1. Bundesliga
Knorr ist Gummersbachs Problem-Löwe
VfL bietet wieder einen großen Kampf, verliert aber gegen die Löwen unter anderem wegen der 15 Treffer von Nationalspieler Juri Knorr mit 29:32.

Bitte helft uns! Es lag am Ende aber weder an der Leistung von Torhüter Tibor Ivanisevic noch etwa an fehlender Fan-Unterstützung, dass Gummersbach gegen die Löwen leer ausging. Am Ende waren einfach auch ein paar Fehler zu viel im Spiel. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – Rhein-Neckar Löwen 29:32 (16:18). Die Geschichte dieses Abends hatte drei Hauptdarsteller – mit einer wegweisenden Wertung von 2:1 für die Gäste. Dabei hatte sich Gummersbach aber in Sachen Einsatz und Leidenschaft wenig vorzuwerfen: Die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson kam selbst in fast aussichtslosen bis sehr schwierigen Situationen zurück – und erlaubte sich „nur“ in der entscheidenden Phase den einen oder anderen Fehler zu viel. In Tibor Ivanisevic stellte der VfL zudem einen Keeper, der mit offiziell 20 gezählten Paraden einen Wert von genau 40 Prozent an gehaltenen Bällen erreichte. Was er zuerst nicht ahnen konnte: Die Löwen stellten später für Joel Birlehm den Junioren-Nationalspieler David Späth zwischen die Pfosten – was sich als Volltreffer erwies, weil Gummersbach am 20-Jährigen und dessen elf Paraden mit einer 40,74-Prozent-Quote fast zu verzweifeln drohten. Der dickste Trumpf im Ärmel des Löwen-Trainers Sebastian Hinze war allerdings Mittelmann Juri Knorr: Den Nationalspieler bekamen die Hausherren nie in den Griff – und nicht nur die 15 Treffer (sieben per Siebenmeter) waren am Ende ausschlaggebend für den Erfolg, durch den die Löwen ihren Platz in der Spitzengruppe festigten (Dritter/21:7 Punkte). Den Gummersbachern bleiben zwei Bereiche als Trost: Die Schwalbe-Arena war zum zweiten Mal hintereinander mit 4132 Zuschauern offiziell ausverkauft (nach dem 31:29 vom 10. November gegen die SG Flensburg-Handewitt) und der VfL wies erneut nach, dass er selbst die Großen der Klasse wenigstens phasenweise in Bedrängnis bringen kann. Die 14:14 Punkte und Rang zehn dürfen dem VfL nach den 8:2 Zählern aus den ersten fünf Spielen trotzdem als zu bescheidene Ausbeute vorkommen. Es fühlt sich irgendwie an wie die raue Wirklichkeit im Jahr eins nach dem Aufstieg – und sie ist es ja auch. Das Polster zum TSV GWD Minden (6:24) auf dem ersten Abstiegsplatz beträgt dennoch beachtliche acht Punkte. 

Die Hausherren legten durch Hakon Styrmisson (1.) und Dominik Mappes (3.) das 2:0 vor, von der sich die Gäste als Spitzenteam allerdings nicht sonderlich beeindrucken ließen. Das 3:4 (7.) drehte der VfL ins 6:5 (11.), ehe er vorwiegend hinterherrannte – 7:8 (14.), 8:10 (15.), 10:12 (22.), 12:14 (26.), 13:16 (27.), 14:17 (28.), 16:17 (29.), 16:18 (30.). Dass Knorr zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Tore (drei Siebenmeter) auf seinem Konto hatte, deutete die spätere Schlüsselrolle des Mittelmanns hier bereits an und setzte sich mit dem 19:16 (32.) am Anfang der zweiten Halbzeit nahtlos fort. Dass Gummersbach noch einmal den Weg zurück in die Partie fand, lag unter anderem an Torhüter Ivanisevic, der etwa beim Stande von 17:19 einen Knorr-Siebenmeter hielt (33.), ehe er die freie Gelegenheit von Lukas Nilsson (34.) und die nicht weniger freie Chance von Benjamin Helander abwehrte (36.). Mit dem 18:19 (36.) von Julian Köster machte Gummersbach dann klar, dass es unbedingt dagegenhalten würde.

In seinen stärksten sechs Minuten drehte der VfL das 21:23 (43.) und 22:25 (45.) durch viel Mut zum Risiko und konsequente Abschlüsse sogar ins eigene 26:25 (50.). Die Schwalbe-Arena war hier erneut ein Tollhaus – wie kurz darauf beim 27:26 (51.) durch Tom Jansen und beim 28:27 (52.) durch den Mappes-Siebenmeter. Die Antwort der Gäste hieß allerdings erneut Knorr – nicht nur wegen seiner Tore zum 29:28 (53.) und 30:28 (54.). Anschließend setzte er zum wiederholten Mal seinen Kreisläufer Jannik Kohlbacher ein – 31:28 (57.). Vorausgegangen waren zwei missglückte Gummersbacher Angriffs-Aktionen (55./56.) und hinterher folgte eine weitere vergebene Großchance (58.) mit Löwen-Torhüter Späth als Endstation. Keine große Überraschung an diesem Abend: Die allerletzten Zweifel am Löwen-Sieg beseitigte zum Ende des 5:0-Laufs mit dem 32:28 in der 60. Minute Knorr. Wer sonst.

Nachvollziehbar: Die Gemütslagen beider Trainer lagen hinterher ein Stück auseinander. “ Ich bin einerseits enttäuscht, dass wir nichts Zählbares behalten haben, aber wir hatten 20 Torhüterparaden und sind vor allem deshalb im Spiel geblieben. Wir haben Knorr, Kristjan Horzen und Jannik Kohlbacher bis zum Ende nicht in den Griff gekriegt. Ich bin stolz, wie wir gekämpft haben, aber enttäuscht, dass wir uns am Ende selbst im Weg gestanden und falsche Entscheidungen getroffen haben. Mit der Entwicklung meiner Mannschaft bin ich zufrieden, aber wenn man bei eigener Führung am Ende einen 5:0-Lauf hinnehmen muss, ist das natürlich enttäuschend. Wir müssen weiter hart arbeiten, damit wir zukünftig auch in der heißen Phase einen kühlen Kopf bewahren.“ Kollege Hinze auf der anderen Seite wirkte ziemlich gelöst: „Wir sind unfassbar glücklich, gegen eine starke Mannschaft zwei Punkte mitzunehmen. In der zweiten Halbzeit kamen wir nicht ganz so gut rein, da haben wir vor allem von außen viel liegen lassen, während Tibor Ivanišević ein starkes Spiel gemacht hat. Als dann Gummersbach in Führung gegangen ist und das Momentum auf seiner Seite hat, hat David Späth viel gehalten. Gummersbach wirft zwei, drei Würfe weg und dann entscheiden Kleinigkeiten. Am Ende war es glücklich, weil so ein Spiel in der zweiten Halbzeit in beide Richtungen gehen kann.“

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Vidarsson (1), Kodrin, Köster (4), Blohme (6), Schroven, Schluroff (2), Mappes (8/3), Pregler, Styrmisson (5), Kiesler, Stüber, Jansen (3), Zeman.