3. Liga
Longerich gewinnt Derby, irres Spiel in Krefeld
Der LSC hat beim 29:24 über den TuS 82 Opladen in Keeper Philipp Ruch eine wichtige Stütze. Panther führen bei den Eagles lange mit sechs Toren und bangen am Ende beim 33:33 um einen Punkt.

Der Biegsame: Die Longericher (links Max Zerwas, rechts Christopher Wolf) konnten immer wieder Körperbeherrschung und Paraden ihres Keeper Philipp Ruch bestaunen. (Foto: Thomas Schmidt)

Longericher SC – TuS 82 Opladen 29:24 (13:13). Sie hatten beide zuerst Probleme, viele Worte zu finden – allerdings aus ganz unterschiedlichen Gründen. Während Longerichs Trainer Christian Stark nach dem Erfolg im Mittelrhein-Derby vor allem erschöpft und vor Freude außer Atem war, haderte sein Opladener Gegenüber Fabrice Voigt mit den eigenen vergebenen Chancen. Der TuS-Coach fasste die Stimmungslage bei den Gästen kurz zusammen: „Wir schlagen uns selbst.“ Mit etwas Abstand hatte er allerdings dann noch eine etwas ausführlichere Analyse parat: „Im Endeffekt müssen wir anerkennen, dass Longerich verdient gewinnt. Immer, wenn wir rankamen oder etwas geändert haben, haben wir uns das selber durch Fehler oder Fehlwürfe wieder weggenommen. Das müssen wir uns ankreiden und das müssen wir verbessern.“ LSC-Kollege Stark war naturgemäß deutlich gelöster: „Ich finde, dass unsere Verteidigung in Kombination mit Torwart Philipp Ruch heute den Hauptausschlag gegeben hat. Wir haben sehr viel investiert in die Videobesprechung. Da weißt du nie genau, wie setzt die Mannschaft das auf dem Feld um, aber heute haben sie das ganz, ganz toll gemacht. In meinen Augen haben wir verdient gewonnen.“ Einigen konnten sich sicherlich alle Beobachter darauf, dass Longerichs Keeper Ruch der Mann des Abends und vor allem in der zweiten Halbzeit entscheidend daran beteiligt war, dass die Hausherren zwei Zähler einsammelten, die sie auf eine Gesamtbilanz von 11:9 und Platz sechs verbesserte. Die Opladener dagegen stehen jetzt bei 12:8 Punkten und rutschten auf Platz vier ab, der allerdings immer noch klar im Zielkorridor von Voigts Team liegt.

Die erste Halbzeit war durchgehend eine Partie auf Augenhöhe, in der Matthias Peters erst in der vierten Minute das erste Tor markierte und seine Longericher in Führung brachte. Tatsache: In der ausgeglichenen Begegnung war das Opladener 6:4 (15.) das einzige Mal, dass die Teams vor der Pause mehr als einen Treffer auseinanderlagen. Max Zerwas besorgte aber per Doppelschlag direkt wieder den 6:6-Ausgleich (15./16.). Beide Seiten taten sich im Angriff insgesamt schwer – und scheiterten öfter an den Männern zwischen den Pfosten. Dabei hatte im ersten Durchgang Opladens Louis Oberosler in einem Duell zweier starker Keeper gefühlt sogar die Nase vorne. Und so gingen die Mannschaften mit einem korrekten 13:13-Unentschieden in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel sah es zunächst so aus, als würde die Partie weiter eng bleiben – 15:15 (34.). Doch die Gäste verloren jetzt in der Abwehr etwas den Zugriff und im Angriff den Faden. Lukas Martin Schulz (35.) und Dustin Thöne (35.) brachten den LSC erstmals mit zwei Toren nach vorne (17:15) und im Anschluss an Thönes Treffer erhielt Opladens Birger Dittmer zusätzlich eine Zeitstrafe. Die Überzahl nutzte Longerich stark, denn Benjamin Lincks (36.) und Malte Nolting (38.) erhöhten auf 19:15 und Lincks wenig später auf 20:15 (40.). Der TuS probierte es nun mit offensiveren Abwehr-Varianten und kämpfte sich immerhin wieder auf 20:22 (48.) ran. Doch erneut leistete Voigts Team sich zu viele Fehler – oder scheiterte immer wieder an Ruch im LSC-Kasten. So zogen die Hausherren über das 24:20 (50.) wieder zum alten Abstand – 26:21 (53.). Die Gäste gaben sich in einer hitzigen Derby-Atmosphäre zwar nicht auf und kamen noch einmal zurück. Nach der Roten Karte gegen Thöne (57./dritte Zeitstrafe) verkürzte Markus Sonnenberg auf 24:26 (58.). Doch nach dem nächsten LSC-Angriff musste Opladens Jonas Leppich ebenfals für zwei Minuten runter, den fälligen Siebenmeter verwandelte Schulz sicher zum 27:24 (58.). Kurz darauf machte Max Zimmermann mit dem 28:24 ins leere TuS-Tor alles klar (60.) und der Rest versank im Longericher Jubel.

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer, Kromberg – Gerfen, Peters (4), Zerwas (3), Pyszora, Richter, Thöne (2), Lincks (2), Wolf, Zimmermann (3), Schulz (10/4), Nolting (2), Dahlke (3).

