DHB-Pokal
BHC raus – und Gummersbach träumt vom Final Four
Beim SC Magdeburg hat der Bergische HC im Achtelfinale nichts zu bestellen - 31:43. VfL setzt sich beim ASV Hamm-Westfalen mit 34:31 durch.

Soll ich noch eine Auszeit nehmen? Trainer Jamal Naji schöpfte alle Möglichkeiten aus – und doch stand der BHC auf völlig verlorenem Posten. (Foto: Michael Jäger)

SC Magdeburg – Bergischer HC 43:31 (22:16). Die Hoffnungen, das Viertelfinale und durch einen Erfolg dort eventuell sogar wieder mal ein Ticket für das Final-Four-Turnier zu erreichen (wie 2016), hatten sich im Achtelfinale bereits am Ende der ersten Halbzeit erledigt. Weil der BHC, drei Tage zuvor in der Bundesliga noch glanzvoller 32:27-Sieger beim SC DHfK Leipzig, seine Defensive nie geschlossen bekam, der Deutsche Meister jede sich bietende Gelegenheit nutzte und im Tempo auch selten nachließ, lagen die Gäste nach einer ausgeglichenen Anfangsphase bald klar zurück und lief dann chancenlos hinterher. Dann wurde es in der zweiten Halbzeit auch allenfalls phasenweise besser, s0dass am Ende eine schmerzhafte Niederlage mit zwölf Treffern Differenz stand – die ähnlich bitter ausfiel wie jenes 18:31 kürzlich in der Meisterschaft gegen die SG Flensburg-Handewitt. So ging letztlich eine Prophezeiung von Trainer Jamal Naji voll in Erfüllung, der sich das allerdings mit anderen Vorzeichen gewünscht hatte: „Wir wollen natürlich dort gewinnen, aber es ist klar, dass bei Magdeburg nicht viel gelingen darf, bei uns hingegen fast alles.“ Davon konnte allerdings extrem selten die Rede sein, denn meistens war das genaue Gegenteil der Fall. Zu Ende ist das Handball-Jahr 2022 jetzt für den erneut gebeutelten BHC immer noch nicht, weil er direkt nach Weihnachten am 27. Dezember bei der TSV Hannover-Burgdorf (Sechster/19:13 Punkte) wieder vor einer schwierigen Aufgabe steht und dort versuchen will, zumindest den aktuellen Rang zwölf (14:18) zu verteidigen.

Am Anfang fanden die strukturiert angreifenden Gäste auf jeden Treffer des Favoriten eine Antwort und sie glichen bis zum 6:6 (11.) durch Tom Kare Nikolaisen immer wieder aus. Zweieinhalb Minuten darauf war Magdeburg allerdings mit dem 9:6 (13.) bereits auf den Weg zum späteren Sieg eingebogen und der BHC beim 7:9 (14.) oder 8:11 (16.) fast zum letzten Mal annähernd in Reichweite. Der Anschluss vom 10:15 (20.) zum 12:15 (20.) hatte danach bloß aufschiebende Wirkung – 15:20 (27.), 16:22 (30.). Auch ab dem 19:26 (38.) war der BHC dauerhaft um eine besseres Resultat bemüht, doch es fehlten ihm insgesamt die Mittel und die Reserven – was die Hausherren nicht davon abhielt, konsequent auf dem Gaspedal zu bleiben. Trotzdem sah der Abend mit dem 21:26 (40.) sogar wieder halbwegs erträglich aus für Najis Mannschaft, die nun allerdings im letzten Drittel ab dem 24:30 (46.) komplett den Anschluss verlor, mit dem 26:36 (52.) zum ersten Mal zweistellig zurücklag und später mit dem 30:40 (57.) sogar den 40. Gegentreffer kassierte. Klar: Das alles hatte unter anderem – aber nicht nur – damit zu tun, dass die BHC-Keeper Peter Johannesson und Christopher Rudeck diesmal fast gar keine Hand an den Ball bekamen.

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (6), Persson (1/1), Weck (4), Gunnarsson (3), Ladefoged (2), Exner, Babak (3), Gutbrod (3), Schmitz (1), Nikolaisen (7), M’Bengue (1), Stutzke.

 

ASV Hamm-Westfalen – VfL Gummersbach 31:34 (14:16). Dass die Gummersbacher im Achtelfinal-Duell der beiden Bundesliga-Aufsteiger keine Meisterleistung zeigten, interessierte sie hinterher maximal am Rande. Dass sie in der Anfangsphase der durchaus schon vorher als möglicherweise kompliziert einzustufenden Partie beim Tabellenletzten gar keine Bindung zum Spiel hatten, war ebenfalls vergessen – und dies nachvollziehbar. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson gewann am Ende ebenso verdient wie letztlich auch relativ ungefährdet – und damit lebt der Traum weiter, im Frühjahr 2023 eins der vier Tickets fürs Final-Four-Turnier zu lösen, das ja nicht mehr in Hamburg ausgespielt wird – sondern in Köln, also praktisch vor der Haustür. Dazu müssen die Gummersbacher „nur“ das Viertelfinale im Februar überstehen, für das der Gegner noch nicht feststeht. Sicher ist allerdings, dass der VfL dann auf jeden Fall Heimrecht hat, weil dafür die Klassenzugehörigkeit aus der vergangenen Saison gilt, als Gummersbach noch Zweitligist war. In der 1. Bundesliga muss Sigurdssons Mannschaft (Neunter/16:18 Punkte) in diesem Jahr ein letztes Mal alle Kräfte zusammenkratzen: Am 27. Dezember kommt der HSV Hamburg (Siebter/19:15 Punkte) in die bereits jetzt erneut ausverkaufte Schwalbe-Arena.

In Hamm machte der nach dem bisherigen Saisonverlauf als Favorit angetretene VfL zunächst einen fahrig-abwesenden Eindruck, weil er über das schnell 1:4 (5.) mit 3:8 (13.) ins Hintertreffen geriet, was Sigurdsson unverzüglich zu einer Auszeit veranlasste. Und ab dem 5:10 (16.) standen kurz darauf tatsächlich andere Gummersbacher auf der Platte – ausgestattet mit den größeren spielerischen Möglichkeiten und ab sofort bereit, den Pokalkampf anzunehmen. Das 10:10 (21.) von Hakon Styrmisson war der Ausgleich und im Anschluss ans 14:14 (27.) gelangen den Gästen zwei Treffer vor der Pause sowie zwei direkt danach zum 18:14 (32.). Hamm gab trotzdem nicht auf und gab bis zum Schluss alles für ein Wende, ehe sich Gummersbach ab dem 25:23 (45.) die entscheidenden Vorteile verschaffte. Nach dem 30:25 (52.) und 32:28 (58.) verkürzte der ASV zwar auf 30:32 (59.), aber Lukas Blohme beseitigte in der letzten Minute mit zwei Treffern innerhalb von 26 Sekunden letzte Zweifel – 33:30, 34:30.

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Vidarsson (7), Kodrin, Köster (3), Blohme (5), Schroven (1), Schluroff, Mappes (4/1), Pregler (1), Styrmisson (6), Kiesler, Stüber (1), Jansen (5), Zeman (1).