3. Liga
Longerich beherrscht geplagte Aldekerker, auch TuS 82 ungefährdet
LSC gewinnt beim immer mehr dezimierten TVA mit 28:22, Opladener gegen Gladbeck mit 30:20.

Der mit dem Berg an Sorgen: Tim Gentges, spielender Trainer des TV Aldekerk, sucht nach der Niederlage gegen Longerich händeringend nach einem Weg aus der personellen Umklammerung. (Foto: Herbert Mölleken)

TV Aldekerk – Longericher SC 22:28 (17:17). Diesmal war bei den Aldekerkern eher der Wunsch der Vater des Gedankens: Nach den großartigen Heimspielen gegen den Tabellenzweiten HSG Krefeld Niederrhein (30:32) und den Spitzenreiter TV Emsdetten (25:26) hatte das Team des spielenden Trainers Tim Gentges gehofft, im Duell mit den Longerichern das nächste Handball-Fest feiern zu können. Daraus wurde aber nur in der ersten Halbzeit etwas, ehe die mit den Hausherren durchaus freundschaftlich verbundenen Kölner in der ersten Viertelstunde des zweiten Durchgangs ziemlich entschlossen auf fünf Tore wegzogen, letztlich nicht mehr in Gefahr gerieten und beide Punkte mitnehmen konnten. Für den TVA, der mit 12:2 Punkten und Erfolgen über Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt gestartet war, gab es deshalb die vierte Niederlage hintereinander – was aber für Gentges bei Weitem nicht das Schlimmste war: „Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der Sieg für Longerich absolut verdient. In der ersten Halbzeit war das noch ein Spiel auf Augenhöhe, da haben wir wirklich gut agiert. Dann hat ein bisschen das Unheil seinen Lauf genommen.“ Er bezog sich hier darauf, dass Thomas Plhak mit dem Verdacht auf einen Muskelfaserriss ausschied und Julian Mumme eine Verletzung am Finger erlitt. Beide haben – wie der von Schulterproblemen geplagte Jonas Mumme – weitere Untersuchungen vor sich. Rein tabellarisch ist das Konto auf Rang sieben bei 12:10 Punkten immer noch positiv und dass der auf 13:9 Zähler verbesserte LSC als neuer Vierter vorbeigezogen ist, werden sie den Kumpels aus Köln vermutlich irgendwie sogar gönnen.

Der Abend begann mit dem 1:0 (2.) für Aldekerk und er entwickelte sich schnell zu einem Duell auf Augenhöhe mit keinem erkennbaren Unterschied zwischen den Kontrahenten, die vorübergehend ein irrwitziges Tempo vortrugen. Besonders in der vierten Minute dürften Kampfgericht und Zuschauer fast nicht mehr mitgekommen sein: Vom 2:1 für den LSC durch Lukas Martin Schulz über Aldekerks 2:2 durch Gentges bis hin zum Longericher 3:2 von Dustin Thöne und zum 3:3 des TVA durch Linden vergingen – offiziell festgehalten – genau 43 Sekunden. Diese Geschwindigkeit ging zwar bald auf ein normaleres Maß zurück, aber Intensität und Einsatz blieben bei wechselnden Führungen. Das 4:5 (8.) drehte Aldekerk in ein 6:5 (11.) und bis zum 11:10 (17.) blieb der Klassen-Neuling vorne, ehe sich der LSC mit dem 12:11 (21.) zurückmeldete und der TVA mit dem 13:12 (24.) antwortete. Das abwechslungsreiche Duell setzte sich nach dem 15:16 (27.) bis zum 17:16 (29.) der Hausherren fort, sodass mit dem 17:17 (30.) die Weichen für einen spannenden zweiten Durchgang gestellt waren – der allerdings ins Wasser fiel.

Die einfache Zusammenfassung: Wer in 30 Minuten nur fünf weitere Tore erzielt, kann in keiner Liga ein Spiel gewinnen. Vier schnelle Gegentore hintereinander zum 17:21 (37.) veranlassten die Hausherren kurz darauf (38.) zu einer Auszeit – die jedoch den davonfahrenden Longericher Zug nicht mehr aufhalten konnte, zumal der LSC hinten Beton anrührte. Der Siebenmeter von Sjuul Rutten zum 18:22 (40.) war der erste Alderkerker Treffer nach der Pause und sein späteres 19:27 (57.) sogar erst das erste Feldtor überhaupt im zweiten Durchgang. Entschieden war die Angelegenheit zu diesem Zeitpunkt längst, weil die Gäste aus dem 22:18 wie im Vorbeigehen das 26:18 (55.) gemacht hatten. Longerichs Trainer Chris Stark war mehr als zufrieden: „Das war in der Summe ein sehr verdienter Sieg und eine bockstarke Leistung von meiner Mannschaft. Kompliment an die Jungs.“

