3. Liga
Eagles entzaubern Emsdetten, Aldekerk bleibt auf Genießertour
Krefeld bezwingt Zweitliga-Absteiger mit 33:29 - und der TVA ist punktgleicher Dritter. TuS 82 Opladen nimmt hohen 39:26-Sieg aus Hamm mit. Longericher SC erleidet mit 31:38 gegen Spenge einen Rückschlag.

Ein Mumme kommt selten allein: Die Brüder Julian (beim Wurf) und Jonas Mumme (vorne) steuerten zusammen elf Treffer zum Aldekerker Sieg bei. (Foto: Herbert Mölleken)

TV Aldekerk – Team Handball Lippe II 33:31 (17:17). Der Wahnsinn geht weiter rund um die Vogteihalle, in der Aufsteiger Aldekerk zum vierten Mal in dieser Saison antreten konnte – und zum vierten Mal beide Punkte auf das eigene Konto überwies. In der Addition mit den beiden Auswärtssiegen steht das Team des spielenden Trainer Tim Gentges, der die bisher einzige Niederlage vor einigen Wochen bei der Ahlener SG (24:31) offensichtlich ganz gut weggesteckt hat, bei 12:2 Zählern, die jetzt aktuell den dritten Tabellenplatz direkt hinter den punktgleichen Top-Teams TV Emsdetten und HSG Krefeld Niederrhein bedeuten. Die Gefahr des Abhebens besteht trotzdem unverändert nicht in Aldekerk, das als einziges Ziel den Klassenerhalt hat. Weil aber die bisherigen Erfolge allesamt aus Duellen mit Kontrahenten stammen, die sich unten einsortiert haben, ist die bisherige Bilanz auf jeden Fall beeindruckend: Zwischen Aldekerk und dem Elften Handball Lippe II (4:12 Punkte), bei dem weiter unten im Moment die heiße Abstiegszone beginnt, liegen zurzeit acht Zähler – was für die Duelle mit den Klubs aus der oberen Hälfte ein sehr anständiges Polster ist. 

Der TVA wies erneut nach, dass er sich durch Rückschläge nicht so schnell aus der Bahn werfen lässt. In der von der ersten bis zur letzten Sekunde stark umkämpften Partie legten die Gastgeber das 2:0 (3.) und 5:3 (8.) vor, ehe sich ein Abend auf Augenhöhe entwickelte – 8:8 (13.), 10:10 (19.), 13:13 (24.), 15:16 (26.). Das 15:17 (29.) glich Aldekerk bis zur Pause zum 17:17 (30.) aus und dann erwischte es den klar besseren Start in den zweiten Durchgang – 21:17 (37.). Die Entscheidung war diese Vier-Tore-Führung allerdings noch nicht, obwohl der Aufsteiger übers 23:20 (42.) und 26:23 (48.) weiter alles einigermaßen unter Kontrolle zu haben schien. Weil die Partie beim Stande von 26:26 (52.) sogar zu kippen drohte, nahm Gentges direkt eine Auszeit, um die Aktionen des TVA wieder zu sortieren – was gerade nach dem 28:28 (55.) funktionierte. Zwei Treffer von Julian Mumme brachten das 29:28 (56.) und 30:28 (57.), bevor der TVA auf jedes Tor der Gäste die aus einer Sicht passende Antwort fand. Die Entscheidung war letztlich sogar Chefsache: Nachdem Lippe II auf 31:32 (59.) verkürzt hatte, machte Tim Gentges mit dem 33:31 genau 16 Sekunden vor der Schluss-Sirene alles klar. 

Logisch: Dieser Treffer war für den Teamplayer Gentges hinterher nicht der Rede wert. „Ich glaube, ich wiederhole mich. Aber was hier los ist im Moment, ist einfach geil“, stellte der 35-Jährige fest, „das macht alles so einen Spaß – und das ist auch ausschlaggebend, dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen. Das heute war genau das schwere Spiel, das wir erwartet hatten. Am Ende des Tages bleiben wir einfach cool und setzen in den entscheidenden Momenten die genau richtigen Akzente. Mit diesem absoluten Willen und dieser Leidenschaft haben wir es erneut geschafft, in der 3. Liga punkten zu dürfen. Wir sind stolz wie Bolle, wir freuen uns wie kleine Kinder. Jetzt ist die Zeit des absoluten Genießens angebrochen, denn wir sind von jeglichem Druck befreit. Jetzt dürfen wir uns mit den Großen der Liga messen und wir versuchen, die so gut es geht zu ärgern.“ Los geht es am nächsten Samstag beim Siebten TuS Spenge, ehe am 1. November der Zweite HSG Krefeld Niederrhein nach Aldekerk kommt. 

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme (3), Grützner, Goerden (1), Plhak (7/3), Gentges (4), Küsters (1), Hansen, Julian Mumme (8), Tebyl, Rutten (2), Linden (7).

