03. November 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Eine Pause? Kann wohl warten. Und eine gab es grundsätzlich schon in der 3. Liga, die am 15./16. Oktober in den Herbst-Schulferien einmal ausgesetzt hat. Eine vorgezogene Aufgabe erledigten damals unter anderem die Bergischen Panther, die dann mit dem 26:25 gegen den TuS Spenge beide Punkte holten – und dafür nun am ungewohnten Feiertags-Termin frei hatten, während der größere Rest der Konkurrenz durch den zweiten Teil einer englischen Woche hetzt und am Freitag/Samstag überwiegend wieder vor Aufgaben steht, die es in sich haben. Ob das echter Stress ist, kommt dabei auch auf den aktuellen Stand der Dinge an. Und weil in der Gruppe West keiner der fünf Klubs aus dem Harzhelden-Gebiet sportliche Sorgen hat, können sich alle aus diesem Quintett jederzeit auf neue Höhepunkte freuen – was unter anderem für den Longericher SC gilt, der als Achter (9:9 Punkte) derzeit aber nur als Nummer fünf hinter der HSG Krefeld Niederrhein (16:2), dem TuS 82 Opladen, den Bergischen Panthern und dem Aufsteiger TV Aldekerk (alle 12:6) daherkommt. Das entspricht eher bedingt dem Selbstverständnis der Longericher, die daran gerne etwas ändern würden – am liebsten im Derby am Samstagabend gegen die Opladener.
Der LSC holte aus den vergangenen vier Spielen lediglich 1:7 Zähler, hatte allerdings jetzt den Zweitliga-Absteiger Emsdetten beim aufregenden 30:30 am Rande einer Niederlage und zog aus diesem Abend sehr viel Zuversicht für die kommenden Aufgaben. Dass sich daraus keine Garantie auf einem Sieg über den TuS 82 ergibt, weiß Longerichs Trainer Chris Stark, der außerdem viel Respekt vor dem Nachbarn hat: „Opladen hat sich stetig weiterentwickelt, seitdem sie in die 3. Liga gekommen sind, und sie haben eine sehr gute Mannschaft. Ich erwarte wieder ein ganz knackiges Spiel auf Augenhöhe. Das wird heiß umkämpft sein.“ Was die Longericher nicht vergessen haben: In der vergangenen Saison verloren sie sowohl in Opladen (28:31) als auch in eigener Halle (29:34). „Dafür wollen wir uns natürlich revanchieren“, sagt Stark, „zu Hause möchten wir uns jetzt wieder doppelt belohnen und einen Sieg einfahren.“ Dabei werden sie ziemlich sicher auf maximalen Widerstand bei den Opladenern treffen, die ihre Niederlagen gegen Krefeld (26:31) und in Emsdetten (25:31) offensichtlich bestens hinter sich gelassen haben: Der jüngste 43:26-Rekordsieg über die vorher punktgleiche Ahlener SG war fast eine Kampfansage. Ein Favorit ist jedenfalls nicht zu erkennen, zumal die Mittelrhein-Rivalen am Ende der Serie 2021/2022 ebenfalls dicht beieinander durchs Ziel kamen. Der LSC war Dritter (26:14 Punkte), der TuS 82 landete auf Platz fünf (25:15).
Den etwas größeren Favoriten gibt es ohne Zweifel am Freitagabend in der Vogteihalle beim Duell zwischen dem Aufsteiger TV Aldekerk und Emsdetten, das unbedingt auf dem schnellsten Weg zurück in die 2. Bundesliga will. Aldekerker Vorteil: Die Mannschaft des spielenden Trainers Tim Gentges hat nicht das Geringste zu verlieren – und vielmehr im bisherigen Saisonverlauf bereits eine Menge gewonnen. Selbst nach dem 30:32 gegen Krefeld hatte keiner das Gefühl, dass dem Außenseiter eben eine Niederlage passiert war. „Es ist doch ein Wahnsinn, dass du überhaupt darüber nachdenken durftest, dass du gegen Krefeld gewinnen kannst“, findet Gentges, der die Entwicklung der Mannschaft ziemlich großartig findet – auch, aber nicht erst jetzt in der 3. Liga. Schon in der Regionalliga 2021/2022 stellten die Aldekerker – noch mit Nils Wallrath als Trainer – unter Beweis, welche Qualitäten sie sich erarbeitet haben. Besonders beeindruckend war der Schluss-Spurt, als der TVA innerhalb von weniger als vier Wochen vom 23. April bis zum 19. Mai neun Spiele zu absolvieren hatte – und auf dem Weg zur Meisterschaft alle neun gewann. Nun freut sich Gentges wie alle Spieler sehr aufs Duell mit Emsdetten: „Wir wollen so lange Paroli bieten, wie es geht, und wir hoffen, dass uns wieder so ein gutes Spiel gelingt. Wir haben überhaupt nichts zu verlieren.“
Den stärksten Aufschwung in den vergangenen Wochen haben die Panther hinter sich, die seit dem Start mit 0:4 Punkten aus den sieben folgenden Partien (sechs Siege, eine Niederlage) beeindruckende 12:2 Zähler einsammelten und dabei eine breite Palette an Möglichkeiten nachwiesen. Das Team von Trainer Marcel Mutz findet offensichtlich Krimis klasse – wie beim 35:36 gegen die Ahlener SG, wie beim 29:28 in Handball Lippe II, wie beim 26:25 gegen den TuS Spenge. Und es nutzt im Fall der Fälle gerne die Chance zu sehr deutlichen Erfolgen – wie beim 29:21 in Hamm-Westfalen II, wie beim 37:29 in Gladbeck, wie beim 35:18 gegen den TSV GWD Minden II. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass die Panther nach Rang sechs in der Saison 2021/2022 (25:15 Punkte) in der aktuellen Serie ebenfalls ihren festen Platz in der oberen Tabellenhälfte finden dürften. Vor der Aufgabe am Samstag bei der HSG Krefeld Niederrhein sind dennoch zwei Dinge klar: Erstens müssen die Panther trotz ihrer tollen Serie als Außenseiter gelten und zweitens segeln die Eagles gerade selbst auf einer nahezu perfekten Welle. Nach dem heute mehr denn je rätselhaften 28:35 vom ersten Spieltag gegen die Ahlener SG holte die Mannschaft des neuen Trainers Mark Schmetz aus acht Aufgaben alle möglichen 16:o Punkte, sodass Krefeld (16:2) inzwischen die Emsdettener (15:3) an der Spitze ablösen konnte.
Was eine besonders spannende Frage ist: Kann sich Krefeld mit dem stärksten Angriff der Liga (306 Treffer/Durchschnitt 34,0 pro Spiel) durchsetzen oder behalten eventuell doch die Panther mit der stärksten Abwehr der Liga (247/Durchschnitt 27,44) die Oberhand? So oder so stehen Mutz und sein Team vor vier Wochen voller Höhepunkte, denn nach Krefeld geht es zuerst am 11. November gegen Emsdetten und am 18. November nach Longerich. Am 25. November kommt dann Aldekerk ins Bergische – was bereits das Ende der Hinrunde markiert. Und danach eine Pause? Muss wohl warten. Am 3. Dezember schon fällt mit dem Derby beim TuS 82 Opladen der Startschuss für den zweiten Teil der Saison. Langweilig ist anders.