01. Dezember 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der November ist an die Substanz gegangen, auch beim Bergischen HC und dessen Trainer Jamal Naji, der seine Tätigkeit sonst durchaus als Privileg versteht – weil er hier Beruf und Leidenschaft miteinander kombinieren kann. Was es in diesen herausfordernden Wochen für alle einfacher macht: Der BHC hat den vergangenen Monat mit vier wichtigen Spielen ohne Niederlage überstanden und dabei bewiesen, dass er mit stressigen Situationen umzugehen versteht. In keiner der vier Partien gab es nur einen Zentimeter Raum geschenkt – nicht beim 24:23 gegen die HSG Wetzlar, nicht beim 30:30 gegen den VfL Gummersbach, nicht beim 31:27 in Hamm-Westfalen und nicht zuletzt beim 28:26 gegen Frisch Auf Göppingen. Wetzlar (Platz 14/9:19 Punkte), Hamm (18/2:26) und Göppingen(16/7:21) sind Kontrahenten aus der unteren Tabellenhälfte, sodass die Erfolge hier fast doppelt zählen und Najis Team nun von Rang zwölf aus (11:15) ein Stück beruhigter in den Dezember sehen kann. Der letzte Monate des Jahres hat es dann auch in sich mit den Aufgaben am Sonntag bei der MT Melsungen (Siebter/15:13 Punkte), am 11. Dezember gegen die SG Flensburg-Handewitt (Vierter), am 18. Dezember beim SC DHfK Leipzig (Elfter) und am 27. Dezember beim TSV Hannover-Burgdorf (Achter). Sicher ist mit dem Blick auf dieses Programm, dass der BHC kein einziges Mal als Favorit gilt.
Naji hat derzeit – wie nahezu alle Kollegen – mit einigen Erkrankungen und Verletzungen zu tun. „Wir müssen da auf die Belastungssteuerung achten“, sagt er. Ein Beispiel: Linkshänder Djibril M’Bengue, am Anfang der Saison wegen Trainings-Rückstands kaum eingesetzt, sollte sich Stück für Stück heranarbeiten (können). Seit aber Simen Schönnigsen vor einigen Wochen eine Verletzung am Wurfarm erlitt, steht M’Bengue defensiv wie offensiv praktisch ohne Pause auf der Platte – was in der Bundesliga so auf Dauer nicht funktionieren kann. Ein anderes Beispiel: Gegen Göppingen stand Lukas Stutzke nach überstandener Oberschenkel-Verletzung wieder im Aufgebot, kam jedoch als Hilfe nur zu einem Kurz-Einsatz. Unter dem Strich war der BHC-Coach deshalb trotz aller erkennbaren Schwächen beim Sieg über Göppingen zufrieden: „Wir haben fünf glasklare Chancen vergeben. Ich bin aber beeindruckt, dass wir nicht zusammengefallen, sondern stabil geblieben sind. Natürlich waren wir alle sehr, sehr erleichtert.“
Melsungen hat sich nach einem mäßigen Start (4:10 Punkte) inzwischen weitgehend stabilisiert und Trainer Roberto Garcia Parrondo auf jeden Fall einen prominent besetzten Kader zur Hand. „Das ist eine Wahnsinns-Qualität“, findet Naji. Das Aufgebot reicht von Keeper Nebosja Simic bis hin zum deutschen Nationalspieler Kai Häfner – und es wäre mit den aktuell verletzten Julius Kühn (Knöchel) und Timo Kastening (Knie) noch stärker besetzt. Dafür ist Torhüter Simic mit seinen Werten aktuell die Nummer eins unter den Männern zwischen den Pfosten in der höchsten deutschen Klasse: Nach 14 Partien steht er bei fast zehn Stunden Spielzeit und 160 Paraden, aus denen sich ein Wert von 36,28 Prozent an gehaltenen Würfen ergibt. Nur zuletzt lief es nicht so überragend und direkt verlor Melsungen nach zuvor sechs Spielen ohne Niederlage in Leipzig mit 33:40. Ob sich daraus eine Chance für den BHC ableiten lässt? Vielleicht. Nicht konkurrenzfähig war er in dieser Saison mit dem 23:33 beim HSV Hamburg schließlich erst ein einziges Mal – und in der Regel zeigt die Mannschaft ein Maximum an Einsatz und Leidenschaft. Fünf glasklare Chancen auszulassen, wird sie sich diesmal allerdings auf keinen Fall leisten können.