3. Liga
Packendes Finale: Eagles mit Happy End gegen Longerich
HSG Krefeld Niederrhein übernimmt durch 32:30 gegen gleichwertigen LSC vorerst die Tabellenspitze.

Ich glaub‘ das jetzt nicht: Longerichs Trainer Chris Stark schwankte nach der knappen Niederlage in Krefeld zwischen Frust und Stolz auf seine Mannschaft. (Foto: Thomas Schmidt)

HSG Krefeld Niederrhein – Longericher SC 32:30 (16:15). Der Titelkandidat wankte zwar, aber er fiel nicht und schrieb seinen Höhenflug über spannende 60 Minuten wieder um ein Kapitel fort. Eine Woche nach dem Gipfeltreffen mit dem Zweitliga-Absteiger TV Emsdetten (33:29) mussten die Eagles fast noch mehr investieren, um die deutlich verbesserten Kölner, die zuletzt beim 31:38 gegen den TuS Spenge defensiv aus den Fugen geraten waren, wenigstens knapp zu besiegen – was sich in der Tabelle bezahlt machte: Mit nun 14:2 Punkten kletterte das Team von Trainer Mark Schmetz wenigstens vorübergehend auf den ersten Platz und gab so den Druck weiter an Emsdetten (12:2), das am Samstagabend auf den Vierten TuS 82 Opladen (10:4) trifft, der beim TVE vorwiegend aus eigenem Interesse alles geben will. Was sich von selbst versteht: Gegen Opladener Schützenhilfe, die allerdings eine Überraschung wäre, hätte Emsdetten wenig einzuwenden. Der LSC, der zum dritten Mal hintereinander verlor, ist mit einem ausgeglichenen Konto (8:8 Punkte) weiter Achter.

Gegen eine Krefelder Solo-Schau hatten die Kölner eine Menge einzuwenden. Auf jeden Fall waren sie über sehr weite Strecken auf Augenhöhe unterwegs und ließen sich von keinem Rückstand aus der Bahn werfen – vom 4:6 (8.) nicht, vom 6:9 (15.) nicht und selbst vom 7:11 (17.) oder 8:12 (19.) nicht. Der LSC verkürzte auf 10:12 (21.) und vom 10:14 (22.) auf 13:14 (25.), ehe dasselbe Muster mit dem 16:15 (30.) für Krefeld in der zweiten Halbzeit von vorne begann. Beim 19:19 (34.) von Maximilian Zerwas lag Longerich zum ersten Mal gleichauf – um durch vier Gegentreffer hintereinander mit dem 19:23 (39.) erneut den Anschluss zu verlieren. Krefeld schien bis zum 25:21 (42.) wieder der Herr des Abends zu sein, sah sich jedoch heftiger Gegenwehr der Gäste gegenüber, deren 25:25 (48.) eine spektakuläre Schlussphase eröffnete.

Übers 26:26 (51.) und 27:27 (53.) legte das Team von LSC-Trainer Chris Stark beim 28:27 (55.) durch Benjamin Lincks seine erste Führung vor und eine Überraschung lag jetzt im Bereich des Möglichen. Nach einer sofort folgenden Schmetz-Auszeit konnte Krefeld antworten, indem Loic Kaysen (56.), Tim Claasen (57.), Christopher Klasmann (58.) und Nick Braun (60.) den Rückstand zum 31:28 für die Krefelder umbogen – nach dem sich der LSC trotzdem immer noch nicht geschlagen gab. Lukas Martin Schulz (60./Siebenmeter) und Lincks (60.) sorgten mit Blitztoren für den 30:31-Anschluss, sodass sich der Eagles-Coach zehn Sekunden vor dem Ende zu einer letzten Auszeit gezwungen sah. Kurz darauf sorgte erst Claasens spätes 32:30 für die endgültige Entscheidung.

Die Longericher hatten hinterher das Gefühl, dass für sie mehr hätte drin sein müssen. „Wir haben kämpferisch ein tolles Spiel gemacht, da kann ich der Mannschaft gar keinen Vorwurf machen“, stellte Stark fest, „in der Schlussphase haben wir einmal das Momentum auf unserer Seite, als es ein Tor für uns steht. Wir haben dann den einen oder anderen Fehlwurf zu viel gehabt.“ Das Unverständnis des Longericher Trainers bezog sich vor allem auf eine Schiedsrichter-Entscheidung zugunsten der Hausherren: „Eine ganz strittige Szene gab es für mich bei einem Tor Rückstand, wo Matthias Peters durchbricht, der Abwehrspieler ganz klar im Raum verteidigt und wir ein Stürmerfoul gegen uns bekommen und Krefeld im Folge-Angriff auf zwei weg ist. Das war eine spielentscheidende Szene, was uns natürlich sehr, sehr stört.“ Ebenfalls störend: „Wir haben leider in der ersten Halbzeit Marin Dahlke verloren mit einer Verletzung an der Leiste und Benjamin Richter, dessen Oberschenkel-Verletzung wieder ein bisschen aufgebrochen ist. Krefeld hatte weit mehr Möglichkeiten, durchzuwechseln – und das war vielleicht auch ein Schlüssel. Aber jeder einzelne Spieler, der heute auf dem Feld stand, hat alles gegeben. Am Ende überwiegt der Stolz auf die Leistung der Mannschaft.“

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann (1) – Krings (3), Klasmann (3), Schneider (3), Noll (3/2), Braun (1), Claasen (2), Brüren (5/2), Kaysen (6), L. Jagieniak (2), Dommermuth (1), Obranovic, Bitzel, Mircic (2).

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer, Kromberg – Gerfen, Peters (3), Zerwas (4), Richter, Thöne (4), Lincks (3), Wolf, Zimmermann (5), Schulz (10/3), Nolting (1), Rinke, Dahlke.