3. Liga
Bitterer Abend in Opladen und Feststimmung in Aldekerk
TuS 82 ist beim 20:25 gegen die ebenfalls schwachen Panther komplett chancenlos. Aufsteiger TVA überrascht bei LIT 1912 II mit 30:25. Longerich nimmt 28:28 von den Dragons mit, Krefeld ein 29:24 in Ahlen.

Gefangener: Birger Dittmer (Mitte) und seine Opladener konnten sich zu selten aus der Klammer befreien, die Bjarne Steinhaus (links) und Henning Padeken (rechts) mit den Panthern für sie bereithielten. (Foto: Thomas Ellmann)

TuS 82 Opladen – Bergische Panther 20:25 (9:13). Es war ein grausamer Abend, schmerzhaft natürlich vor allen Dingen für die Opladener – denen nicht etwa Einsatz oder Leidenschaft fehlten, sondern zu viele wichtige Leute und damit am Ende schlicht die Mittel, um die Panther ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Schmerzhaft war die Partie zudem für die Fans auf beiden Seiten, denn das sonst übliche spannende Kräftemessen in einem Derby zwischen diesen beiden Nachbarn fiel aus. Stammspieler des TuS 82 wie Oliver Dasburg, Julius Schroeder, Johannes Sonnenberg oder Fynn Johannmeyer befanden sich ohnehin schon im Opladener Lazarett, das im ebenfalls verletzten Rückraumspieler Maurice Meurer einen weiteren Zuwachs hatte. Damit stand die Partie von vornherein unter extrem ungünstigen Voraussetzungen für die Hausherren, die – was es immer bitterer machte – keineswegs an etwa überzeugenden Panthern scheiterten, die vielmehr eine Menge schuldig blieben und dennoch zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr gerieten. „Das war total zerfahren und kein gutes Spiel von uns“, stellte Panther-Trainer Mutz angesichts der unglaublichen vielen Fehler fest, „aber wir brauchen uns für die zwei Punkte nicht zu schämen.“ Das stimmte wohl ebenso wie die Einschätzung des erkennbar nachdenklichen Opladener Trainers Fabrice Voigt: „Wir müssen uns irgendwie in die Pause retten.“ Aufgrund der akuten personellen Sorgen, die bis zum Ende dieses Jahres nicht kleiner werden dürften, hat der TuS 82 mit der Vergabe der Positionen weiter vorne nichts mehr zu tun – und er liegt mit jetzt 15:13 Punkten inzwischen nur noch über das bessere Torverhältnis vor dem TV Aldekerk und dem TuS Spenge (ebenfalls 15:13). Entscheidender Unterschied zu den Panthern: Sie festigten ihre Position als Nummer drei in der 3. Liga (19:9 Punkte) hinter dem TV Emsdetten und der HSG Krefeld Niederrhein (beide 25:3).

Beide Seiten schienen das Tor des Kontrahenten jeweils zum Sperrgebiet erklärt zu haben, die Opladener intensiver als die Gäste, die nach 63 Sekunden durch Simon Schlösser per Siebenmeter zum 1:0 kamen. Dem TuS 82 gelang sein erstes Tor mit dem 1:1 von André Boelken erst in der siebten Minute und anschließend wiederum lange sehr wenig – 1:4 (12.), 2:5 (14.), 3:8 (18.). Wie ernst die Lage sein könnte, zeigte sich unter anderem beim Siebenmeter-Versuch (19.) des reaktivierten Peer Pütz kurz darauf: Keeper Max Conzen, mit 18 Paraden der beste Panther in dieser Partie, wehrte ab. Wenig später versuchte es Yannik Nitzschmann – und scheiterte am Pfosten (20.). „Wenn schon die nicht treffen, die sonst so sicher sind, wird es natürlich schwierig“, stellte Voigt nicht nur angesichts dieser verpassten Möglichkeiten traurig fest. Trotz aller Schwierigkeiten suchte Opladen über mehr Geschwindigkeit den Anschluss, den es beim 9:11 (28.) auch fast wieder gefunden hatte, weil die hin und wieder sehr schlampig agierenden Panther die Tür einen Spalt geöffnet ließen – bis Simon Wolter (29.) und Timo Blum (30.) in den letzten 90 Sekunden vor der Pause den nächsten beruhigenden Abstand herstellten.

