Oberliga Niederrhein
Die Ansprüche der Unitas: Null Euphorie nach dem siebten Sieg
Haaner können beim 31:27 über den LTV Wuppertal nicht überzeugen. Auch Tabellenführer Borussia Möchengladbach gewinnt in Aufderhöhe glanzlos mit 32:25. Krimis gibt es in Lobberich und Königshof.

Der mit dem kritischen Blick: Ronny Lasch, Trainer der Unitas, warnt lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Deshalb war fand er nach dem Erfolg über Wuppertal auch nur das Ergebnis gut. (Foto: Thomas Ellmann)

Die beiden Spitzenteams in der Oberliga Niederrhein haben zwei Dinge gemeinsam. Erstens: Sie gewinnen und gewinnen und gewinnen. Zweitens: Sie ruhen sich nicht auf dem Erreichten aus, sondern leisten sich trotz inzwischen beachtlicher Serien Kritik an sich selbst – sogar dann, wenn es am Ende zu relativ ungefährdeten Erfolgen gereicht hat. Vielleicht liegt im Nicht-Zurücklehnen auch – neben den sportlichen Qualitäten – das Geheimnis dafür, dass Borussia Mönchengladbach und Unitas Haan die Klasse gerade dominieren. Dabei liegt die Borussia mit 16:0 Punkten vor allem deshalb vor den mit 14:0 Zählern ausgestatteten Haanern, weil sie ein Spiel mehr ausgetragen hat. Gewinnen die Haaner nun am kommenden Samstag die Nachholpartie (vom fünften Spieltag Anfang Oktober) beim Neunten Handball Oppum, könnten sie Mönchengladbach über das bessere Torverhältnis für den Moment auf der Spitzenposition ablösen. Auch hier liegen die Meisterschaftsrivalen mit 277:202 (plus 75) und 242:170 (plus 72) sehr dicht zusammen, sodass die Unitas „nur“ einen Erfolg mit vier Treffern Unterschied braucht. So oder so sind schon jetzt alle Beteiligten heiß auf die Fortsetzung der Saison nach einer Pause: Am 27. November treffen Haan und die Borussia in der Halle Adlerstraße aufeinander – und mehr Spitzenspiel geht kaum.

Borussia-Coach Ronny Rogawska war nach dem 32:25 beim gefährdeten TSV Aufderhöhe (Platz 13/2:14 Punkte) nur teilweise einverstanden: „Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, mit gutem Tempo und guten Strukturen. Leider haben wir dann in der zweiten Halbzeit genau das Gegenteil gemacht, unkonzentriert gedeckt und vorne zu früh verhaspelt abgeschlossen. So wurde es dann eine sehr, sehr schlechte zweite Halbzeit. Aber wir haben auswärts gewonnen, das ist erst mal das Wichtigste.“ Richtig holprig wurde es aber erst nach dem höchsten Vorsprung beim 23:14 (39.) und unter dem Strich verlor der haushohe Favorit das letzte Drittel des Abends sogar mit 9:11. Maximal als Teilzeit-Arbeiter betätigten sich nach Ansicht ihres Trainers Ronny Lasch auch die Haaner beim 31:27 über den Achten LTV Wuppertal (6:10 Punkte). „Siebter Spiel, siebter Sieg. Da kann man eigentlich nicht meckern“, fand Lasch, „nichtsdestotrotz muss man der Tatsache ins Auge schauen, dass das heute das schwächste Spiel von uns war und dass wir uns in den letzten Wochen nicht wirklich weiterentwickelt haben. Dazu kommt, dass wir es nicht geschafft haben, das Spiel zu entscheiden und den Sack zuzumachen. Am Ende wäre es beinah schiefgegangen. Aber wenn du oben stehst, dann gewinnst du solche Spiele.“ Tatsächlich wurde es nach dem 12:6 (19.) und 14:7 (22.) aus der ersten Hälfte sowie dem 24:19 (44.) aus dem zweiten Durchgang noch einmal spannend – 25:24 (52.), 28:27 (56.). Erst nach den Treffern von Lennart Riemann zum 29:27 (59.) und Ole Völker zum 30:27 (60.) konnten die Gastgeber durchatmen.

