1. Bundesliga
Gummersbachs Trainer ehrlich: „Danke für die Lehrstunde“
Enttäuschender VfL verliert gegen Hannover mit 27:34 und erwartet nun die Füchse Berlin. Der Bergische HC muss nach Leipzig.

Unsanft: Ellidi Vidarsson und die Gummersbacher erlebten gegen Hannover einen schmerzhaften Rückschlag, den sie nun so schnell wie möglich aufarbeiten wollen. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – TSV Hannover-Burgdorf 27:34 (16:21). Waren das wirklich dieselben Gummersbacher, die erst vor einer Woche beim HC Erlangen so dominierend aufgetreten waren? Die dort mit dem 37:31 ihren höchsten Saisonsieg erzielt und einen Trefferrekord aufgestellt hatten? Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson wirkte an diesem Abend streckenweise eher wie eine Leichtversion seiner selbst – und deshalb unter dem Strich unfähig, die Heimpleite zu verhindern. Selbst das frühe Aus für Hannovers Ilija Brozovic (9./Rote Karte), auf den die TSV im Grunde weder vorne als Kreisläufer noch hinten so einfach verzichten kann, brachte den Gummersbachern höchstens vorübergehend ein paar Vorteile – ehe ihnen die deutlich lebendiger wirkenden Gäste oft die Grenzen aufzeigen. Am Ende stand dann erstens eine bittere Enttäuschung und zweitens die bisher höchste Niederlage des VfL in der laufenden Saison. Gummersbach setzt nun den Jahres-Endspurt als Neunter mit 16:16 Zählern fort und viel Zeit zur Verarbeitung der bitteren Partie bleibt nicht. Am Sonntag wartet die Aufgabe gegen den Zweiten Füchse Berlin (27:5), der sicher als Favorit gilt. Das Konto des VfL droht dann zum ersten Mal ins Negative abzurutschen. 

Schon der Auftakt sah irgendwie gebraucht aus – 0:3 (5.), 1:4 (7.). Sigurdssons Team wirkte noch unbeeindruckt und machte aus dem 2:5 (8.) zunächst das 3:5 (8.), bevor Brozovic für seine Aktion gegen den zum Tempogegenstoß davoneilenden Tom Kiesler die nicht unbedingt notwendige Rote Karte sah (9.). In Überzahl glichen die Hausherren zum 5:5 (10.) und 6:6 (11.) aus, ehe sie sogar die Führung übernahmen – 7:6 (14.), 8:7 (15.), 9:7 (16.). 11:9 (19.). Nach dem Treffer von Miro Schluroff zum 13:12 (23.) führte Gummersbach immer noch und gleichzeitig zum letzten Mal. Genau drei Minuten und vier Gegentore später war den Hausherren das Spiel mit dem 13:16 (26.) fast schon entglitten. Und wesentlich besser wurde es weder mit dem 16:21 (30.) am Ende der ersten Halbzeit noch am Anfang des zweiten Durchgangs: Hannover übernahm hier mit dem Blitzstart zum 25:16 (33.) komplett die Kontrolle. Der VfL kämpfte sich zwar durch eine eigene 6:0-Serie bis auf 22:25 (42.) und später auf 27:29 (54.) heran, aber Hannover stand spätestens mit dem 32:27 (57.) und der Roten Karte gegen Gummersbachs Blohme (Foul, das den Siebenmeter für die Gäste brachte) endgültig als Sieger fest.

VfL-Trainer Sigurdsson wirkte halbwegs gefasst: „Herzlichen Glückwunsch zum Sieg und danke für die Lehrstunde. In den ersten 35 Minuten war Hannover einfach deutlich besser. 21 Fehlwürfe und 17 technische Fehler sind einfach zu viel. Hannover hat super gedeckt und hatte einen überragenden Torhüter. Wir hatten dann zehn richtig gute Minuten, waren aber insgesamt weit von unserem Niveau weg, was auch am Gegner lag. Wir haben am Ende gekämpft, aber gegen eine bessere Mannschaft gespielt und auch in der Höhe verdient verloren. Die Enttäuschung ist zwar jetzt groß, aber es warten wieder wichtige Spiele. Daher bleibt uns nicht so viel Zeit für die Enttäuschung.“ Deutlich zufriedener wirkte natürlich der ehemalige Bundestrainer Christian Prokop als TSV-Coach: „Über weite Phasen haben wir ein perfektes Spiel gemacht, waren in der Abwehr diszipliniert und haben unsere Aufgaben abgearbeitet. Mit dem siebten Feldspieler und Halbgas unsererseits hat Gummersbach dann wieder Blut geleckt, wurde aggressiver und dann kam die Halle dazu. Es ist gut, dass wir das bestanden. Deshalb war es sicherlich ein verdienter Erfolg.“

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Vidarsson (1), Kodrin (3), Köster (1), Blohme (8), Schroven (2), Schluroff (1), Mappes (6/2), Pregler, Styrmisson (4), Kiesler (1), Stüber, Jansen, Zeman.

An eine Art Reparatur-Versuch begibt sich nicht nur der VfL gegen Berlin, sondern auch der Bergische HC (Rang 13/12:18 Punkte) beim zuletzt mit sechs Siegen hintereinander deutlich stabilisierten SC DHfK Leipzig (Zehnter/16:16). Das Team von Trainer Jamal Naji hat vor allem das Ziel, sich besser zu präsentieren als am vergangenen Wochenende bei der 18:31-Pleite gegen die SG Flensburg-Handewitt. Ein Problem aus dieser Partie ist geblieben: Viele Spieler sind erkrankt/angeschlagen – und selbst Naji ist alles andere als hundertprozentig fit. Trotz aller Probleme und trotz der aktuell starken Form der Leipziger glaubt er allerdings an eine Chance für seine Mannschaft: „Wir haben die Niederlage gegen Flensburg aufgearbeitet. Zwischen der 15. und 30. Minute haben wir das Spiel zu schnell aus der Hand gegeben, 0:4- und 0:5-Läufe haben für die Entscheidung gesorgt. Das war ein Blackout, aber grundsätzlich dürfen wir uns davon nicht blenden lassen. Wir haben großes Selbstbewusstsein. Am Ende des Tages geht es darum, an den Erfolg zu glauben.“ Am Sonntagabend gegen 21 Uhr wird feststehen, wie tragfähig diese Einschätzung war.