1. Bundesliga
Gummersbacher Devise: Zulangen in Erlangen
Starker VfL stürzt Gastgeber HC von einer Verlegenheit in die nächste und gewinnt selbst in der Höhe verdient mit 37:31.

So nämlich! Hakon Styrmisson, Tom Jansen, Trainer Gudjon Valur Sigurdsson und Miro Schluroff (von links) hatten über 60 Minuten wie alle Gummersbacher viele gelungene Aktionen zu feiern. (Foto: Thomas Schmidt)

HC Erlangen – VfL Gummersbach 31:37 (15:19). Der offiziellen Statistik der HBL nach saßen an diesem Donnerstagabend genau 3578 Zuschauer in der Halle, die den Namen einer Versicherung trägt – und offensichtlich den der Heim-Mannschaft zugetanen Zuschauern trotzdem keine Garantie auf ein ungetrübtes Handball-Vergnügen bietet. Schon nach ein paar Minuten hatte es den Fans der Hausherren manchmal die Sprache verschlagen und oft herrschte eine beinahe gespenstisch stille Atmosphäre – auf jeden Fall nichts an Stimmung, durch die sich die Gummersbacher beeindrucken lassen mussten. Es war unter dem Strich aus Sicht des VfL wohl das, was neuerdings als „erwachsene“ Leistung durchgeht und gleichzeitig ein Beleg für viel Qualität. Dabei hatte der VfL den Abend nach einem guten Start weitgehend unter Kontrolle und er gewann am Ende selbst in dieser Höhe völlig verdient. Und weil es einmal so schön war, traten die Gäste bis zum Schluss aufs Gaspedal – und sie ernteten dafür einen speziellen Lohn: Mit dem Treffer zum 37:31-Endstand eine halbe Minute vor dem Ende machte Ellidi Vidarsson einen neuen Gummersbacher Torrekord in der Bundesliga klar. Die alte Bestmarke stammte vom zwei Monate alten 36:36 am 6. Oktober gegen den SC DHfK Leipzig. In der Tabelle verbesserte sich der Aufsteiger mit jetzt 16:14 Punkten auf den achten Rang – was ihm eine sehr anständige Basis für die restlichen drei Aufgaben in diesem Jahr bietet. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson tritt am 15. Dezember noch gegen die TSV Hannover-Burgdorf (Neunter), am 18. Dezember gegen die Füchse Berlin (Erster) und am 27. Dezember gegen den HSV Hamburg an (Sechster). 

Der Albtraum der Hausherren (jetzt Zehnter/15:17 Punkte) hatte am Anfang vor allem einen Namen: Hakon Styrmisson. Der sehenswert freigespielte Linksaußen eröffnete die Partie mit dem 1:0 (1.), ehe er das 1:1 (3.) des HC innerhalb von zwölf Sekunden mit dem 2:1 (3.) und 3:1 (4.) beantwortete. Obwohl den inzwischen sechs Mal hintereinander geschlagenen Hausherren bereits hier hin und wieder alles einen Gang zu schnell zu gehen schien, glichen sie das 3:6 (7.) zum 7:7 (11.) aus. Gummersbachs Antwort bestand in viel Einsatz und Leidenschaft – gerade in der nun folgenden Phase. Was mit der Zeitstrafe gegen Styrmisson (7.) begonnen hatte, setzte sich für Gummersbach nahtlos mit Zeitstrafen gegen Julian Köster (9.), Tom Jansen (18.), Vidarsson (19.) und Tom Kiesler fort (20.). Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gummersbacher, schon in Unterzahl, aus dem 13:10 (19.) durch Styrmisson das 14:10 (20.) gemacht. Nach Kieslers Hinausstellung sahen sich dann hinten Lukas Blohme, Julian Köster und Styrmisson sechs angreifenden Erlangern gegenüber – denen fast gar nichts einfiel. Außerdem traf der auf Rechtsaußen irgendwann zwangsläufig freie Johannes Sellin nur den Pfosten und auf der anderen Seite erhöhte Styrmisson sogar auf 15:10 (21.) für die Gäste, ehe Tom Jansen (23.) und Lukas Blohme (24.) nach der Rückkehr zur Sollstärke das 17:10 nachlegten. Der VfL hatte frühzeitig die Weichen für den späteren Sieg gestellt.

Der Albtraum der Hausherren nach dem Wechsel hatte wieder einen Namen: Lukas Blohme. Der Rechtsaußen, wie der Kollege Styrmisson von der anderen Seite sehr effektiv, brauchte nur dreieinhalb Minuten für seine Dreier-Serie vom 20:15 (31.), 21:15 (34.) und 22:15 (35.). Weil die Gäste übers 24:18 (40.), 26:20 (43.), 29:23 (46.) und 31:25 (49.) immer wieder konsequent die massenweise vorkommenden Fehler der Hausherren ausnutzte, nahm HC-Trainer Raul Alonso beim Stande von 26:31 (52.) seine letzte Auszeit, um zum dritten Mal intensiv auf seine Mannschaft einzuwirken. Das Ergebnis: Keins, das den Erlangern geholfen hätte. Gummersbach brachte den Vorsprung sicher über die Runden – nicht nur verwaltend, sondern bis zum Schluss mit dem Fuß auf dem Gaspedal. Elf Tore durch seinen Rechtsaußen Blohme, sieben durch seinen Linksaußen Styrmisson, ebenfalls sieben durch seinen Kreisläufer Vidarsson – so stellt sich der einstige Weltklasse-Linksaußen Sigurdsson als Trainer Handball im höchsten Tempo vor.

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Vidarsson (7), Kodrin (1), Köster (2), Blohme (11), Schroven (1), Schluroff (1), Mappes (3), Pregler, Styrmisson (7/1), Kiesler (1), Stüber (1), Jansen (1), Zeman.