2. Bundesliga
Zittersieg für Dormagen, Sachsen-Frust für Essen
TSV Bayer gewinnt gegen Lübeck und David Röhrig knapp mit 24:23. TuSEM verliert nach schwacher Angriffsleistung mit 20:21 beim HC Elbflorenz.

Schade: TuSEM-Trainer Michael Hegemann trauerte nach der Partie in Dresden der Chance hinterher, wenigstens einen Punkt mit nach Essen zu nehmen. (Foto: Herbert Mölleken)

HC Elbflorenz Dresden – TuSEM Essen 21:20 (10:10). Das Ergebnis für die weite Dienstreise nach Sachen hatte sich Essen ein bisschen anders vorgestellt – erst recht nach dem vorherigen 33:27-Erfolg über den VfL Eintracht Hagen mit viel Schwung und deutlich über 30 erzielten Treffern. Dass die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann längst nicht jene Angriffs-Effektivität erreichte, war tatsächlich einer der wesentlichen Gründe für die knappe Niederlage. „Natürlich muss man sagen, dass wir im Angriff nicht die nötige Tiefe hatten in vielen Situationen und auch nicht den Ballfluss“, fand der TuSEM-Coach, dessen Team fünf Sekunden vor dem Ende trotz allem durch Felix Eißing beinahe den Ausgleich erzielt hätte. Hegemann beschrieb die Szene so: „Wir haben im letzten Angriff den Ball, können das aber nicht sauber zu Ende spielen. Felix konnte den Ball nicht so kontrollieren, dass er ihn hätte wirklich hundertprozentig abschließen können.“ Nach der Niederlage ist Essen Elfter (14:16 Punkte) und Dresden (12:18) liegt auf Platz 14 nicht weit dahinter. 

In der torarmen Partie brauchte Essen bis zum 1:2 (7.) von Dennis Szczesny mehr als sechs Minuten für seinen ersten Treffer. Nach dem 2:4 (17.) legten die Gäste mit dem 5:4 (20.) und 6:4 (21.) zum ersten Mal vor und sie blieben bis kurz vor der Pause auf ihrem Kurs – 8:6 (23.), 9:7 (26.), 10:9 (29.), 10:10 (30.). Den Ausgleich der Hausherren konterte Essen nach dem Wechsel mit dem 14:12 (39.), ehe kurz darauf beim Stande von 15:17 eine aus Hegemann Sicht ungerechtfertigte Hinausstellung den Ausgang der Partie beeinflusste: Alexander Schoss musste für zwei Minuten runter (46.). „Ich sage, dass es eigentlich keine Zeitstrafe war. Aber sie lässt so ein bisschen das Spiel kippen und Dresden wieder zum Ausgleich kommen“, urteilte Essens Elbflorenz erzielte in Überzahl das 17:17 (47.) und anschließend regelmäßig die Führung – die mit dem 21:19 (56.) alle Vorteile für die letzten Minuten brachte. Und mehr als der 20:21-Anschluss durch Justin Müller (58.) gelang den Essenern anschließend nicht.

„Wir kämpfen uns noch mal ran, das war sehr gut“, meinte der TuSEM-Coach, „alles in allem gilt es jetzt für uns, sich zu schütteln und die letzten Reserven aus dem Tank zu holen und dann am Samstag gegen Dormagen noch mal ein gutes und hoffentlich erfolgreiches Heimspiel hinzulegen.“ Gegen die Dormagener geht es dann sicher nicht nur um nachbarschaftliches Prestige, sondern auch und eher vor allem um wichtige Punkte für den Jahres-Endspurt sowie den weiteren Saisonverlauf. TuSEM will sich gerne zur oberen Tabellenhälfte orientieren und nach Möglichkeit sein Konto auf 16:16 Zähler ausgleichen. Extra-Anreiz für Dormagen: Das ebenfalls um (noch) mehr Sicherheit bemühte Team von Trainer Matthias Flohr (13./12:16) hat die Chance, durch einen Auswärtssieg an den aktuell zwei Positionen besser stehenden Essenern vorbeizuziehen.

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger (1), Rozman (2), Wolfram, Dangers, Homscheid, Eißing, Szczesny (1), Müller (3), Seidel, Morante Maldonado, Klingler (7/3), Mast, Werschkull (4), Schoss (2).

