3. Liga
Opladener Rekord, Krimis in Aldekerk und Longerich
TuS 82 fertigt Ahlen mit 43:26 ab, LSC holt mit 30:30 Punkt gegen Emsdetten. Aufsteiger TVA spielt beim 30:32 gegen Krefeld lange auf Augenhöhe.

Ich werf dann mal rein: Markus Sonnenberg erzielte beim Rekordsieg gleich 14 Treffer (sechs per Siebenmeter). Ahlens Dominik Spannekrebs (8) und sein Keeper Maurice Behrens scheinen hier schon zu ahnen, was kommt. (Foto: Thomas Ellmann)

TuS 82 Opladen – Ahlener SG 43:26 (17:10). Das Fazit des für die Opladener rundum gelungenen Abends in der Bielerthalle war eindeutig: Es wird nicht reichen, um die beiden Aufstiegsfavoriten HSG Krefeld Niederrhein und TV Emsdetten nachhaltig zu bedrängen – wie das 26:31 kürzlich gegen die Eagles und das 25:31 vom vergangenen Wochenende in Emsdetten belegen. Dahinter muss sich allerdings die gesamte Konkurrenz darauf einrichten, dass die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt einer der Kandidaten für den dritten Platz ist – den sich der TuS 82 durch den unerwartet hohen Erfolg über stärker eingeschätzte und diesmal überraschend schwache Ahlener (vorher punktgleicher Sechster) zurückeroberte. Opladen führt hinter Krefeld und Emsdetten über das beste Torverhältnis (plus 31) ein Trio mit jeweils 12:6 Zählern an, das die Bergischen Panther (plus 29) und der TV Aldekerk (plus 18) komplettieren. Die Ausgangslage vor dem Derby am kommenden Samstag beim direkten Nachbarn Longericher SC (Achter/9:9) verspricht erneut einen echten Kracher – in dem sich ein Favorit nicht mal im Ansatz erkennen lässt.

Als die Partie des neunten Spieltags gegen 21 Uhr vorbei war, müssen viele Opladener zuerst an eine Art Sinnestäuschung geglaubt haben. 43 selbst erzielte Tore? Ein Sieg mit 17 Treffern Unterschied? Das Team von Trainer Fabrice Voigt fuhr auf jeden Fall den höchsten Saisonsieg und den deutlichsten Erfolg seiner Drittliga-Geschichte ein – was sich bereits vor der Pause abzuzeichnen begann. Nach dem 1:0 (3.) durch den von Markus Sonnenberg verwandelten Siebenmeter gab es nur noch einmal einen Gleichstand – 6:6 (14.). Übers 9:6 (18.) und 12:7 (24.) lagen die Opladener zur Pause beim 17:10 (30.) mit sieben Treffern vorne, bevor sie ab dem 21:13 (35.) erneut kräftiger aufs Gaspedal traten. Das 25:15 (41.) von Yannick Nitzschmann (41.) bedeutete das erste Zehn-Tore-Polster, das übers 28:18 (43.) Stück für Stück weiter in die Höhe kletterte. Dass Ahlen inzwischen mit einer offenen Deckung operierte, machte das Ganze aus Sicht der Gäste nicht besser – eher im Gegenteil. Die Voigt-Auszeit beim Stande von 29:19 (45.) sorgte für eine wirkungsvolle Neu-Orientierung der Opladener, die mit dem 35:20 (50.) in den Endspurt gingen und dort locker zum hohen Endstand kamen. Logisch: Der TuS 82 ist jetzt heiß aufs Derby beim Longericher SC.

Klar: Mit dem Auftritt gegen Ahlen war Voigt mehr als nur einfach einverstanden: „Das war eine sehr starke Leistung von meinen Jungs. Ich bin sehr zufrieden, wie wir diese erste Englische Woche bis jetzt gemeistert haben. Wir haben die eine Einheit zwischen den Spielen sehr gut fürs Videostudium genutzt.“ Obwohl viel mehr an Vorbereitung auf Longerich jetzt auch nicht bleibt, werden sich die Opladener bis zum nächsten Wochenende wieder gezielt vorbereiten. Das gilt natürlich im Umkehrschluss genauso für den LSC. Wer dann die besseren Mittel findet, ist völlig offen.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler (6), Meurer (3), Leppich (3), Schroeder (4), Dittmer (5), Nitzschmann (3), J. Jagieniak (1), Hinrichs (1/1), Boelken, Johannmeyer (2), M. Sonnenberg (14/6), Völl (1).

