Regionalliga Nordrhein
Was macht Korschenbroich in der Ratinger Pause?
Spitzenreiter Interaktiv ist spielfrei und der Verfolger TVK muss gegen gefährdete Dinslakener gewinnen. Weiden erwartet BTB Aachen zum Derby.

Läuft doch! Torhüter Denis Karic und Spitzenreiter Interaktiv können sehr zufrieden sein, wie sich die Dinge in der Regionalliga entwickeln. Die Ratinger werden auf jeden Fall als Tabellenführer ins neue Jahr gehen – vielleicht sogar ungeschlagen. (Foto: Thomas Schmidt)

Sie gewinnen und gewinnen. Und wären damit in der Regel ganz vorne zu finden. Eine der Ausnahmen von dieser Regel ist der TV Korschenbroich, der in der Regionalliga mit dem 29:27 beim BTB Aachen zum achten Mal hintereinander gewann und trotzdem den Abstand zum Spitzenreiter Interaktiv.Handball einfach nicht entscheidend verkleinern kann. Einfacher Grund: Auch die Ratinger gewinnen und gewinnen. Das 38:33 vom vergangenen Wochenende bei der HSG Refrath/Hand war außerdem zum wiederholten Mal ein Beleg dafür, wie abgezockt die Mannschaft selbst kritische Situationen handhabt und dann punktuell aufgrund ihrer individuellen Fähigkeiten die entscheidenden Treffer setzt. Ebenfalls ein Faustpfand: Der Tabellenführer (24:0 Punkte) hat insgesamt zwölf Siege im Rücken – darunter das wertvolle 25:24 vom ersten Spieltag in Korschenbroich (16:2), das mit drei Partien weniger in den Jahres-Endspurt geht und bis zur Pause sicher nicht auf Platz eins klettern kann.

Interaktiv ist am kommenden Wochenende spielfrei, sodass der TVK durch einen Erfolg über den stark gefährdeten MTV Rheinwacht Dinslaken (Rang 13/3:19 Punkte) den Abstand am Anfang seiner persönlichen Englischen Woche wenigstens ein bisschen reduzieren könnte. Am 14. Dezember (Mittwoch) folgt dann das Nachholspiel gegen den Drittliga-Absteiger TuSEM Essen (Siebter/10:12) und am 18. Dezember als Jahres-Abschluss die Aufgabe beim Aufsteiger HSG Refrath/Hand (Achter/ebenfalls 10:12). Selbst dann, wenn die Mannschaft von Trainer Gilbert Lansen hier insgesamt weitere sechs Punkte holt, kommt sie n0ch nicht an den Ratingern vorbei: Dass der Spitzenreiter demnächst am 18. Dezember seine finale Partie für 2022 gegen die Remscheider verliert, ist immerhin möglich, würde allerdings eher für die Fortsetzung der Meisterschaft im neuen Jahr etwas ändern – und dort geht es direkt mit dem Spiel der Spiele los: Am 14. Januar erwartet Ratingen die Korschenbroicher in der Halle an der Gothaer Straße. Es wird ein Kracher, der sich schon jetzt wie ein Endspiel anfühlt.

Schwierige Zeiten machen gerade unter anderem die Schlusslichter Neusser HV (2:18 Punkte) und MTV Rheinwacht Dinslaken (3:19) durch. Den Neussern hängt die komplizierte Hallensituation mit dem Verbot der Harzbenutzung im Training wie ein Mühlstein um den Hals und die Dinslakener mussten mit dem 27:29 gegen die HG Remscheid auch in Spiel eins unter der Federführung des Trainer-Rückkehrers  Marius Timofte (Nachfolger von Harry Mohrhoff) eine Niederlage hinnehmen. Für den MTV ist die bevorstehende Aufgabe in Korschenbroich vielleicht sogar einfacher (weil alle einen TVK-Erfolg erwarten) als jene am 18. Dezember gegen den HC Weiden – gegen einen direkten Konkurrenten im unteren Drittel (Zwölfter/5:15). Weiden steht vor dem Derby gegen den Nachbarn BTB Aachen (Neunter/10:12), der zuletzt gegen Interaktiv (37:39), in Remscheid (31:27) und gegen Korschenbroich (27:29) phasenweise sehr gut aussah. Normalerweise müsste das Team von Trainer Simon Breuer in Weiden ebenfalls als Favorit gelten, aber in diesem Derby sind traditionelle viele Gesetze außer Kraft. Der Ausgang dürfte völlig offen sein.

