3. Liga
Leiden für Aldekerk und Opladen, glatte Bauchlandung für die Eagles
TVA verliert mit 26:28 gegen Dragons, TuS 82 mit 28:29 in Lippe II. Krefelder scheitern überraschend mit 30:34 gegen Gladbeck. Einen Sieg holt nur der Longericher SC mit dem 37:27 gegen Hamm II.

Schmerzhaft: Den Aldekerkern halfen die acht Tore von Cedric Linden (Nummer 77) und die zwei von Jonas Mumme (links) gegen die Dragons am Ende wenig. Deutlich glücklicher war Longerichs Dustin Thöne (rechts), der zwar selbst keinen Treffer erzielte – aber mit seinen Longerichern gegen Hamm klar gewann. (Foto: Thomas Schmidt)

TV Aldekerk – SG Schalksmühle/Halver Dragons 26:28 (12:15). Die Niederlage schmerzt den Aufsteiger sehr, weil er sich nach dem 30:25 vom gelungenen Start in die Rückrunde bei LIT 1912 II zwei weitere Punkte für den Klassenerhalt erhofft hatte – um ein weiteres Stück Distanz nach unten aufzubauen. In kämpferischer Hinsicht musste sich das Team des spielenden Trainers Tim Gentges auch diesmal nichts vorwerfen lassen, aber trotz intensiv geführter 60 Minuten stand Aldekerk am Ende mit leeren Händen da und die Gäste durften sich über die Revanche für ihre 29:31-Heimniederlage aus der Hinrunde freuen. Gentges wirkte frustriert und gleichzeitig zeigte er sich als fairer Verlierer: „Wenn man ein Spiel auf Augenhöhe hat mit einem direkten Konkurrenten und seine so hohe Fehlerzahl hat, dann wird es schwierig, ein Spiel zu gewinnen. Schalksmühle macht deutlich weniger Fehler als wir und dadurch haben sie am Ende des Tages verdient gewonnen. Ich glaube, wir hätten noch eine halbe Stunde oder drei Tage weiterspielen können – die Fehlerzahl war viel zu hoch. Immer dann, wenn wir rankamen, machen wir wieder haarsträubende Fehler, was man eigentlich so von uns nicht kennt.“ Und natürlich wirkte sich das Ergebnis nicht unwesentlich auf die Tabelle aus: Die Dragons stehen jetzt als Neunter beim 13:17 Punkten und sie haben den Anschluss ans relativ breite Mittelfeld gefunden, zu dem der TVA mit einem ausgeglichenen Konto ebenfalls gehört – als Achter wie der Siebte TuS 82 Opladen jetzt mit ausgeglichenen 15:15 Zählern ausgestattet. Daraus folgt vor allen Dingen eins: Aldekerk, dessen Saisonziel von Anfang an nichts anderes als der Klassenerhalt war, steht zum Abschluss des Jahres am 17. Dezember erneut vor einer nicht unwichtigen Aufgabe: Es geht zum ASV Hamm-Westfalen II, der als Vorletzter (7:23 Punkte) ein weiterer direkter Kontrahent im Kampf gegen den Abstieg ist.

Aldekerk geriet mit 0:1 (2.) und 1:2 (3.) ins Hintertreffen, drehte den Spieß jedoch bald um und schien die Partie in den Griff zu bekommen – 4:2 (6.), 6:4 (8.), 7:5 (8.). Was in der Vogteihalle sicher niemand ahnte: Das 7:6 (9.) kurz darauf war für den Rest des Abends die letzte Führung der Hausherren, die ihren nächsten Treffer erst über zehn Minuten später erzielten, als Cedric Linden zum 8:8 (20.) ausglich. Anschließend musste sich der TVA mit hohem Aufwand immer wieder herankämpfen, was ihm bis zum 12:13 (28.) gelang. Nach den beiden Gegentreffern zum 12:14 (28.) und 12:15 (29.) am Ende der ersten Halbzeit sowie dem 12:16 (32.) früh im zweiten Durchgang schien sich die Waage beizeiten komplett auf die Seite der Dragons zu neigen, aber Aldekerk antwortete trotz weiterer Rückschläge noch einmal wirkungsvoll – 15:16 (36.), 15:19 (42.), 18:19 (44.), 18:22 (46.), 21:25 (50.). Spätestens mit dem 24:25 (56.) wurde das Spiel plötzlich wieder zu einem Krimi, in dem den Aldekerkern letztlich nur das Happy End fehlte. Anders gelesen: Die Dragons hatten mit dem 26:24 (57.), 27:25 (59.) und 28:26 (60.) drei richtige Antworten für den letztlich knappen Erfolg.