Erstes Team hinter dem Spitzenduo bleibt Mettmann-Sport (13:3 Punkte) nach dem klaren 34:22 über die HSG Hiesfeld/Aldenrade (Elfter/5:11 Punkte). Dahinter führen die Adler Königshof auf Rang vier ein bei 11:5 Zählern stehendes Trio an, zu dem noch der TV Lobberich und der TV Geistenbeck gehören. Einen ungefährdeten Sieg holten dabei nur die Geistenbecker mit dem 28:22 über den Aufsteiger TuS Lintorf, der als Zwölfter mit 4:12 Zählen weiter den Blick nach unten richten muss. „Am Ende war es ein verdienter Sieg für Geistenbeck, weil sie das Torhüterduell deutlich und klar gewinnen“, fand TuS-Coach Felix Linden, „wir haben so viele freie Chancen vergeben. Das müssen wir verbessern, sonst wird es in jedem Oberligaspiel schwer.“ Sein Geistenbecker Kollege Thomas Laßeur wirkte sehr zufrieden: „Dritter Sieg in Folge, läuft in Geistenbeck. Lintorf hat uns alles abverlangt. Wir waren am Ende die reifere Mannschaft und es war eine ganz tolle, mannschaftlich geschlossene Leistung.“ Lintorf kam vom 6:10 (19.) auf 10:11 (23.) und 12:13 (27.) heran und blieb zunächst auch in der zweiten Hälfte dran – 18:19 (44.), 19:21 (47.). Mit einem 4:1 bis zum 25:20 (57.) machte Geistenbeck dann den Weg frei zu zwei Punkten.

Eine Zitterpartie boten die Adler Königshof beim 35:34 über den Klassen-Neuling HSV Überruhr. In der immer ausgeglichenen Partie konnte sich keins der beiden Teams mehr als zwei Tore absetzen – bis zum 29:26 (57.) und 30:27 (54.) für Königshof jeweils durch Matthias Meurer. Mit dem 31:28 (54.) von Elias Eiker und dem 34:31 (59.) von Meurer lag Königshof wiederum drei Treffer vorne, doch Überruhr antwortete durch Carsten Ridder (59.) und Kay Sodis (60.) mit dem 33:34. Nach einer Auszeit der Adler gelang Tim Legermann das für die Hausherren erlösende 35:33 (60.). Für Thomas Onnebrink, den Co-Trainer des HSV, stand hinterher fest, dass mehr drin gewesen wäre: „Eine sehr ärgerliche Niederlage. Wir sind sowohl in der ersten als auch in der zweiten Halbzeit über ein gutes Tempospiel sehr gut im Spiel. Leider schaffen wir es trotz zahlreicher taktischer Umstellungen nicht, das Königshofer Kreisläuferspiel zu verteidigen.“ Gemeint war hier Adler Matthias Meurer, der es als bester Werfer der Partie auf überragende 14 Treffer brachte.

Ähnlich dramatisch machten es beim 30:29 die Lobbericher und der Aufsteiger TSV Kaldenkirchen (Siebter/7:9 Punkte). TSV-Coach Volker Hesse schwankte hinterher zwischen Begeisterung und Frust: „Vor vollem Haus und toller Atmosphäre verlieren wir das Derby. Schade ist, dass wir – wie in der Vorwoche – mit einem Tor verlieren und mehr drin gewesen wäre. Letztlich bleibt festzuhalten, dass die Zuschauer erneut ein Spektakel gesehen und wir auf Augenhöhe mit Lobberich agiert haben.“ Der TV führte zunächst mit dem 6:3 (11.) und 9:5 (15.) relativ klar, aber Kaldenkirchen ließ nie locker und war bald wieder dran – 11:10 (21.), 16:15 (30.). In der zweiten Halbzeit verkürzte Hesses Team nach dem 23:27 (52.) auf 26:27 (56.), 27:28 (57.) und 28:29 (58.). Felix Himmel sorgte nun mit dem 30:28 (60.) für Erleichterung bei Lobberich und das Kaldenkirchener 29:30 genau 17 Sekunden vor Schluss änderte nichts mehr am Sieg der Hausherren. 

