Regionalliga Nordrhein
Ratinger zu abgezockt für Aufsteiger Refrath
Spitzenreiter Interaktiv gewinnt bei der HSG verdient mit 38:33. Remscheid holt 29:27 in Dinslaken.

Trauriger Trainer: Nach Ansicht von Christopher Braun hätte die HSG den Favoriten aus Ratingen noch mehr ärgern können. (Foto: Thomas Schmidt)

HSG Refrath/Hand – Interaktiv.Handball 33:38 (19:21). Das kann sich keiner erlauben, der gegen den Tabellenführer gewinnen will – was beim Aufsteiger Refrath/Hand sicher der Fall war. Der Klassen-Neuling, der über die 60 Minuten viel Leidenschaft und genauso viele Fehler zeigte, hätte womöglich eine Überraschung schaffen und dem Favoriten die erste Niederlage in dieser Saison beibringen können. Es war dann vor allem eine Phase in der zweiten Halbzeit, die an diesem Sonntag-Nachmittag die Entscheidung brachte. Erstens: Das Team von Trainer Christopher Braun hatte gerade aus dem aussichtslos scheinenden 23:28 (38.) das 27:28 (40.) gemacht – und für sein Foul musste Ratingens Ante Grbavac für zwei Minuten runter. Interaktiv erzielte trotzdem durch Robert Markotic das 29:27 (40.) und Niklas Funke antwortete mit dem 28:29 (41.). Kurz darauf erwischte es die Gäste innerhalb weniger Sekunden mit weiteren Zeitstrafen (43.) gegen Markotic und Stanko Sabljic – was den Refrathern eine 6:4-Überzahl bescherte. Ganz bitter für die Hausherren: Sie machten weniger als nichts draus. Interaktiv, vorübergehend wieder vollständig, legte durch Grbavac sogar das 30:28 (44.) hinterher und überstand eine weitere Zeitstrafe gegen Alexander Poschacher (45.) wiederum unbeschadet. Besonders bitter für die Gastgeber: Gleich dreimal verfehlten sie bei Versuchen aufs jeweils verwaiste Tor der Ratinger ihr Ziel. Den Rest der Partie spulte Interaktiv nach dem 31:28 (47.) und 32:28 (49.) wiederum durch Grabavac routiniert herunter – und es festigte seine Position an der Tabellenspitze (24:0 Punkte) vor dem TV Korschenbroich (16:2). Klassen-Neuling Refrath bleibt Zehnter vor TuSEM Essen II und dem BTB Aachen (alle 10:12).

Weil die HSG, der ihr Linkshänder Lennart Niehaus an allen Ecken und Enden fehlte, zu keinem Zeitpunkt aufgab, ging sie in der ausgeglichenen ersten Halbzeit beim 11:10 (19.) auch in Führung – zum einzigen Mal allerdings. Erfahrene Ratinger, die sich von einem Rückstand so schnell aus der Ruhe bringen lassen, drehten den Spieß wieder um und das 18:18 (29.) der Hausherren steckten sie ebenfalls ganz gut weg. In einer besonders wilden Phase des Spiels unmittelbar nach der Pause setzten sie sich vom 21:20 (31.) auf 25:21 (35.) und 26:22 (36.) ab, bevor sie das 26:23 (37.) zu jenem 27:23 (37.) und 28:23 (38.) ausbauten, dem die Refrather aufgrund großzügigst geringer Chancen-Verwertung nichts entgegenzusetzen wussten. Beispiele fürs abgezockte Auftreten des Tabellenführers gab es im Übrigen Hülle und Fülle. Eines davon: Beim Stande von 28:30 war ganz Refrath sehr fest davon überzeugt, dass der Ball nach dem Siebenmeter von Niklas Funke die Torlinie überschritten habe, nicht jedoch die Schiedsrichter, die hier keinen Treffer gaben. Es gab lautstarke Proteste. Die allerdings der eigenen Mannschaft wenig halfen und Interaktiv kein bisschen störten. Gut 60 Sekunden darauf war Ante Grbavac schließlich mit dem 30:28 zur Stelle.

HSG-Coach Braun sah die Angelegenheit später realistisch: „Wir verlieren unser erstes Heimspiel verdient. Wir schnuppern eigentlich das ganze Spiel dran, Ratingen zu Hause zu schlagen, auch ohne den weiterhin verletzten Lennart Niehaus, aber es gibt leider eine Phase um die 45. Minute, wo wir drei Mal das leere Tor nicht treffen und es verpassen, Ratingen mehr unter Druck zu setzen. Vielmehr schaffen sie es dann, aus dieser Phase mit ihrer ganzen Erfahrung wieder wegzuziehen. Davon haben wir uns nicht mehr erholt und am Ende war es auch eine Kraftfrage gegen eine sehr breite Ratinger Bank. Wir haben unendlich viele Fehlwürfe in der zweiten Halbzeit und damit kann man Ratingen nicht schlagen. Das ist ein bisschen schade, denn aus unserer Sicht war ein bisschen mehr drin.“ Refrath bestreitet seine nächste Partie am kommenden Samstag beim Dritten HG Remscheid (14:8 Punkte), während Interaktiv erst am 18. Dezember in Remscheid wieder im Einsatz ist.

HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf – Morris, Schallenberg, Faulhaber (3), Faust (2), Funke (9/1), Wendler (1), Speckmann (1), Asselborn (1), Merz (11), Natzke (4), Thißen, Capota (1).

Interaktiv.Handball: Karic, Ludorf – Maric (1), Markotic (7), Perschke, Stock (5), Korbmacher (1), Grbavac (8/2), Mensger (3), Engh, Wasse, Nuic (10/1), Poschacher, Sabljic (3).

 

MTV Rheinwacht Dinslaken – HG Remscheid 27:29 (11:19). Es waren krasse Gegensätze in der Douvermannhalle. Vor allen Dingen in der Anfangsphase war überhaupt nicht zu erkennen, dass da wirklich ein „neuer“ Trainer an der Seitenlinie stand. Der schon früher als Spieler und Coach in Dinslaken tätige Marius Timofte, bis vor Kurzem bei der DJK Adler Königshof beschäftigt und jetzt als Nachfolger des vor zwei Wochen zurückgetretenen Harry Mohrhoff zum MTV zurückgekehrt, dürfte beim Blick auf die Anzeigetafel erschrocken gewesen sein: Der MTV fand über weite Strecken der ersten Halbzeit gar nicht statt und drohte in ein krachendes Debakel zu rutschen. Und im Grunde war die Sache am Ende der ersten 30 Minuten auch schon gelaufen. Dass die Gastgeber dann den zweiten Durchgang mit 16:10 für sich entscheiden konnten, hatten sie einerseits einer eigenen Steigerung zu verdanken – und andererseits dem krassen Nachlassen der Remscheider, bei denen nun Trainer Alexander Zapf zumindest hin und wieder an den Rand der Verzweiflung zu geraten drohte. „Wir gewinnen am Ende sicher verdient. Wir spielen die erste Halbzeit super und verdienen uns da auch den Sieg. In der zweiten Halbzeit verlieren wir komplett den Faden. Wir haben einfach nicht mehr die Konsequenz.“ Während die HGR (14:8 Punkte) durch den Erfolg zurück auf den dritten Platz hinter Interaktiv.Handball (24:0) und den TV Korschenbroich (16:2) kletterte, steckt Dinslaken als Vorletzter (3:19) weiter tief im Keller der Tabelle fest. Nur der Letzte Neusser HV (2:18), der eine Partie weniger ausgetragen hat, ist aktuell noch schlechter dran. 

Die HGR wirkte am ungewohnten Termin (Sonntag, 11.15 Uhr) hellwach und legte schnell eine 5:1-Führung (6.) vor, die Dinslaken direkt zur ersten Auszeit veranlasste. Eine durchgreifende Besserung trat allerdings nicht ein, weil Remscheid weiter nahezu jede sich bietende Chance nutzte. Übers 10:3 (15.) ging es zum 14:4 (21.) und 15:5 (22.) jeweils in einen zweistelligen Unterschied zwischen den beiden Mannschaften. Weil die HGR auf fast alle Aktionen der Hausherren eine passende Antwort fand, stellte sich kurz darauf beim Stande von 18:11 (30.) eigentlich nur noch die Frage nach der Höhe des Sieges für die Gäste – die anschließend allerdings einen größeren Teil ihrer Qualitäten wohl in der Kabine gelassen hatten. Nach dem weiter komfortablen 21:14 (35.) für Remscheid verkürzte Dinslaken auf 17:21 (40.) und nun brauchte Zapf eine rasche Auszeit, um auf die drohende Gefahr hinzuweisen. Zu früherer Souveränität fanden die Gäste zwar nicht mehr, aber immerhin Mittel und Wege, um halbwegs die Kontrolle zu behalten – 26:21 (48.), 29:23 (52.). Am Ende reichte es zum Erfolg der Remscheider, obwohl sie in den letzten acht Minuten keinen einzigen eigenen Treffer mehr selbst erzielten und sogar eine finale 0:4-Serie hinnehmen mussten. „Nichtsdestotrotz ist das wieder ein Sieg“, fand Zapf, „und es ist ganz wichtig nach dieser schwierigen Woche und der schlimmen Verletzung von Sebastian Schön, dass wir wieder in die Spur gefunden haben.“ Kreisläufer Schön wird wegen einer gravierenden Knieverletzung (vorderes und hinteres Kreuzband gerissen, Meniskus ebenfalls beschädigt) für viele Monate ausfallen. 

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bsytron, Köss – Hoffmann, Höffner (1), Kryzun (2/1), Asci, Adam (5), Kruse, Lelgemann, Tuda (4/1), Dreier (5), Reede (7), Pagalies (3), Feld.

HG Remscheid: Geske, Mathes – Suiters (4), Jung (3), Taymaz (2), Pflüger (3), Hinkelmann (7), Hertz (4), Luciano, Jansen, Grewel (1), Rath (3), Hermann (2).