3. Liga
Akkus aufgeladen: Auch Opladen hat wieder Bock
TuS 82 will in Spenge einen Neustart probieren. Aldekerk, Panther und Longerich sind ebenfalls heiß auf die Fortsetzung der Saison.

Suchender: Kapitän Birger Dittmer (Mitte) und seine Opladener wünschen sich dringend ein Ende der Serie von zuletzt fünf Spielen ohne Sieg. Für die Bergischen Panther mit Bjarne Steinhaus (links) und Henning Padeken (rechts) geht es eine Etage höher darum, den starken dritten Tabellenplatz zu behaupten. (Foto: Thomas Ellmann)

Das ist tatsächlich eine Überraschung – und es fällt ja auch erst auf den zweiten Blick auf, weil der TuS 82 Opladen aufgrund größerer personeller Probleme in den Wochen vor Weihnachten nicht mehr sonderlich erfolgreich war und sich fast wie auf Krücken durch die Saison bewegte. Fünf Spiele hintereinander ohne einen Sieg mit der sehr übersichtlichen Ausbeute von 1:9 Punkten führten dazu, dass die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt ihren einstigen Platz im vorderen Drittel verloren hat und nun als Achter mit 15:17 Zählern eher der Spitzenreiter der unteren Hälfte ist – in der alle Mitglieder ein negatives Konto haben. Trotzdem dürfen die Opladener einen Top-Wert für sich in Anspruch nehmen: Mit 432 Gegentreffern in 16 Partien (Durchschnitt genau 27) stellt der TuS 82 mit seinen Torhütern Louis Oberosler und Jascha Schmidt in Zusammenarbeit mit der Abwehr davor den besten Defensiv-Verbund der Klasse. Nicht mal der nach Punkten viel besser ausgestattete Spitzenreiter TV Emsdetten (29:3/443 Gegentreffer) oder der Zweite HSG Krefeld Niederrhein (27:5/463) erreichen diesen Wert. Trainer Fabrice Voigt hofft erstens, dass dies in den weiteren zehn Spielen so bleibt – und dass die Opladener durch die Pause so weit erholt sind, dass sie mit der Aufgabe beim Fünften TuS Spenge (19:13) eine Art Neustart hinbekommen. Der TuS 82 will erst schließlich gar nicht erst dazu kommen lassen, dass er intensiver in den Rückspiegel schauen und sich doch noch mal Sorgen um den Klassenerhalt machen muss. Die ganz gefährliche Zone, aus der bis zu vier Absteiger stammen werden, beginnt aktuell beim Zehnten SG LIT 1912 II (11:21) und beim Elften VfL Gladbeck (ebenfalls 11:21), die  vier Punkte hinter den Opladenern durchaus nicht abgeschlagen oder abgehängt sind.

Der TuS 82 hat die herbeigesehnte Pause zuerst in vollen Zügen genossen. „Wir haben die Zeit genutzt, um uns zu erholen“, sagt Trainer Voigt, „das war auch wichtig.“ Seit dem 4. Januar sind die Opladener wieder im Training und der Coach gewann direkt den Eindruck, dass das alte Feuer und die Leidenschaft zurück sind. Nicht nur das im Übrigen: „Wir hatten zum ersten Mal seit gefühlt zwei Monaten wieder eine volle Halle.“ Was Voigt damit ausdrücken will: Bis vor Kurzem verletzt fehlende Spieler wie Julius Schroeder oder Finn Johannmeyer sind zurück auf der Platte, eventuell steht auch Maurice Meurer wieder zur Verfügung. Andere wie Keeper Louis Oberosler und André Boelken haben Erkrankungen auskuriert. „Wir gehen mit neuem Elan rein, die letzten vier Wochen im alten Jahr waren echt hart“, findet Opladens Trainer, „das haben wir jetzt abgeschüttelt und die Jungs haben super trainiert. Von daher sind wir bereit für Samstag – wohl wissend, dass Spenge natürlich nicht der einfachste Gegner ist, um wieder reinzukommen. Es muss schon alles klappen, dass wir da die zwei Punkte holen.“

In deutlich gelösterer Stimmung konnte sich der Aufsteiger TV Aldekerk aus dem Jahr 2022 verabschieden – vor allem deshalb, weil er von Beginn an ausschließlich auf den Kampf gegen den Abstieg gepolt war. Deshalb hoben die Aldekerker nach dem Wahnsinnsstart mit 12:2 Punkten nicht ab und sie fielen nicht dauerhaft ins Tal der Tränen, als sie gegen die Teams von oben eine bescheidenere Ausbeute einfuhren. Zuletzt gab es dann in zwei von drei Partien wieder wichtige Erfolge gegen direkte Konkurrenten – 30:25 bei LIT 1912 II, 34:25 beim ASV Hamm-Westfalen II (Rang 13/7:25 Punkte). Nun geht es gegen die Ahlener SG weiter (Siebter/17:15), die zur größten Überraschung der Aldekerker übers Torverhältnis (plus 18/plus 13) knapp hinter ihnen liegt. „Wir hoffen, dass wir das Jahr sportlich so erfolgreich hinbekommen, wie wir das im letzten Jahr geschafft haben. Ahlen ist eine Mannschaft, die für mich eigentlich deutlich ein paar Schritte nach oben gehört. Sie spielen einen unfassbar guten, schnellen und attraktiven Handball mit einer sehr starken ersten und zweiten Welle. Vorne sind sie sehr variabel, technisch versiert und torgefährlich. Da heißt es im neuen Jahr, wieder alles dagegenzusetzen.“ Die Vorbereitung war entsprechend intensiv: „Wir haben jetzt zwei Wochen gut trainiert und alle freuen sich, dass es wieder losgeht. Wir fiebern dem Samstag entgegen, weil wir wieder Bock haben auf Handballspielen. Wir können alles in den Ring werfen, was wir haben.“ Bis auf die Langzeitverletzten Thomas Jentjens und Christopher Tebyl (beide Knie) sind alle Spieler des Kaders an Bord.