Nach dem 11:16 (35.) ließen die Hausherren einen weiteren Strafwurf ungenutzt (36.) und ab dem 11:17 (36.) war die Sache gelaufen. Wie wenig konzentriert die Aktionen der Panther aussahen, ließ sich besonders im Anschluss ans 19:13 (42.) mehr als deutlich erkennen: Kurz hintereinander kassierten die Opladener Jonas Leppich und André Boelken (jeweils 44.) eine Zeitstrafe, sodass der TuS 82 nun für eine beträchtliche Weile wenigstens in der Abwehr zwei Mann weniger auf der Platte hatte. Als Opladen erneut vollzählig war, hieß es immer noch 19:13 – und jetzt verkürzte Voigts Team auf 14:19 (48.). Auf der Zielgeraden fanden die Panther immer schnell Antworten auf die fast verzweifelt wirkenden Bemühungen der Gastgeber – 21:15 (51.), 23:17 (56.). Dass daraus das 23:18 (56.), 23:19 (57.) und 23:20 (59.) wurde, hatte mit guter Moral und hohem Einsatz zu tun – und Panthern, die sich im Gefühl ihrer Überlegenheit vielleicht schon zurück in der Kabine wähnten. Das 24:20 (59.) von Simon Wolter und das 25:20 (60.) von Justus Ueberholz rückten den Abstand in den vorherigen Korridor – in den er an diesem besonders für Opladen grausamen Abend gehörte.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler (1), Nitsche (5), Pütz (2/2), Leppich, Dittmer, Nitzschmann (1), Jagieniak (4), Swiedelsky, Hinrichs (2/2), Boelken (3), M. Sonnenberg (1), Völl (1), Klein.

Bergische Panther: Eigenbrod, Conzen – Steinhaus (1), Wöstmann (1/1), Görgen (3), Schlösser (1/1), J. Blum (4), T. Blum (1), Reinarz, Weiß (4), Padeken (1), Ueberholz (3), Bleckmann (1), Wolter (5).

 

LIT 1912 II – TV Aldekerk 25:30 (10:12). Aldekerks Spielertrainer Tim Gentges war nach der Partie nur im ersten Moment sprachlos – bevor die Begeisterung über die vergangenen 60 Minuten aus ihm raussprudelte: „Mir fehlen gerade so ein bisschen die Worte, denn mir gehen gerade für meine Truppe die Superlative aus. Was diese Mannschaft hier heute geleistet hat, das sind einfach Mentalitätsmonster.“ Die Gäste waren ohnehin nur mit neun Feldspielern nach Westfalen gereist und mussten überdies bereits ab der 14. Minute beim Stande von 7:6 wegen einer Roten Karte auf Thomas Plhak verzichten: Der Rechtsaußen traf den gegnerischen Torhüter vom Siebenmeterpunkt am Kopf. „Da muss man nicht diskutieren, die Entscheidung ist vollkommen richtig so. Dann sitzen wir hier mit zwei Auswechselspielern, mir inbegriffen. Und was dann passiert ist, das war irre. Das war von der taktischen und der spielerischen Art und Weise eine glatte ‚Eins plus‘. Das kann man so in dieser Formation nicht besser spielen. Wir haben riesig gedeckt, wir haben alles weggenommen, was wir wegnehmen wollten. Hintendrin ein überragender Paul Keutmann. Eine absolute Disziplin im Tempospiel. Dass wir das mit so einer absoluten Abgeklärtheit und Coolness hier runterspielen, das tut unserer Seele richtig gut, weil wir uns auch das in den letzten Spielen erarbeitet haben – wir haben gelernt. Das sind jetzt nicht nur zwei Punkte, die wir heute geholt haben, das ist ein Riesen-, Riesen-Schritt“, meinte Gentges. Für den Aufsteiger sind die beiden Zähler in der Tabelle auf jeden Fall richtig wertvoll. Der TVA, der mit einer traumhaften Bilanz von 12:2 Punkten in die Saison gestartet war, hatte seit dem 35:20 beim TSV GWD Minden am 8. Oktober tatsächlich nicht mehr gewonnen, sondern in sechs Partien nur einen einzigen Zähler gesammelt. Durch den Erfolg brachte Gentges‘ Team sein eigenes Konto mit jetzt 15:13 Punkten wieder in den positiven Bereich und kletterte auf Platz sieben, während LIT (jetzt 9:19) weiter in der stark gefährdeten Region festhängt.

