Oberliga Mittelrhein
Nümbrecht marschiert weiter, Zeitspiel-Ärger in Birkesdorf
Der SSV gewinnt das Spitzenspiel in Longerich klar mit 33:22. Dormagen II führt das Feld der Verfolger nach dem Sieg über Aachen an. Rheinbach und Siebengebirge stimmen sich mit Erfolgen auf das Derby ein, unten wartet Stolberg als einziges Team weiter auf einen Sieg.

Das war nichts: Trainer Frederic Rudloff und der Longericher SC II liefen im Spitzenspiel gegen den SSV Nümbrecht nach der Pause meistens hinterher und kassierten eine deutliche 22:33-Pleite. (Foto: Thomas Schmidt)

Der SSV Nümbrecht bleibt auch nach acht Spieltagen das Maß der Dinge in der Oberliga Mittelrhein. Eine Woche nach dem 29:25-Sieg über den damaligen Tabellenzweiten TV Birkesdorf gab es für die Oberbergischen nun das nächste Gipfeltreffen beim neuen Verfolger Longericher SC II. Ein spannender Krimi war die Begegnung aber nicht und das 33:22 eher das nächste Ausrufezeichen des SSV, der mit makellosen 16:0 Punkten weiter an der Tabellenspitze steht – und am kommenden Wochenende mal definitiv der Favorit ist. Dann empfängt der Spitzenreiter das sieglose Schlusslicht Stolberger SV (1:15). In Longerich hatte Nümbrecht zunächst Probleme, aus dem gebundenen Spiel zum Erfolg zu kommen, und der LSC legte das 10:7 (19.) vor. Danach kam aber vor allem SSV-Keeper Tom Rydzewski immer besser ins Spiel: Aus seinen Paraden sowie weiteren Ballgewinnen in der Abwehr kreierte Nümbrecht einen Gegenstoß nach dem anderen, glich zum 10:10 aus (22.) und zog vom 12:12 (24.) auf 16:12 (33.) und 24:14 (44.) davon. „Wir werfen einfach zu viel weg. Und dann spielt Nümbrecht einfach eine brutale erste und zweite Welle“, fand auch LSC-Coach Frederic Rudloff, dessen Team sich hinten raus allerdings nicht aufgab und das Resultat in der Schlussviertelstunde immerhin im Rahmen halten konnte. Der neue Tabellenzweite (13:3 Punkte) ist jetzt der TSV Bayer Dormagen II nach dem 36:24 über den ASV SR Aachen. Auch hier sah es bis kurz vor der Pause nicht nach einem so deutlichen Erfolg aus und die Aachener bewegten sich bis zum 13:13 (28.) auf Augenhöhe. Bis zur Halbzeit legte der TSV aber immerhin das 17:13 vor und er war nach dem Seitenwechsel bis zum 24:16 (40.) schon entscheidend davongezogen. „Es war nüchtern in der ersten Halbzeit, aber in der zweiten Halbzeit sind die Jungs dann besser in Tritt gekommen“, fand Dormagens Trainer Martin Berger. Aachens Co-Trainer Lukas Winter, der den erkrankten Coach Cornelius Hesse vertrat, erkannte auch anstandslos den verdienten Erfolg der Gastgeber an: „Das Potenzial ist vorhanden, aber die Dormagener Jungs waren echt gut drauf und haben bis in die letzten Minuten überhaupt keine Schwäche erkennen lassen.“

