2. Bundesliga
Hohe Hürden: Dormagen und Essen gefordert
TSV Bayer bekommt es nach zwei Niederlagen hintereinander mit Eisenach zu tun, TuSEM nach vier Niederlagen in Folge mit Dessau.

Wohin führt der Weg? Die Torhüter Lukas Diedrich und Sebastian Bliß würden ihren Kasten am liebsten komplett vernageln, damit Essen den nächsten Sieg einfahren kann. (Foto: Herbert Mölleken)

Wer nur sein erstes Spiel gewonnen und dann in der 2. Bundesliga vier Mal hintereinander verloren hat, könnte unter Umständen zumindest leicht nervös werden. Bei Michael Hegemann, vor der Saison vom Co-Trainer zum Nachfolger von Jamal Naji (zum Erstligisten Bergischer HC) in die Chefrolle bei TuSEM Essen befördert, sieht das ein bisschen anders aus, denn der einstige Nationalspieler scheint in sich selbst zu ruhen. Es ist in diesem Zusammenhang nach dem 26:15 über den HC Empor Rostock, dem 23:29 bei den Wölfen Würzburg, dem 23:27 bei der HSG Nordhorn-Lingen und dem 30:33 gegen die SG BBM Bietigheim vor allem das zuletzt erzielte 26:29 beim Zweiten ThSV Eisenach, das Hegemann einigen Mut macht: „Wir haben gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind.“ TuSEM kam dort tatsächlich bis zum 24:24 (51.) und 26:27 (58.) zumindest für ein Unentschieden in Frage – und die Hausherren aus Thüringen erst in den letzten Minuten mit dem 28:26 (58.) und 29:26 (60.) zu den entscheidenden Treffern. In der Tabelle bedeutet das mit 10:2 Zählern den zweiten Rang für den ThSV, was eine sehr starke Moment-Aufnahme ist, und Rang 15 mit 2:8 Punkten für TuSEM – was weit weniger romantisch aussieht. Gleichzeitig folgt daraus, dass die Essener in eigener Halle gegen den Dessau-Roßlauer HV den zweiten Saisonsieg gut gebrauchen könnten. Anders ausgedrückt: Hegemanns Team steht durchaus irgendwie unter Druck. 

Dass in Dessau der aktuelle und mit 9:3 Zählern ausgestattete Vierte in die Halle Am Hallo kommt, macht die Aufgabe kaum einfacher. Und das Team von HV-Trainer Uwe Jungandreas ist auswärts sogar noch ungeschlagen (5:1 Punkte aus drei Partien). Dass der Klub aus Sachsen-Anhalt jetzt angesichts personeller Probleme in Paul Bones (18) per Zweitspielrecht ein Rückraum-Talent des Bundesligisten SC DHfK Leipzig für sich gewinnen konnte, unterscheidet ihn ein wenig von den Essenern – die mit dem auskommen müssen und wollen, was ihnen im aktuellen und nicht riesig breiten Kader zur Verfügung steht. Angeschlagen war zuletzt unter anderem Eloy Morante Maldonado (Schulter), der in Eisenach sogar komplett passen musste – und doch grundsätzlich dringend gebraucht wird. Mit seinen 24 Jahren gehört der Rückraumspieler schließlich im mit vielen sehr jungen Leuten besetzten Team bereits in die Kategorie der erfahrenen Kräfte, die eine Führungsrolle einnehmen. „Ich hoffe, dass alle spielfähig sind“, sagt Hegemann, der trotz aller Unwägbarkeiten der Handballer aus Leidenschaft bleibt: „Wir freuen uns auf das Spiel. Wir spielen zu Hause und wir wollen gewinnen.“ Dass Eisenach gerade das hat, was er einen „Mega-Flow“ nennt, macht die Sache für den TuSEM-Coach eher noch reizvoller. Und Geschenke gibt es in der 2. Bundesliga sowieso von niemandem, in keiner einzigen Partie.

Essens Auftritt in Eisenach haben gerade Trainer Matthias Flohr und der TSV Bayer Dormagen besonders aufmerksam verfolgt, weil sie jenen ThSV am Samstag im Sportcenter zur nächsten schwierigen Aufgabe erwarten. Dormagen plagt dabei ein ähnliches Thema wie TuSEM: Die Mannschaft verwertet zu selten oder nicht ausreichend die eine oder andere überzeugende Vorstellung. Zuletzt hatte Dormagen sowohl nach dem 23:24 gegen den VfL Potsdam als auch nach dem 24:27 bei HBW Balingen-Weilstetten das Gefühl, dass einfach mehr drin gewesen sei – was insofern bemerkenswert ist, weil Potsdam (Dritter) und Balingen (Erster) ja zu den Spitzenmannschaften in der Liga gehören. Der TSV-Coach, kein erklärter Liebhaber des intensiven Statistik-Studiums, weiß natürlich dennoch, dass die Dormagener bei zwei Punkten mehr nicht 4:6 Zähler hätten und auf Rang 13 lägen, sondern mit Platz zehn und 6:4 Punkten zum Feld der Klubs gehören würden, die über ein positives Konto verfügen. Daran abarbeiten mag er sich allerdings nicht und so geht der Blick nach vorne: „Mich interessieren weniger die Zahlen, sondern eher die Art und Weise, wir wir spielen. Wir sind trotz aller Widrigkeiten sehr guter Dinge.“

Mit den Widrigkeiten meint er die unter anderem durch Krankheitsfälle erschwerte Vorbereitung und die Sorge darum, dass der eine oder andere Spieler am Samstag ausfallen könnte. Als Vorab-Ausrede oder -Erklärung für den Fall einer Niederlage will Flohr das keineswegs verstanden wissen. Er verlangt eher von anderen und traut ihnen dass auch zu, dass sie in die Bresche springen. Hauptgrund für die Zuversicht: Alle, die im Training an Bord sind, nutzen die Zeit und hängen sich zu hundert Prozent rein. „Wenn du das alles zusammen siehst, bewegen wir uns in die richtige Richtung“, findet Flohr. In diesem Punkt wird die bevorstehende Aufgabe gegen Eisenach wohl zur nächsten Reifeprüfung für Dormagen, das für einen Erfolg eine nahezu optimale Leistung benötigen dürfte und ganz bestimmt eine klar bessere Chancenverwertung. „Ja, wir haben bisher ein paar Tore zu wenig geworfen“, sagt Flohr, der den folgenden und von ihm selbst stammenden Satz definitiv nicht mehr hören mag: „Es ist schade, dass wir uns für die gute Leistung nicht belohnt haben.“ Am Samstagabend gegen 21 Uhr werden die Dormagener mehr wissen.