Oberliga Niederrhein
Unitas setzt ein Zeichen: 32:27 gegen die Borussia
Nach dem verdienten Erfolg ist die Mannschaft von Trainer Ronny Lasch nun der Titelfavorit Nummer eins. Der Coach war begeistert: "Für solche Spiele fängst du an, Handball zu spielen."

Hier regiert die Unitas! Torhüter Christopher Seher und seine Haaner konnten schon kurz vor Schluss mit den Sieges-Feierlichkeiten beginnen. (Foto: Michael Jäger)

Unitas Haan – Borussia Mönchengladbach 32:27 (15:12). Natürlich gab es keine Geschenke und natürlich gingen beide Seiten von der ersten Sekunde an mit Volldampf und höchstem Einsatz zur Sache, weil es im Spitzenspiel um die Vormachtstellung für die kommenden Monate ging – verbunden mit ein paar Kilo an zusätzlichem Gepäck für den Verlierer. Das führte unter anderem dazu, dass sich die von beiden Seiten sehr hart zupackende Deckung reihenweise Zeitstrafen einhandelte  und alleine sieben in der ersten Halbzeit. Für die Unitas gab es dabei sogar eine frühe und durchaus vertretbare Rote Karte (8.) gegen Lennart Austrup, der dem Mönchengladbacher Manuel Bremges beim Tempogegenstoß in den Arm griff. In dieser Szene war Haan ausnahmsweise der Verlierer, doch am Ende der intensiv geführten Partie ging das Team von Trainer Ronny Lasch als großer Sieger vom Platz, denn das 32:27 zementierte vorläufig den Platz an der Tabellenspitze: Haan steht jetzt bei 18:0 Punkten (Torverhältnis bei plus 86), der große Rivale aus Mönchengladbach bei 16:2 (plus 70). Viel spricht dafür, dass die Entscheidung im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga nun am 25. März 2023 in Mönchengladbach fällt – und die Borussia braucht dann für den direkten Vergleich (entscheidet am Ende bei Punktgleichheit) vielleicht einen Erfolg mit mindestens sechs Toren Unterschied. Andere Möglichkeit: Die Titelkandidaten leisten sich in der einen oder anderen Partie nie ganz auszuschließende Überraschungen.

Die Gastgeber machten vor der Pause mehr aus ihren Ballgewinnen – und Keeper Tobias Joest traf sogar zum 5:3 (10.) und 10:6 (17.) in den hier leeren Kasten der Gäste. Anschließend kam das Team von Borussia-Trainer Ronny Rogaswka nicht zuletzt dank einiger Paraden ihres Torhüters Matthias Hoffmann aber auf und zum Ausgleich – 10:10 (25.), 11:11 (27.). Sonderlich beeindrucken ließen sich die Hausherren davon allerdings nicht, wie sie mit den Antworten zum 14:11 (28.) und 15:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit unter Beweis stellten. Klar: Eine Entscheidung war das Drei-Tore-Polster nicht für den zweiten Durchgang, aber es erhöhte weiter den Druck auf die Borussia, deren klares Ziel in diesem Jahr die Meisterschaft ist (nach Rang zwei im damals ähnlichen engen Duell mit dem späteren Aufsteiger Bergischer HC II).

Purer Kampf: Haans Raphael Korbmacher (rechts/rotes Trikot) hatte offensichtlich keine Probleme damit, die schmerzhafte Abwehrzone der Borussia mit Thomas Prinz und Jordi Weisz (Nummer 9) aufzusuchen. Unitas-Kollege Ole Völker (ganz links) scheint auch gespannt zu sein. (Foto: Michael Jäger)

Der zweite Abschnitt begann wieder mit einem Aufreger: Unitas-Keeper Joest kam bei Daniel Panitz‘ Versuch von außen weit aus seinem Kasten. Den Zusammenstoß der beiden ahndeten die Unparteiischen mit einer weiteren Zwei-Minuten-Strafe. Weil auch Lasch in der Folge einigen Diskussionsbedarf hatte, gab es die nächste Zeitstrafe direkt hinterher (31.). Die Stimmung in der Halle kochte dann nur Sekunden später komplett über, denn Joest-Vertreter Christopher Seher parierte nicht nur den Siebenmeter von Jordi Weisz, sondern auch dessen Nachwurf. Auf der Gegenseite kassierte Mönchengladbachs Paul Lipok die nächsten zwei Minuten, sodass es auf der Platte ziemlich übersichtlich wurde (32.). Als sich die Gemüter etwas beruhigt hatten, fanden die Hausherren den Faden schnell wieder und legten vom 15:13 (33.) das 19:13 (37.) vor. Torhüter Seher, der in der Folge für Joest im Kasten blieb und einige wichtige Paraden einstreute, reihte sich hierbei ebenfalls in die Torschützenliste ein (34./17:13).

Bis zum 22:14 (41.) spielte sich die Unitas in einen regelrechten Rausch und sie hatte immer die passende Antwort. Ein Beispiel: Nach einer Borussia-Auszeit (38.) tat Keeper Hoffmann im nächsten Angriff so, als würde er sich mit der Bank besprechen. Stattdessen trat er plötzlich von der Platte, sodass Dennis Aust-Heide als siebter Feldspieler reinkam – und völlig unbewacht das 14:19 aus Mönchengladbacher Sicht erzielen konnte (38.). Haan reagierte aber gedankenschnell und Pascal Schusdzarra traf vom Anwurf direkt ins noch leere Borussia-Tor zum 20:14 (38.). Weil sich die Gäste nicht aufgaben, wurde es am Ende keine zu deutliche Pleite. Beim 23:19 (45.) sah es für einen Moment sogar so aus, als könnte die Begegnung noch einmal eng werden. Doch Haan behielt die Nerven und den Gegner stets auf Abstand – 25:20 (48.), 29:23 (53.), 31:26 (57.). Der Rest war vor allem grenzenloser Jubel am Sonntagmittag.

Lasch war im Anschluss erschöpft, aber überglücklich: „Heute hat man gesehen, was man mit Herz und Willen wettmachen kann, denn das beste Handballspiel war es wirklich nicht. Dieses Spiel haben die Jungs sich über 18 Monate erarbeitet. Sie wollten das von Anfang an gewinnen, für solche Spiele fängst du an, Handball zu spielen.“ Dass sein Team nun im weiteren Verlauf die Favoritenrolle einnimmt, weiß der Unitas-Coach. „Damit sind wir jetzt der Top-Favorit, alles andere wäre unglaubwürdig. Wenn du Mönchengladbach mit fünf Toren schlägst, dann ist das so. Ich glaube aber auch, die Jungs haben Blut geleckt“, meinte Lasch. Sein Kollege Rogawska auf der anderen Seite trug die Niederlage mit Fassung – und setzt seine Hoffnungen auf die Rückrunde: „Wir haben heute nur ab der 41. Minute unser Spiel durchgezogen, daher geht der Sieg für Haan völlig in Ordnung. Daraus müssen wir lernen und unsere Hausaufgaben machen. Es gibt noch ein Rückspiel und wir hoffen, es wird dann ein Endspiel.“

Unitas Haan: Seher (2), Joest (2) – Korbmacher (2), Hain, Riemann (1), Mohrmann (1), Mohaupt (5), Ziegler (2), D’Avoine (4), Austrup, Schusdzarra (3), Völker (4), Jesussek (6).

Borussia Mönchengladbach: Heck, Hoffmann, Lyrmann – Aust-Heide (1), Prinz, Panitz (11/2), Weis (3), Bremges (5), Weisz (3), Berner, Nix (3), Lipok, Kubik, Jennes (1).