Der entscheidende Faktor fürs letztlich unerwartet deutliche Resultat lag seiner Ansicht nach in der Abwehr: „Wir wollten in der zweiten Halbzeit zentral noch enger stehen und uns noch mehr auf unseren Block konzentrieren. Da haben im Innenblock Dustin Thöne und Christopher Wolf ein überragendes Spiel gemacht. Wir haben einfach grundsätzlich genial verteidigt. Auch Torhüter Valentin Inzenhofer hat eine super Leistung gezeigt.“ Der Kollege Gentges konnte mit allem nachvollziehbar weniger anfangen. „Langsam wird meine Kaderdichte sehr löchrig“, stellte er nachdenklich fest. Kampf und Willen sowie eine starke Abwehrleistung bei nur elf Gegentoren bescheinigte der TVA-Coach dem Team trotz aller personellen Probleme. Kernthema trotz aller Leidenschaft: „Vorne im Angriff hatten wir gar keine Durchschlagskraft mehr. Ich mache meiner Mannschaft aber keine Vorwürfe. Es ist einfach momentan schwierig, diese Verletzungsprobleme zu kompensieren. Und es wird nicht leichter für die, die noch fit sind. Die Niederlage heute ist nicht das, was mich verzweifeln lässt. Wir sind doch mega im Soll. Jetzt müssen wir mal sehen, wie wir weitermachen und wie es weitergeht. Ich mache mir Sorgen um meine Spieler. Wir müssen sehen, ob wir noch etwas Adäquates dazuholen. Wenn die Belastung auf weniger Schultern verteilt wird, steigert das auch das Verletzungsrisiko.“

TV Aldekerk: Schoemackers, van Hall, Keutmann – Jonas Mumme, Grützner, Görden (3), Plhak, Upietz, Gentges (1), Küsters (1), Hansen (3), Julian Mumme (3), Rutten (8/5), Linden (3).

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer – Gerfen (1), Peters (4), Pyszora (1), Richter (2), Thöne (7), Lincks, Wolf, Zimmermann, Schulz (8/2), Nolting (4), Dahlke (1).

TuS 82 Opladen – VfL Gladbeck 30:20 (16:11). Die Opladener haben die Derby-Niederlage vom Wochenende zuvor beim Longericher SC (24:29) offensichtlich gut weggesteckt – und sie waren auch gut vorbereitet auf die um den Klassenerhalt kämpfenden Aufsteiger, der zuletzt aus vier Spielen hintereinander ohne Niederlage durchaus vielversprechende 7:1 Zähler gesammelt hatte. Vor allen Dingen in der ersten Viertelstunde taten sich die Opladener schwer, die neben den zuvor bereits fehlenden Oliver Dasburg, Emil Kübler (beide Schulter) und Johannes Sonnenberg (Kreuzband) auch Julius Schroeder (ebenfalls Schulter) ersetzen mussten. In der Summe gewann die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt aber noch ungefährdet und sie schob sich durch den Erfolg mit 14:8 Punkten wieder auf den dritten Platz hinter dem TV Emsdetten (19:3) und der HSG Krefeld Niederrhein vor (17:3). Ansprüche auf einen Angriff nach oben werden sie beim TuS 82 daraus allerdings (wieder) nicht ableiten und der Blick geht eher auf die Verfolger: Longericher SC etwa, Ahlener SG oder Bergische Panther (alle 13:9) liegen im Kampf um die Positionen im vorderen Drittel nur Zentimeter zurück.

Der TuS 82 fand trotz des blitzartigen 1:0 von Maurice Meurer nach nur 36 Sekunden eher zäh in die Partie und er musste nach dem 5:3 (10.) sogar einen Rückstand hinnehmen – 5:6 (12.). Die bald folgende Auszeit sorgte allerdings für die von Voigt erhoffte Neu-Orientierung und Opladen gleich mit dem 6:6 (14.) von Markus Sonnenberg aus. Zwei weitere Sonnenberg-Treffer (15./18.) und zwei Tore von Yannik Nitzschmann (19./20.) vollendeten einen 5:0-Lauf zum 10:6, der eine solide Basis für den Rest des Duells  abgab. Beim 10:8 (22.) war es noch einmal etwas enger, doch die Hausherren hatten unverändert alles unter Kontrolle – 12:8 (23.), 14:10 (26.), 16:11 (30.). Übers 19:14 (37.) und 20:15 (41.) führte eine weitere Auszeit beim Stande von 22:16 (47.) in eine weitgehend kontrollierte Schlussphase, in der spätestens mit dem 25:19 (53.) von André Boelken der Weg zum Erfolg frei war. Anschließend machten die Opladener aus dem 26:20 (55.) durch vier Treffer hintereinander einen Sieg mit zehn Toren Differenz.

TuS-82-Coach Voigt blieb trotz des hohen Resultats auf dem Teppich: „Das war sicher eine etwas zähe Veranstaltung von uns. Von Anfang an sind wir nicht richtig ins Tempo gekommen. Die Woche war nicht gut für uns und die Verletzung von Julius tut uns natürlich weh. Wir halten aber zusammen und stellen über 60 Minuten eine gute Abwehr. Überragend war unser Torhüter Jascha Schmidt mit 20 Paraden, darunter vielen bei freien Bällen. Er hat uns wirklich die zwei Punkte festgehalten“, fand Voigt, den das für seinen Keeper besonders freute: Schmidt bot passend zu seinem 30. Geburtstag eine großartige Vorstellung. Des Trainers Fazit insgesamt: „Gladbeck hat gut mitgehalten und eigentlich war keine Mannschaft besser. Wir nehmen die zwei Punkte sehr gerne mit. Am Ende fragt keiner mehr, wie sie zustandegekommen sind. Ich muss immer wieder loben, wie meine Mannschaft alle Rückschläge wegsteckt, dir wir haben. Nächste Woche werden wir versuchen, neu anzugreifen.“ Auf dem Programm steht am Samstag die Aufgabe beim zweiten Aufsteiger TV Aldekerk (Siebter/12:10 Punkte).

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler, Meurer (5), Leppich (3), Dittmer (2), Nitzschmann (7), J. Jagieniak (1), Swiedelsky, Hinrichs (1/1), Boelken (1), Johannmeyer (1), M. Sonnenberg (7), Völl (2).