Oberliga Mittelrhein
Dormagen jagt Nümbrecht, Abwehrschlacht in Aachen
Der TSV bleibt der einzig echte Verfolger des Tabellenführers. Sechs Teams haben ein positives Punktekonto, dahinter beginnt schon die gefährdete Zone. Beim Derby zwischen Schwarz-Rot und dem HC Weiden fallen insgesamt lediglich 34 Tore.

Die Abwehr steht: Trainer Philipp Havers (Mitte) und seine Weidener erlebten beim 17:17 im Derby beim ASV SR Aachen mit weitem Abstand die bisher torärmste Partie der Oberliga-Saison. (Foto: Thomas Schmidt)

Das Feld sortiert sich und im November 2022 haben die Kandidaten in der Oberliga Mittelrhein so langsam mehr Klarheit, wo sie in der Spielklasse sportlich stehen. Unangefochtener Spitzenreiter bleibt dabei der SSV Nümbrecht nach dem 33:30 bei Fortuna Köln. Für die Oberbergischen war der Erfolg der elfte Sieg im elften Spiel und folgerichtig steht der SSV mit 22:0 Punkten auf dem ersten Tabellenplatz. Die Fortuna – ihrerseits mit 4:16 Zählern Vorletzter – lieferte dabei aber ernsthaften Widerstand und nach Ansicht von Spieler und Vorstandsmitglied Roman Stabauer eine gute Vorstellung: „Es passt leider zu unserer bisher verkorksten Saison, dass wir genau gegen den Tabellenführer unsere absolut beste Saisonleistung abrufen und das gesamte Spiel Paroli bieten. Mit der Leistung hätten wir fast jeden anderen Oberligisten geschlagen.“ Bis in die Schlussphase hinein (52./29:29) kamen die Kölner ernsthaft für etwas Zählbares in Frage, bevor die Gäste die entscheidenden Antworten parat hatten. Der einzige Verfolger der Nümbrechter bleibt für den Moment der TSV Bayer Dormagen II. Die Mannschaft von Trainer Martin Berger löste ihre Aufgabe gegen die HBD Löwen Oberberg letztlich auch klar, hatte beim 32:26 aber ebenfalls ihre Mühe. Nach dem 12:7 (18.) verspielten die Dormagener den Vorsprung zunächst und gerieten nach der Pause sogar mit 19:20 in Rückstand (37.). Bis zum 24:24 (48.) blieb die Partie offen und erst ein Zwischenspurt zum 30:25 (55.) sorgte für die Entscheidung. „Wir gewinnen das Spiel einfach über eine Willensleistung. Wir führen die erste Halbzeit durch, dann dreht Oberberg aber das Spiel, weil wir zu viele Zeitstrafen kriegen. Aber dann kämpfen wir uns zurück und haben am Ende noch mal die wichtigen Torwartparaden von Matze Broy“, fand Berger.

Ein Duell auf Augenhöhe lieferten sich der MTV Köln und die HSG Siebengebirge, die mit jeweils 15:7 Punkten im oberen Tabellendrittel zu Hause sind. Am Ende einer spannenden Partie trennten sich die Teams mit einem 27:27. Weil die Gäste durch Anto Marcinkovic erst mit der Schluss-Sirene zum Ausgleich kamen, waren sie in dem Moment mit dem Remis sicher glücklicher. Zuvor war die Partie lange offen, der MTV hatte beim 22:19 (49.) oder 24:21 (53.) aber schon ein paar Vorteile. In der hektischen Schlussphase kassierte dann auch Kölns Coach Moritz Adam eine Zeitstrafe nach einer Diskussion mit dem Kampfgericht (56.). Siebengebirge nutzte die Überzahl und kam wieder ran – und schließlich zum Ausgleich. Adam war entsprechend zwiegespalten – und selbstkritisch: „Ein richtig cooles Oberligaspiel, was letztlich unentschieden ausgeht, was ein verlorener Punkt für uns ist, den ich teilweise auf meine Kappe nehmen muss. Am Ende ist es einfach bitter, dass wir so den Punkt verlieren, aufgrund solcher Nebenkriegsschauplätze am Kampfgericht. Das muss ich einfach klüger machen, auch wenn ich vermeintlich im Recht gewesen bin.“ HSG-Kollege Lars Degenhardt sah bei seinem Team ebenfalls Licht und Schatten: „Letztendlich muss man sagen, ist es für uns ein glückliches Unentschieden, weil wir hinten raus den Rückstand noch wettmachen. Andererseits können wir heute nicht ganz zufrieden sein, weil wir einfach nicht mit der Klarheit im Angriff gespielt haben, nicht mit der Kompaktheit in der Deckung und auch nicht mit der Quote im Abschluss, mit der wir eigentlich agieren wollen.“

