2. Bundesliga
Essen geht leer aus, Dormagen feiert
TuSEM war gleichwertig, verlor aber beim Tabellenführer Balingen mit 29:30 und ist jetzt noch stärker gefährdet. TSV Bayer gewinnt auf den letzten Drücker mit 29:28 in Bietigheim.

So ein Mist: Essens Trainer Michael Hegemann und seine junge Mannschaft mussten erneut eine schmerzhafte Niederlage einstecken. (Foto: Herbert Mölleken)

HBW Balingen-Weilstetten – TuSEM Essen 30:29 (14:13). Sie werden es nicht mehr hören können und es ist ja tatsächlich schwer zu ertragen. Auch beim Tabellenführer waren die Essener über weite Strecken auf Augenhöhe unterwegs und ernsthafter Kandidat für einen Sieg – den sie im Kampf um mehr Sicherheit so dringend gebraucht hätten. Am Ende stand das Team von Trainer Michael Hegemann aber erneut mit leeren Händen da und die sechste Niederlage hintereinander hat die Situation in der Tabelle weiter verkompliziert: Dort steht TuSEM auf Rang 16 gerade noch auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz – bei 2:12 Zählern zusätzlich nur deshalb, weil das Torverhältnis (minus 9) besser aussieht als das der Wölfe Würzburg (minus 26) und des HC Empor Rostock (minus 36/beide ebenfalls 2:12). Neuer Letzter ist der VfL Eintracht Hagen (2:14), während das bisherige Schlusslicht HSG Konstanz (3:11) seinen ersten Saisonsieg holte und jetzt auf Rang 15 ebenfalls vor den Essenern liegt, auf die in der kommenden Woche die nächsten wichtigen Aufgaben warten – am 2. November gegen den Vierten TuS N-Lübbecke und am 5. November bei jenen Konstanzern.

Hegemann versuchte vor allem, den Frust zu verdrängen und eher das Positive aus der Partie mitzunehmen. „Wir sind natürlich alle sehr enttäuscht, da wir in meinen Augen zumindest einen Punkt verdient hatten. Wir haben Balingen alles abverlangt, uns fehlte lediglich etwas Spielglück. Alles in allem war es aber ein Schritt nach vorne und wir hoffen, auf dieser Leistung weiter aufbauen zu können.“ Tatsächlich bewiesen die Essener sowohl eine starke Moral als auch ihre Klassentauglichkeit – nicht nur durch die frühe 2:0-Führung (4.). Mit dem 4:5 (8.) geriet Essen zum ersten Mal in Rückstand, schaffte jedoch regelmäßig den Ausgleich – 9:9 (23.), 10:10 (26.). Das 12:14 (29.) beantworteten die Gäste mit dem 13:14 (30.) von Finley Werschkull unmittelbar vor der Pause  und dem 14:14 (31.) von Justin Müller kurz danach. Beim 16:15 (37.) und 17:16 (38.) lag TuSEM sogar wieder vorne, ehe die Unparteiischen beim Stande von 18:18 eine Aktion von Jonas Ellwanger mit der Roten Karte (43.) ahndeten. „Die Disqualifikation gegen Jonas war in meinen Augen zu hart“, fand Hegemann, „und sie hat uns einer wichtigen Option beraubt.“

Aufgeben kam für Essen trotzdem nicht in Frage – was eine unverändert sehr offene Partie mit einer spannenden Schlussphase brachte. Bis zum 23:24 (51.) war der direkte Kontakt da, bevor Balingen auf 27:24 (53.) erhöhte, sich jedoch seiner Sache selbst nach dem 28:25 (56.) nicht sicher sein konnte. Felix Klingler verkürzte für TuSEM auf 26:28 (58.) und per Siebenmeter auf 28:29 (59.). Das 28:30 (60.) änderte Eloy Morante Maldonado zum 29:30 (60.), als die Hallenuhr noch etwas mehr als eine halbe Minute an Restspielzeit anzeigte. Der Spitzenreiter nahm kurz darauf seine letzte Auszeit – und er brachte den knappen Vorsprung über die Runden, sodass Hegemann etwas später nur diese Feststellung blieb: „Wir haben einen Riesenfight über 60 Minuten geliefert.“ Dass es dafür keine Punkte gab, machte es doppelt und dreifach schmerzhaft. Und irgendwie kann er so etwas wohl langsam nicht mehr hören.

