3. Liga
Irres Finale: Justus Ueberholz macht Panther überglücklich
Beide Seiten liefern sich in Longerich einen packendem Kampf auf Augenhöhe - den der Rückraumspieler der Panther sehr spät mit dem 33:32 entscheidet.

Wohin mit dem Ball? Justus Ueberholz hatte da noch eine Idee für die Panther und er erzielte so das von den Gästen gefeierte 33:32 in Longerich. (Foto: Thomas Ellmann)

Longericher SC – Bergische Panther 32:33 (15:18). Sie wollten eine enge Partie, sie hatten einen Abend voller Leidenschaft erwartet – und sie bekamen alle zusammen beides an diesem Freitag, der mal wieder eins zeigte: Die beiden Kontrahenten liegen in ihren Qualitäten in der Addition aller Einzelteile grundsätzlich millimeterdicht beieinander. Anders lässt sich das dramatische Finale auch kaum erklären, in der noch einmal alle denkbaren Höhen und Tiefen vorkamen: Gut drei Minuten vor Schluss führen die Gäste mit 31:28 (57.) und der LSC nimmt jetzt eine Auszeit. Verrückte 131 Sekunden darauf heißt es 31:31 – unter anderem durch zwei Treffer des jungen Longericher Keepers Elvan Kromberg, der zum 30:31 (58.) verkürzt und zum 31:31 (59.) in den jeweils leeren Panther-Kasten ausgleicht. Der Rest ist dann unter dem Strich die große Show des Justus Ueberholz, der die Panther in der 60. Minute mit 32:31 in Führung bringt und auf das 32:32 der Longericher durch Lukas Martin Schulz auf den allerletzten Drücker eine Antwort findet – 33:32 für die Gäste, Feierabend. In Köln ist Karneval – aber auf der für den LSC falschen Seite, denn feiern können/wollen jetzt nur die glücklichen Panther. Dass sie am Ende die Oberhand behalten, befördert sie mit jetzt 15:9 Punkten am TuS 82 Opladen (14:8) vorbei mindestens bis zum Samstagabend auf den dritten Tabellenplatz hinter dem TV Emsdetten und der HSG Krefeld Niederrhein (beide 19:3). Die Opladener können Rang drei aber zurückerobern, wenn sie die Hürde beim Aufsteiger TV Aldekerk (Siebter/12:10) überwinden – wobei sie aufgrund der Entwicklung beider Teams in den vergangenen Wochen auch als Favorit gelten müssen. Die diesmal unglücklichen Longericher (13:11) bleiben zunächst Fünfter, müssen allerdings abwarten, was der Sechste Ahlener SG (13:9) beim Vorletzten Team Handball Lippe II (6:16) und eben die Aldekerker gegen Opladen auf die Beine stellen.

Nach dem Longericher 1:0 (1.) durch Max Zimmermann wehrten sich die Panther direkt mit dem 2:1 (3.) und beim 5:2 (6.) nahmen sie sogar das Heft in die Hand, sodass der LSC zunächst hinterherrannte – 6:7 (11.), 8:9 (13.). Fürs 10:9 (15.) suchte Mutz‘ Mannschaft in einer Auszeit (16.) die passende Reaktion und fand sie, denn übers 12:12 (19.), 14:13 (21.) und 15:15 (27.) blieb das Duell weiter auf Augenhöhe. Dass drei Tore bis zum 18:15 (30.) am Ende der ersten Halbzeit bereits eine Art Entscheidung zu ihren Gunsten sein würden, glaubten die Panther nicht mal selbst – obwohl sie sowohl beim 22:20 (38.) als auch beim 24:22 (40.) und 25:23 (43.) unverändert führten. Der natürlich nie aufgebende LSC drehte den Spieß vielmehr zu einem 26:25 (46.) und leitete damit jenes finale Drama ein, das im Anschluss ans 27:27 (50.) erst richtig Fahrt aufnahm. Nach dem 28:28 (53.) von Matthias Peters für die Hausherren machten Jan Blum (53.), Henrik Heider (54.) und Ueberholz (57.) dann doch den Weg frei für die Panther – dachten jetzt vermutlich alle in der Halle. Dabei war es bloß der Auftakt für den verrückten Abschluss eines denkwürdigen Handball-Abends, der vielleicht tatsächlich keinen Sieger verdient gehabt hätte.

„Es war irre. Es war das erwartete Spiel zweier guter Mannschaften auf Augenhöhe, die aufopferungsvoll gekämpft haben“, fand Panther-Trainer Marcel Mutz, „zum Ende hin führen wir mit drei Toren und müssen den Sack eigentlich zumachen, aber Longerich wird offensiv gegen unseren siebten Feldspieler. Wir verdaddeln zwei Mal den Ball beziehungsweise verschießen und Kromberg trifft zwei Mal ins leere Tor. Bei der Auszeit vier Sekunden vor Schluss sagst du einfach, dass einer aufs Tor geht. Das hat Justus auch gemacht und er trifft mit Buzzer Beater ins große Glück. Das ist natürlich Freude pur bei uns und historisch, denn in Longerich haben wir noch nie gewonnen. Das ist Wahnsinn, wenngleich ein Unentschieden heute das gerechte Ergebnis gewesen wäre. Das muss man aufgrund der gezeigten Leistungen fairerweise sagen. Trotzdem müssen wir uns nicht entschuldigen für den Sieg und wir nehmen die zwei Punkte gerne mit.“ Das mit dem Hinweis aufs fast produzierte Remis sah LSC-Coach Chris Stark grundsätzlich genauso: „Am Ende hätten beide Mannschaften mit einem Unentschieden leben können. Das Spiel hat einfach zu lange gedauert. Das tut weh. Wir haben auch in der zweiten Halbzeit den einen oder anderen Fehler gemacht. Wir hatten auch genug Möglichkeiten, mit einer besseren Chancenverwertung noch mehr Tore zu erzielen. Es kommt hinzu, dass wir heute auf der Torhüter-Position in Verbindung mit der Verteidigung nicht gut genug waren. Hätten wir da eine bessere Leistung angeboten, wäre es gar nicht zu diesem Finale gekommen.“

Zornig war Stark trotzdem – allerdings wegen eines anderen Themas, weil aus seiner Sicht der letzte Treffer gar nicht hätte fallen dürfen- „Die Zeitnehmer haben das Spiel heute mit entschieden“, fand Longerichs Trainer, „unser Tor fällt bei 59:56 und die Auszeit kommt eine Sekunde danach, vielleicht anderthalb. Trotzdem sagt der Zeitnehmer danach, dass noch vier Sekunden zu spielen sind – was nicht stimmte. Auf der Uhr stand 59:58. Dann spielen die Panther einen schnellen Angriff, der vielleicht zwei, drei Sekunden gedauert hat – und der Ball landet mit der vierten Sekunde im Tor. Als der Ball im Netz liegt, steht die Uhr immer noch bei 59:58. Ich bin sehr sauer und nicht damit einverstanden, was die Zeitnehmer da gemacht haben.“

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer, Kromberg (2) – Gerfen, Peters (4), Zerwas (1), Pyszora (4), Richter (4), Thöne (4), Lincks (1), Wolf, Zimmermann (2), Schulz (10/4), Nolting, Rinke, Malolepszy.

Bergische Panther: Eigenbrod, Conzen – Steinhaus (1), Wöstmann (2), Schlösser (8/4), J. Blum (4), T. Blum, Reinarz (1), Weiß, Padeken (1), Ueberholz (9), Bleckmann, Heider (6), Wolter (1).