04. November 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TV Aldekerk – TV Emsdetten 25:26 (12:11). In Aldekerk gehen die Uhren weiter ein bisschen anders. Schon gut eine Stunde vor dem Spiel ist die Vogteihalle mit ungefähr 300 Zuschauern etwa zur Hälfte gefüllt und der Lärmpegel wird vorläufig nicht weniger ohrenbetäubend. Nach der Schluss-Sirene geht der vorgezogene Karneval dann erst richtig los: Die Fans feiern den Aufsteiger – obwohl der gerade wieder eine knappe Niederlage hat hinnehmen müssen. Dabei ging es nur drei Tage nach dem 30:32-Krimi gegen den Tabellenführer HSG Krefeld Niederrhein noch dramatischer zu, weil sich das beim 20:25 (51.) fast schon geschlagene Team um den spielenden Trainer Tim Gentges wieder eindrucksvoll in die Partie zurückkämpfte und zum 25:25-Ausgleich (56.) kam – ausgerechnet durch Keeper Paul Keutmann, der in den hier verwaisten Kasten seines TVE-Kollegen Oliver Krechel traf. Das Glück schien sich plötzlich den Hausherren zuzuwenden, weil Sekunden zuvor Emsdettens Marius Kluwe mit seinem Versuch nur die Latte getroffen hatte. Was die Hausherren am Ende aber stören durfte oder sogar musste: Auf der Zielgeraden wäre beim Gleichstand drei Mal die Führung drin gewesen, doch alle Angriffe verstrichen ungenutzt. Auf der anderen Seite kam es richtig bitter – und Gäste-Rechtsaußen Yannick Terhaer markierte 35 Sekunden vor der Schluss-Sirene ziemlich humorlos den entscheidenden Treffer.
Gentges wusste hinterher zuerst nicht richtig, was er vom Endstand halten sollte: „Wir hätten gewinnen können und sicher einen Punkt verdient gehabt. Es ärgert mich, dass wir das nicht geschafft haben.“ An der Einstellung der erneut mit mindestens hundert Prozent Leidenschaft zur Sache gehenden Mannschaft hatte er mit Recht jedoch zum wiederholten Mal wenig auszusetzen. „Es ist irre, dass wir hier gegen eine solche Profi-Mannschaft spielen durften“, fand Gentges, „und es ist typisch Alderkerk. Wir hören nicht auf, wir machen immer weiter.“ In der Summe hofft er auch, dass solche Spiele de Weiter-Entwicklung des Teams fördern: „Vielleicht gehört es dazu, damit wir irgendwann den nächsten Schritt tun können.“ Die Gegenwart sieht zudem für die Aldekerker nach neun Spieltagen unverändert sehr ordentlich aus: Die jetzt 12:8 Punkte reichen immerhin noch zum fünften Platz hinter Emsdetten (17:3), das zumindest bis Samstagabend an die Spitze kletterte, der HSG Krefeld Niederrhein (16:2), dem TuS 82 Opladen (12:6) und den Bergischen Panthern (12:6). Gleichzeitig geht die Serie der größeren Aufgaben gegen die besten Teams der 3. Liga weiter, denn am nächsten Samstag ist der TVA im Bergischen bei den Panthern gefordert. Unterschätzen werden Trainer Marcel Mutz und die Panther den Aufsteiger an diesem Abend bestimmt nicht.
Emsdetten, das über weite Strecken nicht besser, aber abgezockter wirkte, trug trotz seiner 5:3-Führung (10.) keinen Handball von einem anderen Stern vor. Nach dem 5:5 (13.) brachte Marcel Görden die Hausherren erstens mit 6:5 (17.) nach vorne und zweitens die Halle erst richtig zum Glühen: Sein Treffer vom Kreis aus, mit dem Rücken zum Tor stehend, hätte einen Schönheitspreis verdient gehabt. Der Schwung der Gastgeber hielt bis zum 8:6 (19.) an, ehe der Favorit mit einer 4:0-Serie zum eigenen 10:8 (23.) antwortete – und die Aldekerker trotzdem nicht auf Distanz halten konnte. Das 9:11 (27.) drehte der TVA durch einen 3:0-Lauf bis zur Pause in ein 12:11 (30.) um und er sorgte für Begeisterung bei den Fans – vorwiegend bei den eigenen, weil sich die Gäste echte Sorgen machen mussten. Und nachher sahen sie sich vor allem einem Festabend von Julian Mumme gegenüber, der die zweite Halbzeit besonders prägte: Auf sein Konto gingen zunächst das 13:13 (33.), 14:14 (33.), 15:15 (35.) und 16:15 (35.).
In manchen Szenen schienen die Gastgeber jetzt zu viel zu wollen – wofür sie durch einige Fehler zu viel und den wachsenden Rückstand bestraft wurden – 16:19 (40.), 17:21 (44.), 18:22 (45.), 20:24 (50.). Dann landete ein Mumme-Versuch im Block der Gäste und der Tempogegenstoß brachte sofort das 20:25 (51.), das jedoch erst das beste Kapitel des Spiels einleitete. Mumme (52.), Roman Grützer (53.), Görden (54.), noch einmal Mumme (55.) und Keutmann (56.) glichen zum 25:25 aus – und die Vogteihalle war jetzt endgültig ein Tollhaus. In der 57. Minute, in der 59. und in der 60. hatte Aldekerk anschließend jeweils erneut den Ball, weil die Gäste erstaunliche Schwächen zeigten. Irritierend: Nach jenem 25:26 zeigten die Schiedsrichterinnen kurz vor Schluss deutlich eine Spiel-Unterbrechung an – wohl genau acht Sekunden vor dem Ende, doch erst ohne eine Reaktion des Kampfgerichts. Die Uhr tickte weiter herunter und am Ende wurde nach einigen Diskussionen eine Restzeit von sechs Sekunden angezeigt – zu wenig, um wenigstens den Ausgleich zu erzielen. Wenig später war trotzdem Karneval. Weil die Uhren in Aldekerk im Moment etwas anders gehen.
TV Aldekerk: Schoemackers, van Hall, Keutmann (1) – Jonas Mumme (1), Grützner (1), Görden (3), Plhak (7/2), Upietz, Gentges, Küsters (1), Hansen, Julian Mumme (10), Rutten, Linden (1).