Viel Aufregung gab es am Ende in der Partie des TV Birkesdorf gegen den TuS 82 Opladen II. Nach einer ausgeglichenen Begegnung mit wechselnden Führungen hatten sich die Hausherren vom 23:23 (44.) in der Schlussphase das 30:27 (58.) erarbeitet und sahen fast wie der sichere Sieger aus. Opladen verkürzte noch auf 29:30, doch Birkesdorf nahm neun Sekunden vor dem Ende seine letzte Auszeit – die eigentlich keine Gefahr mehr aufkommen lassen sollte. Bereits bevor TV-Trainer Karsten Bohmann-Hesse die grüne Karte gelegt hatte, hatten die Unparteiischen das Zeitspiel angezeigt – und sie gaben auf Nachfrage an, Birkesdorf könne noch zwei Pässe spielen. Doch dann erfolgte der Pfiff direkt nach dem ersten Parallelpass. Folge: Opladen kam noch einmal in Ballbesitz und Dominic Völl nutzte die Chance aus zwölf Metern zum 30:30-Ausgleich mit der Schluss-Sirene. Die Hausherren waren von der Szene wenig begeistert: „Wir wurden klar um den einen Punkt gebracht. Sehr schade, da es die mit Abstand beste Schiri-Leistung war, die wir dieses Jahr hatten. Deshalb tut es mir doppelt leid. Für uns, aber mit etwas Abstand auch für die beiden jungen Schiris“, fand Birkesdorfs Sportvorstand Luca Feistkorn, der vorher eine Leistungssteigerung seines Teams im Vergleich zu den vergangenen Wochen gesehen hatte. Die Dürener blieben trotzdem im dritten Spiel hintereinander ohne Sieg und hängen nun als Siebter (10:6 Punkte) im Mittelfeld der Tabelle fest.

Der MTV Köln ist dagegen nach dem knappen 29:28 bei den HBD Löwen Oberberg auf Platz drei vorgerückt (12:4). Die Mannschaft von Trainer Moritz Adam erarbeitete sich dabei immer wieder einen Vorsprung, ließ die Gastgeber aber auch immer wieder herankommen – 14:10 (30.), 14:14 (32.), 18:14 (37.), 22:21 (51.), 25:21 (53.), 26:25 (57.). Erst das 29:26 durch Christopher Göddertz (59.) war die Entscheidung und die letzten beiden Treffer der Löwen taten dem MTV nicht mehr weh. „Am Ende bringen wir es über die Zeit und nehmen die Punkte gerne dreckig mit, aber einen Cleverness-Award gewinnen wir heute nicht“, fand Adam. Ebenfalls zwei wichtige Zähler sicherte sich der TV Palmersheim im Duell der Aufsteiger gegen den Stolberger SV. Das Team von Coach Peter Trimborn hatte hier beim klaren 37:23 wenig Probleme, lag beim 0:1 (3.) nur ein einziges Mal hinten und hatte beim 12:5 (16.) und 18:8 (27.) die Weichen bereits klar auf Sieg gestellt. „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung und selbst in der Höhe verdient. Wäre es höher ausgefallen, hätte sich Stolberg auch nicht beschweren können“, meinte Trimborn, der sich mit seinen Palmersheimern auf Platz zehn (6:10) verbesserte.

Knapp hinter Trimborns Team folgt als Elfter jetzt punktgleich der Pulheimer SC, denn die Hornets schlugen den TV Jahn Köln-Wahn mit 33:25. Dabei hatten die Gäste schon vor der Partie größere personelle Sorgen, die sich durch die Verletzung von Tom Buschmann beim Warmmachen noch vergrößerten. Die Angelegenheit auf der Platte blieb dann bis zum 10:10 (19.) ausgeglichen, bevor die Kölner zu viele Fehler einstreuten und die Hausherren ihre Gelegenheiten konsequent nutzten – 20:11 (30.). Wahn gab sich zwar nicht auf, kam aber auch nicht mehr ernsthaft für eine Wende in Frage. TV-Coach Thomas Radermacher sah entsprechend Licht und Schatten bei seinem Team: „Meine Männer haben hier wirklich bis auf die acht Minuten vor der Pause moralisch wieder mal ein ganz großes Feuerwerk abgefeuert. Wir versuchen bis zur letzten Minute, uns zu wehren. Aber es ist weiterhin der Fakt, wir haben Phasen in unserem Spiel, in der wir uns nicht an das halten, was wir absprechen – und dann geraten wir in große Rückstände. Und wir können nicht jedes Wochenende acht, neun, zehn Tore aufholen.“ Deutlich zufriedener zeigte sich entsprechend Pulheims Trainer Kelvin Tacke: „Anfangs war es ein Spiel auf Augenhöhe, bis wir ab der 18. Minute richtig Zugriff aufs Spiel hatten. Die zweite Halbzeit fand ich von unserer Seite etwas zäh, weil wir nicht mehr diese maximale Energie investiert haben.“

