1. Bundesliga
Wieder verloren: Das lange Leiden des BHC
Mannschaft von Trainer Jamal Naji kommt bei den Füchsen Berlin lange für einen Sieg in Frage, unterliegt aber trotz einer guten Leistung mit 27:29.

Diese Richtung: Einerseits sieht Trainer Jamal Naji den BHC auf dem richtigen Weg – weil Einstellung und Entwicklung grundsätzlich stimmen. Anderseits weiß er, dass bald wieder der eine oder andere Punkt aufs Konto muss. (Foto: Michael Jäger)

Füchse Berlin – Bergischer HC 29:27 (14:14). Vielleicht hilft BHC-Coach Jamal Naji ja ein Blick hinüber nach Dormagen, wo Trainer-Kollege Matthias Flohr seine Einstellung beinahe mantramäßig wiederholt: Es gehe ihm nicht in erster Linie um das reine Resultat, sondern um die Art und Weise, wie seine Mannschaft ihre Auftritte gestalte. Und da konnte Flohr selbst in einer Phase mit drei Niederlagen hintereinander durchaus einverstanden sein, ehe jetzt mit dem 29:28 bei der SG BBM Bietigheim der Knoten auch ergebnistechnisch wieder platzte. Ähnliches würde sich der BHC wünschen, bei dem die Geduld aller Beteiligten aber auf eine noch größere Probe gestellt wird, denn der bislang letzte Erfolg in der Bundesliga stammt vom 15. September, als es in der Klingenhalle ein 32:28 gegen den TBV Lemgo gab. Damals stand das Konto bei 4:4 Zählern und der BHC hielt sich im gesicherten Mittelfeld auf, was sich mittlerweile mit der fünften Niederlage hintereinander gründlich geändert hat. Besonders schmerzhaft: Naijs Team wurde das Gefühl nicht los, erneut etwas verpasst zu haben – wie beim 26:27 gegen die Rhein-Neckar Löwen, wie beim 26:27 in Stuttgart, wie beim 27:30 in Erlangen und jetzt in der Hauptstadt gegen den weiter ungeschlagenen Spitzenreiter (17:1 Punkte). Krasser könnte dabei die Lage im Vergleich zu Platz eins nicht sein, denn der BHC ist mit 4:14 Punkten auf den drittletzten Platz abgerutscht. Und er profitiert gerade davon, dass der Vorletzte ASV Hamm-Westfalen (2:16) und der Letzte TSV GWD Minden (0:18) momentan überhaupt keinen Weg aus dem Keller oder gar den Anschluss ans untere Mittelfeld finden.

Die Gäste brachten Berlin, das vor Kurzem den großen THW Kiel im Spitzenspiel deutlich bezwungen hatte (34:26), von der ersten Minute an in Bedrängnis und sie ließen sich vom 2:4 (7.) nicht aus der Bahn werfen. Vier Treffer hintereinander brachten durch Tim Nothdurft sogar die 6:4-Führung (11.), sodass sich Füchse-Trainer Jaron Siewert schnell zu einer Auszeit gezwungen sah. Das Mittel zur klaren Wende entwickelte der Favorit in der 60-Sekunden-Besprechung aber nicht und bis zur Pause konnte sich in der intensiv geführten Auseinandersetzung keiner weiter absetzen – 8:8 (15.), 11:11 (24.), 14:14 (30.). Der Ausgleichstreffer von Thomas Babak sechs Sekunden vor dem Ende der ersten Halbzeit ließ den Gästen alle Möglichkeiten für den zweiten Durchgang – in dem sie allerdings einen schwächeren Start erwischten.

Mit dem 14:17 (34.) und 15:18 (35.) drohte dem BHC das Duell doch zu entgleiten, aber Najis Mannschaft arbeitete sich eindrucksvoll zurück und war dann beim 18:18 (38.) nur zweieinhalb Minuten später wieder dran. Bis zum 22:22 (47.) bewegten sich beide Seiten praktisch parallel zueinander, bevor die Füchse übers 24:22 (49.) und 26:23 (52.) mit einem klar erkennbaren Vorteil in den Endspurt gingen. Nachdem die Gäste auf 24:26 (53.) und 25:26 (54.) verkürzt hatten, antwortete Berlin mit zwei Treffern zum 27:25 (55.) und 28:25 (57.). Im Anschluss an die folgende letzte Auszeit erzielte Arnor Thor Gunnarsson noch das 26:28 (59.), ehe Mijajlo Marsenic mit dem 29:26 (60.) für die Entscheidung zugunsten der Füchse sorgte und die Zeit nach dem 27:29 (60.) von Noah Beyer fast schon abgelaufen war. Naji war bei allem Frust um eine sehr sachliche Einordnung des Geschehens bemüht: „Erst mal sind wir enttäuscht, weil wir hier über 60 Minuten das Spiel gewinnen können und wirklich ein gutes Spiel machen. Drei Mal können wir bei Unentschieden in Führung gehen und lassen den Ball liegen und scheitern am Ende am sehr starken Torhüter. Jetzt kommt ein sehr wichtiger Monat für uns mit vier wichtigen Spielen. Da müssen wir unsere Punkte holen, da zählt es. Wir müssen dieses Gefühl mitnehmen, dass wir da mithalten können, dass wir uns von Spiel zu Spiel entwickeln.“

Tatsächlich war der Oktober alles andere als golden für den BHC, der nun tatsächlich im November unter stärkerem Druck steht. Das Programm beginnt mit zwei Heimspielen hintereinander am nächsten Sonntag (6. November) gegen die HSG Wetzlar (Zwölfter/5:11 Punkte) und am 13. November gegen den Aufsteiger VfL Gummersbach (Achter/11:7). Anschließend geht es am 19. November zum zweiten Aufsteiger ASV Hamm-Westfalen (Rang 17/2:16) und zum Abschluss kommt Frisch Auf Göppingen (Rang 13/5:13) am 27. November in die Klingenhalle. Dann ist vermutlich mindestens das eine oder andere Spiel dabei, in dem es letztlich vielleicht doch auf das reine Ergebnis ankommt. Noch ein paar Mal nur Lob für eine gute Leistung und wieder keine Punkte oder zu wenige davon? Beim BHC mag niemand daran denken, dass es so kommen könnte. Und die Mannschaft hat ja offensichtlich das Zeug dazu, sich aus der misslichen Lage herauszuarbeiten.

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (2), Persson, Nothdurft (3), Weck, Gunnarsson (3), Ladefoged (6), Babak (3), Gutbrod, Arnesson (4/3), Bergner, Nikolaisen (1), M’Bengue (5).