Getrennte Wege sind in den vergangenen Wochen die beiden Aufsteiger gegangen. Dabei kann die als Meister der Oberliga Mittelrhein hochgerückte HSG Refrath/Hand mit Platz acht, 10:12 Punkten und positiven 310:307 Toren eigentlich ganz gut leben – trotz der jüngsten Heimniederlage gegen die Ratinger, als die HSG mit dem 33:39 im sechsten Heimspiel zum ersten Mal in eigener Halle verlor  (vorher 8:2 Zähler). Trainer Christopher Braun ging nicht direkt zur Tagesordnung über: „Die Niederlage gegen Ratingen war ernüchternd, aus unserer Sicht war mehr drin.“ Dieses Gefühl würden die Refrathern nun am liebsten in positive Energie umsetzen. „Wir wollen natürlich versuchen, in den letzten beiden Spielen noch was zu holen in diesem Jahr. Wir werden versuchen, auch den Favoriten aus Remscheid zu ärgern. Die Mannschaft von Alex Zapf spielt einen sehr erfahrenen und guten Handball, mit dem sie schon viele gute Ergebnisse erreicht habt. Wir wollen uns dort aber nicht verstecken und versuchen, etwas mitzunehmen.“ Natürlich weiß Braun, dass die Gastgeber gerne auf dem dritten Platz überwintern würden und dass sie dafür vermutlich einen Sieg gegen Refrath brauchen. Am 18. Dezember beendet die HGR ihr Handball-Jahr schließlich in Ratingen. Damit die HG-Verfolger HC Gelpe/Strombach (Vierter/15:9) und OSC Rheinhausen (Fünfter/14:8) vielleicht näher an die Remscheider heranrücken, müssen sie allerdings zunächst auf sich selbst achten: Gelpe steht bei der durch zuletzt 5:1 Punkte aus drei Spielen aus dem tiefen Keller nach oben verbesserten TSV Bonn rrh. (Zehnter/9:13) vor einer schwierigem Aufgabe. Und die Rheinhausener werden trotz ihrer starken Serie von vier Siegen selbst nicht davon ausgehen, dass der BHC nur zu ihnen kommt, um ein paar vorweihnachtliche Geschenke abzugeben.

Als jener aus der Oberliga Niederrhein aufgestiegene BHC am 21. Oktober mit 31:28 gegen Refrath gewann, war die Welt fürs Team von Trainer Mirko Bernau noch völlig in Ordnung. Bei damals 7:5 Punkten schien ein Platz in der oberen Hälfte fast besiegelt zu sein, doch die Vorzeichen haben sich mittlerweile gründlich geändert: Sechs Spiele ohne weiteren Sieg und 1:11 Zähler später sind die Solinger auf Platz elf abgerutscht – was sie noch immer nicht in direkte Gefahr gebracht hat. Das Polster für den sicheren Klassenerhalt ist allerdings aufgebraucht und im Jahr 2022 bleibt dem BHC nur noch eine Gelegenheit, den Trend zu bremsen. Nach der Partie beim OSC Rheinhausen geht Bernaus Mannschaft (am 17./18. Dezember spielfrei) bereits in die Pause. Dass Rheinhausen auf die Nöte seiner Gäste viel Rücksicht nehmen wird, ist allerdings nicht zu erwarten.