Oberliga Mittelrhein
40:26 – Palmersheim stürzt Nümbrecht von der Spitze
Der TSV Bayer Dormagen II übernimmt durch das knappe 37:36 über den Longericher SC II die Tabellenführung. Im Keller feiert der Stolberger SV beim HC Weiden II seinen ersten Saisonsieg.

Kein Respekt vor dem Spitzenreiter: Nils Schouren (beim Wurf) war beim Sieg des TV Palmersheim über den SSV Nümbrecht mit neun Treffern der erfolgreichste Schütze seines Teams. (Foto: Rocco Bartsch)

Eigentlich wollte der TSV Bayer Dormagen II erst am kommenden Wochenende im direkten Duell die Spitzenposition der Oberliga Mittelrhein vom SSV Nümbrecht übernehmen. Doch jetzt klappte der Sturm auf Platz eins bereits eine Woche früher als gedacht und die Mannschaft von Trainer Martin Berger ist nach dem 37:36 über den Longericher SC II mit 28:4 Zählern tatsächlich Tabellenführer. Der Grund: Die Nümbrechter verloren ihrerseits unerwartet und vor allem unerwartet deutlich beim TV Palmersheim. Das 26:40 war ein echter Paukenschlag und gleichzeitig der Grund, dass die Oberbergischen nach dem dritten Spiel ohne Sieg in Serie mit 27:5 Punkten als Zweiter ins Topspiel gehen. Nach dem Trend der vergangenen Wochen dürfte die Favoritenrolle am kommenden Sonntag im TSV-Bayer-Sportcenter nun wohl klar bei den Hausherren liegen. Mit dem Aufstiegsrennen nichts zu tun haben die Palmersheimer, deren Trainer Peter Trimborn nach dem deutlichen Erfolg dennoch begeistert war: „Ich bin noch überwältigt von dem Auftritt meiner Mannschaft. Wir haben uns von der ersten Sekunde an den Matchplan gehalten, wir wollten mit viel Tempo spielen, eine kompakte 6-0 spielen – und es hat alles funktioniert. Die Mannschaft hat sich da wirklich zerrissen.“ Vom 4:4 (9.) an setzten sich die Gastgeber stetig ab und sie lagen zur Pause bereits mit zehn Toren vorne – 21:11. Auch nach der Pause fand Nümbrecht kein Mittel zur Wende. Im Gegenteil: Nach dem 30:20 (47.) baute Palmersheim den Vorsprung sogar zum klaren 40:26-Endstand aus.

Die Dormagener meisterten ihre Aufgabe gegen Longerich am Ende knapp und etwas glücklich. Personell musste Coach Berger umbauen, einige seiner Stammkräfte fielen aus: Die A-Jugend hatte zuvor bereits in der Bundesliga beim Bergischen HC gespielt und einige Spieler waren somit am Sonntag doppelt belastet. Dafür half Sören Steinhaus aus dem Kader der Zweitliga-Mannschaft im Oberliga-Team aus. Es dauerte etwas, bis der TSV sich sortiert hatte, und er lag zunächst zurück – 3:6 (7.). Dann fanden die Hausherren aber ins Spiel und kamen beim 8:7 (12.) zur ersten Führung. Über das 20:14 zur Pause und das 27:18 (37.) sah Dormagen später fast schon wie der sichere Sieger aus. Der LSC kämpfte sich aber mit großer Moral zurück ins Spiel und war beim 32:33 (54.) wieder auf einen Treffer dran. Selbst das 37:33 (57.) durch Maximilian Schmidt war noch keine Entscheidung für den TSV, denn die Gäste erzielten in 64 Sekunden weitere drei Tore – am Ende aber eins zu wenig. „Wir gewinnen am Ende sehr, sehr glücklich, das war beileibe kein schönes Handballspiel“, gab Berger zu. Sein Kölner Kollege Frederic Rudloff ärgerte sich natürlich über den verpassten Punkt: „Ein Unentschieden wäre definitiv nach der zweiten Halbzeit verdient gewesen. So gehen wir ohne Punkte nach Hause.“

