DHB-Pokal
Nächster Halt Göppingen: BHC kämpft gegen den Trend
Trainer Jamal Naji hat aber vor Duell mit Frisch Auf einige personelle Baustellen. VfL Gummersbach ist beim Zweitligisten Rostock der Favorit.

Hoch, höher, Stutzke: Lukas Stutzke (mit Ball), der sich bei der Nationalmannschaft eine Verletzung zuzog (Oberschenkel), ist mit 28 Treffern aus acht Spielen der bisher erfolgreichste Werfer des BHC in der laufenden Bundesliga-Saison. (Foto: Michael Jäger)

Wer in der 1. Bundesliga vier Mal hintereinander verloren hat, muss sich ein paar Gedanken darüber machen, wie es denn weitergehen soll. Das trifft gerade auch auf den Bergischen HC zu, der seit dem 15. September und dem 32:28 über den TBV Lemgo Lippe keinen einzigen Punkt mehr einfahren konnte – 23:33 beim HSV Hamburg, 26:27 gegen Rhein-Neckar Löwen, 26:27 beim TVB Stuttgart, 27:30 beim HC Erlangen. Ein schwacher Trost: Richtig schlecht war lediglich der Auftritt in Hamburg und bei den drei anderen Auftritten wäre mehr drin gewesen. In der Summe bedeuten die 4:12 Punkte allerdings eine Art Notlage, denn viel Polster nach unten hat die Mannschaft von Trainer Jamal Naji nicht mehr. Hinter ihr kommen nur Stuttgart (4:12) sowie auf den beiden Abstiegsplätzen der ASV Hamm-Westfalen (2:12) und der TSV GWD Minden (0:14), bei dem der BHC vor eineinhalb Monaten mit einem 28:25 in die neue Saison gestartet war. Was Aufsteiger Hamm kürzlich nachwies, könnte Najis Team als Blaupause dienen: Selbst eine Serie von 0:12 Punkten bedeutet nicht das Ende der Welt und ein Gegner wie der Traditionsklub Frisch Auf Göppingen lässt sich dann trotzdem bezwingen. Jedenfalls brachte der ASV kürzlich durch ein 32:28 über Frisch Auf (Elfter/5:9) die ersten Punkte auf sein Kont0 – was dem BHC vielleicht Möglichkeiten für die Partie am Donnerstagabend in der Klingenhalle gegen Göppingen eröffnet. Dass es sich dabei „nur“ um die zweite Runde des DHB-Pokals handelt, ändert an der Wertigkeit nichts. Es bietet sich schließlich erstens die Gelegenheit, dem frustrierenden Trend ein Ende und zugleich ein Zeichen für die weitere Runde zu setzen. Außerdem täte es dem Verein natürlich ganz gut, unter die letzten 16 zu kommen. Ganz am Ende lockt schließlich immer wieder die Teilnahme am Final Four, das der BHC ja kennt – von seiner Teilnahme 2016 und dem bis heute unvergessenen Halbfinale am 30. April gegen den aktuellen Deutschen Meister SC Magdeburg (33:36 nach Verlängerung).

So weit voraus auf den 15./16. April 2023 mag Trainer Naji zurzeit nicht denken, weil er mit der aktuellen Situation ausreichend beschäftigt ist. Die sieht fürs Duell mit Göppingen durchaus alles andere als problemfrei aus. „Wir müssen gucken, was wir für einen Kader zusammen haben. Lukas Stutzke hat sich ja bei der Nationalmannschaft leider verletzt“, sagt Naji, „hinzu kommt, dass wir eine richtig schöne Erkältetenwelle hatten/haben. Deswegen wird erst relativ spät klar werden, wen wir wirklich im Kader haben am Donnerstag.“ Göppingen sieht er als Mannschaft auf Augenhöhe: „Sie hat – ähnlich wie wir – einige Neuzugänge auf Schlüsselpositionen und muss sich erst noch finden. Sie verfügen aber über ein wahnsinnig großes Potenzial und sind wirklich auf jeder Position sehr variabel besetzt – das heißt, sie haben auf keiner Position zwei ähnliche Spielertypen. Es ist ein Pokalspiel und natürlich ist es unser Ziel, auch mit der angespannten Personalsituation dennoch alles zu investieren, um vielleicht eine Runde weiterzukommen.“