 

TSV Bayer Dormagen – VfL Lübeck-Schwartau 24:23 (14:12). In Dormagen wird es innerhalb kürzester Zeit niemanden mehr nachhaltig interessieren, dass der Erfolg in dieser wichtigen Partie letztlich an einem seidenen Faden hing. Schwieriger war es schon für die Lübecker, deren Trainer David Röhrig sich bei der Rückkehr an seine einstige Wirkungsstätte (bis Sommer dort tätig) natürlich ein besseres Ende gewünscht hätte. Am Ende eines immerhin spannenden Abends hatte der VfL ja auch den letzten Angriff und hier die Chance zum Ausgleich, der insgesamt vielleicht das passende Ergebnis gewesen wäre. Dann versuchte Rückraumspieler Janik Schrader ein paar Sekunden vor dem Ende einen Pass nach draußen, der aber viel zu ungenau ausfiel und genau in den Händen des hier aufmerksamen Dormageners Lucas Rehfus landete – der den Ball logischerweise energisch für zwei Punkte festhielt. Sören Steinhaus, mit acht Treffern der erfolgreichste Werfer des Abends, fasste die Gemütslage bei den Hausherren knapp und treffend zusammen: „Es ist ein unfassbar großer Stein, der uns vom Herzen fällt.“ Durch den Sieg festige Dormagen mit jetzt 12:16 Punkten seinen Rang 13 und das Polster nach unten, während Röhrigs Lübecker zum fünften Mal hintereinander verloren und auf Platz 15 mit 9:21 Zählern weiter nicht wenig gefährdet sind. Hinter ihnen liegen weder der VfL Eintracht Hagen (16./8:20) noch die HSG Konstanz (8:20) und der HC Empor Rostock (7:21) auf den ersten beiden der drei Abstiegsplätze sehr weit weg.

Während den Dormagener in André Meuser, Artur Karvatski und Florian Träger nicht zum ersten Mal drei Linkshänder für den rechten Rückraum fehlten, musste der VfL kurzfristig auf drei Stammkräfte Mex Raguse, Max Horner (beide Rückraum) und Finn Kretschmer (Rechtsaußen) verzichten. In etwa ausgeglichen sah zuerst auch das Geschehen auf der Platte aus – bis sich die Gastgeber vom 6:6 (15.) bis zum 9:6 (19.) einen klareren Vorsprung erarbeiteten. Lübeck gab aber nicht auf, war nach dem 9:12 (24.) beim 12:13 (28.) wieder dran – und sah erneut entschlossene Dormagener, die in der zweiten Halbzeit aus dem 14:12 (30.) zuerst das 16:12 (33.) und kurz darauf das 17:13 (33.) machten. Die Entscheidung war die Vier-Tore-Führung allerdings lange nicht, weil der VfL erneut zurückkam und den Spieß sogar umdrehte – 18:18 (44.), 20:18 (48.).

Dormagen, das nachvollziehbar eine Heimniederlage unbedingt vermeiden wollte, fand nun allerdings eine ganz besondere Antwort und brachte durch einen 5:0-Lauf mit dem 23:20 (54.) wiederum alle Vorteile auf seine Seite, bevor nach dem 24:21 (56.) eine Zitterpartie für beide begann – mit dem Happy End für die Gastgeber, die so dem Duell am Samstag bei den Essenern ruhiger entgegensehen dürfen. Dem  Ex-Dormagener und jetzigen Wahl-Lübecker David Röhrig blieben im Grunde nur der gefasste Blick zurück und der hoffnungsvolle nach vorne: „Ich glaube, wir haben trotzdem ein gutes Spiel abgeliefert und dagegengehalten. Umso bitterer ist es natürlich, dass wir die Chance haben, zu gewinnen oder zumindest mal den Punkt zu holen. Das hätte uns in der aktuellen Situation so gutgetan. So bleibt nichts Zählbares, obwohl wir trotzdem versuchen müssen, viel Positives mitzunehmen. Wichtig war, dass Dominik Weiß sein Comeback gegeben und uns in der Abwehr unterstützt hat, dass wir da ein bisschen mehr wechseln konnten. Am Ende hat uns einfach das Quäntchen Glück gefehlt.“

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Reuland, Senden (3), Zurga (1), Rehfus (1), I. Hüter (3), Reimer (3/3), Böckenholt, Grgic (2), P. Hüter (1), Sterba, Seesing (2), Steinhaus (8).