30. November 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das Glück läuft dem TSV Bayer Dormagen in der neuen Zweitliga-Saison sicher nicht hinterher. Weil immer wieder neue Probleme auftauchen, muss sich Trainer Matthias Flohr öfter in der Kunst des Improvisierens betätigen – und dabei sogar eine gewisse Meisterschaft erwerben. Besonders krass sah die Lage zuletzt vor der Partie gegen die Eulen Ludwigshafen aus. Dass der vom Bundesligisten HSG Wetzlar ausgeliehene Ole Klimpke im September einen Mittelfußbruch erlitt, war der erste Rückschlag. Vor rund vier Wochen zog sich dann Artur Karvatski einen Kreuzbandriss zu – womit der erste Linkshänder ausfiel. Außerdem fehlt zurzeit in Florian Träger ein Talent aus den eigenen Reihen wegen einer Zeh-Verletzung. Kürzlich erwischte es André Meuser mit einer Daumen-Verletzung vor der Partie gegen die Eulen, sodass nun auch die Nummer eins für den rechten Rückraum nicht zur Verfügung stand. „Dass da alle drei Spieler da ausfallen, ist schon sehr bitter“, sagt Trainer Matthias Flohr, der den Mangel auch im bevorstehenden Heimspiel am Samstag gegen den TV Großwallstadt verwalten muss.
Dass die Dormagener zuletzt den Sechsten aus Ludwigshafen ohne drei ihrer Linkshänder und zusätzlich ohne den erkrankten Aron Seesing bis weit in die zweite Halbzeit hinein bedrängen konnten, war in erster Linie ein Beleg für vorhandene Leidenschaft und Moral – aber kein richtiger Trost. Trotz aller personellen Handicaps wäre schließlich beim 26:28 unter dem Strich sehr wahrscheinlich mehr drin gewesen – ein Unentschieden etwa, das Flohr für gerechter gehalten hätte. Weil sein Team jedoch im siebten Heimspiel insgesamt schon zum fünften Mal leer ausging (4:10 Punkte), ist bei der Beurteilung der Gesamtsituation zuerst ein Blick in den Rückspiel erforderlich: Hinter den Dormagenern auf Platz 13 (10:14) liegen der VfL Lübeck-Schwartau (9:15), der VfL Eintracht Hagen (8:16) und der HC Elfflorenz Dresden (8:18) ebenfalls über dem Strich – und die HSG Konstanz (Rang 17/7:15) auf dem ersten der drei Abstiegsränge nicht sehr weit weg. Also wäre ein Erfolg über den Elften Großwallstadt (12:14) für Flohrs Team relativ wertvoll, zumal der Rest des Jahres nicht einfacher wird: Nach dem Duell mit dem TVG folgen die Spiele am 10. Dezember beim TV Hüttenberg (Zwölfter/11:15), am 14. Dezember gegen Lübeck-Schwartau, am 17. Dezember bei TuSEM Essen (Neunter/12:12) und am 26. Dezember gegen die HSG Nordhorn-Lingen (Sechster/16:8).
Weil er nichts von Jammern oder gar Resignation hält, richtet Dormagens Coach seine Aufmerksamkeit trotz aller Probleme lieber auf das Machbare. „Wir müssen ein paar Sachen anpassen“, sagt Flohr, „das ist im Moment immer die Herausforderung.“ Rechtsaußen Jakub Sterba könnte Aushilfsdienste im Rückraum übernehmen und Robin Kremp aus der A-Jugend erneut in den Zweitliga-Kader aufrücken. Anspruchsvoll wird aber nicht nur der Versuch, die Angriffe effektiv zu gestalten, sondern auch die Arbeit in der Abwehr – die mit 313 Treffern in zwölf Partien zu den besten in der 2. Bundesliga gehört. Prominentester Mann bei den Gästen aus Unterfranken ist nicht nur nebenbei keiner der Spieler, sondern der neue Trainer Igor Vori, der einstige Weltklasse-Kreisläufer. Das macht den Samstagabend im Übrigen noch reizvoller für Matthias Flohr, der den Kroaten ganz gut kennt: Beide waren einst für den HSV Hamburg aktiv – Flohr von 2004 bis 2016, Vori von 2009 bis 2013. Beide standen in der Mannschaft, die am 2. Juni 2013 im dramatischen Finale der Champions League den FC Barcelona nach Verlängerung mit 30:29 bezwang. Das verbindet auch gut neun Jahre danach noch. Nur nicht am Samstagabend zwischen 19.30 und etwa 21 Uhr.