2. Bundesliga
Essen ist erleichtert, Dormagen schiebt Frust
TuSEM beendet englische Woche mit 30:27 in Konstanz. TSV Bayer geht beim 22:23 in Nettelstedt sehr unglücklich leer aus.

Wer sich die Hände reibt: Trainer Michael Hegemann und die Essener traten die weite Heimreise vom Bodensee aus mit einem guten Gefühl im Gepäck an. (Foto: Herbert Mölleken)

HSG Konstanz – TuSEM Essen 27:30 (14:16). Samstag, 28. Oktober: Die Essener verlieren beim Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten trotz einer guten Leistung mit 29:30. Es ist der Anfang einer herausfordernden Phase, die auch bei den Handballern englische Woche heißt, die sechste Niederlage hintereinander – und die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann scheint bei jetzt 2:12 Punkten langsam den Boden unter den Füßen zu verlieren. Eine Woche später hat TuSEM die Wende geschafft und nach dem 30:29 vom Mittwoch (2. November) gegen den TuS N-Lübbecke gewinnt sie nun am Samstagabend am Bodensee beim Zweitliga-Rückkehrer zum zweiten Mal hintereinander – was mit dem Blick auf die kommenden Aufgaben eine klar bessere Perspektive bringt. „Am Ende des Tages sind wir unglaublich froh, dass wir die englische Woche mit 4:2 Punkten für uns so positiv gestalten konnten“, sagte Trainer Michael Hegemann, „wir werden in den nächsten Tagen zuerst regenerieren müssen. Ich hoffe, dass die Mannschaft bis nächsten Freitag so weit hergestellt  ist, dass wir dann auch Potsdam einen guten Fight liefern können.“ Das ist der Haken an der Sache: Die Aufgabe gegen den starken Klassen-Neuling VfL Potsdam (Vierter/15:5 Punkte) wird erneut höchste Anforderungen stellen – und aus dem Schneider sind die Essener natürlich noch nicht. Die nun erreichten 6:12 Zähler reichen im Moment zwar für Rang 13, doch der TSV Bayer Dormagen (6:12), der VfL Eintracht Hagen und der HC Elbflorenz Dresden (beide 6:14) liegen wie die Konstanzer (5:13) auf dem ersten Abstiegsplatz nicht weit weg. Etwas abgeschlagen sehen zurzeit lediglich die Wölfe Würzburg und der HC Empor Rostock aus (beide 2:16).

Essen erwischte mit dem 2:4 (5.) einen übersichtlich guten Start, war aber ab dem 4:4 (8.) gleichwertig unterwegs. Mit dem 8:7 (14.) von Alexander Schoss gelang den Gästen die erste Führung, ehe sie beim 9:10 (20.) erneut hinten lagen und mit dem 11:10 (22.) von Eloy Morante Maldonado wieder vorne. Das Wechselspiel setzte sich regelmäßig fort – 11:12 (26.), 14:13 (28.), 15:13 (30.). Dann beantwortete Dennis Szczesny praktisch in die Schluss-Sirene der ersten Halbzeit hinein das Konstanzer 14:15 (30.) mit dem 16:14 (30.), ehe Essen im zweiten Durchgang immer die Führung behielt und auf fast jede Aktion der Hausherren die aus seiner Sicht passende Antwort fand.

Übers 19:16 (34.) und 21:18 (41.) lag TuSEM beim 23:19 (46.) mit vier Toren vorne und es konnte sein Polster jederzeit behaupten – 25:21 (52.), 26:24 (56.), 27:24 (57.). Durch das 28:24 (59.) von Morante Maldonado 72 Sekunden vor dem Ende durften sich die Gäste aus dem Ruhrgebiet dann ihrer Sache sicher sein – und die letzte Minute mit immerhin noch vier Treffern blieb letztlich eine Randnotiz. „Wir haben eine sehr reife Leistung abgeliefert“, stellte Hegemann zufrieden fest, „wir hatten uns fest vorgenommen, dass wir uns von der Hektik, die Konstanz durch die 3:2:1-Deckung erzeugen will und mit dem Druck des Hallenpublikums weiter steigern wollte, nicht anstecken lassen. Das haben wir wirklich gut geschafft. Wir haben wieder gut verteidigt mit einem starken Torhüter Lukas Diedrich dahinter. Insgesamt war das noch mal ein Schritt nach vorne, weil wir über weite Strecken komplett den Spielrhythmus bestimmt haben.“

