3. Liga
Alles auf Anfang: Abenteuer für Aldekerk, Derby in Opladen
Für den Aufsteiger TVA geht es wieder gegen direkte Konkurrenz los. Die Panther wollen beim TuS 82 eine Revanche fürs 25:29 vom Saisonstart. Longerich ist bei den Dragons gefordert, Krefeld in Ahlen.

Schmerzzone: Die Panther Bjarne Steinhaus (Nummer 4), Maximilian Weiß (17) und David Bleckmann (22) packen hinten gerne herzhaft zu. Das bekamen zuletzt auch die Aldekerker Julian Mumme (Zweiter von links) und Marcel Görden (ganz rechts) zu spüren. Für die Rückrunde werden jetzt trotzdem alle Karten neu gemischt. (Foto: Michael Jäger)

War es nicht eben erst, dass die 3. Liga in die neue Saison gestartet ist? Genau drei Monate ist es her, als das Team Handball Lippe II und der TSV GWD Minden II am 2. September die Serie 2022/2023 eröffneten – wobei der frühere Start an jenem Freitagabend den Beteiligten herzlich wenig einbrachte. Lippe II gewann zwar klar mit 32:25, hängt aber zurzeit als Zwölfter mit 8:18 Punkten auf dem ersten der drei festen Abstiegsplätze fest. Und Minden klebt sogar am Tabellenende, obwohl es am vergangenen Wochenende mit seinem nicht nur leicht überraschenden 27:23 beim TuS 82 Opladen den ersten Sieg holte und so wenigstens einen Hauch an Chance wahrte, durch eine stärkere Rückrunde irgendwie den Klassenerhalt zu schaffen. Jetzt geht praktisch alles von vorne los – auch für den Aufsteiger TV Aldekerk, der von Beginn an nie ein anderes Ziel hatte. Das bei 13:13 Zählern geführte Team um den spielenden Trainer Tim Gentges blickt den kommenden Wochen von Rang acht aus mit einer Mischung aus Zuversicht, Neugier und Spannung entgegen. „Ich wäre schwer davon begeistert, wenn wir die Rückrunde genauso starten könnten wie die Hinrunde“, sagt Gentges. Na klar ist das so: Mit dem 30:27 über LIT 1912 II begann damals das Abenteuer 3. Liga und die Aldekerker versetzten sich anschließend durch erstaunliche Ergebnisse selbst in einen Traumzustand. Inzwischen ist – was so ähnlich sogar zu erwarten war – der Alltag eingekehrt. Der TVA-Coach sieht das realistisch: „Wir fahren nach Nordhemmern und die haben sich wirklich gefangen, dafür sprechen auch deutlich die letzten Ergebnisse. Es wird auf jeden Fall interessant, weil wir jetzt natürlich wieder die Duelle vor der Brust haben mit den direkten Konkurrenten um die Plätze, die für den Klassenerhalt nötig sind. Und es ist natürlich wieder eine ganz andere Thermik drin.“

Die Alderkerker sind das letzte Team, das zumindest über ein ausgeglichenes Punktekonto verfügt, und nach dem Jetzt-Stand halbwegs in Sicherheit. Der Neunte SG Schalksmühle/Halver Dragons (10:16) folgt auf Platz neun mit drei Zählern Rückstand – und weniger Puffer auf LIT 1912 II, VfL Gladbeck (beide 9:17) oder Team Handball Lippe II (8:18) und ASV Hamm-Westfalen (7:19). Das „Problem“ der Aldekerker, das sie aber überhaupt erst in ihre vergleichsweise sehr gute Lage gebracht hat: Sie konnten in der Vorrunde ausnahmslos alle Duelle mit dahinter angesiedelten Konkurrenten für sich entscheiden. „Jedes Spiel kann fast schon ein Vier-Punkte-Spiel werden. Man rechnet ja immer, dass gegen die Top-Teams keiner von unten wirklich was holen kann. Das heißt, wer absteigt, entscheidet sich genau in diesen Duellen mit den direkten Konkurrenten“, findet Gentges vermutlich treffend. Dass der TVA etwa gegen den Zweiten HSG Krefeld Niederrhein (30:32), den Spitzenreiter TV Emsdetten (25:26) oder den Fünften TuS 82 Opladen (27:27) stark mithielt, brachte tatsächlich außer viel Anerkennung wenig ein – und führte zur jüngsten Serie von 1:11 Zählern. Deshalb steht die Idee für den Start in den zweiten Teil der Saison fest: „Wir wollen versuchen, ein attraktives Spiel zu liefern und diese Schwächephase, die wir haben, runterzuschrauben.“