Ganz sicher nicht dabei sein wird Rechtsaußen Yannick Fraatz (23), der einerseits seinen Vertrag beim BHC bis 2024 verlängert hat und andererseits mit sofortiger Wirkung bis zum Saisonende 2022/2023 an Rekordmeister THW Kiel ausgeliehen ist. „Eine Ausleihe zum THW Kiel bei gleichzeitiger Verlängerung des Vertrags – damit schaffen wir eine Situation, die für alle Beteiligten Vorteile bietet“, findet BHC-Geschäftsführer Jörg Föste, „Yannick sammelt Erfahrung auch auf internationaler Ebene und wird gestärkt zum Bergischen HC zurückkehren. Arnor Gunnarsson und Isak Persson werden bis zum Saisonende unser Gespann bilden.“ 

Deutlich entspannter sieht die Lage für den Bundesliga-Aufsteiger VfL Gummersbach aus, der sich mit 9:5 Punkten auf dem achten Tabellenplatz eingependelt hat und erst vor Kurzem die erste Saison-Niederlage einstecken musste – mit dem am Ende dramatischen 28:29 in Göppingen. Nicht weniger aufregend war zuletzt das 36:36 gegen den SC DHfK Leipzig mit dem Ausgleich erst ein paar Sekunden vor Schluss. Ob es jetzt wieder derart knifflig wird, hat die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit selbst in der Hand – weil sie für ihre Pokalaufgabe an der Ostsee beim HC Empor Rostock als klarer Favorit gelten muss. Das Team von HC-Trainer Till Wiechers steckt mit 2:8 Zählern auf Rang 16 im unteren Drittel der Zweitliga-Tabelle fest und konnte unter anderem keins seiner drei Heimspiele gewinnen – 24:29 gegen den TV Hüttenberg, 30:31 gegen den Dessau-Roßlauer HV, 22:31 gegen die HSG Nordhorn-Lingen. Die Gummersbacher sind für den Mittwochabend trotzdem gewarnt, zumal den bis dahin sieglosen Rostockern jüngst mit dem 33:27 bei den Wölfen Würzburg der erste Sieg gelang.

Wie unangenehm Auftritte in Mecklenburg-Vorpommern sein können, erlebten die Gummersbacher selbst vor ziemlich genau einem Jahr, als sie – damals ebenfalls fest auf Sieg gepolt – am 27. Oktober 2021 mit einer 33:34-Niederlage im Gepäck die Heimreise antreten durften. Ein Albtraum für den VfL war seinerzeit Rostocks Kreisläufer Jonas Thümmler, der es in den 60 Minuten auf sagenhafte 15 Treffer brachte – fünf mehr, als er in den bisherigen sechs Einsätzen 2022/2023 auf sein persönliches Konto überwies (zehn). Mit von der Partie war seinerzeit bereits Gummersbachs junger Linkshänder Finn Schroven, der jetzt beim Unentschieden gegen Leipzig in der zweiten Halbzeit zum Zuge kam und dabei drei wichtige Tore erzielte. Wenn es alle im Oberbergischen so sehen wie der 19-Jährige, sollte der Bundesliga-Aufsteiger sicher weiterkommen: „Wir möchten unbedingt in die nächste Pokalrunde einziehen und werden alles dafür tun, um dieses Ziel zu erreichen.“ Dass alles nicht genug sein soll für einen Sieg bei einem mäßig gestarteten Zweitligisten, darf als ausgeschlossen gelten.