Julian Mumme brachte die Gäste mit dem 1:0 in Führung (1.) und tatsächlich sollten die Hausherren in der gesamten Partie nicht ein einziges Mal in Front liegen. Bis zum 6:6 (14.) blieb trotzdem alles auf Augenhöhe, bevor Roman Grützner erst das 7:6 besorgte und kurz darauf der Arbeitstag für Plhak beendet war. TVA-Keeper Paul Keutmann (16./ins leere Tor) und David Hansen (17.) erhöhten trotzdem auf 9:6 und durch die bärenstarke Defensivleistung bauten die Gäste den Vorsprung zum 12:7 aus (26.). LIT gab sich allerdings bis hierhin nicht geschlagen, verkürzte zur Pause auf 12:10 und glich nach dem Seitenwechsel aus – 13:13 (34.). Wer aber dachte, das Spiel würde komplett kippen, sah sich getäuscht: Jonas Mumme (35.) und Sjuul Rutten (36.) antworteten mit dem 15:13, Hansen legte kurz darauf das 18:15 (40.) nach. Die Gastgeber kamen ein letztes Mal zum Ausgleich (19:19/46.), bevor Cedric Linden (47./48.) und Hansen (50.) mit dem 22:19 ihr Team endgültig auf die Siegerstraße brachten. Diesen Vorsprung verteidigten die Gäste nun konsequent und letztlich war es der stolze Coach Gentges selbst, der nach der letzten Auszeit mit dem Treffer zum 28:22 (58.) die Entscheidung markierte.

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann (1) – Jonas Mumme (2), Grützner (1), Görden (2), Plhak, Gentges (3), Hansen (7), Julian Mumme (7), Rutten (1), Linden (6).

 

SG Schalksmühle/Halver Dragons – Longericher SC 28:28 (15:12). Chris Stark sah die Punkteteilung mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Auf der einen Seite konnte der Longericher Trainer angesichts schwieriger Vorzeichen mit dem Einsatz seines Teams gut leben. Zudem musste der LSC bis Mitte des zweiten Durchgangs einem Fünf-Tore-Rückstand hinterherrennen – und tat das mit Erfolg. Der Coach trauerte dem einen vergebenen Zähler aber teilweise nach: „Letzten Endes ist das ein erkämpftes Remis. Wir hatten eine ganz, ganz schwierige Woche, wir haben unter der Woche mit acht Leuten trainiert. Hier sind Leute quasi aus dem Bett aufs Spielfeld gekommen. Deshalb gibts da ein Lob von mir an die Jungs, die sich hier zur Verfügung gestellt haben. Letztlich hätte aber hier heute meiner Meinung nach eine gute Leistung ausgereicht, es war nur eine durchschnittliche, kämpferische. So gehen wir leider nur mit einem Punkt zurück nach Köln.“ In der Tabelle verpassten die Longericher so den möglichen Sprung auf Platz vier (Ahlener SG/17:11 Punkte), kletterten jedoch immerhin auf Rang fünf (16:12).

Die Hausherren erwarteten die Kölner mit einer guten Abwehrleistung und erarbeiteten sich vom 5:5 (16.) an erste Vorteile – 7:5 (17.), 9:6 (19.), 11:7 (21.), 13:8 (24.). Der LSC fand insgesamt zu selten Lücken und von den Chancen, die er sich erarbeitete, ließ er noch ein paar unnötig liegen. So ging der Drei-Tore-Rückstand zur Pause völlig in Ordnung und bis zum 16:21 (38.) aus Longericher Sicht deutete wenig auf eine Wende hin. Ein Doppelpack von Benjamin Lincks (39./40.) zum 18:21 war dann das Startsignal zur Aufholjagd, die Max Zimmermann mit dem 23:23-Ausgleich (49.) und Benjamin Richter mit der 24:23-Führung krönten (50.). In der spannenden Schlussphase konnte sich kein Team mehr entscheidend absetzen. Pech hatte Longerichs Matthias Peters, der eine Minute vor dem Ende beim Stande von 28:28 in der Abwehr den Ball gewann und das (wegen einer Zeitstrafe) leere Schalksmühler Tor vor sich sah. Der Rückraumspieler entschied sich für den Risiko-Wurf, warf aber um Millimeter zu weit nach rechts und der Ball sprang vom Innenpfosten wieder aus dem Kasten. So hatten die Dragons noch einmal Ballbesitz, der allerdings auch nichts mehr einbrachte. So blieb es am Ende bei der vielleicht doch gerechten Punkteteilung.