Hinter dem Führungs-Duo hat sich die HSG Siebengebirge als Dritter (24:8 Punkte) in eine gute Verfolger-Position gebracht und das 28:23 beim Pulheimer SC war schon die zehnte Partie in Folge ohne Niederlage. Dabei zeigten die Hausherren allerdings über weite Strecken, dass sie zu mehr in der Lage sind, als das der derzeitige Platz elf (12:20) aussagt. Die Hornets drehten das 7:10 (13.) vor der Pause in eine eigene 13:11-Führung (22.), gaben diese jedoch nach dem 14:12 (24.) wieder aus der Hand – 14:16 (30.). Nach dem Seitenwechsel führten die Gäste die Partie immer an, ohne sich entscheidend absetzen zu können. Erst nach dem 24:23 (54.) legte die HSG die letzten vier Treffer zum 28:23 (59.) hinterher. „Wir haben, denke ich, einen verdienten Sieg eingefahren. Es sind zwar erst die letzten vier Tore, die das Spiel entscheiden, allerdings muss man sagen, dass wir eigentlich nach der Anfangsphase immer die Nase vorne hatten. Grundlage war ein sehr gutes Kollektiv, ein sehr gutes Teamwork mit zwei sehr guten Torhütern. Wir haben in der zweiten Halbzeit viel besser verteidigt, das ist sicherlich die Grundlage für den Erfolg gewesen“, fand Siebengebirges Trainer Lars Degenhardt. Sein Pulheimer Kollege Kelvin Tacke sah dagegen bei seinem Team zu viele Fehler: „Bis zum 22:24 war es ein Spiel auf Augenhöhe, aber insgesamt war unsere Leistung zu schwankend mit zu vielen Fehlwürfen und Ballverlusten, die der Gegner konsequent genutzt hat.“

Der TV Birkesdorf kletterte durch das 34:31 über die HBD Löwen Oberberg auf Platz vier (23:9 Punkte). Die Freude über den Erfolg trübte allerdings die schwere Knieverletzung von Philipp Strücker. Trotz dieses Rückschlags und trotz der Roten Karte (29.) gegen Jakob Ernst spielten die Hausherren einen ungefährdeten Sieg heraus, der nach der Pause nie in Gefahr geriet. Nach dem 32:26 (53.) konnten die Gäste zwar etwas verkürzen, eine Wende lag allerdings nicht in der Luft. Ähnlich eindeutig war der 26:20-Sieg des TV Rheinbach beim TV Jahn Köln-Wahn. Die Gastgeber hielten hier bis zum 12:12 (29.) mit, fanden dann aber nach der Pause im Angriff so gut wie gar nicht mehr statt und lagen beim 14:20 (48.) bereits zu deutlich hinten. „Es war ein absolut verdienter Sieg für Rheinbach, weil sie im Gegensatz zu uns über 60 Minuten kontinuierlich ihren Stiefel runtergespielt haben. Unser größtes Manko war, dass wir in der zweiten Halbzeit im Angriff überhaupt keine Durchschlagskraft mehr haben und bis zur 50. Minute nur drei Tore werfen. So kann man kein Oberligaspiel gewinnen“, fand Wahns Trainer Thomas Radermacher. Rheinbachs Coach Jan Hammann konnte mit dem Ergebnis natürlich mehr anfangen: „Es war jetzt kein glanzvoller Sieg, aber wir haben die zwei Punkte eingefahren. Alles in allem war das eine solide Leistung.“

Einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf fuhr Fortuna Köln im Derby beim MTV Köln ein. Durch das 30:29 verbesserte sich die Mannschaft von Trainer Tobias Marquardt auf 11:21 Punkte und Platz zwölf. In einer ausgeglichenen Partie lag der MTV beim 11:9 (21.) mal vorne, danach hatten die Gäste aber meistens die Vorteile auf ihrer Seite. Vom 20:19 (40.) baute die Fortuna ihre Führung sogar zum 25:20 (45.) aus. Dann übernahmen die Hausherren wieder das Kommando und sie stellten durch einen 9:1-Lauf auf 29:26 (56.). Doch die irre Partie kippte in den letzten Minuten erneut – und vor allem Vincent Gremmelspacher wurde hier zum Matchwinner für die Fortuna. Der Rückraumspieler erzielte drei der letzten vier Gäste-Tore, darunter den 29:29-Ausgleich (59.) und den 30:29-Siegtreffer (60.). „Wir verlieren das Spiel in der ersten Halbzeit in der Abwehr durch viel zu wenig Geschlossenheit im Zentrum und in den letzten fünf Minuten im Angriff durch zu statisches Spiel. Glückwunsch an die Fortuna, die eine gute Spielidee hatte“, meinte MTV-Trainer Moritz Adam. Sein Gegenüber Marquardt freute sich über die Leistung seines Teams: „Wir haben den Abstiegskampf angenommen und dürfen kommende Woche zum Vier-Punkte-Spiel gegen Aachen aufschlagen.“