Ziemlich große Erleichterung herrschte beim Handball Oppum, das zuvor zweimal hintereinander verloren hatte (23:24 in Mettmann, 23:32 in Lintorf), nach dem 37:29 über den TV Angermund – das allerdings nicht mehr als ein Pflichtsieg war. „Wir sind eigentlich von Anfang an zumindest in der Offensive ganz gut ins Spiel gekommen“, meinte Frederick Küsters, Sportlicher Leiter der Oppumer, „die Defensive war leider etwas löchrig und die Torhüter haben am Anfang auch wenig zu fassen bekommen, sodass es dann eher so ein Schlag-auf-Schlag-Spiel war. Ab der 40. Minute konnten wir uns absetzen. Für uns ist das ein ganz wichtiger Sieg, allein ob der Tabellen- und Punktesituation.“ In der Übersetzung: Die Oppumer sind jetzt Neunter mit 5:11 Zählern, während die Angermunder (0:16) als Schlusslicht längst den Kontakt zu jener Region verloren haben, in der es eine Chance auf den Klassenerhalt gibt.

 

TSV Aufderhöhe – Borussia Mönchengladbach 25:32 (10:19).

TSV Aufderhöhe: Bachmann, Diel – Richter (5), Majeres (1), Ktenidis (2), Isermann (1), Ickler (1), Becker (6), Dörner (6/1), Jentzsch, Pepke (3).

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann, Lyrmann – Aust-Heide (1), Prinz (1), Panitz (5/2), Weis (5), Bremges (4), Heck, Weisz (4), Berner (3), Nix (4), Lipok (3), Kubik (1), Jennes (1).

 

Unitas Haan – LTV Wuppertal 31:27 (15:13).

Unitas Haan: Seher, Joest – Rahlmeyer (1), Hain, Riemann (3), Billen (4), Ziegler (2), Mohaupt (4), D’Avoine (3), Völker (2), Jesussek (3), Korbmacher (2), Austrup (6), Schusdzarra.

LTV Wuppertal: Oppolzer, Meißner, Ferne – Pack (5/3), Graef (1), Flockert (2), Pauksch (2), Rosner, Pagel (1/1), Franzen (10), Bisten (3), Kraus (3).

 

Adler Königshof – HSV Überruhr 35:34 (16:17).

Adler Königshof: Lindenau – Göller, Meurer (14), Schumacher (1), Eiker (6), Legermann (2), Kuhlen (1), Bartmann (2), Vogel, Huth, Zavada (9/2).

HSV Überruhr: Kuklok – Koenemann (7), Thomas (3), Birkenstock, Eller, Lepper (3/2), Ridder (11), Liedtke, Reimann (5), Mund (2), Batz, Sodys (2), Lorenz (1), Sommerfeld.

 

TV Geistenbeck – TuS Lintorf 28:22 (16:13).

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Markovic (2), D. Meissner (5), A. Meissner (2), Hansen (1), Schimanski (6), Krücken, Lüttke (3), Meyer, Leistner (2), Schumacher, Hüpperling (7/1).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Rippelmeier (2), Lenzen (3), Wentzel, Strunk (3/2), Lesch (1), Demir, Müskens (3), Langen, Hackbeil (1), Greday, Rose (6), Kropp (3).

 

TV Lobberich – TV Kaldenkirchen 30:29 (16:15).

TV Lobberich: Bastians, Dönni, Lasnig – Greven (2), Walter (2), Hoffmanns (1), Hankmann (5), Himmel (3), Mannheim (1), Mähler (1), B. Liedtke (6/2), Pasch (4), Falk (5).

TV Kaldenkirchen: Mattke, Thommessen – N. Coenen (8/2), S. Coenen (2), Killars (1), Heyer (3), M. Coenen (6/1), Schuermanns (1), Kamps (3), van Wesel (1), Kuik (3), Dauben (1), Niehoff, Rosati.

 

Handball Oppum – TV Angermund 37:29 (18:16).

Handball Oppum: Deilen, Savonis – Krantzen (15/7), Zimmer (4), Wolfhagen (1), Hofer (1), Nimmesgern (1), Recavarren (3), Fischer (6), Ditz (2), Eickmanns (4).

TV Angermund: Grbesa, Zimmermann – Jakubisiak (4), Faßbender (6/1), Braun (1), Hustede, Brümmer, Lohmann (8/3), Todt, B. Kröll (1), Kleinrahm (6), Wagner (3), Stanevicius.

 

Mettmann-Sport – HSG Hiesfeld/Aldenrade 34:22 (17:12).