25. November 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Einer wird gewinnen, sehr wahrscheinlich jedenfalls. Die Frage ist nur, welcher Ronny am Sonntagmittag gegen 13 Uhr mehr mit dem Ergebnis anfangen kann: Ronny Lasch, der mit der von ihm trainierten Unitas Haan aktuell an der Tabellenspitze der Oberliga Niederrhein liegt, oder Ronny Rogawska, der mit der von ihm trainierten Borussia Mönchengladbach ein paar Zentimeter zurück auf dem zweiten Platz folgt? Seriöse Prognosen sind nach dem bisherigen Saisonverlauf einigerma8en unmöglich: Beide Teams stehen nach acht Spieltagen mit jeweils 16:0 Punkten deutlich vor der Konkurrenz und der Unterschied in der Tordifferenz ist zwar da, aber gering. Und dann haben beide auch noch die identische Anzahl an Gegentreffern kassiert – jeweils 202. Bei den selbst erzielten Toren liegt Haan mit 283:277 knapp vorne und deshalb auf Rang eins. Sicher scheint in erster Linie zu sein, dass noch keine endgültige Entscheidung im Kampf um die Meisterschaft und den Aufstieg in die Regionalliga fällt – dass aber ein entsprechendes Resultat durchaus Weichen in eine bestimmte Richtung stellen könnte.
Lasch sieht die größere Last bei den Gästen. „Mönchengladbach muss dieses Mal aufsteigen“, sagt der Unitas-Coach, „und ja, wenn es bei uns passiert, nehmen wir es auch.“ Der direkte Angriff auf die Regionalliga ist in den Planungen der Unitas-Verantwortlichen eigentlich erst für 2023/2024 vorgesehen – und dann im Übrigen ohne den Trainer Lasch, der aus privaten und beruflichen Gründen nach dieser Saison aufhört (und der Unitas in einer noch zu definierenden Funktion erhalten bleiben soll). Bei Einsatz und Leidenschaft fürs gemeinsame Ganze lässt Lasch bis dahin keinen Millimeter nach – und Vergleichbares erwartet er von seiner Mannschaft, die ihn in den vergangenen Wochen trotz aller Siege nicht mehr so sehr begeistern konnte. „Wir stehen da oben, weil bis jetzt alles perfekt gepasst hat. Aber wir haben zuletzt ein bisschen stagniert und uns ein bisschen auf dem Erfolg ausgeruht.“ Gerade rechtzeitig zum Kracher scheint das Team aber, wie ihm die jüngsten Trainings-Eindrücke zeigen, zur alten Hingabe zurückgefunden zu haben. „Wir sind gut vorbereitet, ich bin relativ entspannt“, erklärt Lasch, der sich wie alle Haaner auf den Oberliga-Kracher freut.
Das ist grundsätzlich beim Kollegen Rogawska nicht anders, der allerdings ein Problem vorab lösen muss: Ex-Profi Heider Thomas, vorne wie hinten eine ausgewiesene Führungskraft der Borussia, erlitt vor einigen Wochen am 29. Oktober im Spiel gegen die DJK Adler Königshof (38:26) eine schwere Knieverletzung (Kreuzband) und fällt für den kompletten Rest der Saison aus. „Das tut uns sehr weh“, betont Rogawska. Trotzdem ist er überzeugt davon, dass Mönchengladbach das Fehlen Thomas‘ auszugleichen vermag: „Wir sind im Kern gut eingespielt, wir haben eine sehr gute Abwehr und wir haben einen sehr guten Kader. Entscheidend wird auch sein, wer alle Puzzleteile zusammenbekommt und wer einen kühlen Kopf behält.“ Der vom Drittliga-Absteiger TuSEM Essen II gekommene Jordi Weisz und der aus der Jugend des HC Düsseldorf stammende Oliver Nix bereichern die Mannschaft seiner Ansicht nach auf der Spielmacher-Position, Linkshänder Niklas Weis (32) übernimmt als erfahrene Kraft noch mehr Verantwortung. In einem sind sich die Kontrahenten im Übrigen völlig einig, denn beide fiebern dem Gipfeltreffen entgegen, in das sie außerdem mit hohem gegenseitigem Respekt gehen. Der gemeinsame Tenor: „Für solche Spiele trainierst du doch.“
Dritte Kraft in der Oberliga Niederrhein ist momentan Mettmann-Sport, das bei 13:3 Zählern und 241:211 Toren steht. Die drei Minuspunkte stammen vom 31:31 gegen den Vierten DJK Adler Königshof und von einer 25:33-Niederlage – im Kreisderby bei den Haanern. Damit Mettmann halbwegs den Anschluss hält, müsste es unter anderem in anderthalb Wochen am 3. Dezember gegen Mönchengladbach gewinnen. Im Moment spricht allerdings alles dafür, dass sich der kleine Kreis der Meisterschafts-Anwärter auf die Unitas und Mönchengladbach beschränkt, zumal die Klubs auf den Rängen vier bis sechs mit dem bisher Erreichten sowieso schon sehr gut leben können. Bei jeweils 11:5 Punkten verschwenden Königshof, der TV Lobberich und der Geistenbeck (alle 11:5 Punkte) keinen Gedanken an die Regionalliga. Ganz nebenbei haben alle drei bereits mehr oder weniger deutlich gegen die Top-Teams verloren – Geistenbeck mit 19:30, Lobberich mit 31:39 und Königshof mit 28:36 gegen Mönchengladbach sowie Königshof mit 25:31 gegen Haan, das gegen Geistenbeck und Lobberich erst noch spielt. Dass Überraschungen passieren? Höchstwahrscheinlich wird das irgendwann so sein. Darüber wollen sie in Haan und bei der Borussia aber erst später wieder nachdenken. Erst mal ist Gipfelzeit. Die ganz Oberliga wartet drauf.