Regionalliga Nordrhein
Remscheid bedrängt Ratingen und entführt einen Punkt
HGR holt als Dritter verdient ein 31:31 beim Spitzenreiter. HC Weiden nimmt beim 30:29 wichtige Punkte aus Dinslaken mit. Neuss bleibt am Tabellenende hängen.

Augen zu und durch: Trainer Filip Lazarov und seine Ratinger wussten genau, dass die erste Niederlage in dieser Saison nicht weit weg war. (Foto: Thomas Schmidt)

Interaktiv.Handball – HG Remscheid 31:31 (16:15). Dichter als an diesem Sonntagabend standen die zuvor verlustpunkfreien Ratinger in der laufenden Saison wohl noch nicht vor einer Niederlage. Der Dritte Remscheid (jetzt 18:8 Zähler), der selbst „nur“ weiter eine gute Saison spielen will und keinerlei eigene Ambitionen in Richtung 3. Liga verfolgt, war über die kompletten 60 Minuten ein hartnäckiger Widersacher, der sich von keinem Rückstand irritieren ließ und dafür am Ende verdient belohnt wurde. Nach einer letzten Auszeit beim Stande von 30:31 blieben den Gästen genau 81 Sekunden für einen weiteren Treffer – der Philipp Rath dann tatsächlich ziemlich spät gelang, als die restliche Spielzeit auf 13 Sekunden zusammengeschmolzen war. Erstens: Unter dem Strich kann Interaktiv.Handball mit dem Unentschieden wohl trotzdem leben, weil es bei 25:1 Punkten weiter ungeschlagen ist. Zweitens: Der Verfolger TV Korschenbroich (20:2) zieht aus dem Ergebnis die Zuversicht, dass der Spitzenreiter selbst zu Hause wohl doch nicht unangreifbar ist. Damit dürfte nach der Pause über Weihnachten/Silvester das Gipfeltreffen am 14. Januar 2023 in Ratingen zwischen Interaktiv und dem TVK wirklich das werden, was in die Kategorie Kracher fällt. Sollten die Korschenbroicher gewinnen, wären sie ein Stück näher dran – und nach Minuspunkten dann sogar besser.

Die Gastgeber schienen das Duell ab dem 5:4 (10.) in den Griff zu bekommen, indem sie aus dem 7:6 (14.) zunächst das 10:6 (18.) und aus dem 10:7 (19.) das 13:7 (21.) und 16:11 (25.) machten. Weil die restlichen fünf Minuten allerdings ganz klar den Remscheidern gehörten, die durch einen 4:0-Lauf bis auf 15:16 (30.) herankamen, war ein spannender zweiter Durchgang fast garantiert – und zumindest sicher, dass die Mannschaft von Trainer Alexander Zapf so schnell nicht aufgeben würde. Das war in der Folge auch nach dem 20:24 (38.) so, als Remscheid mit fünf Treffern hintereinander die Wende zum 25:24 (45.) schaffte und anschließend in einer packenden Schlussphase auf Augenhöhe blieb. Nach dem 28:28 (51.) legten die Hausherren noch einmal zwei Tore und dadurch das 30:28 (56.) auf die Platte, aber die HGR antwortete mit dem 30:30 (58.) und wenig später auf das 30:31 (59.) mit dem 31:31-Endstand.

Zapf war begeistert vom Teil-Erfolg, den er nicht unbedingt erwarten durfte: „Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft. Sie hat eine tolle Moral gezeigt trotz vieler Rückschläge und Hürden, die wir im Spiel gemeistert haben. In der ersten Halbzeit lagen wir auf einmal mit fünf Toren hinten, haben uns aber nicht aus dem Konzept bringen lassen und uns weiter an den Plan gehalten. Wir haben super konsequent und diszipliniert Angriff und Abwehr gespielt. Wir haben Ratingen immer wieder mit wechselnden Abwehrformationen aus dem Tritt gebracht und holen hinterher einen Punkt. Wenn wir vielleicht ein bisschen konsequenter vor dem Tor sind, dann könnten wir sogar zwei Punkte mitnehmen, aber das war mit einem wieder relativ kleinen Kader wieder eine hervorragende Leistung von meinen Jungs, dass wir dem Primus einen Punkt abgetrotzt haben.“ Die für Remscheid fünf Wochen lange Meisterschafts-Unterbrechung bis zum 21. Januar 2023 und dem Top-Spiel gegen den Zweiten Korschenbroich nimmt er gerade deshalb sehr gerne in Anspruch. Die Aufladung der Akkus ist angesagt.

Interaktiv.Handball: Büttner, Karic – Schäfer, Grbavac (4/2), Markotic (2), Perschke (4), Claussen, Stock (1), Korbmacher, Mensger (8), Engh, Wasse, Nuic (8/1), Sabljic (4).

HG Remscheid: Geske, Mathes – Suiters (2), Jung (5), Taymaz (2), Pflüger, Hinkelmann, Hertz (1), Luciano (1), Handschke, Jansen (5/5), Rath (8), Hermann (5), Grewel (2).