Unmittelbar nach der Schluss-Sirene und mit etwas Abstand zum nachvollziehbaren Frust ging der Blick der Aldekerker bereits nach vorne. „Wir haben jetzt hier mit zwei Toren verloren und man sieht, wie eng das alles ist. Am Ende des Tages entscheidet es sich dadurch, wer weniger Fehler macht. Was ich meiner Mannschaft trotzdem gar nicht absprechen kann, sind der Wille und die Mentalität. Die hat gestimmt und wir haben viel versucht. Wir haben niemals aufgegeben. Unsere Fehler müssen wir definitiv runterschrauben. Gegen Hamm ist das wieder ein immens wichtiges Spiel. Da werden wir neu angreifen und wir werden uns die Woche darauf neu vorbereiten und es dann hoffentlich besser machen.“ Gegen eine Wiederholung des 29:27 aus der Hinrunde hätte vermutlich kein Aldekerker was einzuwenden – wohl allerdings jeder Hammer.

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann, van Hall – Jonas Mumme (2), Görden, Plhak (4/1), Grützner, Upietz, Gentges, Küsters (1), Hansen (4), Julian Mumme (5), Rutten (2), Linden (8).

 

Team HandbALL Lippe II – TuS 82 Opladen 30:29 (13:14). Richtig weh tut ihre Niederlage auch den Opladenern, die auf den letzten Metern des Handballjahres 2022 ihre gute Ausgangsposition in der 3. Liga zu verspielen drohen. Klar: Mit jetzt 15:15 Punkten und Platz sieben sieht die Lage auf den ersten Blick noch nicht dramatisch aus. Allerdings holte der TuS aus den vergangenen vier Partien gerade einmal einen Zähler und zuletzt durch die Pleiten gegen Schlusslicht TSV GWD Minden II (23:27) sowie jetzt in Augustdorf direkte Rivalen im Kampf um den Klassenerhalt wieder zurück. Das Team HandbALL Lippe II steht nun mit 10:20 Punkten auf Rang elf, der am Ende noch die Teilnahme an einer Abstiegsrunde gegen Mannschaften anderer Staffeln bedeutet. Den ersten direkten Abstiegsplatz belegt die SG LIT 1912 II (9:19) – die sich zum Abschluss des Jahres am kommenden Samstag zum Duell der Rückrunde in der Opladener Bielerthalle vorstellt. Keine Frage: Diese Partie kurz vor Weihnachten wird für den TuS im Kampf um mehr Sicherheit doppelt wichtig.

In die Ausfallliste der Opladener hatten sich vor der Partie in Westfalen noch Trainer Fabrice Voigt und Rückraumspieler Maurice Meurer (beide erkrankt) eingeschrieben. Für Voigt übernahm Co-Trainer Stefan Scharfenberg die Rolle auf der Bank – und sah von dort zunächst eine Begegnung auf Augenhöhe. Dabei lagen die Gäste in der Anfangsphase genau einmal vorne (3:2/4.), ansonsten meistens hinten, ohne den Anschluss zu verlieren – wie beim 0:1 (1.), 3:5 (9.) oder 7:9 (18.). Markus Sonnenberg (20.) und Birger Dittmer (22.) glichen zum 9:9 aus und nach dem 10:11 (25.) brachte ein 4:0-Lauf von Yannik Nitzschmann (25.), Maximilian Hinrichs (26./28.) und Sonnenberg (27.) die erste etwas deutlichere Opladener Führung – 14:11.

