3. Liga
Gleich zwei Kracher: Longerich gegen Panther, Aldekerk gegen Opladen

Eckpfeiler: Lukas Martin Schulz gehört bei den Longerichern zu den wichtigsten Stützen, während Julian Mumme (links) und Jonas Mumme (rechts) bei den Aldekerkern kaum zu ersetzen sind. (Foto: Thomas Schmidt)

Wer da überhaupt einen Unterschied erkennen will, muss schon sehr aufmerksam hinschauen. So sieht das aktuell beim Longericher SC aus: Fünfter, 13:9 Punkte, Torverhältnis 339:314, plus 25. Und so sieht das aktuell bei den Bergischen Panthern aus: Vierter, 13:9 Punkte, Torverhältnis 337:314, plus 23. Beide haben keine Ambitionen in Richtung 2. Bundesliga und beide hatten es zuletzt mit den ganz vorne fast enteilten TV Emsdetten und HSG Krefeld Niederrhein zu tun (jeweils 17:3). Der LSC zum Beispiel verlor in Krefeld mit 30:32, während er in eigener Halle den Emsdettenern beim 30:30 einen Zähler abnahm. Die Panther können dafür neben dem 30:34 gegen den TVE ein 33:33 in Krefeld anbieten. Heißt in der Summe: Die Nachbarn sind in der Lage, den Top-Teams hin und wieder durchaus das Leben schwer zu machen – und erst recht sich gegenseitig. Kein Wunder: Die Beteiligten gehen davon aus, dass Ähnliches am Freitagabend erneut passieren wird. „Das verspricht auf jeden Fall Spannung“, sagt Longerichs Trainer Chris Stark, „wir stellen uns auf ein zähes Ringen ein. Da müssen wir einfach wieder eine Top-Leistung abliefern.“ Kollege Marcel Mutz denkt fast dasselbe: „Es macht immer riesig Spaß, in Longerich zu spielen. Da herrscht eine tolle Atmosphäre und es sind immer tolle Duelle, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Es sind immer eng umkämpfte Partien, das erwarte ich auch am Freitag wieder. Es wird auf Kleinigkeiten ankommen, Nuancen werden entscheiden.“

Die Partie wird auch ein Treffen der beiden besten Feldtorschützen in der 3. Liga West: Longerichs Lukas Martin Schulz, gleichzeitig Gesamtführender mit 103 Treffern (30 per Siebenmeter), liegt mit 73 Toren vor Panther Justus Ueberholz, der es als Zweiter nach elf Begegnungen auf 66 Tore bringt und höchst selten zum Strafwurf antritt. In der Addition mit einem Siebenmeter kommt Ueberholz auf 67 Treffer und den sechsten Platz in der Gesamtwertung. Für den hohen gegenseitigen Respekt sorgt aber nicht nur die Qualität der beiden Spielmacher, sondern das jeweilige Gesamtpaket. „Die Panther gehören in meinen Augen zu den spielerisch absolut besten Mannschaften in der Liga“, findet Stark, „da gibt es sehr, sehr viele taktische Auftakt-Handlungen, die diverse Folgehandlungen haben. Da finde ich sie deutlich stärker als Krefeld und Emsdetten, das Angriffsspiel ist deutlich variabler. Hut ab auf jeden Fall vor der spielerischen Qualität – die wir auch mitbringen.“ Mutz verteilt ebenfalls Komplimente: „Der LSC hat sich in den vergangenen Wochen sehr stabil präsentiert und gegen die Hochkaräter der Liga beeindruckende Leistungen gebracht. Da wird einiges auf uns zukommen. Klar ist der LSC zu Hause noch mal eine Spur emotionaler vielleicht und es ist immer schwer, Longerich zu Hause zu schlagen. Aber wir werden alles dafür tun, unsere Chance zu suchen.“ Im Klartext: Alle sind heiß auf einen packenden Handball-Abend.

