Oberliga Niederrhein
Die Unitas und ihr 14-Spiele-Trainer
Markus Neußer will Haan als Trainer-Nachfolger von Ronny Lasch zum Aufstieg führen. Lintorf kämpft jetzt ohne Felix Linden um den Klassenerhalt.

Halt, mein Freund! Die Haaner Ole Völker und Pascal Schusdzarra (von links) haben auch mit dem neuen Trainer Markus Neußer fest vor, Jordi Weisz (rechts) und die Borussia aus Mönchengladbach im Griff zu behalten. (Foto: Michael Jäger)

Es sind bewegende Zeiten für Markus Neußer, im wahrsten Sinne des Wortes. Er lebt in Aldekerk – dort, wo der Drittliga-Aufsteiger TV Aldekerk in der Vogteihalle seine Spiele austrägt. Und natürlich verfolgt Neußer sehr genau, was die Mannschaft um den spielenden Trainer Tim Gentges dort anstellt. Trotzdem nimmt der frühere Rückraumspieler zurzeit einen ziemlich weiten Weg auf sich, um sich handballerisch zu betätigen: Zwischen Aldekerk und der Heimstätte seines früheren Vereins Unitas Haan liegen rund 70 Kilometer. Und als aus Haan kürzlich in einer Art Dauerschleife die Frage auftauchte, ob er für den Rest der Oberliga-Saison helfen könne, sagte Neußer natürlich bald zu: „Das ging alles relativ schnell.“ Zuerst kam die Ankündigung des bisherigen Trainers Ronny Lasch, aus beruflichen und privaten Gründen nach dieser Serie aufzuhören. Kurz vor Weihnachten lag der vorgezogene Abschied nach der Partie am kommenden Sonntag beim TV Lobberich auf dem Tisch – und nicht viel später stand dann fest, dass Neußer sofort übernimmt. Sein Grundsatz für die Entscheidung pro Unitas: „Die Mannschaft hat das verdient und Haan ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

Geblieben ist am Anfang des Jahres 2023 das Ziel, das sich die Mannschaft seit dem ersten Spieltag mit zwölf Siegen und 24:0 Punkten erarbeitet hat – und zwei davon gab es am 27. November mit dem durchaus sehr bemerkenswerten 32:27 über den Titelrivalen Borussia Mönchengladbach, das den Haanern die Spitzenposition vor der Borussia (22:2) und zunächst ein deutliches Plus im direkten Vergleich bescherte. Das nimmt Neußer zwar wohlwollend zur Kenntnis, aber eine feste Garantie auf die Meisterschaft mag er daraus nicht ableiten: „Natürlich kann unsere Mannschaft das schaffen. Aber wir werden noch schwere Spiele vor uns haben. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“ Die bisherigen Eindrücke aus dem Training bestätigen dabei seinen von Beginn an vorhandenen Eindruck, dass das Team die Chance zum Aufstieg nutzen will. Und für Neußer wäre es auch eine persönliche Bestätigung, dass sich das zeitlich eingegrenzte Engagement mit hohem Aufwand gelohnt hat: „Ich mache das bis zum Ende der Saison, das sind 14 Spiele. Und ich hoffe, wir haben Erfolg.“ Der Startschuss fällt nun am Sonntag beim Fünften Lobberich (17:7 Punkte), der zum Ende der Hinrunde zweifellos eine der höheren Hürden auf dem weiteren Weg durch die Saison sein wird – wie die Aufgabe am 22. Januar beim Dritten DJK Adler Königshof (ebenfalls 17:7).

Verfolger Mönchengladbach hofft aus eigenem Interesse selbstverständlich, dass die Unitas hier oder dort vielleicht Federn lässt. Das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille und auf der anderen steht, dass Mönchengladbach zunächst die eigenen Aufgaben lösen muss. Es geht los mit den beiden Heimspielen am Samstag gegen die HSG Hiesfeld/Aldenrade (Neunter/11:13 Punkte) und am 21. Januar gegen den LTV Wuppertal (Siebter/12:12), für die das Team von Trainer Ronny Rogawska auf jeden Fall als Favorit gilt. Eine Entscheidung in der Frage, wer am Ende in die Regionalliga aufsteigt, wird aber wohl erst in rund zwei Monaten fallen, wenn die Borussia ihrerseits gegen Lobberich (4. März) und in Königshof (11. März) antritt, ehe für sie besondere Wochen mit fünf Heimspielen hintereinander auf dem Programm stehen. Zentraler Teil müsste dort am 25. März als zweiter Akt der Reihe das Rückrundenduell mit den Haanern sein. Kommen beide Seiten bis dahin wie bisher über die Runden, gibt es erneut ein Spiel der Spiele unter ganz besonderen Voraussetzungen. Unitas-Trainer Neußer glaubt im Übrigen eher weniger, dass sich die Dinge auf diesen einen Abend zuspitzen: „Es wird nicht alleine auf Mönchengladbach ankommen.“

Spitzenreiter der Dreier-Gruppe hinter dem Führungsduo könnte Adler Königshof (17:7 Punkte) bleiben, das mit dem Heimspiel gegen den Vorletzten TSV Aufderhöhe ins neue Jahr startet. Der Vierte Mettmann-Sport (17:7) steht vor der nicht einfachen Aufgabe beim Sechsten TV Geistenbeck (13:11) und der Fünfte Lobberich vor der noch höheren Hürde Haan. Das gesicherte Mittelfeld reicht von den Geistenbeckern bis zum Neunten HSG Hiesfeld/Aldenrade (11:13), bevor sich hinter dem Zehnten SG Überruhr (9:15) und dem Elften Handball Oppum (7:17) drei Klubs ziemlich intensiv Gedanken um den Klassenerhalt machen müssen. Dazu gehört auf Rang zwölf der Aufsteiger TuS Lintorf (4:18), der es um die Jahreswende herum für eine gute Idee hielt, sich von Trainer Felix Linden zu trennen – mit dem die Lintorfer erst am Ende der vergangenen Saison aus der Verbandsliga in die Oberliga aufgestiegen waren. Linden hatte dem Verein gut einen Monat vor seinem nun doch viel früheren Aus mitgeteilt, dass er nach der Saison aufhört. Vorerst wird nun Manager Karl-Heinz Töpfer, der Initiator der rascheren Trennung, zusammen mit Daniel Ziebold und Stephan Pittelkow für die Arbeit mit der Mannschaft verantwortlich sein, die das Unternehmen Klassenerhalt am Samstag beim LTV Wuppertal fortsetzt. Eine Woche darauf wartet am 21. Januar die vermutlich noch wichtigere Partie beim Vorletzten TSV Aufderhöhe (2:22), hinter dem bloß der allein sieglose TV Angermund (0:22) zu finden ist.