 

HSG Krefeld Niederrhein – TV Emsdetten 33:29 (14:13). Vielleicht müssen die Rollen im Kampf um den Aufstieg oder wenigstens die im Kampf um die Meisterschaft in der Gruppe West neu gedacht werden – was ganz sicher der Fall ist, wenn alleine dieses Spitzenspiel als Maßstab gelten darf. Nicht der Zweitliga-Absteiger aus dem Emsland gab über weite Strecken den Ton an, sondern die Mannschaft des neuen Eagles-Trainers Mark Schmetz, die vor ein paar Wochen mit dem 28:35 gegen die Ahlener SG so wenig überzeugend in die neue Saison gestartet war. Anschließend gab es jedoch sechs Siege hintereinander – mit dem Erfolg gegen Emsdetten als bisherigem Höhepunkt. Dass es über das Torverhältnis nicht reichte, um bei jeweils 12:2 Zählern am TVE (plus 44) vorbeizuziehen, werden die Krefelder (plus 31) verkraften können, weil sie dem Spitzenreiter über 60 Minuten auf Augenhöhe begegneten und auch in den besonders wichtigen Phasen auf der Zielgeraden die Übersicht wahrten. Emsdetten und die HSG bilden nun gemeinsam mit dem Überraschungsdritte TV Aldekerk (ebenfalls 12:2 Punkte/plus 24), der allerdings keinerlei Ambitionen Richtung 2. Liga geltend macht, das Führungstrio. 

Der Spitzenreiter schien bis zum 7:5 (15.) durch den da bereits zum dritten Mal erfolgreichen (Ex-) Nationalspieler Tobias Reichmann die Kontrolle über die Partie zu besitzen, doch die Eagles zeigten sich relativ unbeeindruckt und boten übers 8:8 (21.) mit viel Leidenschaft jede Menge Widerstand, ohne noch ein einziges Mal in Rückstand zu geraten – 12:12 (28.), 14:13 (30.). Der zweite Durchgang gehörte im Wesentlichen sogar komplett den Krefeldern, die aus dem 17:16 (35.) durch fünf Treffer hintereinander die komfortable 22:16-Führung (41.) machten, die eine perfekte Basis für den späteren Erfolg bildete. Emsdetten gab sich hier natürlich noch nicht geschlagen und verkürzte auch auf 22:24 (49.), aber die HSG antwortete durch Merten Krings und Maik Schneider mit dem 25:22 (50.) und 26:22 (51.). Zwei weitere Schneider-Tore zum 27:23 (53.) und 28:23 (54.) brachten Schmetz‘ Mannschaft ein weiteres Stück näher an den Sieg, an dem spätestens mit dem 31:27 (58.) durch den von Christopher Klasmann verwandelten Siebenmeter keine Zweifel mehr bestanden. 

Klar: Schmetz zeigte sich hinterher fast begeistert vom Auftritt seiner Mannschaft. „Es war ein unglaubliches Spiel, ein absolutes Topspiel zweier guter Mannschaften“, fand der HSG-Coach, „das war absolut eine richtig gute Leistung von uns und es war eine tolle Stimmung in der Halle. Das gibt uns wieder viel Vertrauen für die nächsten Spiele. Es hat einfach unglaublich Spaß gemacht, vor dieser Kulisse gegen einen so guten Gegner zu spielen und das Spiel dann zu gewinnen. Das war einfach klasse.“ Dass sich aus der Gala trotzdem keine Garantie für einen weiteren Sieg im Heimspiel am nächsten Freitag gegen den Longericher SC ableiten lässt, weiß Schmetz aber sehr genau.

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Bartmann – Krings (6), Klasmann (8/1), Schneider (4), Noll (3/2), Athanassoglou, Braun (2), Claasen (1), Brüren (7/4), Kaysen, L. Jagieniak (2), Dommermuth, Obranovic, Mircic.

ASV Hamm-Westfalen II – TuS 82 Opladen 26:39 (13:17). Dieser Sieg dürfte für die Opladener dreifach wertvoll gewesen sein. Erstens: Die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt stockte ihr Konto auf 10:4 Zähler auf, vermied den Rückfall ins graue Mittelmaß und rückte stattdessen auf Platz vier der Drittliga-Tabelle vor. Zweitens: Der ASV (jetzt Neunter/6:8) ist durchaus eines der Teams auf Augenhöhe, was er zum Beispiel beim 32:30-Erfolg über den Longericher SC am zweiten Spieltag bewies. Dass der TuS derart souverän beide Punkte aus Westfalen entführte, wird für die kommenden Aufgaben Selbstvertrauen geben. Drittens: Weil die Opladener jetzt sowie in nächster Zeit personell wichtige Stützen wie Oliver Dasburg, Johannes Sonnenberg und Emil Kübler ersetzen müssen, tut überhaupt jeder Punkt doppelt gut. Entsprechend glücklich war Voigt nach dem Abpfiff: „Es war wirklich eine hervorragende mannschaftliche Leistung. Was uns sehr stolz macht, wir haben wirklich aus den Fehlern, die wir in den letzten zwei Wochen gemacht haben, gelernt. Man hat gemerkt, dass jeder heute heiß war.“

