3. Liga
Kracher in Krefeld: Wie stark ist Emsdetten?
Eagles erwarten den Spitzenreiter. Aldekerker wollen weiter punkten, Longericher oben dranbleiben - und Bergische Panther ihren Aufwärtstrend bestätigen. Opladen hat ein paar Sorgen.

Da kommt was auf ihn zu! Lasse Hasenforther (Foto) und Keeper-Kollege Sven Bartmann wissen, dass die Eagles im Duell mit dem TV Emsdetten auf eine starke Torhüter-Leistung angewiesen sind. (Foto: Herbert Mölleken)

Es ist das klassische Gipfeltreffen. Der Zweite erwartet den Ersten, der bisher beste Angriff trifft auf die bisher beste Abwehr. Das heißt insgesamt: Mehr Spitzenspiel geht kaum. Sicher ist dabei nur eins: Im Duell am Samstag zwischen der mit 10:2 Zählern ausgestatteten HSG Krefeld Niederrhein und dem alleine verlustpunktfreien Tabellenführer TV Emsdetten (12:0) wird noch keine Entscheidung fallen – nicht im Kampf um die Meisterschaft und nicht im Kampf um die beiden ersten Plätze, die später im Frühjahr 2023 zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde für die 2. Bundesliga berechtigen. Dafür scheinen die beiden Top-Teams sowieso fast gebucht zu sein: Emsdetten ganz sicher, weil es in seiner gesamten Struktur über allen anderen Drittligisten der Gruppe West steht und unter anderem durch die Verpflichtung von Tobias Reichmann seine Ziele untermauerte. Reichmann stand im April noch als Rechtsaußen für die deutsche Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation auf der Platte. Und Krefeld gilt mindestens ebenso sicher als ernsthafter Kandidat für Rang zwei. Neu-Trainer Mark Schmetz, von der SG Schalksmühle/Halver nach Krefeld gekommen, macht daraus auch kein Geheimnis: „Natürlich. Das ist unser Anspruch.“

Sein Team begann zwar mit einer 28:35-Niederlage gegen die Ahlener SG, fuhr jedoch anschließend fast wie auf Schienen durch die Saison. Eng war es nur beim Team Handball Lippe II mit dem 35:33, während die vier übrigen Aufgaben weitgehend ungefährdete Siege brachten. Kürzlich vor der Meisterschafts-Unterbrechung gewannen die Eagles dann beim bis dahin ungeschlagenen TuS 82 Opladen mit 31:26 und sie mussten dazu nicht einmal an ihr Leistungs-Limit gehen. „Insgesamt sehe ich, dass wir uns von Woche zu Woche verbessern“, stellte Schmetz danach fest. Wo die Fortschritte über 60 Minuten tatsächlich anzusiedeln sind, soll nun der Kracher gegen den TVE zeigen: „Das ist ein ganz wichtiges Spiel. Emsdetten ist eine unglaublich gute Mannschaft. Danach kannst du sehen, wo du stehst.“ Rein rechnerisch ist die Angelegenheit relativ einfach: Gewinnt die HSG, zieht sie mit Emsdetten gleich, bei einer Niederlage hat sie vorerst den Kontakt zum Klassenprimus verloren. Viel wird davon abhängen, wer sich durchsetzen kann – die Abwehr der Gäste (erst 159 Gegentreffer in sechs Spielen/Durchschnitt 26,5) oder der Angriff der Krefelder (209 Tore/34,83). Dass Emsdetten hinten das Maß der Dinge in der 3. Liga ist, hat im Übrigen selbstredend mit dem Torhüter-Duo aus Ante Vukas und Oliver Krechel zu tun – der sich ja in Krefeld ganz gut auskennt, weil er in der Saison 2020/2021 bei den Eagles zwischen den Pfosten stand.

Direkt hinter dem Spitzenduo liegt der Aufsteiger TV Aldekerk mit 10:2 Punkten als die ganz große Überraschung der bisherigen Saison. Bemerkenswert eins: Das Team des spielenden Trainers Tim Gentges zeigt – neben den rein sportlichen Qualitäten – eine tiefe innere Begeisterung für ihre Aufgaben. Bemerkenswert zwei: Rund um die Vogteihalle verliert niemand nur ansatzweise die Bodenhaftung – auch nicht vor der Aufgabe gegen den Zehnten Handball Lippe II (4:10 Punkte). „Endlich geht es weiter“, sagt Gentges, „wir konnten in der spielfreien Woche ein bisschen Kraft und Energie tanken. Jetzt sind alle wieder richtig heiß und haben Bock, wieder ins Geschehen einzugreifen. Wir werden uns akribisch vorbereiten. Das ist wieder ein Duell mit einem direkten Konkurrenten für den Verbleib in der 3. Liga. Da machen wir uns immer noch nichts vor.“ Die bisherigen Ergebnisse sprechen klar dafür, dass die Aldekerker im Kampf um den Klassenerhalt konkurrenzfähig sind: Die fünf wertvollen Siege gab es gegen LIT 1912 II (Zehnter/30:27), bei den SG Schalksmühle/Halver Dragons (Elfter/31:29), gegen den ASV Hamm-Westfalen II (Neunter/29:27), gegen den VfL Gladbeck (Rang 13/33:27) und beim TSV GWD Minden II (Platz 14/35:20). Gentges weiß jedoch, dass sich daraus eine Garantie auf den sechsten Erfolg nicht ableiten lässt: „Lemgo ist eine junge, schnelle und taktisch wirklich gut ausgebildete Mannschaft. Das werden auf jeden Fall anstrengende 60 Minuten und wir müssen wieder an unser Optimum kommen, um auf Augenhöhe zu agieren.“ Ein Vorteil für Aldekerk: Bis auf Linkshänder Thomas Jentjens (Kreuzbandriss) sind alle Mann an Bord. Auch der in Minden fehlende Marcel Görden steht wieder zur Verfügung.