Aus dem 14:13-Halbzeitstand machten die Gäste nach dem Seitenwechsel das 16:13 (32.). Und auch danach schien es, als könnte der TuS 82 immer die passende Antwort finden. Das 17:16 (36.) konterte Opladen mit dem 21:18 (41.) und 22:19 (42.), bevor es den nächsten personellen Rückschlag gab: Jonas Leppich musste nach seinen Einsatz nach der dritten Zeitstrafe (43./Rote Karte) vorzeitig beenden. Kurz darauf kassierte auch Sonnenberg noch eine Zwei-Minuten-Strafe (45.) und die Hausherren nutzten die Gelegenheit, um die Partie vom 23:20 (45.) zum 23:24 zu drehen (49.). „Und dann steht die Halle hinter der Mannschaft und sie sind wieder da“, meinte Scharfenberg.

Es war der Auftakt für eine spannende Schlussphase, in der Opladen beim 27:26 (54.) zum letzten Mal vorne lag, im Anschluss aber vielleicht den einen Fehler zu viel machte. 47 Sekunden vor Schluss markierten die Westfalen das 30:29 – gleichzeitig sah Dominik Völl hier die Rote Karte. In Unterzahl nahm Scharfenberg anschließend seine letzte Auszeit, doch der finale Angriff brachte nichts ein, sodass die Gäste die Heimfahrt mit leeren Händen antraten. Der Coach war mit der Leistung seines Teams unterm Strich dennoch zufrieden: „Keinerlei Vorwurf an die Mannschaft. Wir haben da alle PS auf die Platte gebracht, die Jungs haben exakt das umgesetzt, was wir in der Woche erarbeitet hatten. Wir hätten definitiv mindestens einen Punkt verdient gehabt.“

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler (2), Nitsche (1), Leppich (2), Dittmer (3), Nitzschmann (1), Jagieniak (6), Swiedelsky, Hinrichs (4), Boelken (3), M. Sonnenberg (7/1), Völl.

 

Longericher SC – ASV Hamm-Westfalen II 37:27 (20:12). Für knapp vier Minuten schienen sich vermutlich alle Beteiligten im falschen Film zu sehen. Bei den Kölnern, die als Angehöriger des oberen Tabellendrittels klar favorisiert waren, löste der schnelle 2:5-Rückstand ebenso Verwunderung aus wie bei den Gästen (Vorletzter/7:23 Punkte), die viel weiter unten mitten im Kampf gegen den Abstieg stecken. Weil sich Longerich aber mit etwas Verzögerung in die Partie hineinarbeitete und bereits bis zur Pause einen deutlichen Vorsprung im Rücken hatte, gab es letztlich einen völlig ungefährdeten Sieg für die Hausherren, die sich mit ihren 18:12 Punkten zumindest vorübergehend auf den vierten Tabellenplatz verbesserten – und diese Position wahrscheinlich übers Wochenende behalten werden. Theoretisch könnte die Ahlener SG (17:11) zwar am Sonntag wieder vorbeiziehen, aber dazu müsste sie beim Tabellenführer TV Emsdetten gewinnen (25:3). Bei genau jenen Ahlenern tritt die Mannschaft von LSC-Trainer Chris Stark im letzten Spiel des Kalenderjahres am 18. Dezember an und dann entscheidet sich, wer als Vierter in die Pause über Weihnachten/Neujahr geht.

Genau 117 Sekunden brauchte der Außenseiter aus Westfalen, um mit 3:0 gegen überrumpelte Hausherren in Führung zu gehen. Übers 4:1 (3.) und 5:2 (4.) lag Hamm weiter drei Tore vorne, ehe der LSC am Spiel teilzunehmen begann. Nach dem 5:5 (8.) geriet Starks Team beim 5:6 (9.) und 6:7 (10.) noch zweimal in Rückstand, ehe die Partie doch ziemlich zügig in die andere Richtung kippte. Mit dem 8:7 (13.) lagen die Gastgeber zum ersten Mal vorne, bevor sie sich allmählich absetzten – 10:9 (15.), 12:10 (17.), 15:10 (20.), 18:11 (28.), 20:12 (30.). Die beiden Gegentreffer kurz nach der Pause zum 13:20 (32.) und 14:20 (34.) wandelten sie innerhalb von sieben Minuten unbeeindruckt in die 26:16-Führung um (41.), nach der sich kein Kölner mehr Sorgen darum machen musste, dass anschließend irgendeine Art von Gefahr entstehen würde. Mit dem 31:19 (48.), 33:21 (52.), 34:22 (53.) oder 35:23 (53.) war der Vorsprung bei jeweils zwölf Toren Differenz am klarsten und der Sieg kurz darauf mit zehn Toren Differenz auch in dieser Höhe passend.