TV Aldekerk – HSG Krefeld Niederrhein 30:32 (15:16). Die Krefelder werden froh darüber sein, auch diese Aufgabe erfolgreich hinter sich gebracht zu haben – nach dem 33:29 über den TV Emsdetten und dem 32:30 über den Longericher SC. Und Aufsteiger TV Aldekerk, der einzig und alleine den Klassenerhalt anstrebt, wird es verkraften können, dass er zum zweiten Mal hintereinander gegen eins der Teams von oben eine Niederlage einstecken musste – nach dem 23:27 vom vergangenen Wochenende beim TuS Spenge. In der Summe aus den bisher neun Spielen gehören die Aldekerker mit ihren 12:6 Punkten ja hinter den Krefeldern (16:2), dem TV Emsdetten (15:3) sowie dem TuS 82 Opladen und den Bergischen Panthern (beide ebenfalls 12:6) selbst noch zum oberen Drittel. Tim Gengtes, der spielende Trainer der Alderkerker, hatte hinterher sowie nichts am Auftritt der Hausherren auszusetzen: „Das war ein Spiel vor einer richtig geilen Kulisse gegen die Top-Mannschaft der Liga. Wir können mit erhobenem Haupt und breiter Brust die Halle verlassen. Das war ein richtig schnelles und gutes Handballspiel. Spielerisch mussten wir uns heute vor Krefeld nicht verstecken.“ Auf den kommenden Freitag und die Partie gegen Emsdetten freuen sie sich rund um die Vogteihalle schon jetzt. „Vielleicht werden wir es wieder schaffen, eine gutes oder positives Ergebnis herauszuziehen und ein gutes Spiel abzuliefern“, findet Gengtes, „dann haben wir in den vergangenen sieben Tagen alles richtig gemacht.“

In der schon zügig geführten Anfangsphase gingen die Gastgeber mit dem 2:1 (2.) zum ersten Mal in Führung, ehe sie nach dem 4:3 (7.) mit dem 5:6 (12.) zum ersten Mal in Rückstand gerieten und den Spieß wieder umdrehten – 9:8 (16.), 10:9 (19.), 11:10 (20.). Dieser Treffer war dann aber tatsächlich der letzte Vorsprung der Hausherren, die dennoch übers 14:14 (28.) auch am Ende der ersten Halbzeit mit dem 15:16 (30.) gleichwertig aussahen. Dass der ebenfalls kämpferisch starke Favorit jede sich bietende Gelegenheit nutzen würde, musste den Aldekerkern klar sein – und so kam es, als die Eagles aus dem 18:16 (34.) erst das 20:17 (36.) und kurz darauf das 23:18 (39.) und 24:19 (41.) machten. „Entscheidend war dann in der zweiten Halbzeit, dass wir für ein paar Minuten zu schnell zu viel wollten. Das hat Krefeld brutal ausgenutzt. Dann waren sie auf fünf Tore weg, aber wir hören trotzdem nicht auf. Wir drücken weiter aufs Gas und kommen wieder ran.“

Einsatz und Leidenschaft der Gastgeber verlangten den Krefeldern bis zum Schluss alles ab, weil sie selbst nach dem 22:26 (47.), 25:29 (53.) oder 27:31 (56.) nicht aufgaben – ohne am Ende wirklich für eine erneute Wende in Frage zu kommen. Spätestens mit dem 32:27 (58.) durch Merten Krings, den mit 13 Treffern herausragenden Werfer des Abends, war die HSG durch. David Hansen (58.) und Thomas Plhak (59./60.) sorgten anschließend immerhin für eine Ergebnis-Korrektur, mit wenig später alle ganz gut leben konnten. „Dass es für keinen Punkt gereicht hat, ist für uns nebensächlich“, urteilte Gentges, „ich glaube, hier geht keiner meckernd aus der Halle – nicht auf Krefelder Seite und nicht auf Aldekerker Seite.“ Echter Widerspruch regte sich auch bei den Eagles nicht, die nun am kommenden Samstag auf die Bergischen Panther treffen.

