21. Oktober 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es ist auch ein Duell zweier verschiedener Systeme, aber in erster Linie ein Spitzenspiel zweier Mannschaften, die der Saison bisher ihren Stempel aufdrücken. Der Herausforderer ist dabei – und das zum wiederholten Mal in den vergangenen Jahren – die zweite Mannschaft von TuSEM Essen, deren Trainer Lukas Ellwanger sich in erster Linie als Leiter eines Ausbildungsbetriebes sieht – unter anderem gedacht, um Talente an die zurzeit in der 2. Bundesliga spielenden ersten Mannschaft heranzuführen. Jene Ausbildung haben die Spieler im Trikot von Interaktiv.Handball in der Regel schon ziemlich lange hinter sich und die Ratinger holen oft genug Spieler an die Gothaer Straße, die bereits ein reiches Maß an Erfahrung in höheren Klassen mitbringen. Zuletzt kamen Linkshänder Dusan Maric aus der 3. Liga (29/SG Altenhagen-Heepen) und Ante Grbavac aus der 2. Bundesliga (28/TSV Bayer Dormagen). Andere wie der spielende Co-Trainer Alexander Oelze (38) oder Stanko Sabljic (34), Tomislav Nuic (33) und Robert Markotic (32) sind noch erfahrener. Für Ellwanger ist der Fall vor der Partie am Sonntag in Essen klar: „Ich denke, dass Ratingen klarer Favorit ist. Sie haben sich mit Ante Grbavac noch mal klar verstärkt und sie haben schon einen sehr wurfgewaltigen Rückraum. Wir müssen versuchen, den in die Schranken zu weisen. Was im Vergleich zu den letzten Jahren dazukommt: Sie spielen auch sehr gut Abwehr.“ Rein rechnerisch steht fest, dass Interaktiv (10:0 Punkte) durch einen Erfolg seine Spitzenposition weiter festigen und einen der Verfolger (9:3) ein Stück abhängen kann. Gewinnt dagegen TuSEM, übernimmt es den ersten Platz.
Die Ratinger haben auf jeden Fall einigen Respekt. „TuSEM ist eine technisch sehr gut ausgebildete Mannschaft, Essen macht ja schon jahrelang eine sehr gute Nachwuchs-Arbeit“, sagt Oelze, „das merkt man an diesen Jungs, die sind alle richtig gute Handballer, die sind athletisch top und sie laufen viel. Das wird eine sehr, sehr schwere Aufgabe für uns. Und wir sind auf jeden Fall gewarnt. Wir wissen, dass es ein sehr, sehr starker Gegner ist. Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf das Spiel und werden auch dort versuchen, unsere bestmögliche Leistung aufs Parkett zu bringen.“ Dass sich die Essener ihrerseits so teuer wie möglich verkaufen wollen, liegt ebenfalls auf der Hand. „Wir müssen sicher eine sehr, sehr gute Leistung bringen, um in Schlagdistanz zu bleiben“, vermutet Trainer Ellwanger,“ ein bisschen die unbekannte Variable ist jetzt Dusan Maric, den sie letzte Woche nachverpflichtet haben. Wir müssen mal schauen, wie er schon ins Spiel eingebunden ist. Ich hoffe, dass wir gute Lösungen finden werden. Wir werden auf jeden Fall versuchen, einfach Spaß an diesem Spitzenspiel zu haben und zu zeigen, welchen erfrischenden Handball wir spielen können.“
Den Ausgang des Spitzenspiels werden sie besonders beim Vierten TV Korschenbroich (6:2 Punkte) sehr genau beobachten, der vielleicht auf Dauer der einzige echte Konkurrent der Ratinger im Aufstiegskampf sein wird und bisher nur einmal den Kürzeren zog – am ersten Spieltag beim irgendwie unnötigen 24:25 gegen Interaktiv. Nun greift das Team von Trainer Gilbert Lansen nach drei Wochen Pause wieder ins Geschehen ein und es steht beim Sechsten OSC Rheinhausen (6:6 Punkte) direkt vor der nächsten hohen Hürde – und braucht beide Zähler, um den direkten Kontakt zur Spitze zu halten. Den hat bereits ab dem HC Gelpe/Strombach auf dem fünften Platz (6:4) im Augenblick keiner mehr und fürs Team von Trainer Markus Murfuni geht es zunächst darum, seine Achterbahnfahrt zu beenden und zu mehr Konstanz zu finden: Nach zwei Siegen gab es zwei Niederlagen und zuletzt das 31:27 beim Neusser HV. Jetzt trifft der HC auf den BTB Aachen (5:5), der sich nach 1:5 Zählern vom Auftakt durch zwei Siege hintereinander auf den sechsten Rang vorschieben konnte und die Punkte sicher nicht freiwillig im Oberbergischen abliefern will.
Den Spieltag eröffnen am Freitagabend die Aufsteiger Bergischer HC II (Niederrhein) und HSG Refrath/Hand (Mittelrhein), die aufgrund der bisher erzielten Resultate offensichtlich in der höheren Klasse angekommen sind. Die Unterschiede zwischen beide sind dabei höchstens mit einer Lupe zu erkennen: Refrath ist Achter mit 5:5 Punkten und 134:133 Toren (plus 1), der BHC folgt auf Platz neun mit 5:5 Punkten und 146:147 Toren. Ob der BHC wirklich einen Heimvorteil hat, muss sich erst zeigen – weil das Team von Trainer Mirko Bernau in der laufenden Serie noch auf einen Erfolg in eigener Halle wartet (zwei Niederlagen). Die Refrather mit ihrem Coach Christopher Braun hätten wohl wenig dagegen, dass sie zum ersten Mal auswärts gewinnen (ebenfalls zwei Niederlagen).
In den direkten Abstiegskampf sind momentan der Elfte TSV Bonn rrh., der Zwölfte HC Weiden, der Neusser HV auf Rang 13 (alle 2:8 Punkte) und Schlusslicht MTV Rheinwacht Dinslaken (1:7) verwickelt. Dabei steht besonders den Dinslakenern ein happiges Programm bevor: Am Samstagabend treten sie zunächst in Neuss an, ehe am Sonntagabend zum Abschluss des Spieltages das Duell in Bonn wartet (Nachholspiel vom ersten Spieltag). Der Ausgang des Unternehmens Doppel-Belastung mit zwei Spielen innerhalb von weniger als 24 Stunden scheint ebenso offen zu sein wie der des Treffens zwischen dem Dritten SG Langenfeld (7:5 Punkte) und dem Zehnten HG Remscheid (4:4), der den Ballast von der 27:35-Pleite gegen Rheinhausen loswerden will/muss.