24. November 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der erste Anstrich ist praktisch erledigt. Auf jeden Fall hat der TSV Bayer Dormagen zwei wichtige Schritte in Richtung gesichertes Mittelfeld getan. Nach dem 30:24 über den VfL Eintracht Hagen gewann die Mannschaft von Trainer Matthias Flohr auch beim HC Elbflorenz Dresden – 26:25. Der Sieg war einmal sehr wichtig, weil die auf 10:12 Punkte und Rang 13 verbesserten Dormagener immerhin gegen einen Konkurrenten von ganz unten gewannen, den sie dadurch zudem deutlich distanzieren konnten (Platz 17/6:18 Punkte). Und sie glichen zugleich in der Serie der mit nur einem Tor Unterschied beendeten Spiele zum 2:2 aus: Dem 23:24 gegen VfL Potsdam und dem 22:23 gegen TuS N-Lübbecke stehen nun ein 29:28 bei der SG BBM Bietigheim und der Krimi-Erfolg in Dresden gegenüber – den Flohr aufgrund des Spielverlaufs und des hohen Rückstands in der zweiten Halbzeit (43./16:21) sowie des sehr späten Treffers von Ian Hüter sogar als „dreckigen Sieg“ bezeichnete. Das Happy End sorgte dann immerhin dafür, dass die Dormagener nun fürs Erste einen beruhigenden Abstand nach unten haben: Die drei Abstiegsränge gehen momentan an Dresden, den HC Empor Rostock (4:18) und die Wölfe Würzburg (2:20). Den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung wollen Flohr und sein Team nun – wenn eben möglich – im Heimspiel gegen den Fünften Eulen Ludwigshafen tun (15:7 Punkte).
Das Vorhaben ist ambitioniert, was nicht zuletzt mit den Eulen zu tun hat. Unter der Regie des neuen Trainers Michael Abt gab es zum Start zwei Niederlagen und ein Unentschieden – 33:34 gegen den aktuellen Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten, 23:28 beim Zweiten ThSV Eisenach, 26:26 gegen den Sechsten VfL Potsdam. Anschließend verloren die Eulen nur noch beim HSC Coburg (26:32), ehe sie die vergangenen fünf Partien für sich entschieden und so ins obere Drittel kletterten. Seine zurzeit überzeugende Form zeigte der Zweitligist auch am Dienstagabend im Achtelfinale des DHB-Pokals beim 30:35 gegen den Deutschen Meister SC Magdeburg. In der Summe ergibt sich daraus, dass Dormagen vermutlich eine überdurchschnittlich gute Leistung abliefern muss im heimischen Sportcenter – das in dieser Saison bisher nicht wie eine kaum einnehmbare Festung aussieht. Dass 10:12 Zähler auf dem Konto stehen, ist vielmehr in erster Linie der erstaunlichen Auswärtsbilanz von 6:4 Punkten zu verdanken. Da kommt die Heimbilanz momentan (noch) nicht mit, denn dort sind bescheidene 4:8 Punkte zu sehen. Daraus ergibt sich einfach, dass die Dormagener hier einen zweiten Anstrich vornehmen müssen. Und dazu bietet sich im Übrigen zweimal hintereinander die Gelegenheit, weil nach Ludwigshafen am 3. Dezember gegen den TV Großwallstadt (Neunter/12:12) direkt das nächste Heimspiel folgt.
TuSEM Essen liegt bei ebenfalls 10:12 Zählern und lediglich über das etwas bessere Torverhältnis knapp vor den Dormagenern, scheint aber insgesamt ein anderes Programm zu fahren. Nach dem 26:15 vom Auftakt gegen den HC Empor Rostock begann am 23. September mit dem 23:27 bei der HSG Nordhorn-Lingen eine immer länger werdende Durststrecke aus sechs Niederlagen am Stück, die Essen nach dem 29:30 am 28. Oktober beim Spitzenreiter Balingen-Weilstetten gefährlich nahe an die direkte Abstiegszone brachte. Mit dem 30:27 über den TuS N-Lübbecke legte das Team von Trainer Michael Hegemann aber den Grundstein zu einer Trendwende, die inzwischen bei vier Siegen am Stück steht und zuletzt sogar gegen Kontrahenten aus der oberen Hälfte zwei unerwartet klare Resultate brachte – 28:20 gegen VfL Potsdam (Sechster), 25:18 beim TV Großwallstadt (Neunter). Bemerkenswerte Parallele zum TSV Bayer: Beide gehören mit 285 (Dormagen) und 287 Gegentreffern aus elf Partien als Nummer vier und fünf zu den abwehrstärksten Mannschaften in der 2. Bundesliga. Ein Garant dafür bei den Essenern ist Keeper Lukas Diedrich, der nach seiner Traumquote beim Sieg in Großwallstadt (51,72 Prozent aller Bälle gehalten) an die Spitze der Torhüter-Wertung kletterte: Für Diedrich stehen 122 Paraden in der Statistik, für Philip Ambrosius (Dessau-Roßlauer HV) sind 120 vermerkt.
Dass bei den Essenern das Gesamtpaket aus Torhüter und Abwehr davor momentan ganz gut funktioniert, bietet ihnen wohl vernünftige Aussichten fürs Heimspiel am Freitagabend gegen den HSC Coburg (Achter/13:11). Es ist der Auftakt zu einer Reihe von Duellen mit Klubs, die überwiegend keinen direkten Draht nach ganz oben haben: Anschließend folgen in diesem Jahr noch am 5. Dezember die Aufgabe bei den Eulen Ludwigshafen (Fünfter/15:7 Punkte), am 9. Dezember gegen den VfL Eintracht Hagen (Rang 16/6:16), am 14. Dezember beim HC Elbflorenz Dresden (Rang 17/6:18), am 17. Dezember gegen Dormagen (Rang 13/10:12) und am 26. Dezember beim TV Hüttenberg (Zehnter/11:13). Was die Essener daraus machen (können), ist eine andere Frage. Dabei hätte TuSEM wenig dagegen, sowohl seine Heimbilanz (bisher 6:4) als auch den Auswärtswert (4:8) ein bisschen aufzupolieren. Den ersten Anstrich haben die Essener aber in den vergangenen Wochen erledigt.