 

Neusser HV – OSC Rheinhausen 25:31 (12:17). Bei den Neussern läuft es in dieser Saison nicht rund – was noch sehr vorsichtig formuliert ist – und die sportlichen Sorgen werden immer größer. Das Training mit Harz in der Halle Hammfeld ist mittlerweile verboten, einzig bei Ligaspielen ist dem Tabellenletzten der Einsatz erlaubt. Folge: Eine Vorbereitung unter Wettkampfbedingungen ist unmöglich. Nach der Niederlage gegen den OSC bleibt Neuss mit 2:20 Punkten auch Schlusslicht, während die Rheinhausener bei 18:8 Zählern im oberen Drittel überwintern. Julian Fanenbruck, bei den Neussern in der vergangenen Woche vom Co-Trainer zum Chefcoach aufgerückt, hatte sich für seinen ersten Einsatz als Nachfolger von Josip Jurisic (bleibt Sportlicher Leiter) ein positiveres Ende erhofft: „Ich hätte mir einen anderen Einstand gewünscht, auch wenn wir es in der Anfangsphase gut gemacht haben. Ab der 20.Minute sind wir eingebrochen und nicht mehr zu einfachen Toren gekommen. Die Niederlage war gerechtfertigt, am Ende haben wir es selbst verhauen.“ Jene einfachen Tore werden die Neusser vermutlich in Kürze erst recht dringend brauchen, denn noch vor Weihnachten steht das für beide Seiten wichtige Nachholspiel beim Elften HC Weiden (9:15) auf dem Programm, der am Sonntagmittag seine Position durch einen 30:29-Sieg beim Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken (3:23) verbessern konnte. Eigentlich muss Neuss in Weiden wohl gewinnen.

Beide Teams starteten gut und es war zunächst eine Partie auf Augenhöhe – 6:6 (13.). In der Mitte der ersten Hälfte konnte sich Rheinhausen aber einige Vorteile erarbeiten und auf 10:7 (18.) wegziehen. Übers 13:9 (21.) und 17:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit erhöhte der OSC seine Führung kontinuierlich und nach dem Tor von Patrik Ranftler zum 20:13 (34.) lag er sogar sieben Tore vorne. Neuss gab nicht auf und kämpfte sich ein Stück zurück – zunächst bis zum 18:22 (43.) und 20:24 (48.). Rheinhausen hatte allerdings immer die richtige Antwort parat und näher als auf jene vier Treffer kam der NHV auch beim 22:26 (51.) oder 24:28 (56.) nicht heran. Fabian Büttner sorgte mit dem 29:24 (59.) der Gäste schließlich für die Entscheidung und der Rest des Spiels war anschließend höchstens für die Statistik wichtig.

Neusser HV: Schroif, Wiese – Merten (3), Menze (3), Rosendahl (2/1), Dicks (2), Danker (2), Küpper Ventura (5), Thanscheidt (3), Bosnjak, Bauer (1), Kauwetter (4).

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Adrian (3), Milde (4), Enders (1), Bekston, Kamp, Kaiser (2), Büttner (4), Ranftler (11/4), F. Molsner (1), M. Molsner (2), Käsler (3).

MTV Rheinwacht Dinslaken – HC Weiden 29:30 (14:15). Dieser Erfolg war für die Weidener extrem wertvoll, weil er einen der Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg auf Distanz hielt und gleichzeitig die eigenen Aussichten auf ein höheres Niveau hob. Für die beiden Punkte musste das Team von Trainer Marc Schlingensief aber alles investieren – und auf der Zielgeraden trotz relativ klarer Führungen in der zweiten Halbzeit sogar noch richtig zittern. Nachdem Dinslaken das 26:29 (57.) durch Nik Dreier (58.) und Marc Pagalies auf 28:29 verkürzt hatte, nahm Weiden – als noch 58 Sekunden Restspielzeit auf der Uhr standen – seine letzte Auszeit. Die wirkte sich irgendwie tatsächlich aus, weil Andreas Micke anschließend neun Sekunden vor Schluss das 30:28 gelang, das den Gästen den Sieg beschwerte. Weiden hat jetzt als Elfter bei 9:15 Punkten den Anschluss ans untere Mittelfeld gefunden, während die Dinslakener (13./3:23) und der Neusser HV (14./2:20) am stärksten gefährdet bleiben. Zum Jahres-Abschluss treffen der HC und der NHV am Mittwoch im Nachholspiel aufeinander. Gewinnt Weiden dann erneut, rückt es vorerst sogar auf den siebten Rang vor.

Bis zum 3:4 (10.) gerieten die Gäste jeweils in Rückstand, ehe sie übers 4:4 (11.) auf 9:5 (17.) wegzogen und vom 11:9 (21.) auf 14:10 (27.). Nach der Pause sah Weiden beim 19:14 (36.), 21:16 (41.) und 24:20 (47.) beinahe wie der sichere Sieger aus, doch der MTV gab nicht auf und kämpfte sich zurück – 24:25 (53.), 26:27 (55.). Dass der HC die kritische Phase nach dem 29:28 überstand, ließ seinen Trainer tief durchatmen: „Grundsätzlich bin ich erleichtert und zufrieden. Einziges Manko – wir lassen Dinslaken unnötig wieder rankommen und machen es spannend, behalten aber die Nerven.“ Matchwinner nicht nur aus Schlingensiefs Sicht war Andreas Micke, der sich dafür ebenso ein Sonderlob verdiente wie der 19 Jahre junge Mats Kemper, der vier Treffer beisteuerte.

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Köss – Hoffmann (1), Höffner (1), Kryzun (2), Asci (3), Adam (4), Kruse, Lelgemann, Dreier (4), Reede (9), Pagalies (1), Feld (4/1).

HC Weiden: Bayer, Tombach – Xhonneux, Meurer, Scheidetweiler (3), Kemper (4), Flossbach (2), Bösel (2), Fiedler (7/2), Micke (4), Richter, Bergerhausen (3), Janssen, Eissa (5).