Maurice Meurer eröffnete den Abend mit dem 1:0 für Opladen (2.), gleichzeitig war es das erste von insgesamt elf Toren für den Rückraumspieler. Die Gäste lagen beim 4:5 (10.) genau einmal in der gesamten Partie hinten, kurz darauf führten sie mit 8:6 (14.). Über das 10:7 (16.) bewegte sich der Vorsprung in der Folge zunächst um zwei bis drei Treffer. Nach dem 13:11 (21.) besorgten Meurer (22.) und der Doppelpack von Yannik Nitzschmann (26./27.) das 16:11 und die erste Fünf-Tore-Führung. Dabei überstand der TuS sogar eine Unterzahl (23./Zeitstrafe gegen Markus Sonnenberg) ohne Gegentreffer und ging schließlich mit einem 17:13 in die Kabine.

Hamm konnte direkt nach dem Seitenwechsel noch auf 14:17 (31.) und 16:19 (37.) verkürzen, doch Meurer (37.), Sonnenberg (38.) und Jan Jagieniak (39.) brachten die Gäste mit dem 22:16 auf die Siegerstraße. Kurz darauf hieß es nach einem weiteren Doppelpack von Meurer 24:17 (40./41.) und nach einem zusätzlichen von Nitzschmann 27:18 (43./45.). Die Hausherren fanden auch in der Schlussphase keine Antwort mehr – im Gegenteil: Opladen gab bis zum Schluss Vollgas, lag beim 33:23 durch Sonnenberg (54.) erstmals mit zehn Toren vorne und baute den Vorsprung bis zum Abpfiff kontinuierlich aus.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler (2), Meurer (11), Vukoja (1), Leppich (4), Schroeder (1), Dittmer (2), Nitzschmann (7/2), J. Jagieniak (1), Hinrichs (1), Boelken, Johannmeyer (4). M. Sonnenberg (5). 

 

Longericher SC – TuS Spenge 31:38 (14:21). Für den Longericher SC war es erneut eine bittere Niederlage – diesmal aber nicht wegen eines engen Ergebnisses wie zuletzt, als das Team von Trainer Chris Stark beim Team Handball Lippe II mit 31:32 verlor. Jetzt war es die Art und Weise, wie die Niederlage zustande kam. „Offensiv haben wir es sehr gut gemacht“, fand der LSC-Coach, „wir haben aber keinen Zugriff in der Verteidigung bekommen und zu viele Gegentore kassiert. Dadurch liefen wir von Beginn an einem Rückstand hinterher. Es ist eine verdiente Niederlage für uns.“ Longerich steht nun als Achter mit 8:6 Punkten im relativ breiten Mittelfeld der Gruppe West und am nächsten Freitag droht beim Zweiten HSG Krefeld Niederrhein möglicherweise die Gefahr, das obere Tabellendrittel aus den Augen zu verlieren.

Bjarne Schulze eröffnete die Partie durch seinen Treffer zum 1:0 (1.) für Spenge. Longerich glich durch Benjamin Richter direkt zum 1:1 (2.) aus und zwei Minuten später traf Lukas Martin Schulz nach dem 1:2 (3.) zum 2:2. Was keiner ahnte: Dies sollte der letzte Ausgleich für die Hausherren bleiben und Spenge zog schnell zum 6:3 (9.) weg. Die Gastgeber hielten aber zunächst den Anschluss und sie lagen bis zum 8:11 (15.) oder 13:15 (24.) in Reichweite – ehe sich der TuS kurz vor der Pause durch einen 6:1-Lauf auf 21:14 (30.) absetzte.

Nachher kämpfte sich Longerich noch einmal heran – 21:25 (34.), 22:26 (45.), 23:27 (46.), 24:28 (47.). Vincent Hofmann (47.) und Gordon Gräfe (49.) erhöhten die Spenger Führung mit dem 30:24 allerdings wieder auf sechs Tore – und Stark nahm eine Auszeit (51.), um den LSC bestmöglich auf die Schlussphase vorzubereiten. Es änderte sich aber nicht mehr viel und die Entscheidung fiel mit dem 26:34 (52.). Wenig später war die große Enttäuschung der Hausherren besiegelt.

Longericher SC: Inzenhofer, Kromberg – Gerfen (1), Peters (3), Rinke, Pyszora (3), Richter (5/1), Thöne, Lincks (2), Wolf, Zimmermann (3), Schulz (9/1), Johnen, Nolting, Dahlke (5), Malolepszy.