahren ist, hätte er sich und seiner Mannschaft lieber erspart. Heftig genug waren ja die beiden 26:27-Niederlagen gegen die Rhein-Neckar Löwen und beim TVB Stuttgart – unglücklich sowieso und sogar ungerecht die andere, weil der letzte Treffer von Adam Lönn in Stuttgart nach einer durch Schiedsrichter und Kampfgericht getroffenen Fehlentscheidung gar nicht hätte fallen dürfen. Inzwischen bringt es nach Najis Grundauffassung nichts mehr, mit dem Schicksal zu hadern und sich über allgemeines Unglück zu beklagen. Die Beteiligten, natürlich zuerst hart getroffen, beschäftigen sich aus einem guten Grund längst mit anderen Themen: „Wir sind auf dem Weg der Besserung, wir richten den Blick nach vorne.“ Dieser Blick geht auf den Donnerstag und die schwierige Aufgabe beim Sechsten HC Erlangen (9:3 Punkte), der in dieser Situation als Favorit gelten muss gegen den BHC, der mit Rang zwölf und 4:10 Zählern aktuell ein bisschen unter Wert einsortiert ist. Auch darin sieht der BHC-Trainer keinen Grund zu Resignation, zumal er vor übertriebenen Erwartungen warnt: „Sechs Punkte wären realistisch gewesen. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen.“

Die Vorzüge der Erlanger sind ein allgemein gut besetzter Kader und ein Regisseur Nico Büdel, der sich zurzeit offensichtlich in einer besonders guten Form befindet und mit 27 Treffern aus sechs Partien der beste Werfer des HC ist – vor Hampus Olsson (26), Tim Zechel (25) und Simon Jeppsson (23).  Alle zusammen erzielen demnach im Durschnitt 16,83 Treffer pro Partie, was sicher als eine sehr anständige Basis für einen Erfolg durchgeht. Der Vergleich: Die vier erfolgreichsten BCH-Spieler Lukas Stutzke (26), Linus Arnesson (23), Noah Beyer (23) und Tim Nothdurft (19) erreichen nach sieben Spielen einen geringeren Durchschnitt von genau 13 Toren. Was aus der Sicht der Gäste sicher gilt: Eine ähnliche Phase wie in Stuttgart, als sie offensiv nach der 20:15-Führung (38.) vorübergehend komplett den Faden verloren und mit 22:24 (50.) in Rückstand gerieten, werden sie sich in fast keiner Bundesliga-Partie erlauben können – also auch in Erlangen nicht.

Im Anschluss an die über 400 Kilometer weite Dienstreise nach Franken wartet auf den BHC eine längere Pause, denn es geht erst am 29. Oktober bei den Füchsen Berlin weiter. Arbeitsaufträge gibt es für diesen Zeitraum genug und Naji nimmt dafür viel Hoffnung mit – was unter anderem mit der geplanten Rückkehr von Kapitän Fabian Gutbrod zu tun hat, der nach seiner Anfang August erlittenen Knieverletzung (Außenband gerissen) vor dem Comeback steht. Noch einen deutlichen Schritt weiter dürfte gleichzeitig Linkshänder Djibril M’Bengue sein, der dem BHC ohne Trainingsrückstand und in bester Verfassung sicher wertvolle zusätzliche Impulse im rechten Rückraum liefern kann. Im gesamten Paket, zu dem nicht zuletzt die momentan in Top-Form haltenden Keeper Peter Johannesson (35 Prozent gegen Rhein-Neckar Löwen) und Christopher Rudeck (sogar 42,5 Prozent in Stuttgart) sowie Einsatz und Leidenschaft gehören, sieht Naji dann eine ausreichende Basis, um für die weiteren herausfordernden Aufgaben in Herbst und Winter gerüstet zu sein. Dass ein Erfolgserlebnis in Erlangen ganz gut dazu passen würde, versteht sich von selbst.

Ebenfalls von selbst versteht sich, dass er Aufsteiger VfL Gummersbach mit Rang sieben und bisher 8:4 Zählern gut leben kann – trotz aller Enttäuschung über die unnötige 28:29-Niederlage bei Frisch Auf Göppingen. Darüber ärgerte sich sowieso niemand mehr als Regisseur Dominik Mappes, der nach sechs Spieltagen gemeinsam mit dem Magdeburger Omar Ingi Magnusson die Torschützenliste der Bundesliga anführt (beide 48 Treffer) und sich ganz klare Chancen normalerweise nicht entgehen lässt. Diesmal aber tauchte er frei vor Göppingens Keeper Daniel Redmann auf – und verpasste den Ausgleich. Trotzdem gehört der 27-Jährige, vor der Saison vom TV Hüttenberg ins Oberbergische gekommen, völlig verdient zum Kreis der sieben Spieler, aus dem die HBL jetzt den Spieler des Monates September bestimmen lässt (Fan-Wahl). Seine prominenten Kontrahenten sind Thomas Mrkva (Torhüter/THW Kiel), Marcel Schiller (Linksaußen/Göppingen), Eric Johannson (Rückraum links/THW Kiel), Mathias Gidsel (Rückraum rechts/Füchse Berlin), Lars Weißgerber (Rechtsaußen/HSG Weißgerber) und Magnus Saugstrup (Kreis/SC Magdeburg).

Für eine mögliche persönliche Ehrung und das durchgehende Lob an die Mannschaft für eine bisher überzeugende Saison können sich die Gummersbacher allerdings im Heimspiel am Sonntag gegen den SC DHfK Leipzig wenig kaufen – zumal die Gäste aus Sachsen nach einem 0:8-Start zuletzt drei Punkte auf ihr Konto überwiesen (Rang 15/3:9). Nach dem 32:29 gegen Erlangen gab ein 29:29 beim TBV Lemgo Lippe, als Viggo Kristjansson für glückliche Lemgoer per Siebenmeter in letzter Sekunde nervenstark das Unentschieden sicherte. VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson hofft dabei in erster Linie auf mehr Möglichkeiten im rechten Rückraum, der in Göppingen ohne die angeschlagenen Tom Jansen und Nemanja Zelenovic auskommen musste. Dass die oft praktizierte Variante mit drei Rechtshändern im Rückraum in Göppingen relativ gut funktionierte, werden sie trotzdem auch in Leipzig aufmerksam registriert haben. Und ganz unabhängig vom einsatzfähigen Personal: Die Gummersbacher planen trotzdem nicht, den auswärts bisher sieglosen Leipzigern (1:5 Zähler) in der Schwalbe-Arena das erste Erfolgserlebnis zu überlassen.