28. Oktober 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
VfL Gummersbach – TSV GWD Minden 26:22 (10:7). Von hohem Erinnerungswert war dieser Abend eher nicht. Wenn es aus der Sicht der Gastgeber etwas Positives gab, stand es am Ende auf den beiden in gegenüber liegenden Hallenecken montierten Anzeigetafeln – denn dort war ein Ergebnis zu lesen, das den Gummersbachern eher sachlich-nüchtern zwei weitere Punkte aufs Konto überwies. Das steht nun bei 11:7 Zählern und hält den VfL auf dem achten Tabellenplatz, der für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt (als klares Saisonziel formuliert) und für einen Aufsteiger natürlich eine sehr anständige Bilanz ist. Das war für Trainer Gudjon Valur Sigurdsson und seine Mannschaft am Ende der auf einem übersichtlichen Niveau stehenden 60 Minuten sicher das Wichtigste und bestimmt wird kein Team in der 1. Bundesliga über die gesamte Saison nur Glanz verbreiten. Der Erfolg war trotzdem nicht mehr als ein mühevoller Arbeits- und Pflichtsieg, weil den Mindenern unter dem Strich meistens die für einen Erfolg nötigen Mittel fehlten. Gummersbach gewann verdient und nicht zuletzt deshalb, weil es in einer streckenweise von irrwitzig vielen Fehlern begleiteten Partie ein paar Szenen weniger in den Sand setzte. Das Schlusslicht, das nach der neunten Niederlage hintereinander mit 0:18 Punkten erneut auf einen Katastrophen-Saisonstart zurückblickt (wie in der vergangenen Saison), war der passende Gegner für nach dem 31:34 zuletzt beim HSV Hamburg und insgesamt drei Spielen in Folge ohne Sieg möglicherweise doch zumindest leicht verunsicherte Hausherren. Gegen viele andere Kontrahenten aus der höchsten deutschen Klasse wäre es diesmal wohl gefährlich geworden für Gummersbach, das sich in der Partie am kommenden Donnerstag beim Zehnten MT Melsungen (8:10 Punkte) wieder steigern muss, um eventuell für zwei weitere Zähler in Frage zu kommen.
Dass es ein derart mühseliges Unterfangen werden würde, ließ sich in den ersten zehn Minuten nicht mal im Ansatz erkennen – weil der VfL mit dem kaum zu bremsenden Kapitän Julian Köster wie ein Wirbelsturm über die Gäste hinwegfegte und trotz der einen oder anderen vergebenen Chance schnell ein 6:1 (9.) vorlegte. Minden konnte weder den Rückraum des VfL kontrollieren noch die Anspiele an den Kreis unterbinden – und schon gar nicht gegen die resolut zupackende Abwehr der Gastgeber selbst irgendwelche Akzente setzen. Fortan traten allerdings beide Seiten auf, als wären Würfe in des Gegners Tor mit einer Art Strafsteuer belegt: Genau fünf Minuten dauerte es, ehe Köster auf 7:1 (14.) erhöhte, und bis zum 8:3 (21.) vergingen nun sogar sieben Minuten. Dass Minden den Rest des ersten Durchgangs nutzen konnte, um ein Stück heranzukommen, hatte anschließend auch mit der Großzügigkeit der Gummersbacher zu tun – die unter anderem durch Hakon Styrmisson einen Siebenmeter vergaben (22.), frei an GWD-Keeper Malte Semisch scheiterten (26./Köster) oder den Ball durch einen technischen Fehler hergaben (28./Lukas Blohme).
Was sich im zweiten Abschnitt wenigstens grundlegend änderte: Beide Seiten bewiesen den offiziell genau 3241 Zuschauern in der Schwalbe-Arena, dass sie doch bundesliga-taugliche Angriffs-Ergebnisse auf die Platte bringen können. Das galt aber auch erst nach der Auszeit, die Gummersbachs Trainer Sigurdsson beim Stande von 13:11 (38.) genommen hatte, um noch einmal ein paar Hinweise anzubringen, Das zahlte sich mit etwas Verzögerung auch aus, obwohl zuerst die sich nicht aufgebenden Mindener dranblieben – 14:13 (41.), 15:14 (42.), 16:15 (43.), 17:15 (44.). Jetzt sah GWD-Coach Carstens den passenden Moment für eine Auszeit gekommen, die allerdings komplett nach hinten losging und auf der Mindener Bank blanke Fassungslosigkeit auslöste. Erst verlor der Tabellenletzte sofort den Ball und nach dem 18:15 (45.) erneut, sodass Julian Köster mit seinem dritten Tor hintereinander auf 19:15 (46.) erhöhte. Ähnlich sah es nach dem 20:15 (46./Siebenmeter) von Dominik Mappes aus – und es kam noch dicker für Minden: Nach dem nächsten Ballverlust unterband Justus Richtzenhain regelwidrig den Versuch der Gummersbacher zum Tempogegenstoß (47.). Dafür sah er die Rote Karte (dritte Zeitstrafe) und auf der anderen Seite gab es den Regeln entsprechend einen Siebenmeter für den VfL, den Styrmisson zum 21:15 (47.) verwertete. Auf der folgenden Zielgeraden ließ Gummersbach die Mindener nicht mehr in die Partie zurück – 23:19 (52.), 25:19 (55.), 25:22 (59.). Sigurdsson beantragte hier der Vorsicht halber trotzdem eine letzte Auszeit und durfte mit dem folgenden 26:22 (59.) von Tom Jansen durchatmen.
„Es war ein hartes Stück Arbeit, aber ich bin froh, dass wir das Spiel gewinnen konnten“, stellte der Gummeersbacher Trainer fest, „wir haben heute überragend angefangen. Unsere Abwehr stand fast perfekt, wir haben viele Bälle geblockt und gewonnen mit einem guten Torhüter dahinter. Man hat schon noch die Unsicherheiten nach dem Spiel in Hamburg gemerkt. Wir bewegen uns seitdem etwas komisch. Ich war dankbar, dass Minden erst so spät mit der 3:3-Abwehr gespielt hat, aber wir hatten auch große Schwierigkeiten gegen die 6:0-Deckung. Insgesamt habe ich bei uns eine Steigerung im Vergleich zu Sonntag gesehen. Die Jungs haben richtig gekämpft, vollen Einsatz gezeigt und auch Spaß gehabt.“ Der nicht zu beneidende Mindener Kollege Carstens wirkte gefasst: „Glückwunsch an den VfL zum verdienten Sieg. Wir hatten große Schwierigkeiten am Anfang, denn es fehlte uns an der nötigen Einstellung. Es fehlte uns auch an der Freude, so ein Spiel zu spielen. Wir können von Glück reden, dass wir zur Halbzeit nur mit drei Toren hinten lagen. Malte Semisch hat überragend gehalten, aber wir brauchten auch teils glückliche Aktionen, um auf Tuchfühlung zu bleiben. In der zweiten Halbzeit haben wir über die Deckung ins Spiel gefunden. Der VfL war etwas gestresst, hat sich ausgeschüttelt und ist zurückgekommen. Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen.“
VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Vidarsson (5), Kodrin, Köster (8), Blohme (2), Schroven, Schluroff (1), Mappes (3/2), Pregler, Styrmisson (2/1), Kiesler, Stüber, Jansen (3), Zeman (2).