Ob das Treffen zwischen dem Aufsteiger TV Aldekerk und dem TuS 82 Opladen packend wird, lässt sich zurzeit kaum abschätzen – obwohl auch hier keine Welten zwischen den auf dem dritten Platz geführten Opladenern und den auf Rang sieben stehenden Aldekerkern liegen. Die 14:8 Punkte des TuS 82 wiegen jedenfalls nicht Längen mehr als das 12:10-Konto des TVW, dem etwas anderes wie ein immer schwerer werdender Brocken um den Hals hängt: Die Liste der Verletzten wird lang und länger. Aus dem Kader, der am Anfang der Saison zur Verfügung stand, erwischte es zuerst Thomas Jentjens (Kreuzband) und ein paar Wochen später den Teamkollegen Christopher Tebyl (ebenfalls Kreuzband). Bei der 22:28-Niederlage zuletzt gegen die Longericher mussten in Julian Mumme (Finger), Jonas Mumme (Schulter, Daumen) und Thomas Plhak (Wade) drei weitere Stammkräfte im Laufe der Partie passen – was nach dem 17:17 aus der ersten Halbzeit eine der Erklärungen für die folgende allgemeine Chancenlosigkeit war (22:28). Der weitere Ausfall von Julian Mumme, Motor der Offensive, und Plhak wäre für den Angriff sehr schwierig: Beide zusammen haben in dieser Saison bereits 121 Tore für Aldekerk erzielt. Jonas Mumme würde besonders im Deckungsverbund schmerzlichst vermisst. „Die Sorgenfalten, die ich gerade habe, sind rillentief – aber nicht aufgrund unserer tabellarischen Situation, überhaupt nicht“, betont Gentges, „hinter den dreien stecken dicke, fette Fragezeichen. Und dann fehlen uns einfach die Alternativen. Nichtsdestotrotz werden wir Opladen alles entgegenwerfen.“ Das allgemeine Motto: Jammern bringt uns nicht weiter, wir nehmen es so, wie es ist. Grundsätzlich gilt, dass ein zu hohes Risiko nicht in Frage kommt. „Wir werden es versuchen, so konkurrenzfähig zu sein wie möglich“, sagt der Aldekerker Coach, „ich werde aber keinen meiner Spieler verheizen, Wenn es nicht geht, dann geht es nicht.“

Die Opladener selbst profitierten zuletzt davon, dass sie den Kader für die neue Saison sehr breit aufgestellt hatten, um bei Ausfällen zumindest halbwegs passend ausgestattet zu sein. Die Sorgen begannen dann mit den Verletzungen von Oliver Dasburg und Emil Kübler (beide Schulter), ehe es Spielmacher Johannes Sonnenberg erwischte (Kreuzband). Obwohl am vergangenen Wochenende  gegen den VfL Gladbeck in Julius Schroeder (Schulter) ein weiterer Mittelmann fehlte, reichte es dank der guten Abwehr und einer herausragenden Leistung von Torhüter Jascha Schmidt zu einem 30:20-Erfolg für den TuS 82, der auf der Zielgeraden der Hinrunde am liebsten den dritten Tabellenplatz verteidigen will – was angesichts des Gedränges bis zu den SG Schalksmühle/Halver Dragons auf Platz neun (10:12 Punkte) keine Selbstverständlichkeit ist und doch machbar sein könnte. Deutlich schwieriger wird der Weg sicher für die Aldekerker, die sich vor gar nicht langer Zeit noch mitten in Genießerwochen befanden und trotzdem immer auf dem Boden der Tatsachen geblieben sind – was im Übrigen so auch für den TuS 82 gilt. Das dürfte auf Dauer beiden zugutekommen – nur wahrscheinlich jetzt nicht. Am Samstag kann es vermutlich nur einen geben, der sich über zwei Punkte freut.

Die HSG Krefeld Niederrhein stellte in den vergangenen Wochen nach dem bemerkenswerten 33:29 gegen den Zweitliga-Absteiger und Titelkonkurrenten TV Emsdetten in weiteren Spielen gegen Konkurrenz aus der oberen Hälfte unter Beweis, dass sie sehr knappe Spiele kann – 32:30 gegen Longerich, 32:30 beim TV Aldekerk, 33:33 gegen Bergische Panther. Mit dem folgenden 35:31 beim Elften LIT 1912 II übertraf das Team von Trainer Mark Schmetz nach dem 28:35 vom Auftakt gegen die Ahlener SG zum zehnten Mal hintereinander die 30-Tore-Marke. Bei 374 erzielten Treffern stehen die Eagles gerade bei einem Durchschnitt von 34 pro Partie – ein Ligarekord, der den zehnten Platz der Abwehr (335 Gegentreffer/Schnitt 30,45) mehr als nur einfach wettmacht. Klarer Fall: Den Krefeldern liegt viel daran, dass das alles nach dem Heimspiel gegen Schalksmühle immer noch so ist –  jedenfalls das mit dem Angriffsschwung. Nicht uninteressant in diesem Zusammenhang: Die Dragons kommen mit der besten Abwehr der Klasse (294/26,72), bringen jedoch auf der anderen Seite den zweitschlechtesten Angriff mit (283/25,72).