3. Liga
„Sechs-Punkte-Spiele“ für Aldekerk und Opladen
Aufsteiger tritt in Gladbeck an, TuS 82 gegen Schalksmühle. Panther und Longerich können Platz drei und vier verteidigen. Krefeld will vorne an Emsdetten dranbleiben.

Halteversuch: Julian Mumme ist mit 93 Treffern aus 17 Spielen der bisher erfolgreichste Werfer seiner Aldekerker, die in Gladbeck vor der nächsten wichtigen Aufgabe stehen – und auf weitere Mumme-Tore hoffen. (Foto: Michael Jäger)

Rein mathematisch werden in jedem Spiel nur zwei Zähler vergeben – die sich die Mannschaften bei einem Unentschieden gegebenenfalls auch noch teilen müssen. Für die Fälle, in denen es um etwas mehr geht, haben vor allem die betroffenen Trainer vor inzwischen bereits längerer Zeit den Begriff des „Vier-Punkte-Spiels“ eingeführt. Tim Gentges, der spielende Coach des Aufsteigers TV Aldekerk, geht jetzt sogar einen Schritt weiter – was vielleicht damit zu tun hat, dass er angesichts des bisherigen Abschneidens und Auftretens seiner Mannschaft in der Verwendung von Superlativen eine gewisse Übung hat. So verabschiedete sich der TVA kurz vor Weihnachten mit einem 34:25 beim ASV Hamm-Westfalen II in die Pause, ehe er am vergangenen Wochenende mit dem 32:26 über die Ahlener SG ähnlich stark auf die Platte zurückkehrte. Das beförderte das Team mit jetzt 19:15 Zählern auf den sechsten Rang, der für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt eine sehr ordentliche Basis abgibt. Trotzdem bleibt Aldekerk auf dem Boden der Tatsachen und es nimmt die bevorstehende Aufgabe beim Elften VfL Gladbeck (11:23) so ernst wie ein Abstiegsfinale. „Jetzt kommt wieder so ein Vier- oder besser ein Sechs-Punkte-Spiel“, sagt Gentges.

Gladbeck nimmt in der Gruppe West der 3. Liga aus 14 Klubs jene Position ein, bei der die direkte Gefahrenzone beginnt – weil grundsätzlich vier Vereine absteigen sollen. Was erhöhte Aufmerksamkeit erfordert: Der Mit-Aufsteiger aus Westfalen ist nach einem schlechten Start viel besser in der Saison angekommen und er erzielte nach sechs Auftakt-Niederlagen immerhin ausgeglichene 11:11 Punkte. „Das wird für uns auf jeden Fall wieder eine Mammut-Aufgabe“, vermutet Gentges, „das ist genauso eine eingeschworene Truppe wie wir in Aldekerk. Wir haben uns natürlich vorbereitet und trainieren explizit auf Gladbeck hin. Wir wollen eine weitere Chance nutzen und das wäre ein Riesenschritt, wenn wir punkten könnten. Das würde die beiden nicht eingeplanten Punkte gegen Ahlen nochmals vergolden.“ Das Rezept für ein gutes Abschneiden klingt plausibel: „Es kommt wieder auf eine absolut disziplinierte Leistung an und hundert Prozent gibt meine Mannschaft immer, da mache ich mir gar keine Sorgen. Es ist ein Kopfspiel. Wer das unter Kontrolle hält und die wenigsten Fehler macht, wird gewinnen.“

Ebenfalls vor einer wegweisenden Partie steht der TuS 82 Opladen – allerdings unter deutlich anderen Vorzeichen, denn die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt holte zuletzt am 19. Oktober mit dem 27:27 in Aldekerk etwas Zählbares. Anschließend gab es vor allem aufgrund großer personeller Probleme in der bisher schwierigsten Phase der Saison fünf Niederlagen hintereinander und das Abrutschen auf den achten Platz. Der Wieder-Einstieg zuletzt beim TuS Spenge brachte mit einem wieder breiteren Kader zwar gleichzeitig eine gesteigerte Leistung, aber am Ende doch nur ein 25:28. Die Schlussfolgerung daraus lag für Trainer Fabrice Voigt direkt auf der Hand: „Wir müssen auf dieser Leistung aufbauen und wir müssen sehen, dass wir das nächste Woche besser auf die Platte bekommen.“ Diese nächste Woche ist nun am Samstag da und sie bringt für die Opladener eine Aufgabe, deren Lösung tatsächlich so etwas Ähnliches wie vier Punkte verspricht: Der TuS 82 steht wie der Neunte SG Schalksmühle/Halver Dragons bei 15:19 Zählern und nur über das Torverhältnis (plus 20/minus 32) knapp vor den Gästen. Vermutlich hätte rund um die Bielerthalle niemand etwas dagegen, wenn es am Ende eines Krimis mal  wieder zu einem Sieg reicht – wie beim 22:21 am 1. Oktober in Schalksmühle, nach dem der TuS 82 bei 8:2 Punkten aus fünf Spielen ohne Niederlage stand. Ein Erfolg wäre jetzt doppelt wertvoll, weil dadurch der am Ende bei Punktgleichheit entscheidende direkte Vergleich zusätzlich für die Opladener spräche.