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer, Kromberg – Gerfen, Peters (2), Zerwas (1), Pyszora (1), Richter (3/1), Thöne (2), Lincks (2), Zimmermann (8/4), Johnen, Nolting (3), Schulz (5), Rinke, Dahlke (1).

 

Ahlener SG – HSG Krefeld Niederrhein 24:29 (14:12). Diese Rechnung haben die Krefelder im ausgehenden Spieljahr 2022 nun also auch beglichen. Die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz, die in der Gruppe West der 3. Liga neben dem TV Emsdetten der einzige echte Anwärter auf einen der beiden Plätze für die Aufstiegsrunde ist, blieb im 13. Spiel in Serie ungeschlagen. Die einzige Niederlage in dieser Saison hatten die Eagles am ersten Spieltag kassiert – mit dem 28:35 gegen Ahlen. Jetzt glückte die Revanche bei den Westfalen, die immerhin als Tabellendritter in die Rückrunde gestartet waren. An der Spitze stehen weiterhin Emsdetten und Krefeld mit jeweils 25:3 Punkten – wobei der TVE wegen des besseren Torverhältnisses (plus 85 zu plus 60) für den Moment als Tabellenführer gilt. Erst nach Abschluss aller Spiele wird hier der direkte Vergleich gewertet, den die HSG zumindest in der Hinrunde beim 33:29 für sich entscheiden konnte. Neuer Dritter sind die Bergischen Panther (19:9 Zähler), die an sich schon keine Ambitionen auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga anmelden und außerdem bereits zu weit weg liegen, um die beiden Top-Klubs zu gefährden.

Ohne ihren erkrankten Spielmacher Merten Krings taten sich die Eagles in der ersten Halbzeit schwer. Zwar legten die Gäste zu Beginn noch das 4:2 (6.) vor, das 5:4 durch Lars Jagieniak (8.) war aber für eine ganze Weile die letzte HSG-Führung. Über das 5:6 (11.), 6:8 (15.) und 7:10 (18.) liefen die Krefelder erstmal hinterher. Auch das 10:10 (21.) konterte Ahlen – 10:12 (26.), 12:14 (29.). Kurz nach der Pause wurden die Voraussetzungen für den Tabellenzweiten nicht gerade besser, als Matija Mircic beim Stande von 13:15 seine dritte Zeitstrafe und damit die Rote Karte kassierte (34.). In der Folge bekamen die Eagles das Geschehen trotzdem wieder in den Griff. Das 14:16 (35.) glichen Christopher Klasmann (36.) und Andrej Obranovic (38.) zum 16:16 aus, der Siebenmeter von Pascal Noll zum 19:18 (43.) war die erste Krefelder Führung seit 35 Minuten. Ahlens Coach Frederik Neuhaus reagierte beim 20:18 (45.) mit einer Auszeit, die den Anschlusstreffer brachte – 20:19 (46.). Im Anschluss fegte die HSG jedoch mit einem 4:0-Lauf in etwa zweieinhalb Minuten über die Hausherren hinweg und erhöhte auf 24:19 (49.). Über das 26:20 (54.) und 28:21 (56.) ließ sich Schmetz‘ Team nicht mehr vom Kurs abbringen und feierte am Ende seine Revanche für die Pleite im Hinspiel.

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann – Klasmann (3), Schneider (3), Noll (5/2), Athanassoglou (6), Braun, Kaysen (4), Jagieniak (4), Dommermuth, Obranovic (4), Bitzel, Mircic.