19. November 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TV Aldekerk – TuS 82 Opladen 27:27 (17:8). Es war verrückt, total verrückt sogar, was sich an diesem Abend in der Vogteihalle abspielte. Die eine Mannschaft, die sich selbst vorher vielleicht gar nicht so viel ausgerechnet hat, fegt zuerst wie ein Sturm durch die Partie und sieht nach der ersten Halbzeit wie der kommende Sieger aus. Die andere Mannschaft, die sich das alles wohl weniger schmerzhaft gedacht haben dürfte, findet zuerst überhaupt nicht statt – und sich dann in der zweiten Halbzeit selbst wieder. Und in den letzten zehn Minuten bieten sich beide Seiten tatsächlich einen Kampf auf des Messers Schneide, der beim 26:23 (55.) wieder den Aldekerkern alle Möglichkeiten lässt und mit dem 26:26 (60.) in eine letzte Minute geht, die die ohnehin höchste Spannung in pure Dramatik steigert. Der TVA nimmt seine letzte Auszeit und kurz darauf macht der spielende Trainer Tim Gentges das 27:26 – nach offiziellem Protokoll 18 Sekunden vor Schluss. Opladen findet allerdings mit dem 27:27 durch Maurice Meurer eine finale Antwort – acht Sekunden vor dem Ende. Deshalb kann der TuS 82, der mit dem 1:0 (1.) durch Fynn Johannmeyer überhaupt bloß einmal führte, aufgrund dieses Spielverlaufs mit dem Endstand ein Stückchen mehr anfangen als die Hausherren, die den einen Zähler allerdings für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt doch gut gebrauchen können. Der TuS 82 kehrt durch das Unentschieden zurück auf den dritten Platz vor der Ahlener SG und den Bergischen Panthern (beide ebenfalls 15:9 Punkte), während die Aldekerker Achter bleiben – gleichauf mit dem Sechsten Longericher SC und dem TuS Spenge (alle 13:11).
Schon in der siebten Minute mussten die Gäste ihre erste Auszeit beantragen, weil sie völlig unter die Räder zu geraten drohten – 1:6. Grundlegend besser wurde allerdings gar nichts und der TVA mit dem bärenstarken Paul Keutmann im Tor zog übers 11:3 (17.) und 13:5 (23.) bis zur Halbzeit auf 17:8 (30.) davon. Direkt nach der Pause erhöhte Gentges auf 18:8 (31.), sodass zu diesem Zeitpunkt vermutlich niemand mehr einen Cent auf die Opladener gesetzt hätte – außer Optimisten wie Trainer Fabrice Voigt: „Bei einem 8:17 kannst du eigentlich schon nach Hause fahren – aber nicht meine Jungs. Wir haben in der Pause die richtigen Sachen besprochen, wir haben aggressiver und offensiver gedeckt. Wir hatten jetzt ein besseres Tempospiel, einen besseren Abschluss und einen absoluten Willen.“ Das alles und die nun deutlich offensivere Deckung machen den Gastgebern immer mehr zu schaffen. „Wir spielen eine überragende erste Halbzeit“, meinte Gentges, „da wusste Opladen gar nicht, wo vorne und hinten ist. Es hat wirklich alles funktioniert. David Hansen war vorne überragend, Paul Keutmann im Tor und die ganze Mannschaftsleistung über alle Positionen. Dann passiert komplett das Gegenteil. Opladen stellt die Deckung um und wir kriegen das nicht umgesetzt. Da wussten wir einfach nicht mehr weiter und wohin mit uns. Wir machen viel zu viele leichte Fehler und versuchen Sachen viel zu schnell. Wir reanimieren Opladen. Dann ist es ein Spiel komplett auf Augenhöhe und Opladen gibt einfach nicht auf.“
Sieben Minuten und acht Gegentreffer nach der Zehn-Tore-Führung hieß es nur noch 18:16 (37.) und die Hausherren blieben zunächst vorne – 20:17 (40.), 22:19 (44.), 23:21 (46.). Nach dem 23:23 (50.) legte Aldekerk wieder vor mit jenem 26:23, das aber bloß die finale Sequenz eines unglaublichen Krimis einleitete. Beim Stande von 26:24 bekam dann Sjuul Rutten bei einem Siebenmeter die Chance, auf 27:24 zu erhöhen, konnte die Gelegenheit allerdings nicht nutzen. Vorwürfe machte ihm hinterher trotzdem keiner. Gentges suchte das Positive heraus: „Aufgrund der beiden Halbzeiten muss man durchweg sagen, ist das Ergebnis so okay und gerecht – auch wenn bei uns die Enttäuschung natürlich überwiegt. Aber man darf nicht vergessen, dass wir endlich einen Punkt gegen die von oben geholt haben. Das sollte uns so eine breite Brust geben, dass wir trotz unserer Verletztenmisere eigentlich stolz sein können, dass wir gerade einen Punkt gegen den Dritten der 3. Liga geholt haben – und das verdient. Das ist ein Punkt mehr, als wir in unserer Rechnung haben. Da sind wir sehr stolz drauf und vielleicht nach fünf oder sechs Bier richtig stolz. Das müssen wir sehen.“