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler, Meurer (5), Nitsche, Leppich (1), Schroeder (1), Dittmer (3), Nitzschmann (5), J. Jagieniak (1), Hinrichs, Boelken (2), Johannmeyer, M. Sonnenberg (6/2).

 

HSG Krefeld Niederrhein – Bergische Panther 33:33 (13:19). Hätte den Panthern vor der Dienstreise zu einem der Titelfavoriten diesen einen Punkt angeboten, wären sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit drauf eingegangen. Am Ende einer wirklich verrückten Partie mit einer sehr besonderen Anfangsphase dürfte das Team von Trainer Marcel Mutz aber ins Grübeln geraten sein: War es aufgrund der klaren Führung am Ende ein Punktverlust? Oder doch eher ein Punktgewinn, weil Krefeld auf der Zielgeraden wieder dran war und beim 33:32 (60.) durch Merten Krings genau 20 Sekunden vor dem Ende zum ersten Mal überhaupt an diesem Abend führte? Mutz entschied sich hinterher irgendwie für die Mitte: „Vorher hätte ich den Punkt sofort unterschrieben, nach diesem Spielverlauf weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Wir hätten auch gewinnen können. Aber ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs, wie sie heute aufgetreten sind, mit welcher Leidenschaft. Ein bisschen Unmut ist dabei, weil ich gerne gewonnen hätte. Aber wir haben hier einen Punkt geholt beim Tabellenführer. Von daher sollen wir zufrieden sein.“ Außerdem durfte er sich damit trösten, dass die Panther ihre gute Form in den vergangenen Wochen bestätigten – und nun nach 0:4 Punkten vom Saisonstart nur eins der folgenden acht Spiele verloren (13:3). In der Tabelle ist Mutz‘ Team mit 13:7 Zählern neuer Dritter hinter dem TV Emsdetten (17:3 Punkte) und den Krefeldern (ebenfalls 17:3), die verkraften werden, dass sie nach acht Siegen hintereinander ausnahmsweise mal wieder nicht als Gewinner von der Platte gingen. Auch das Team von Trainer Mark Schmetz musste letztlich ohnehin froh sein, über eine Energieleistung diesen hohen Rückstand aufgeholt zu haben.

In den ersten Minuten dürften sich die Hausherren sehr verwundert die Augen gerieben haben, denn die Gegentreffer der Panther prasselten wie ein Gewitter auf sie herab: Nach dem 6:0 (9.) nahm Schmetz deshalb schnell eine Auszeit, die jedoch zunächst wenig änderte – weil Mutz‘ Mannschaft übers 8:1 (12.) Herr der Lage blieb und immer eine Antwort auf die Versuche der Krefelder fand, die nur auf 7:11 (20.) verkürzen konnten. Beim 14:8 (22.) oder 16:10 (26.) lagen die Gäste erneut mit sechs Toren vorne und am Ende der ersten Hälfte gingen sie mit einem 19:13 (30.) von der Platte. Viel sprach nicht mehr für die HSG, obwohl den Gästen die erkrankten Max Weiß und Keeper Max Conzen kurzfristig ausgefallen waren. Mutz ahnte trotzdem, was kommen würde: „Generell war die erste Halbzeit bockstark. Uns war klar, dass Krefeld in der zweiten Halbzeit ein Stück weit zurückkommen wird und sich nicht noch einmal so präsentiert. Dann haben wir es einfach nicht mehr geschafft, vorne weiter so durchschlagskräftig zu spielen, wir sind nicht mehr so gut in den Rückzug gekommen. Das hat Merten Krings gnadenlos ausgenutzt.“ Krefelds Regisseur, der sich von Spielständen oder äußeren Bedingungen wohl nie aus der Ruhe bringen lässt, war tatsächlich bis zum Schluss der große Krefelder Antreiber (insgesamt neun Tore).

Ab dem 21:16 (36.) wurde es schrittweise enger – 21:18 (37.), 22:20 (40.), 23:22 (44.). Mit einer Dreier-Serie zum 26:22 (46.) durften die Panther noch einmal Luft holen und sie gingen kurz darauf mit einem 28:26 (51.) in die letzten zehn Minuten. Das 29:27 (51.) von Simon Wolter und das 30:27 (53.) von Justus Ueberholz waren durchaus passende Antworten – eigentlich. Es folgte jedoch die nächste große Krings-Schau – 28:30 (54.), 29:30 (55.), 30:30 (56.). Feierabend war damit trotzdem lange nicht, weil die Panther durch David Bleckmann das 31:30 (56.) und durch Jan Blum (59.) das 32:31 hinterherlegten. Die krönenden Beiträge der finalen 90 Sekunden: Christopher Klasmann glich per Siebenmeter zum 32:32 (59.) für die HSG aus, Merten Krings (natürlich) sorgte fürs 33:32 – und Bleckmann unmittelbar vor dem Ende fürs 33:33. Vielleicht war es der passende Abschluss eines verrückten Handball-Abends.

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann – Krings (9), Klasmann (5/2), Schneider (8), Noll (3/3), Athanassoglou (1), Braun (1), Kaysen (1), L. Jagieniak (5), Dommermuth, Obranovic, Bitzel, Mircic.

Bergische Panther: Eigenbrod, Franz – Wöstmann, Görgen (4), Schlösser (7/3), J. Blum (2), T. Blum (7), Zulauf, Reinarz (1), Padeken (1), Ueberholz (4), Bleckmann (2), Heider (4), Wolter (1).