Regionalliga Nordrhein
Gut für Ratingen: Gelpe und Remscheid ohne Sieger
HC und HGR trennen sich als Verfolger mit einem 33:33. Das stützt Tabellenführer Interaktiv und erhöht den Druck auf den Aufstiegs-Konkurrenten TV Korschenbroich.

Das tut weh! Remscheids Rückraumspieler Kaan Taymaz erfreut sich hier gerade der intensiven Behandlung von Tim Hartmann (24) und Florian Panske. Auch Leonard Viebahn (11) und Dominic Luciano (rechts/rotes Trikot) scheinen zu staunen. (Foto: Thomas Wirczikowksi)

HC Gelpe/Strombach – HG Remscheid 33:33 (17:18). Das Resultat im vorgezogenen Duell (vom elften Spieltag) ging wohl tatsächlich in Ordnung, weil in der Summe vieler kleiner Einzelteile fast kein Unterschied zwischen beiden Mannschaften zu erkennen war. Mit dem Ergebnis konnte aber sowieso ein unbeteiligter  Dritter besonders viel anfangen: Der verlustpunktfreie Spitzenreiter Interaktiv.Handball (16:0) liegt nun jeweils fünf Minuszähler vor den Konkurrenten Gelpe (13:5) und Remscheid (11:5), die auf den Rängen zwei und drei aufgrund mehr ausgetragener Spiele vor dem Vierten TV Korschenbroich (10:2) liegen. HC-Trainer Markus Murfuni wollte den Abend am liebsten direkt vergessen: „Das Unentschieden ist eigentlich für beide Mannschaften hochverdient und wir sollten dieses Spiel relativ schnell abhaken – weil es außer Spannung wenig geboten hat.“ Dass die Hausherren zum Unentschieden kamen, war auf der Zielgeraden tatsächlich richtig glücklich, weil Keeper Marvin Blech beim Stande von 32:33 in der letzten Minute mit seiner besten Aktion das entscheidende 32:34 verhinderte – und dadurch erst das 33:33 durch Felix Maier elf Sekunden vor Schluss ermöglichte. Über genau diese paar Sekunden dachte HGR-Coach Alexander Zapf später nach: „Am Ende ist es ein Unentschieden. Wenn mir das einer vorher gesagt hätte, hätte ich das mit Dank angenommen. Nach diesem Spielverlauf ist es aus unserer Sicht eher ein verlorener Punkt. Fünf Minuten vor dem Ende liegen wir mit zwei zurück, kämpfen uns wieder ran und gehen mit einem in Führung. 25 Sekunden vor dem Ende haben wir noch eine absolut freie Wurfchance, verschießen und  kriegen unglücklich den Ausgleich.“

Vor der Pause legte Remscheid immer eine Führung vor und setzte sich ab dem 7:7 (11.) klarer ab – 9:7 (14.), 12:8 (19.), 16:12 (26.), 17:13 (27.). „Wir hätten vielleicht da schon den Sack zumachen müssen. Das war von uns in dem Moment einfach nicht überragend gespielt“, fand Zapf, „damit halten wir Gelpe am Leben und in der zweiten Halbzeit ist es ein offener Schlagabtausch.“ Mit dem 18:18 (32.) glichen die Hausherren wieder aus, ehe die HGR übers 24:21 (40.) oder 25:22 (41.) erneut vorlegte und nach dem 26:26 (45.) jeder Gewinner möglich war. Das 29:27 der Remscheider (47.) beantwortete Murfunis Mannschaft, der in Tobias Schröter, Kai Rottschäfer, Alexandre Brüning, Tim Hilger  und Lukas Bader einige Stammkräfte fehlten, mit dem 29:29 (50.) und beim 32:30 (53.) lag wiederum der HC vorne. Es folgten drei Gäste-Treffer zum 33:32 (59.), die jenes dramatische Finale einleiteten.

HC Gelpe/Strombach: Blech, Wittscher – Dräger (1), Maier (5), Altjohann (2), Hilger, Viebahn (2), H. Roth (1), Meinhardt (8), Hartmann (6), Panske (1), Borisch (1), Mayer (6/1), Kolken.

HG Remscheid: Geske, Mathes – Suiters (2), Jung (4), Taymaz (2), Pflüger (3), P. Hinkelmann (6), Hertz (4), Schön (2), Luciano (1), Jansen (7/6), Rath (2), Hermann, Grewel.

 

Sicher ist nach dem Mittwochabend auf jeden Fall eins: Das ohnehin sehr überschaubare Feld der Teams, die für die Rolle eines echten Verfolgers in Frage kommen, ist weiter geschrumpft – nicht ganz unerwartet. Das wird die Remscheider nicht gar so hart treffen, weil sie vor der Saison ohnehin eher kleinere Brötchen gebacken hatten – unter anderem deshalb, weil kein Ersatz für den nicht mehr zur Verfügung stehenden Rückraumspieler Michael Heimansfeld möglich war. „Die Liga ist besser geworden, unser Kader nicht“, fand damals Trainer Zapf, der nach dieser Saison selbst nicht mehr weitermacht bei der HGR. Bisher hat sein Team die Herausforderungen aber insgesamt ganz gut gemeistert und nur beim 27:35 gegen den OSC Rheinhausen richtig enttäuscht. Für die Aufgabe am Samstagabend gegen den Neusser HV gelten die Remscheider erst recht nach dem Unentschieden in Gelpe/Strombach als Favorit – obwohl der Tabellenletzte (2:14 Punkte) am vergangenen Wochenende nur knapp mit 30:32 gegen den Spitzenreiter Interaktiv.Handball den Kürzeren zog und bestimmt keine Geschenke verteilen will.