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Ellwanger (1), Wolfram, Dangers (2), Homscheid, Eißing, Szczesny (1), Müller (7), Seidel (1), Morante Maldonado (4), Klingler (6/4), Mast (1), Werschkull (4), Schoss (2).

 

SG BBM Bietigheim – TSV Bayer Dormagen 28:29 (12:17). Deutlich gelöster als beim Nachbarn Essen ist die Stimmung bei den Dormagenern, die zurück in der Erfolgsspur sind. Nach dem 23:24 gegen den Dritten VfL Potsdam, dem 24:27 gegen den Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten und dem 24:27 gegen den Zweiten THSV Eisenach war dieser Sieg enorm wichtig fürs Team von Trainer Matthias Flohr, denn mit jetzt 6:8 Punkten und Platz zwölf darf Dormagen wieder mehr in Richtung Mittelfeld blicken. Entsprechend erleichtert wirkte Flohr: „Ich bin erst mal total glücklich, dass wir gewonnen haben.“ Einfacher werden die Aufgaben trotzdem nicht für die Dormagener, die am 2. November auf den Neunten HSC Coburg treffen und am 5. November beim Vierten TuS N-Lübbecke antreten.

Jonathan Fischer eröffnete die Partie mit dem 1:0 für Bietigheim (2.), Mislav Grgic antwortete postwendend für die Gäste – 1:1 (2.). Dies war der Start einer ausgeglichenen und umkämpften Anfangsphase, ehe sich Dormagen ab der Mitte der ersten Hälfte erste Vorteile erarbeitete: Patrick Hüter vollendete einen 4:0-Lauf zum 11:7 (20.) und der positive Trend für den TSV setzte sich bis zur Pause mit dem 17:12 (30.) fort, das Tom Wolf für Bietigheim sogar erst auf den letzten Drücker erzielte. Nach dem 20:14 (39.) von Sören Steinhaus kam die SG aber immer weiter heran und beim 20:22 (47.) waren die Gastgeber endgültig zurück in der Partie. Der TSV berappelte sich zwar wieder und hielt zunächst eine knappe Führung bis in die Schlussphase hinein, bis Alexander Velz das 27:27 (58.) der Bietigheimer erzielte – der erste Ausgleich seit dem 7:7 (14.). Kurz darauf lief beim Stande von 28:28 (60.) alles auf den letzten Angriff hinaus und Dormagen hatte die finale Gelegenheit, das Spiel zu gewinnen. Diese Chance nutzte Flohrs Mannschaft auch: Regisseur Ian Hüter traf vier Sekunden vor dem Schlusspfiff zum 29:28-Endstand.

„Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr, sehr zufrieden. Wir haben da in der Abwehr sehr gut gestanden und im Angriff gute Lösungen gefunden“, stellte Flohr fest, „dann sind wir in der zweiten Halbzeit ein Stück weit eingebrochen, gerade in der Angriffs-Kreativität. Wir haben uns zu oft festgerannt. Uns war aber klar, dass Bietigheim in der zweiten Halbzeit wiederkommen würde in eigener Halle. Dann darf das Spiel, da muss man ehrlich sein, am Ende auch nicht viel länger gehen, weil die Körner immer weniger geworden sind und die Bietigheimer immer stärker.“ Der TSV-Coach war dann nicht nur stolz auf die Leistung seiner Mannschaft, sondern auch ehrlich: „Wir haben uns dagegengestemmt und aufgrund der ersten Halbzeit verdient gewonnen, aber ein Stück weit das nötige Quäntchen Glück gehabt.“

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Böhnert, Reuland (1/1), Meuser (4), Senden, Karvatski, Zurga (1), I. Hüter (4), Reimer (1/1), Grgic (9), P. Hüter (3), Sterba, Seesing (5), Steinhaus (1).