Der Longericher SC (Fünfter/8:4 Punkte) hat die unglückliche bis vermeidbare Niederlage zuletzt in Lemgo II (31:32) abgehakt und will nach der Pause gegen den TuS Spenge erneut durchstarten – was nicht einfach wird, obwohl der TuS nach 6:0 Punkten vom Auftakt vier Mal in Folge nicht gewinnen konnte und die vorgezogenen Partie bei den Bergischen Panthern (25:26) ebenfalls verlor. LSC-Coach Chris Stark rechnet trotzdem mit einer schwierigen Aufgabe: „Da erwartet uns eine ganz starke Mannschaft, die letztes Jahr in der Aufstiegsrunde war. Sie haben gerade eine nicht so gute Phase, sind aber jederzeit in der Lage, eine Mannschaft in der 3. Liga zu bezwingen. Kleinigkeiten werden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Wir spielen gegen eine körperlich starke Truppe und werden versuchen, unser Tempospiel aufs Spielfeld zu bringen. Das funktioniert immer am besten aus einer guten Verteidigung.“ Stark geht davon aus, dass Max Zerwas (Grippe) definitiv ausfällt, der Einsatz von Torhüter Philipp Ruch (nach Grippe noch nicht wieder im Training) steht ebenso auf der Kippe wie der von Benjamin Richter (Muskelfaserriss). Durch einen weiteren Heimsieg könnten die Kölner ihre Position im vorderen Drittel festigen und dann eine Woche darauf am 28. Oktober aus einer komfortablen Position mehr oder weniger gelassen beim Zweiten HSG Krefeld Niederrhein antreten.

Mit derselben Ausbeute wie der LSC liegt der TuS 82 Opladen weiter voll im Soll – und er steht als Sechster mit ebenfalls 8:4 Punkten in der Tabelle sehr anständig da. Trotzdem macht sich Trainer Fabrice Voigt gerade ein paar Sorgen, was aber weniger mit der 26:31-Niederlage kürzlich gegen die Krefelder zu tun hat. Da erreichten bei Weitem nicht alle Opladener ihre beste Form, die für einen Erfolg über die Eagles zwingend notwendig gewesen wäre. Was dem TuS 82 inzwischen viel schwerer im Magen liegt: Der einstmals so breit aufgestellte Kader ist durch drei Langzeitverletzte erheblich schmaler geworden und schränkt die personellen Möglichkeiten erheblich ein. Zuerst erwischte es Rückraumspieler Oliver Dasburg und Rechtsaußen Emil Kübler, die jeweils wegen einer Schulterverletzung monatelang ausfallen. Auf der Liste der Ausfälle steht nun auch Regisseur Johannes Sonnenberg, den es mit einem Kreuzbandriss erwischt hat. Trotzdem oder jetzt erst recht will Opladen beim ASV Hamm-Westfalen II (Neunter/6:6 Punkte) alles geben, um Selbstvertrauen und neuen Schwung für den 29. Oktober aufzubauen: Dann wartet die Herkules-Aufgabe beim vielleicht übermächtigen Spitzenreiter TV Emsdetten.

Ein bisschen mit den Kräften haushalten mussten in dieser Woche die Bergischen Panther, die am eigentlich freien vergangenen Wochenende in einer vom 1. November vorgezogenen Partie den TuS Spenge zu Gast hatten (Sonntag) und viel für den 26:25-Sieg investieren mussten. Nun erwartet das Team von Trainer Marcel Mutz bereits am Freitagabend den TSV GW Minden II, der als Schlusslicht mit 0:12 Punkten und 140:204 Toren dem Feld hinterherhinkt. Mutz wird wohl einen Teil der Vorbereitungsarbeit darauf verwenden (müssen), um intensiv vor Leichtsinn zu warnen und davor, eventuell ein paar Prozent weniger zu geben. Sollten die zuletzt sehr gefestigt wirkenden Panther allerdings ihr Potenzial ausschöpfen, bietet sich ihnen eine echte Chance, mindestens den siebten Platz zu festigen und aus den zurzeit vorhandenen 8:6 Punkten sogar 10:6 Zähler zu machen – was angesichts des Starts mit zwei Niederlagen als Aufholjagd ebenfalls eine bemerkenswerte Bilanz wäre.