Am MTV und Siebengebirge vorbei auf Platz drei zog der TV Birkesdorf durch ein 28:22 beim TV Jahn Köln-Wahn. Die Gäste lagen schon beim 11:6 (19.) mit fünf Toren in Front und verwalteten diesen Vorsprung mehr oder weniger souverän bis zum Schluss. Wahn kämpfte sich zwar auf 18:19 (45.) ran, aber dann zogen die Gäste die Zügel wieder an – 22:18 (49.), 24:19 (52.), 26:20 (54.). „Birkesdorf hat verdient gewonnen, sie haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten gespielt und wir haben heute leider nicht dagegenhalten können“, fand Kölns Trainer Thomas Radermacher. „Es war mit Sicherheit nicht unser bestes Spiel, wir haben trotzdem immer geführt. Tabellenplatz drei ist eine schöne Momentaufnahme“, erklärte Birkesdorfs Sportvorstand Luca Feistkorn, der sich besonders über den ersten Einsatz von Andreu Perez Fernandez freute. Der Spanier, früher bereits für die Dürener im Einsatz, war während der Corona-Pandemie wieder in seine Heimat gezogen und vor Kurzem nach Deutschland zurückgekehrt.

Das Feld der Mannschaften mit einem positiven Punktekonto beschließt der Longericher SC II, der nach dem 32:23 beim TV Rheinbach auf Platz sechs steht (15:7 Zähler). Dabei fanden die Gäste gut in die Partie und führten mit 10:6 (12.). „Wir legen los wie die Feuerwehr. Das hätte ich nicht erwartet nach dem 11.11., führen auch dementsprechend verdient. Wir verpassen es dann in der zweiten Halbzeit, daran anzuknüpfen, machen den Schritt weniger, stehen schlecht im Eins-Eins. Dann haben wir den Marius Schmitz auf Mann genommen und damit hatte Rheinbach Probleme. Mitte zweite Halbzeit haben wir den Sack zugemacht und das ordentlich runtergespielt“, erklärte Longerichs Trainer Frederic Rudloff. Beim 19:19 (42.) war die Partie zum letzten Mal ausgeglichen und ein 9:2-Lauf zum 28:21 (55.) brachte hier die Entscheidung. Den Rheinbachern um das Trainerduo Dietmar Schwolow/Jan Hammann fehlten in dieser Phase nicht zuletzt die personellen Alternativen. „Da bleibt eigentlich nur zu konstatieren, dass wir in der aktuellen personellen Situation mit den Mannschaften da oben in der Liga qualitativ nicht mithalten können. Und das spiegeln die Ergebnisse der letzten Wochen wider“, meinte Hammann, dessen Team mit 11:11 Punkten als Neunter im grauen Mittelfeld steht.

Der TV Palmersheim verschaffte sich durch das 25:24 über den Pulheimer SC weiteren Boden im Abstiegskampf und vergrößerte gleichzeitig die Sorgen der Hornets, die mit einer Bilanz von 6:16 Zählern den eigenen Ansprüchen hinterherhinken. Trainer Kelvin Tacke versuchte trotz der Niederlage, das Positive zu sehen: „Starke Leistung von den Jungs, besonders die Youngster Rombach und Zank haben es gut gemacht. Am Ende waren es wieder die simplen und unnötigen Kleinigkeiten, die dazu geführt haben, dass wir zum wiederholten Mal mit leeren Händen dastehen.“ Pulheim führte nach der Pause mit 16:13 (36.) und in der Schlussphase mit 22:20 (52.). „Wir können von Glück sagen, dass wir bei drei Toren plus für Pulheim nicht den vierten kassiert haben. Ich glaube, sonst wäre das Spiel zugunsten von Pulheim entschieden worden“, meinte Palmersheims Coach Peter Trimborn, der dann sah, wie sein Team das Spiel drehte und durch René Lönenbach 48 Sekunden vor Schluss zum 25:24-Siegtreffer kam: „Es war ein Arbeitssieg, bei dem ich sagen muss, dass wir das unterm Strich, glaube ich, ein bisschen mehr wollten. Hut ab vor dieser Energieleistung.“