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Ellwanger (1), Wolfram, Dangers (3), Homscheid (1), Eißing, Szczesny (3), Müller (4), Seidel, Morante Maldonado (5/1), Klingler (8/2), Mast, Werschkull (1), Schoss (4).

 

TuS N-Lübbecke – TSV Bayer Dormagen 23:22 (12:10). Für die Dormagener war es eine bittere Heimfahrt. Erneut hatte sie auswärts stark aufgespielt und erneut gab es ein dramatisches Ende, diesmal allerdings mit dem glücklicheren Ausgang für die Gastgeber. Zuletzt hatte das Team von Trainer Matthias Flohr in des Gegners Halle mit 29:28 bei der SG BBM Bietigheim gewonnen – durch ein Tor von Ian Hüter vier Sekunden vor Schluss. Nun erwischte es die Dormagener selbst schmerzhaft, weil Dominik Ebner wirklich auf den letzten Drücker das 23:22 für die Hausherren gelang. In der Addition mit dem 24:29 vom Mittwoch gegen den HSC Coburg ist der TSV in der englischen Woche leer ausgegangen und er muss nun den Blick bei 6:12 Punkten von Rang 14 aus nach unten richten. Dormagen hat allerdings auch schon schon gegen die aktuell besten sieben Mannschaften der 2. Bundesliga gespielt. Kapitän Ian Hüter konnte darin keinen Trost entdecken: „Die Niederlage ist sehr ärgerlich. Es war kein guter Start, aber haben wir uns wieder zurückgekämpft. Der Kampfgeist war da, wir haben jedoch phasenweise zu viele Fehler gemacht.“ Am kommenden Freitag geht es dann in eigener Halle gegen den Tabellen-Nachbarn VfL Eintracht Hagen (Rang 15/6:14 Zähler) um besonders wichtige Punkte.

Dormagen kam sehr schlecht in die Partie und es dauerte bis zur neunten Minute, als das erste Tor gelang – 1:4. Dem Rückstand lief Flohrs Team über die gesamte erste Hälfte hinterher und es haperte vor allem im Angriffsspiel, sodass Alexander Senden mit dem 3:6 (18.) erst den dritten Treffer für die Gäste erzielte. Die gute Abwehr sorgte auf der anderen Seite dafür, dass der Vorsprung der Hausherren (Fünfter/14:6 Punkte) nicht zu groß wurde. Weil die Dormagener zum Ende der ersten Halbzeit hin auch bessere Lösungen im Angriff fanden, gingen sie mit einem übersichtlichen 10:12-Rückstand (30.) in die Kabine.

Der Aufwärtstrend hielt an und mit dem 16:16 (44.) von Joshua Reuland, dem ersten Ausgleich überhaupt, war wieder alles offen. Selbst nach dem 20:22 (57.) gab Dormagen nicht auf und es kam sogar heran – 21:22 (57.) durch Florian Träger (57.). 22:22 (60.) durch Ian Hüter. Danach hatte TuS N-Lübbecke noch knapp 30 Sekunden Zeit für einen weiteren Treffer und Dominik Ebner schaffte es tatsächlich – 23:22 zwei Sekunden vor Schluss. Der Rest war Nettelstedter Jubel und Dormagener Frust.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Reuland (6/4), Meuser (3), Senden (6), Zurga, I. Hüter (2), Reimer (2), Grgic (1/1), P. Hüter, Träger (1), Seesing (1), Steinhaus.