Die beiden Regionalliga-Absteiger TV Rheinbach und HSG Siebengebirge orientieren sich in der Tabelle weiter nach oben und bleiben an der Spitzengruppe dran. Der TV kam beim HC Weiden II zu einem 29:27-Erfolg, Siebengebirge gegen Fortuna Köln zu einem klaren 31:21-Sieg. In einer Woche gibt es in Rheinbach (Fünfter/11:5 Punkte) das direkte Duell gegen die HSG (Sechster/10:6) – und vorläufig wird anschließend nur der Gewinner die Spitze weiter im Blick haben. Die Rheinbacher um das Trainergespann Dietmar Schwolow/Jan Hammann waren über die zwei Zähler in Weiden doppelt froh, weil sie erneut erhebliche Ausfälle verkraften mussten und nur mit acht Feldspielern antreten konnten. Die Gäste gestalteten die zweite Halbzeit allerdings sehr clever, setzten sich vom 17:17 (35.) auf 22:18 (39.) ab und gaben diesen Vorsprung bis zum Ende nicht mehr her. „Mit Blick auf die Personalsituation muss man die Leistung der Mannschaft wirklich hoch anrechnen und das waren zwei ganz, ganz wichtige Punkte, die wir heute mitgenommen haben“, fand Hammann. Weidens Coach Philipp Havers ärgerte sich über zu viele vergebene Möglichkeiten: „Es scheitert bei uns weiterhin an der zu hohen Fehlerquote. Wenn man dann gegen einen Gegner spielt, der darauf ausgelegt ist, absolut fehlerarm zu spielen, kann man so ein Spiel nicht gewinnen.“ Deutlich klarer war die Angelegenheit im Siebengebirge, wo die Fortuna zwar bis zur Pause (14:14) mithielt, danach aber keine Mittel mehr fand. Die HSG bekam die Sache in den Griff und setzte sich stetig ab – 16:14 (32.), 18:15 (35.), 20:16 (39.), 22:17 (45.), 26:19 (52.), 31:20 (59.). „In der ersten Halbzeit waren wir hellwach und konnten das angesagte Tempo der HSG mithalten. In der zweiten Halbzeit haben wir die ersten zehn Minuten verpennt. In Summe sind zehn Tore Unterschied aufgrund der guten und stabilen ersten Hälfte zu viel“, fand Kölns Co-Kapitän Florian Lammer. Siebengebirges Trainer Lars Degenhardt schaute nach dem klaren Erfolg schon auf die kommende Aufgabe: „Wir schaffen aufgrund einer guten zweiten Halbzeit diesen Sieg und können jetzt unser Augenmerk auf das Derby nächste Woche gegen Rheinbach richten.“

 

Longericher SC II – SSV Nümbrecht 22:33 (12:14).

Longericher SC II: Kromberg, Fischbach – Breuer, Dibowski (4), Beckmann, Matysiak (3), Schiefer (4), Quetting (1), Kröger (1), Boeing, Malolepszy (4/2), Gottlob (4), Hoffmann, Falkenreck (1).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Opitz, Benger (5), Euteneuer (1), Urbach (1), Meister (4), Deilmann (7/4), Dissmann (2), T. Lang (1), D. Donath (2), Söntgerath, Ufer (2), J. Lang (8).

