10. November 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Natürlich weiß Michael Hegemann noch, was am 28. August passiert ist. Damals verlor der Zweitligist TuSEM Essen in der ersten Runde des DHB-Pokals mit 27:32 beim Aufsteiger VfL Potsdam und gleichzeitig Hegemann das Duell mit seinem Freund Bob Hannig – der einer der schillerndsten Namen im deutschen Handball ist und gleichzeitig damals bei der früheren SG Solingen der erste Bundesliga-Trainer des jungen Spielers Hegemann war. Diese Partie und die durchaus schmerzhafte Bauchlandung sind abgehakt und es geht dem TuSEM-Coach jetzt am Freitagabend im Meisterschafts-Duell gegen Potsdam nicht zuerst um eine Revanche, sondern allein um die weitere Konsolidierung in der 2. Bundesliga. Dort gab es ja nach einer Serie von zuvor sechs Niederlagen hintereinander zuletzt zwei wertvolle 30:27-Erfolge – erst gegen den TuS N-Lübbecke, dann bei der HSG Konstanz. „Von uns ist eine große Last abgefallen“, räumt Hegemann ein, „wir haben bewusster Handball gespielt. Und ich hoffe, dass ich wirklich einen Fortschritt gesehen habe.“ Wie wertvoll die beiden Erfolge waren, belegt der Blick auf die Tabelle: Dort sind die Essener jetzt bei 6:12 Zählern auf Rang 13 zu finden – und hätten sie etwa in Konstanz verloren, lägen sie an der Stelle der HSG (Platz 17/5:13) auf dem ersten der drei Abstiegsplätze.
„Der Pokal ist abgehakt, wir sind jetzt eine andere Mannschaft“, betont der TuSEM-Coach. Auf der einen Seite rechnet er sich und den Essenern gute Chancen aus, den positiv aussehenden Trend fortzusetzen: „Es ist ein Heimspiel, wir wollen gewinnen.“ Auf der anderen Seite hat TuSEM trotzdem viel Respekt vor dem VfL, der als Vierter mit 15:5 Punkten einen nahezu perfekten Start erwischt hat und im Übrigen mit 308 erzielten Treffern aktuell den besten Angriff der 2. Bundesliga stellt. Ganz nebenbei ist Potsdam mit vier Siegen aus vier Spielen auswärts ungeschlagen, verlor allerdings zuletzt einigermaßen überraschend mit 33:35 in eigener Halle gegen den VfL Lübeck-Schwartau – was wiederum zeigt, dass in der Klasse vieles möglich ist. In diesem Zusammenhang rechnet Hegemann unabhängig Ergebnis am Freitag sowieso nicht damit, dass es im Kampf um den Klassenerhalt frühzeitig eine Entscheidung gibt: „Ich denke, es wird bis zum Ende der Saison spannend bleiben, und ich denke, dass es hinter vier, fünf Mannschaften ganz vorne kein richtiges Mittelfeld geben wird. Ich bin gespannt, wohin unser Weg führt.“ Am Freitagabend gegen 21 Uhr dürften alle Beteiligten etwas mehr wissen.
Relativ verzweifelt war jüngst der TSV Bayer Dormagen, weil er das 22:23 beim TuS N-Lübbecke und den letzten Treffer der Hausherren durch Dominik Ebner praktisch erst in der letzten Sekunde hinnehmen musste und so nach dem vorherigen 24:29 gegen den HSC Coburg am Ende der englischen Woche zum zweiten Mal hintereinander leer ausging. Das hatte wiederum zur Folge, dass die Dormagener mit ebenfalls 6:12 Punkten sogar hinter die Essener abgerutscht sind und ihren Blick jetzt stärker als vor einigen Wochen nach unten richten müssen. Trainer Matthias Flohr hält trotzdem gar nichts davon, daraus einen zu hohen Druck zu konstruieren: „Das gehört dazu.“ Trotzdem wünscht sich der Bayer-Trainer, der sonst nicht das reine Ergebnis in den Vordergrund stellt, sondern immer viel Wert auf Art und Weise der Dormagener Auftritte legt, diesmal nicht in erster Linie Komplimente für eine gute Leistung – so zutreffend oder gut gemeint sie sein mögen. Am Freitagabend geht es schließlich gegen den VfL Eintracht Hagen um wirklich wichtige Zähler, wahrscheinlich sogar um eine Weichenstellung für den Rest der Hinrunde in diesem Jahr. „Wir wollen mit aller Macht diese zwei Punkte, wir verzehren uns danach“, räumt Flohr ein.
Der Gewinner der Partie darf ein bisschen durchatmen – auch Hagen, das sich nach einem miserablen Saisonstart mit 2:12 Punkten zuletzt mit einem 35:33 beim TV Großwallstadt und einem 29:26 gegen den HC Elbflorenz Dresden zurückgemeldet hat. Flohr hofft, dass die Enttäuschung aus dem fehlenden Happy End in Nettelstedt einerseits überwunden ist und andererseits sogar einen messbaren Extra-Antrieb gibt – und dadurch vielleicht einen Heimsieg ermöglicht. Dass sie eine mindestens gute Leistung brauchen, ist den Dormagenern klar: „Hagen ist sehr gut aufgestellt und kann sich auch innerhalb eines Spiels immer wieder steigern.“ Dass der TSV Bayer erst eins seiner bisher fünf Heimspiele für sich entscheiden konnte (2:8 Zähler), ist im Übrigen ein weiterer Baustein, der den Gastgebern nicht gar so gut gefällt. Außerdem ist das 25:22 vom 17. September gegen die HSG Konstanz fast zwei Monate alt. Unter dem Strich gibt es demnach ausreichend viele Gründe, alles für zwei Zähler zu geben. Das allerdings sehen die Eintracht und ihr Trainer Stefan Neff sehr ähnlich, sodass manches für einen spannenden Handball-Abend spricht.