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer, Kromberg – Gerfen (1), Peters, Zerwas (5), Pyszora (4), Richter (1), Thöne, Lincks (3), Wolf, Zimmermann (4), Schulz (5/1), Nolting (5), Rinke (2), Dahlke (7).

HSG Krefeld Niederrhein – VfL Gladbeck 30:34 (18:20). Damit hatten die Krefelder vermutlich nicht gerechnet. Die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz, die gemeinsam mit dem TV Emsdetten zu den einzigen echten Anwärtern auf die beiden ersten Tabellenplätze zählt (bringen die Qualifikation zur Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga), kassierte nach 13 Partien ohne Niederlage wieder eine Pleite – gegen leidenschaftlich kämpfende Gäste aus dem Ruhrgebiet, für die die beiden Zähler nichts anderes sind als zwei Bonuspunkte im Kampf gegen den Abstieg. Der Schaden für die Eagles hält sich in der Tabelle zwar in Grenzen und die HSG ist mit 25:5 Punkten nach wie vor Zweiter hinter Emsdetten (25:3/erst am Sonntag gegen die Ahlener SG im Einsatz). Wirklich zufrieden werden sie in Krefeld nach der unerwarteten Niederlage im letzten Heimspiel des Jahres 2022 aber kaum sein.

Schon in den ersten Minuten müssen sich die Hausherren vorgekommen sein wie im falschen Film – 0:3 (3.). Die Gäste spielten frech und nutzten ihre Gelegenheiten vor allem durch Fynn Blißenbach. Der 23-jährige Gladbecker hatte bis zum 5:9 (13.) bereits sechs seiner am Ende neun Treffer erzielt. Und auch für das 7:12 (17.) war Blißenbach verantwortlich und er zwang HSG-Coach Schmetz damit zu seiner ersten Auszeit – die höchstens kurzzeitig Besserung brachte. Nach dem 10:13 (19.) hieß es kurz darauf 11:16 (21.) und beim 13:20 (25.) drohten die Hausherren fast schon komplett den Anschluss zu verlieren.

Weil Maik Schneider (26./29.), Julian Athanassoglou (26.) und Christopher Klasmann (28./30., jeweils Siebenmeter) einen 5:0-Lauf zum 18:20 hinlegten, hatten die Krefelder den Aufsteiger zur Pause zumindest wieder in Sichtweite. Und als Merten Krings und Nick Braun nach dem Seitenwechsel innerhalb einer guten halben Minute aus dem 22:24 den 24:24-Ausgleich gemacht hatten (44.), glaubten die meisten Eagles-Anhänger in der Glockenspitzhalle vermutlich an das Happy End für ihr Team. Doch es kam anders und der Favorit verpasste die Wende. Die Hausherren konnten auch in dieser Phase kein einziges Mal in Führung gehen und sie kassierten stattdessen nach dem 27:27 (49.) vier Gegentreffer zum 27:31 (52.). Von diesem Rückstand erholte die HSG sich nicht mehr und nach der Zeitstrafe gegen Krings (56.) sowie dem 29:33 (57.) war die Partie tatsächlich entschieden.

HSG Krefeld Niederrhein:  König, Hasenforther, Bartmann – Krings (1), Klasmann (3/3), Schneider (6), Noll, Athanassoglou (5), Braun (7), Kaysen (4), Jagieniak (1), Dommermuth (1), Obranovic (1), Bitzel, Mircic (1).