 

HBD Löwen Oberberg – MTV Köln 28:29 (12:14).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Fraunhoffer – Starcevic (8), Schiefer, Köster (2), Basic (6), Soldanski (3), Prystaw, Hudak-Domokos, Welke (2), Schneider (3), Müller (1), Krause (3/2).

MTV Köln: Theisen, Vieker – Bonstein (1), Kalisch (3/1), Hilbert (4), Herzhoff, Discher (6/5), Jebbink (1), Göddertz (3), Bathen, König (7), Becker (4).

 

TSV Bayer Dormagen II – ASV SR Aachen 36:24 (17:13).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl, Dobiey – Pedack (4), Beckers, Emmerich (3), Szabo, Träger (13/3), Rehfus (9), M. Schmidt (1), Kremp, J.-C. Schmidt (3), Weber (2), Sondermann (1).

ASV SR Aachen: Vitz, Schnitzler – M. Monteiro Pai (3), Happersberger (3), Signon (2), Huckemann (5), Durst, Aguilera Lintz (4), Kuckelkorn (1), Arancibia Diaz (6/1), Schumacher, Rietz, K. Monteiro Pai.

 

HSG Siebengebirge – Fortuna Köln 31:21 (14:14).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Andrassy (3), Runge (2), Dziendziol, Hayer (2), Lopez de Carvalho (2), Marcinkovic, Ghussen, Krefting (11/7), Picard, Gebel (4), Al-Zaidi (1), Sivanathan (4).

Fortuna Köln: Hoffmann, Scholl – Lux (7), Eiben (2), Künkele, Stutzki, Körling, Lammer (8/5), Lehmann, Kobbe (1), Kötzle, Hofmann, Kruse (3).

 

Pulheimer SC – TV Jahn Köln-Wahn 33:25 (20:11).

Pulheimer SC: O. Middell, T. Giesen – Heinen (1), Bartsch (4), Klueck, Zank, Semeraro (1), Jacoby (2), J. Giesen (1), Jäckel (10/2), Mokris (2), T. Middell (12).

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Eberlein, Fromme (4), Jäger, Welter, Kluge (1), Bröxkes (3), Kolbe, Giacobbe (5), Lange (6/3), Westmeier (5), Rastuttis (1).

 

TV Palmersheim – Stolberger SV 37:23 (20:9).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel, Fiedler (1), Schöller (2), Blesse (3), Lönenbach (11/6), Adolph (3), Schouren (2), Mayer (2), Schneider (5), Maeser (4), J. Grevelding (1), L. Königshoven (3).

Stolberger SV: Keufgens, Schornstein – J. Frauenrath (11/4), M. Költer, Kantolic (1), Müllejans (1), Kilburg (1), Kleinhöfer (2), Lesker (1), K. Frauenrath (2), Lozano (3), Redding, Steiner (1), Reinold.

 

HC Weiden II – TV Rheinbach 27:29 (13:15).

HC Weiden II: Keller, Tombach – Schröder (2), Kemper (3), Moll (2), T. Lütz (2), Xhonneux (6), Pieper (3), Kraus, Leonhardt (1), Havers (1), Signon, Richter, Steins (6).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – T. Schwolow (8/4), Engel (2), Eusterholz (3), Schmitz (6), Hoffstadt (2), Klassen, L. Kazimierski (4), J. Kazimierski (4).

 

TV Birkesdorf – TuS 82 Opladen II 30:30 (16:17).

TV Birkesdorf: Kipsieker, Schroven (1) – Pelzer (3), A. Ernst (8/5), J. Ernst (7), Ihmer (1), Risteski (5/1), Strücker (3), Grings, Meise (2), Heinze, Bünten.

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper – Flemm (4/2), Nitsche (4), Preiss (1), Bosdorf (1), Maurer, Kreutzer (1), Völl (6), Schuster, Munkel (5), N. Meuser (1), Dambacher (6), Ißling (1).