Ziemlich frei von allen Sorgen können die Bergischen Panther (21:11 Punkte) und der Longericher SC (20:12) von Platz drei und vier aus die weitere Saison angehen. Beide wissen, dass sie die führende Konkurrenz aus Emsdetten und Krefeld, die in ein paar Monaten nach dem Ende der „normalen Runde“ an der Aufstiegs-Qualifikation zur 2. Bundesliga teilnehmen, nicht mehr abfangen werden – was ja auch nie beider Anspruch war. Außerdem wissen beide, dass sie selbst bei mehreren Rückschlägen nicht mehr ganz weit abrutschen werden, zumal die Klubs von weiter unten den Rest kaum mit einer weißen Weste überstehen werden. Gerade deshalb geht es zunächst für den eigenen Anspruch darum, das Beste aus den folgenden Aufgaben zu machen – was am Ende ganz nebenbei als eine Art Hilfsdienst für Aldekerker und Opladener gilt. Gewinnen beispielsweise die Panther jetzt gegen den ASV Hamm-Westfalen II, untermauern sie nicht nur den eigenen dritten Platz, sondern sie verschärfen zugleich die Lage der Hammer, für die der Saisonverlauf bisher eine herbe Enttäuschung ist. Und gewinnen die Longericher gegen den VfL Gladbeck, festigen sie den eigenen Rang vier – und sorgen nebenbei dafür, dass die Gladbecker zumindest jetzt den elften Platz nicht verlassen werden. Die Panther und die Longericher sind in eigener Halle in der Favoritenrolle – ohne dass sich daraus die Garantie auf zwei weitere Punkte ableiten lässt.

Das sieht auch Panther-Coach Marcel Mutz so, der in seinem Team bei der Wieder-Aufnahme des Trainings deutlich aufgeladene Akkus feststellte: „Es war zwar nur eine kurze Pause, aber sie hat uns allen gutgetan und sie war notwendig. Es war gut, dass wir mal ein Break hatten, dass alle mal resetten konnten und den Kopf mal freigekriegt haben.“ Dass die Aufgabe Hamm nicht einfach wird, steht für ihn zweifelsfrei fest.  „Es erwartet uns sicher ein sehr kampfintensives Spiel, denn sie stehen mit dem Rücken zur Wand und haben Druck“, findet Mutz, „wir wissen, was uns blüht, wir müssen wieder da sein, wir sind gefordert. Ich habe den Eindruck, dass meine Mannschaft sehr gefestigt aus der Pause gekommen ist. Alle sind gut drauf, alle haben gute konditionelle und physische Werte.“ Von Zurücklehnen oder Einsatz-Reduzierung hält Mutz insgesamt mit dem Blick auf den Rest der Serie generell gar nichts: „Mit dem Jahr 2022 sind wir generell sehr glücklich. Gleichzeitig dürfen wir uns nicht zu zufrieden geben. Zufriedenheit ist immer die größte Bremse. Wir dürfen stolz auf das sein, was bisher gewesen ist, aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Ich erwarte auch von meiner Mannschaft, dass sie diese Gier nach Erfolgen weiter in sich trägt.“ Ein Plus: Derzeit sind nahezu alle Spieler des Kaders fit und an Bord. Daraus ist diese Zuversicht entstanden: „Wenn wir es schaffen, auf jeder Position hundert Prozent zu erreichen, werden wir auch gewinnen. Das muss das Ziel sein.“

Ganz ähnlich sieht die Welt im Grunde beim Longericher SC aus, der aber gleichzeitig durchaus nicht einfach personelle Probleme zu lösen hat. Für den bis auf Weiteres ausfallenden Kreisläufer Dustin Thöne konnte der LSC seinen „Handball-Rentner“ Bennet Johnen bis zum Ende der Saison voll reaktivieren. Dass der junge Keeper Elvan Kromberg, der im vergangenen Jahr als dritte Kraft kam und langsam aufgebaut werden sollte, nun wegen eines Knöchelbruchs ebenfalls lange fehlt, trifft den LSC ebenfalls hart – weil Kromberg schneller als erwartet eine wichtige Stütze in der 3. Liga wurde. Nun müssen es die etablierten Torhüter Valentin Inzenhofer (seit dem Comeback nach einer Kreuzbandverletzung mit stetigen Fortschritten) und Philipp Ruch (immer wieder durch Krankheiten zurückgeworfen) alleine richten – was ihnen Trainer Chris Stark selbstredend zutraut. Für die Aufgabe gegen Gladbeck sind die Longericher ebenso optimistisch wie vorsichtig: „Wir wollen unser Tempospiel wieder auf die Platte bringen. Das hat uns im Hinspiel beim 24:22 gefehlt. Das ist jetzt direkt ein knackiges Spiel und wir müssen beim Kaltstart heißlaufen. Wir sind gewarnt, weil sich Gladbeck immer mehr in der 3. Liga etabliert und Anschluss an die einstelligen Tabellenplätze gefunden hat.“ Am Ziel für die restlichen zehn Spiele lässt der LSC-Coach ebenfalls keinen Zweifel. „Wir wollen unseren Zuschauern in Köln wieder prima Handball bieten und allzu lang ist die Saison ja gar nicht mehr“, betont Stark, „wir versuchen, in den kommenden Monaten alles in die Waagschale zu werfen und die tolle Position, die wir gerade innehaben, möglichst zu verteidigen.“ Heiß sind sie demnach auch in Longerich. Und das wiederum ist keine Überraschung.