2. Bundesliga
Freitags-Feiern: Essen und Dormagen befreien sich
TuSEM holt mit 28:20 gegen Potsdam wichtige Punkte, TSV Bayer mit 30:24 gegen Eintracht Hagen.

Vollversammung: Die Partie zwischen TuSEM (rote Trikots) und Potsdam (blau-schwarz) war lange heftig umkämpft – und auch vor dem Kasten des Essener Torhüters Lukas Diedrich oft eine Menge los. (Foto: Dieter Meier)

TuSEM Essen – VfL Potsdam 28:20 (12:9). Die Richtung stimmt und der November 2022 ist in Essen gerade alles andere als grau. Vor zwölf Tagen musste sich der TuSEM bei einer Bilanz von 2:12 Punkten noch ernsthafte Gedanken um die Saisonziele machen und den Blick auf den Abstiegskampf richten. Drei Partien und drei Siege später steht die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann plötzlich deutlich entspannter da – mit nun 8:12 Zählern auf Tabellenplatz 13 und drei Punkten Abstand auf den ersten Abstiegsplatz (HSG Konstanz/5:13). Das Resultat gegen den starken Aufsteiger mit seinem prominenten Coach Bob Hanning fiel dabei vielleicht etwas zu deutlich aus, doch insgesamt ging der dritte Erfolg in Serie in Ordnung, weil Essen vor allem in der Defensive eine starke Leistung bot und ab Mitte der ersten Hälfte immer in Führung lag. „Wir haben es tatsächlich geschafft, uns noch mal in der Deckung zu steigern. Wir haben unglaublich gut verteidigt und alles, was durchkam, hat Torhüter Lukas Diedrich entschärft“, fand Hegemann, „bis zur 45. Minute mussten wir extrem kämpfen und konnten uns dann absetzen, sodass wir am Ende verdient gewonnen haben. Wir haben viele Lösungen im Angriff gefunden und hatten am Ende auch einfach mehr Körner als Potsdam, weil wir mehr durchwechseln konnten. Jeder, der auf die Platte kam, hat sein Scherflein beigetragen, um diesen Sieg herauszuholen. Wir sind megaglücklich.“

In einer ausgeglichenen Anfangsphase taten sich beide Seiten im Angriffsspiel streckenweise schwer – auch deshalb, weil die Unparteiischen konsequent Zeitspiel anzeigten und die Teams somit zu Abschlüssen aus nicht optimalen Positionen gezwungen waren. Die erste richtige Durststrecke erlebten die Hausherren nach dem 3:2 (7.), als sie über sieben Minuten ohne eigenen Treffer blieben – 3:5 (14.). Beim Stande von 4:6 nahm Hegemann seine erste Auszeit (16.) und fand hier offenbar die richtigen Worte. Der TuSEM blieb hinten aufmerksam und hatte in Diedrich einen immer stärkeren Rückhalt im eigenen Kasten: Der Keeper nahm den Gästen regelmäßig Bälle weg und kam unter dem Strich auf 16 Paraden bei einer Quote von über 45 Prozent an gehaltenen Würfen. Vorne nutzten die Essener zwei Überzahl-Phasen nach Zeitstrafen gegen Potsdam (18./21.) aus, ließen jedoch immer noch einige Gelegenheiten aus. So legten die Hausherren „nur“ das 10:7 (26.) und 12:8 (30.) vor und das 12:9 zur Pause war immerhin eine ordentliche Basis für den zweiten Durchgang.