Eine echte Abwehrschlacht sahen die Zuschauer im Derby zwischen dem ASV SR Aachen und dem HC Weiden II. Das 17:17 war dabei nicht der Halbzeit-, sondern tatsächlich der Endstand. Die Gäste legten vor der Pause das 9:5 (22.) vor, doch Aachen kam wieder zum Ausgleich (10:10/30.). Nach dem Seitenwechsel taten sich die Offensiv-Akteure noch schwerer und die Begegnung bewegte sich immer auf Augenhöhe. Am Ende konnte sich kein Team durchsetzen, sodass es bei der Punkteteilung blieb. „Man hat gemerkt, dass von Anfang an beide Mannschaften den Derbycharakter gespürt und versucht haben, mit Vollgas zu spielen, vor allem in der Abwehr, aber mit dem Druck nicht zu hundert Prozent klargekommen sind und deswegen viele technische Fehler vorne gemacht haben. Das Pendel kann zu beiden Seiten ausschlagen. So können wir am Ende sagen, die Punkteteilung ist okay“, fand Aachens Trainer Cornelius Hesse. Sein Kollege Philipp Havers erkannte bei den Weidenern im Vergleich zur bisherigen Saison sogar Fortschritte: „Vor ein paar Wochen hätten wir so ein knappes Spiel wahrscheinlich verloren, deshalb freue ich mich über die Entwicklung des Teams und den Auswärtspunkt. Mir bleibt allerdings das Gefühl, dass Schwarz-Rot am Limit gespielt hat, wir aber noch deutlich Luft nach oben haben.“

 

MTV Köln – HSG Siebengebirge 27:27 (13:13).

MTV Köln: Schmitz, Theisen – Bonstein (5), Epple, Hilbert (4), Göddertz (2), Diederich (1), Discher (10/7), Jebbink, Ziegler, Scholl, Bathen, König (5), Becker.

HSG Siebengebirge: Kremer, Löcher – Andrassy (6), Runge (4), Dziendziol (1/1), Lopez de Carvalho, Marcinkovic (5/4), Ghussen, Koch (5), Picard (3), Gebel, Al-Zaidi, Sivanathan (3).

 

TSV Bayer Dormagen II – HBD Löwen Oberberg 32:26 (17:15).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl, Broy – Pedack (3), Boehnert (6/2), Kasper (2), Beckers, Fenkl (2), Emmerich (1), Ostrowski (1), M. Schmidt (2), Kremp (5), J.-C. Schmidt (4), Weber (2), Pauli (4/2).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Neu – Mlynczak (4), Köster (2), Starcevic (3), Basic (6/2), Hudak-Domokos (1), Schneider (1), Sauer, Krause (9/4), Müller.

 

TV Jahn Köln-Wahn – TV Birkesdorf 22:28 (9:14).

TV Jahn Köln-Wahn: Kolbe, Rotscholl – Hinteresch (2), Jäger (2), Kluge (3), Bröxkes (1), Welter (2), Giacobbe (1), Lange (9/1), Rüll, Westmeier (2), Hantsch.

TV Birkesdorf: Kipsieker, Schroven – Pelzer (2), A. Ernst (2), J. Ernst (5), Ihmer (3), Botz (3), Risteski (10/6), Strücker (2), Grings, Meise, Heinze, Perez Fernandez (1), Bünten.

 

TV Palmersheim – Pulheimer SC 25:24 (12:12).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel, Fiedler, Schöller, Blesse, Lönenbach (6/1), Adolph, Schouren (2), Mayer, Schneider (9), Maeser (5), J. Grevelding (2), L. Königshoven (1).

Pulheimer SC: O. Middell (1), T. Giesen – Heinen, Bartsch, Zank, Semeraro (1), J. Giesen (9/3), Hampel, Zeyen, Geerkens (1), Romberg (4), Mokris (4), T. Middell (4).

 

TV Rheinbach – Longericher SC II 23:32 (12:15).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – T. Schwolow (9/4), Pohl (1), Klassen, Stürmann, Eusterholz (3), Schmitz (3), Hoffstadt (3), Bittner (1), L. Kazimierski (3).

Longericher SC II: Kromberg (2), Burggraf – Dibowski (3), Beste (1), Matysiak (4), Quetting (1), Kröger (4), Duckert (5), Boeing (6), Jäger, Malolepszy (5/1), Keil, Falkenreck (1).

 

ASV SR Aachen – HC Weiden II 17:17 (10:10).

ASV SR Aachen: Vitz, Schnitzler – M. Monteiro Pai (2), Happersberger (4/1), Signon, Huckemann (4), Durst, Aguilera Lintz (3/1), Kuckelkorn (1), Arancibia Diaz (1), Schumacher, Rietz, K. Monteiro Pai, Kurscheid (2).

HC Weiden II: Keller, Reiter – Kemper, T. Lütz (2), Meurer (1), Xhonneux (3/1), Schuffelen (1), Pieper (1), Kraus, Langhammer, Akintunde (2), Havers (5), Jansen, Signon (2).

 

Fortuna Köln – SSV Nümbrecht 30:33 (16:18).

 

Stolberger SV – TuS 82 Opladen II 30:32 (12:14).