TV Aldekerk: Schoemackers, van Hall, Keutmann – Jonas Mumme (1), Grützner, Görden (2), Plhak (9/2), Upietz, Gentges (1), Küsters, Hansen (1), Julian Mumme (10), Rutten (3), Linden (3).

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann – Krings (13), Klasmann, Schneider (4), Noll (3), Athanassoglou (3), Braun, Kaysen (3), L. Jagieniak (4), Dommermuth, Obranovic (2), Bitzel, Mircic.

 

Longericher SC – TV Emsdetten 30:30 (15:16). Emsdetten musste sich manchmal vorkommen wie im falschen Film und die Kölner schienen manchmal auf Wolke sieben zu schweben – was in dieser Form sicher eine ziemlich große Überraschung war, da der LSC noch die nur drei Tage alte Niederlage bei der HSG Krefeld Niederrhein in den Beinen und Köpfen hatte (30:32). Weil sich der Zweitliga-Absteiger, der den direkten Wieder-Aufstieg anstrebt, aber selbst von einem Vier-Tore-Rückstand nicht völlig aus der Bahn werfen ließ und doch den Weg in die Partie stand, entwickelte sich eine packende Auseinandersetzung, die am Ende keinen Sieger hatte. Longerich konnte zwar zum vierten Mal hintereinander nicht gewinnen (vorher 31:32 beim Team Handball Lippe II, 31:38 gegen den TuS Spenge, 30:32 in Krefeld) und aus einstmals 8:2 Punkten und dem Kontakt zur Spitzengruppe sind jetzt fürs Team von Trainer Chris Stark nicht mehr ganz so starke 9:9 Zähler und Rang acht geworden – aber stark war jetzt auch die Leistung gegen einen der Aufstiegsfavoriten. Stark muss es nach dem 35:26 vom 1. Oktober gegen den TSV GWD Minden II, also nach dem bisher letzten Sieg, geahnt haben: „Jetzt kommen die heißen Wochen für uns.“ Das Duell mit dem TVE war von der ersten bis zur letzten Minute eine besonders heiße Angelegenheit, die unter dem Strich im Übrigen Schützenhilfe für die Krefelder brachte – die jetzt mit 16:2 Zählern alleine vor Emsdetten (15:3) an der Tabellenspitze liegen. Für die Longericher fühlte sich das Unentschieden unter dem Strich ebenfalls fast wie ein Sieg an und es brachte dem LSC frischen Rückenwind fürs immer besonders heiße Derby am kommenden Samstag gegen den TuS 82 Opladen (Dritter/12:6).

Starks Team zeigte wenig Respekt vor dem prominenten Gegner, dem nach der eigenen 3:2-Führung gegen leidenschaftlich spielende Kölner kein passendes Mittel mehr einfiel. Folgerichtig: Im Anschluss ans 9:5 (19.) für den LSC durch Dustin Thöne nahm der Ex-Zweitligist direkt eine Auszeit, nach der er sogar besser zurechtkam, allerdings erst mit dem 14:14 (29.) wieder zum Ausgleich. Der zweite Abschnitt entwickelte sich zum beinahe dramatischen Duell zwischen zwei gleichwertigen Mannschaften – 17:20 (34.), 20:20 (36.), 22:22 (41.), 25:25 (46.), 25:27 (49.), 27:27 (53.), 29:29 (57.), 30:29 (59.) durch Benjamin Lincks. Der von Dirk Holzner verwandelte Siebenmeter brachte dem TVE in der vorletzten Minute das 30:30 (59.) und 25 Sekunden vor der Schluss-Sirene hatte Emsdetten noch seine letzte Auszeit. Es blieb allerdings beim Unentschieden, das insgesamt wohl das gerechte Ergebnis war – und die Longericher durchaus einigermaßen zuversichtlich aufs Derby am nächsten Samstag gegen den TuS 82 Opladen blicken lässt.

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer, Kromberg – Gerfen, Peters (4), Zerwas (5), Richter, Thöne (6), Lincks (3), Quetting, Wolf, Zimmermann (3), Schulz (7/2), Dahlke, Nolting (1), Rinke (1).