Ganz klar: Die Gäste aus Brandenburg hatten nicht die geringste Absicht, sich abschütteln zu lassen. So war der VfL beim 13:12 (34.) wieder dran und auch das 17:13 (41.) oder 19:16 (48.) war keine Entscheidung. Kurz darauf hieß es 19:18 (50.) und die offiziell 1587 Zuschauer in der Halle Am Hallo machten sich vermutlich bereits auf eine spannende Schlussphase gefasst. Was dann passierte, muss den Potsdamern im Nachhinein wie ein Albtraum vorkommen: Bei Hannings Team funktionierte vorne überhaupt nichts mehr, die Essener hatten mit einer aggressiven Abwehr vor dem guten Diedrich plötzlich alles im Griff – und trafen vorne konsequent. Wann genau in der 8:0-Serie von Justin Müller (50./53.), Finley Werschkull (52./57.), Felix Eißing (53.), Dennis Szczesny (55.), Tim Rozman (56.) und Eloy Morante Maldonado (59./Siebenmeter) die Entscheidung zu Gunsten der Hausherren fiel, lässt sich kaum sicher sagen. Mit jedem Treffer aber wurde die Stimmung in der Halle besser – und das Selbstvertrauen bei den TuSEM-Akteuren größer. So ließ sich Hegemanns Team selbst von der offensiven VfL-Abwehr nicht aus der Ruhe bringen, sondern bescherte sich und seinen Anhängern am Ende einen klaren Erfolg.

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Rozman (1), Wolfram (1), Dangers (2), Homscheid, Eißing (6), Szczesny (1), Müller (4), Seidel, Morante Maldonado (6/4), Klingler (1/1), Mast, Werschkull (4), Schoss (2).

 

TSV Bayer Dormagen – VfL Eintracht Hagen 30:24 (16:9). In Dormagen war die Erleichterung groß nach diesem richtungsweisenden Erfolg, der für die weiteren Aufgaben in diesem Jahr mehr Ruhe bringt. Trotz des Sieges bleibt das Team von Trainer Matthias Flohr mit jetzt 8:12 Punkten zwar auf Rang 14, aber der TSV ließ Hagen als direkten Konkurrenten im unteren Drittel hinter sich (Rang 16/6:16). Außerdem dürfen die Dormagener wieder vorsichtig aufs Mittelfeld der Tabelle blicken und nach zuletzt fünf zum Teil knappen Niederlagen in den vergangenen sechs Partien ist dieses Resultat auch für die Moral wichtig. Rückraumspieler Alexander Senden war ebenfalls erleichtert: „Wir sind überglücklich, dass es mit dem Sieg geklappt hat. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir mutig nach vorne gespielt und konnten uns so eine Führung erarbeiten, das hat uns in den letzten Spielen etwas gefehlt. In der Defensive standen wir ebenfalls gut und wir hatten zudem eine sehr gute Torhüter-Leistung, die mindestens einige Tore Unterschied wert war.“

Die Partie war von Beginn an umkämpft und es dauerte bis zur vierten Minute, ehe das erste Tor fiel – 1:0 durch Senden. Die Abwehrreihen beider Teams dominierten in den nächsten Minuten weiter und es fielen bis zum 4:4 (13.) wenig Tore. Dormagen schaffte es aber in der Folge immer besser, Lösungen gegen die Deckung der Hagener zu finden, und Joshua Reuland erzielte das 7:4 (17.). Die Eintracht blieb bis zum 7:9 (20.) dran, doch die Gastgeber setzten sich übers 13:7 (25.) kurz vor der Pause auf 16:9 (30.) ab und erhöhten direkt danach sogar auf 17:9 (31.). Anschließend war Hagen allerdings die bessere Mannschaft, sodass es wieder enger wurde – 21:18 (46.). Der TSV reagierte jetzt noch einmal gut und Torwart Christian Ole Simonsen konnte sich mit zwei Treffern an einem erneut größeren Vorsprung beteiligen – 23:18 (48.), 24:18 (49.). Hagens Vierer-Serie zum 22:24 (54.) beantwortete Dormagen mit dem 26:22 (56.) und anschließend hatte die Eintracht nichts mehr entgegenzusetzen.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen (2) – Reuland (7/4), Meuser (2), Senden (4), Zurga, Rehfus, I. Hüter (4), Reimer (1), Grgic (2), P. Hüter (1), Träger (1), Sterba (3), Seesing (2), Steinhaus (1).