Auf die Ratinger, die mit ihrem personell erneut prominent verstärkten Kader auch in dieser Saison meist keinen großen Glanz verbreiten, aber davon eher unbeeindruckt ihre Spiele gewinnen, wartet nun an der Gothaer Straße gegen Gelpe/Strombach einer der höheren Hürden auf dem Weg zur Meisterschaft. Sollte Interaktiv diese Aufgabe ebenfalls lösen, wäre es einen weiteren starken Kontrahenten fast endgültig los – und es hätte bei 18:0 Punkten eine perfekte Basis für die Aufgaben am 19. November beim BTB Aachen (Achter/7:7), am 26. November gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/3:13), am 4. Dezember bei der HSG Refrath/Hand (Neunter/7:9) und am 18. Dezember zum Abschluss der Hinrunde gegen die Remscheider. Dass aber bereits der HC die beiden Punkte nicht kampflos abliefern will, liegt auf der Hand. Trainer Murfuni wünscht sich einen sehenswerten Auftritt: „Ich hoffe, dass wir am Samstag in Ratingen ganz frei im Kopf sind, ganz offenherzig und befreit spielen können.“ Geht es auf der anderen Seite so weiter wie bisher, schließt Interaktiv das Jahr 2022 mit optimalen 26:0 Zählern ab. 

Diese Möglichkeit setzt letztlich vor allem den ebenfalls die 3. Liga anpeilenden TV Korschenbroich unter Druck, der als Dritter mit 10:2 Punkten erst sechs Spiele ausgetragen hat und relativ am dichtesten hinter den Ratingern liegt. Um dranzubleiben, darf sich das Team von Trainer Gilbert Lansen wohl keinen einzigen Ausrutscher mehr erlauben – auch nicht im Heimspiel gegen den bisweilen unkalkulierbaren Aufsteiger Bergischer HC II (Zehnter/7:9 Punkte), der als einziges Saisonziel den sicheren Klassenerhalt hat. Bemerkenswerte Ergebnisse erzielten die Solinger mit dem 33:29 zum Auftakt beim Drittliga-Absteiger Bergischer HC II und mit dem 35:33 beim HC Gelpe/Strombach. Weniger überzeugend waren in eigener Halle die Auftritte beim 26:29 gegen Neuss und beim 25:29 gegen Aachen. 

Bereits ab Rang fünf beginnt beim OSC Rheinhausen (10:8 Punkte) das aus sechs Mannschaften bestehende Mittelfeld, das Sicherheit verspricht und bis zum Zehnten BHC II  reicht. Das geht für die meisten in Ordnung und weder TuSEM Essen II (9:7) noch die SG Langenfeld (9:9), Aachen (7:7), Refrath/Hand (7:9) oder der BHC II (7:9) verschwenden ernsthafte Gedanken ans Thema 3. Liga. Wenn es darum geht, einen der Favoriten zu ärgern, sind aber alle sehr gerne dabei – wozu sich in den nächsten Wochen zum Beispiel den Refrathern noch zwei Mal die Gelegenheit bietet: Am 4. Dezember kommt Interaktiv und am 18. Dezember der TV Korschenbroich. Sauer wäre Trainer Christopher Braun allerdings, falls sein Team die bevorstehende Aufgabe am Sonntag gegen Aachen nicht mit hundert Prozent Leidenschaft annimmt. Die 7:1 Punkte aus den bisher vier Heimspielen sprechen jedoch im Grunde deutlich dafür, dass die HSG gerade in der Halle Steinbreche selbst in engen Situationen immer dagegenhält – 29:28 gegen TSV Bonn rrh., 25:23 gegen Rheinhausen, 29:29 gegen Essen II, 32:25 gegen Neuss.

Die Neusser sind inzwischen trotz immer wieder guter Ansätze sieben Mal hintereinander sieglos und als Erfolg steht bloß das damals unerwartete 29:26 beim BHC II auf dem Konto. Ob die Neusser jetzt ausgerechnet in Remscheid die Wende einleiten können, liegt nicht nur an ihnen selbst, sondern auch an den Gastgebern. Ebenfalls um Punkte für den Klassenerhalt geht es – wie für Neuss – für den ähnlich schlecht positionierten HC Weiden (Vorletzter/2:12), dessen Trainer Marc Schlingensief nach dem jüngsten 23:27 in Langenfeld klare Worte fand. Kern-Aussage: „Mit einer Angriffsquote unter 40 Prozent gewinnst du kein Spiel in der Regionalliga.“ Die Torproduktion scheint dabei wirklich die größte Baustelle der Weidener zu sein, die bisher in sieben Partien 187 Treffer erzielt haben – 26,71 pro Spiel und damit die zweitwenigsten in der Liga nach Neuss (26,00).  Schlingensief hofft natürlich, dass gegen zuletzt dreimal hintereinander sieglose Essener (Sechster/9:7 Punkte nach 8:2) die Wende gelingt. Klappt das, könnte der HC am MTV Rheinwacht Dinslaken vorbeiziehen (Zwölfter/3:13), der im Bunde der besonders bedrohten der Dritte ist – diesmal spielfrei hat und nichts aktiv für sich selbst tun kann.