Wesentlich unfreundlicher war das Wochenende für den HC Weiden II, der gegen Schlusslicht Stolberger SV mit 30:32 verlor. Während Weiden damit bei 9:23 Zählern weiter höchst gefährdet ist, war es für die Gäste der erste Saisonsieg überhaupt (3:29). Obwohl der HC einige personelle Probleme hatte, machte sich Trainer Philipp Havers im Anschluss ernsthafte Gedanken: „Spätestens jetzt sollte jedem Spieler meiner Mannschaft klar sein, dass wir uns mitten im Abstiegskampf befinden. Wenn wir es nicht schaffen, den bis dato sieglosen Tabellenletzten zu Hause zu schlagen, stellt sich die Frage, gegen wen wir sonst Punkte gegen den Abstieg holen wollen.“

 

TV Palmersheim – SSV Nümbrecht 40:26 (21:11).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel (3), Fiedler (2), Blesse (1), Lönenbach (6/2), Adolph (8), Schouren (9), Mayer (1), Schneider (2), Maeser (5), Bernads (1), J. Grevelding (1), L. Königshoven (1).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Benger (4), Urbach (2), Meister (2), P. Donath, Sonka, Deilmann, Dissmann (1), D. Donath (4), Soentgerath (1), Ufer (2), J. Lang (9/2), Schneider (1).

 

TSV Bayer Dormagen II – Longericher SC II 37:36 (20:14).

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Dobiey – Boehnert (2), Böckenholt (5), Fenkl, Emmerich (1), Ostrowski, Szabo (5), M. Schmidt (6), Mertens, J.-C. Schmidt (4), Pauli, Steinhaus (14/6).

Longericher SC II: Burggraf, Fischbach – Beste (3), Matysiak (6), Schiefer (5), Jacoby (2), Quetting, Kröger, Duckert (14/1), Boeing, Malolepszy (3/1), Gottlob (1), Hoffmann (2), Falkenreck.

 

Pulheimer SC – HSG Siebengebirge 23:28 (15:17).

Pulheimer SC: Lankert, O. Middell – Bartsch, Semeraro (1), Klueck, Jacoby (4), J. Giesen (4/2), Hampel (2), Romberg (1), Mokris (7/2), T. Middell (3), Zank (1).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Andrassy (3), Runge (5), Dziendziol (8/4), Hayer, Marcinkovic (2), Ghussen, Krefting (1/1), Koch (3), Picard (1), Gebel (2), Sivanathan (3).

 

TV Birkesdorf – HBD Löwen Oberberg 34:31 (14:13).

TV Birkesdorf: Kipsieker, Schroven – Pelzer (1), A. Ernst (5), J. Ernst (2), Ihmer (1), Botz (1), Risteski (13/5), Strücker (3), Grings, Stern, Perez Fernandez (1), Heinze (4), Bünten (3).

HBD Löwen Oberberg: Caber (1), Fraunhoffer – Mlynczak (6), Köster (1), Starcevic (5), Meier, Soldanski (1), Hudak-Domokos, Welke, Schneider (4), Krause (8/6), Müller (2), Bockhacker, Burazor (3).

 

MTV Köln – Fortuna Köln 29:30 (15:18).

MTV Köln: Vieker, Theisen – Bonstein (1), Kalisch (8/7), Epple, Hilbert (3), Göddertz (1), Diederich (1), Discher (3), Jebbink (4), Scholl (1), Bathen (1), König (3), Becker (3).

Fortuna Köln: Scholl, Musacchio – Lux (4), Surlemont (5), Künkele, Stutzki (1), Lammer (5/2), Kobbe, Stabauer (2/1), Degener (1), Kötzle (5), Hofmann, Kruse (2), Gremmelspacher (5/1).

 

TV Jahn Köln-Wahn – TV Rheinbach 20:26 (12:12).

TV Jahn Köln-Wahn: Rotscholl – Hinteresch, Eberlein (1), Fromme (2), Westmeier, Kluge (1), Bröxkes (3/2), Schultz, Welter, Kolbe, Giacobbe (5), Lange (7/3), Ruell (1).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven (1) – T. Schwolow (2), Engel (2), Pohl (2), Stürmann (2), Schmitz (8), Hoffstadt (1), Ollefs (1), L. Kazimierski (5).

 

HC Weiden II – Stolberger SV 30:32 (15:16).

 

ASV SR Aachen – TuS 82 Opladen II 23:28 (10:16).