Eine schwächere Phase macht zurzeit sicher auch der in den vergangenen Wochen von immer wieder neuen personellen Problemen geplagte TuS 82 Opladen aus, der nach einem gelungenen Start mit 8:2 Punkten aus fünf Spielen ohne Niederlage sehr wechselhaft unterwegs ist: Niederlage, Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage, Sieg, Unentschieden, Niederlage. Zuletzt verlor das Team von Trainer Fabrice Voigt sogar gegen den Tabellenletzten TSV GWD Minden II mit 23:27 – was zur Unzeit kam, denn nun steht in der Bielerthalle das Derby gegen die seit einer gefühlten Ewigkeit sehr stabil wirkenden Bergischen Panther auf dem Programm. Zwei Höhepunkte im bisherigen Saisonverlauf waren die Spiele gegen die Top-Teams Krefeld (33:33) und Emsdetten (30:34), ein anderer der 33:32-Erfolg beim Longericher SC. In der Summe sind die mit zwei Niederlagen in die Saison gestarteten Panther auf Rang vier mit ihren 17:9 Zählern zusammen mit dem Dritten Ahlener SG (ebenfalls 17:9) längst die Nummer eins hinter den Aufstiegskandidaten – und die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz hat durchaus vor, diesen Trend zu festigen oder fortzusetzen.

Als sich die Nachbarn vor drei Monaten am 4. September bei der Saison-Eröffnung gegenüberstanden, sah die Welt noch ganz anders aus. Damals unter anderem bei Opladen an Bord: Oliver Dasburg, Emil Kübler, Johannes Sonnenberg und Julius Schroeder – die inzwischen wegen Verletzungen zum Teil sehr langfristig fehlen. Damals hatte der TuS 82 genau in der entscheidenden Phase nach dem 20:20 (48.) die breiteren personellen Möglichkeiten und gewann am Ende durchaus verdient mit 29:25. Dass die Panther dafür eine Revanche anpeilen, versteht sich nahezu von selbst – obwohl Marcel Mutz weiter viel Respekt vor den Opladenern hat: „Das wird ein Spiel auf Augenhöhe. Wir müssen darum wieder ans Optimum. Trotzdem wollen wir unseren guten Lauf fortsetzen und gewinnen.“ Dass die Opladener erst recht fürs Derby ganz andere Pläne verfolgen, wird ihn dabei kaum überraschen.

Ebenfalls eine Art Berg- und Talfahrt durchleidet momentan der Longericher SC, der in einer Art Parallel-Slalom mit den Opladenern unterwegs zu sein scheint: Nach fünf Spielen stand das Konto bei 8:2 Punkten, ehe aus acht weiteren Partien nur 7:9 folgten. Jüngst stimmte die Tendenz allerdings wieder, denn auf drei Niederlagen hintereinander antwortete das Team von Trainer Chris Stark mit drei Siegen in Folge und zuletzt auf das schmerzhafte 32:33 gegen die Panther mit einem hart erkämpften 32:30 bei LIT 1912 II. Die Partie bei der SG Schalksmühle/Halver (10:16 Punkte) bietet den Longerichern (15:11) die Chance, mindestens ihren sechsten Platz zu halten – was nach dem 30:25 gegen die Dragons vom Auftakt nicht ausgeschlossen ist. Damals mit zwölf Treffern entscheidend am Sieg beteiligt: Lukas Martin Schulz, der die Torschützenliste der 3. Liga mit insgesamt 127 Treffern anführt. Selbst ohne die 39 Siebenmeter wäre der Rückraumspieler mit dann 88 Toren die klare Nummer eins.

Die HSG Krefeld Niederrhein ist in jener Liste mit Merten Krings (71) und Maik Schneider (68), die keine Siebenmeter zu werfen pflegen, erst auf den Rängen acht und zwölf vertreten. Dass wird weder Trainer Mark Schmetz noch die Spieler nachhaltig stören, weil die Eagles erstens mit 439 Toren (und einem Rekord-Durchschnitt von 34,72 pro Partie) den insgesamt erfolgreichsten Angriff der Klasse stellen – was sie auf Rang zwei nahezu gleichauf mit dem Zweitliga-Absteiger TV Emsdetten (beide 17:3 Punkte) gebracht hat. Unter der Marke von 30 Toren blieb Krefeld nur ein einziges Mal – beim 28:35 am ersten Spieltag gegen die Ahlener SG, die als Dritter (17:9) jetzt wieder ein ernst zu nehmender Gegner ist. Gelingt der HSG in Ahlen die Revanche, hat sie gleichzeitig einen weiteren Kontrahenten noch deutlicher distanziert. Dass sie am Ende gemeinsam mit Emsdetten die in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga führenden Ränge eins und zwei belegen wird, gilt sowieso als ziemlich sicher.