Sorgenfrei können dagegen der Vierte Longericher SC (22:12 Punkte) und der Dritte Bergische Panther (23:11) die restlichen neun Saisonspiele bestreiten. Gedanken macht sich LSC-Trainer Chris Stark zurzeit trotzdem – obwohl die Partie beim Schlusslicht TSV GWD Minden II (5:29) auf den ersten Blick ziemlich lösbar aussieht. „Wir haben ein bisschen Pech“, sagt Stark, „wir haben jetzt mit Minden und Lippe zwei Mannschaften vor uns, die in der WM-Pause auch Kräfte, die im Kader der ersten Mannschaft stehen, vermehrt in der zweiten Mannschaft einsetzen. Wir sind gewarnt, wir wissen, dass wir gegen eine Mannschaft spielen, die in dieser Besetzung nicht am Tabellenende stehen würde, sondern ganz sicher irgendwo im Mittelfeld.“ Weil die Longericher mit jeder Menge Widerstand rechnen, sind sie erst recht froh, wieder auf einen volleren Kader zurückgreifen zu können: Die zuletzt nicht einsatzfähigen Philipp Ruch, Mattias Peters und Christopher Wolf kehren zurück. „Ich bin gespannt, inwiefern wir die zwei Punkte sichern können“, meint Stark – der nachvollziehbar nicht nur insgeheim auf einen weiteren Sieg der Kölner hofft.

Die Panther mit ihrem Trainer Marcel Mutz sind mittlerweile längst in der Lage, die Teams aus dem Keller der Tabelle souverän zu beherrschen – wie zuletzt beim 36:24 über den gefährdeten ASV Hamm-Westfalen II. Nun bietet sich bis zum grundsätzlich spielfreien Karnevals-Wochenende (18./19. Februar) die Gelegenheit, den aktuellen dritten Tabellenplatz weiter zu festigen. Das Paket aus vier Auftritten bis zur nächsten Meisterschafts-Unterbrechung beginnt jetzt beim Siebten Ahlener SG (17:17) mit der vermutlich schwierigsten Hürde. Anschließend geht es am 28. Januar gegen Gladbeck, am 4. Februar nach Minden II und am 10. Februar gegen Handball Lippe II (Zwölfter/10:22). Bleiben sich die Panther insgesamt selbst treu und erzielen die entsprechenden Ergebnisse, könnten sie den Saison-Endspurt in noch volleren Zügen genießen. Dort warten ja unter anderem die Duelle am 3. März gegen den Zweiten HSG Krefeld Niederrhein (27:5) und am 19. März beim Spitzenreiter TV Emsdetten (31:3).

Die Krefelder waren am vergangenen Wochenende nicht im Einsatz, weil das verlegte Spiel gegen das Team Handball Lippe II erst am 18. Februar ausgetragen wird. Beim Blick aus der Ferne nach Minden durften sie gleichzeitig auf eine Überraschung hoffen, weil das Schlusslicht gegen Emsdetten in der 40. Minute mit 18:17 führte – doch der Favorit nutzte das letzte Drittel der Partie zu einem 19:4-Lauf und einem letztlich sehr deutlichen 36:22-Sieg. Um am TVE dranzubleiben, brauchen die Eagles nun wohl einen Erfolg beim Fünften TuS Spenge (21:13). Danach geht es dann über das Heimspiel am 28. Januar gegen die Opladener zum Höhepunkt der Rückrunde am 4. Februar in Emsdetten. Ob Krefeld den Zweitliga-Absteiger noch ein- oder sogar überholen kann, ist momentan ziemlich unklar. Möglich wäre es zum Beispiel dadurch, dass die HSG in der Ems-Halle gewinnt – was ja theoretisch durchaus im Bereich des Machbaren liegt. Was auf jeden Fall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit feststeht: Die beiden zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde für die 2. Bundesliga berechtigenden Tickets sind längst an Emsdetten und Krefeld vergeben.