Kollege Voigt brauchte ebenfalls nicht lange nachzudenken, um das Ende als versöhnlich einzuordnen: „Wir kommen in der ersten Halbzeit überhaupt nicht rein, da haben wir in den ersten zehn Minuten fünf freie Bälle überall hingeworfen. Paul Keutmann war sicher in der ersten Halbzeit der Spieler des Spiels. Wir haben nicht gut gespielt, wir hatten keine zweite Welle und wir hatten dann ein bisschen Verunsicherung drin. Wir hatten nach der Pause ein besseres Tempospiel, einen besseren Abschluss und einen absoluten Willen. Wir sind super happy und Birger Dittmer hat hinten alles rausgehauen, Jan Jagieniak war stark am Kreis. Unser Spieler des Spiels war Leonard Bachler, der immer mehr in Fahrt kommt und wichtige Tore macht. Eigentlich sind alle Spieler des Spiels – auch die Jungs auf der Bank.“ Nachdenken über die ungewöhnliche Partie können beide Seiten jetzt aber nicht lange, sondern höchstens bis zum kommenden Wochenende, das den Abschluss der Hinrunde markiert: Die Aldekerker erwartet bereits am Freitagabend bei den Bergischen Panthern der nächste dicke Brocken, die Opladener treffen am Samstag in eigener Halle als klarer Favorit auf den Letzten TSV GWD Minden II (3:21).
TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann, van Hall – Jonas Mumme, Grützner, Görden (2), Upietz, Gengtes (6), Küsters (3), Hansen (6), Julian Mumme (3), Greven, Rutten (6/4), Linden (1).
TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler (3), Meurer (6), Leppich (3), Dittmer (1), Nitzschmann (2), J. Jagieniak (3), Swiedelsky, Hinrichs (3/1), Boelken, Johannmeyer (1), M. Sonnenberg (6), Völl.
HSG Krefeld Niederrhein – SG Schalksmühle/Halver Dragons 32:21 (17:12). Die Eagles lassen im Kampf um die Meisterschaft nicht locker und sie setzen den Zweitliga-Absteiger im Fernduell ständig neu unter Druck. Durch den ungefährdeten Erfolg über den Dauer-Rivalen aus der vergangenen Saison, der vor der neuen Serie einige personelle Veränderungen hinnehmen musste, kletterte die HSG mit jetzt 21:3 Punkten (Torverhältnis plus 50) auch zurück auf den ersten Platz vor dem TVE (19:3/Torverhältnis plus 55), der allerdings am Sonntag seinerseits mit einem Sieg über den Zehnten LIT II (7:15 Punkte) nachziehen kann und mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar wird. Daran, dass die beiden im Parallelflug durch die 3. Liga West ziehenden Top-Teams die beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga buchen werden, bestehen ohnehin wenig Zweifel: Das lediglich übers Torverhältnis getrennte Trio aus Opladen (plus 36), Ahlener SG (plus 26/mehr Treffer erzielt) und Bergischen Panthern (plus 26) auf den Rängen drei bis fünf liegt bei jeweils 15:9 Punkten bereits sechs Zähler zurück.
In den ersten Minuten schienen die Dragons den Hausherren den Spaß am Abend verderben zu können – 3:1 (5.), 4:2 (7.). Nach dem 4:4 (8.) geriet das Team des Krefelder Trainers Mark Schmetz (vor seinem Wechsel nach Krefeld in Schalksmühle tätig) beim 4:5 (10.) oder 6:7 (12.) erneut ins Hintertreffen, übernahm aber ab dem 8:8 (16.) die Kontrolle. Beim 10:8 (18.) und 11:9 (20.) bestand noch Sichtkontakt zu den Dragons, ehe sich die die überlegene HSG mit einer Vierer-Serie zum 15:9 (26.) absetzte und anschließend zu keinem Zeitpunkt mehr richtig unter Druck geriet. Dass die SG auf 15:19 (37.) verkürzte und bis zum 17:21 (39.) auf ein akzeptables Resultat hoffen durfte, war spätestens zehn Minuten darauf erledigt, weil die Eagles einen 7:2-Lauf zum entscheidenden 28:19 (49.) nutzten und am Ende einen Erfolg mit einer zweistelligen Differenz auf ihr Konto überwiesen. Zum Abschluss der Hinrunde tritt Krefeld am kommenden Samstag beim ASV Hamm-Westfalen II an (Elfter/7:17 Punkte).
HSG Krefeld Niederhein: König, Hasenforther, Bartmann – Krings (7), Klasmann (4/1), Schneider (3), Noll (8/3), Athanassoglou (5), Braun (2), Kaysen (1), L. Jagieniak (1), Dommermuth (1), Obranovic, Bitzel, Mircic.