20. Januar 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Niederlage war bitter. Trotzdem bleibt dem TV Korschenbroich nicht besonders viel Zeit, über das 29:30 und dessen Zustandekommen im Spitzenspiel beim Tabellenführer Interaktiv.Handball nachzudenken. Schon gar nicht dürfen sich die Korschenbroicher irgendwie daran aufhalten, was das Ergebnis für den weiteren Saisonverlauf bedeuten könnte. Dabei ist es natürlich so, dass die weiter ungeschlagenen Ratinger im Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga mit 27:1 Punkten die besseren Karten gegenüber dem TVK haben, der bei 20:4 Zählern auch zwei nachzuholende Partien hinterherhinkt. Während Interaktiv mit dem Erfolg über Korschenbroich bereits den Anfang der Rückrunde hinter sich hat, muss Korschenbroich am 29. Januar bei der HSG Refrath/Hand und am 1. Februar beim Neusser HV für zwei Hinrunden-Aufgaben nachsitzen – und erst einmal gewinnen, um etwas näher an die Ratinger heranzurücken. Im Aufgabenheft steht zudem, das nächste Heimspiel ebenfalls für sich zu entscheiden, was allerdings einfacher sein könnte. Das Team von Trainer Gilbert Lansen trifft schließlich auf die HG Remscheid, deren Saison mit Rang vier und 18:8 Punkten ein deutliches Stück über den eigenen Vorstellungen liegt. Trainer Alexander Zapf hatte damals durchaus einige Zweifel, weil den Remscheidern ihr Rückraumspieler Michael Heimansfeld für die neue Saison nicht mehr zur Verfügung stand: „Er fehlt uns einfach. Die Liga ist besser geworden, unser Kader nicht.“ Insgesamt hat es die HGR dann allerdings trotz eines vergleichsweise kleinen Personalstamms ganz gut hinbekommen, wie sie unter anderem kurz vor Weihnachten nachwies: Da holte sie in Ratingen ein 31:31, das für Interaktiv der erste Punktverlust überhaupt war – und bis heute der einzige ist. Für Lansen und die Korschenbroicher steht das Ziel dennoch fest: „Wir wollen uns gegen Remscheid die ersten Zähler im neuen Jahr sichern und einfach da sein, wenn Interaktiv patzen sollte. Die Saison ist noch lang und alles ist noch möglich.“
Das wissen sie selbstverständlich auch an der Gothaer Straße – und ebenso, dass ein Sieg beim HC Weiden nicht im Vorbeigehen mitzunehmen ist. Die Weidener, die sich jahresübergreifend durch drei Erfolge hintereinander ins Mittelfeld der Tabelle vorarbeiten konnten und nach dem knappen 28:29 bei der HSG Refrath/Hand als Neunter bei 11:17 Punkten angekommen sind, haben den 2:12 Zählern vom Saisonstart immerhin 9:5 Punkte hinzugefügt – wozu die Erfolge gegen die am meisten gefährdeten MTV Rheinwacht Dinslaken (30:29) und Neusser HV (31:24) nicht wenig beitrugen. In den nun folgenden Duellen gegen Interaktiv, am 28. Januar in Remscheid und am 4. Februar gegen Korschenbroich hat das Team von Trainer Marc Schlingensief wenig zu verlieren, weil es drei Mal als klarer Außenseiter gilt. Genauso klarer Favorit ist dementsprechend Interaktiv, das dringend dieses gedankliche Umschalten zwischen Gipfeltreffen und Alltagsherausforderung schaffen muss. Trainer Filip Lazarov und sein spielender Co-Trainer Alexander Oelze werden die Mannschaft vermutlich intensiv darauf hinweisen, dass sie erneut hundert Prozent investieren sollte.
Hinter dem führenden Quartett treffen sich zwei, die praktisch jenseits von Gut und Böse stehen – also weder mit dem Kampf um den Aufstieg noch mit dem Kampf gegen den Abstieg etwas zu tun haben. Der Fünfte HC Gelpe/Strombach (18:10 Punkte) tritt beim Sechsten SG Langenfeld (17:11) an und hätte wohl wenig dagegen, zum vierten Mal hintereinander ungeschlagen zu bleiben. Das wird allerdings ebenso schwierig wie die Aufgabe der HSG Refrath/Hand (Siebter/12:14) beim Elften TSV Bonn rrh. (11:17), die als Viertletzter trotzdem nicht akut gefährdet ist. Ernster wird es erst dahinter beim diesmal spielfreien Bergischen HC II (8:20) und erst recht beim Duo am Ende der Tabelle, das der Vorletzte Dinslaken (5:23) und der Letzte Neusser HV (2:24) bilden. Geht es alleine nach den vergangenen zehn Ergebnissen, sind die Neusser im weiteren Abstiegskampf chancenlos, weil sie zehn Mal hintereinander leer ausgingen und der bislang einzige Saisonsieg (31:28 beim Bergischen HC II) vom 16. September 2022 inzwischen vier Monate alt ist. Daraus folgt: Um weiter eine Chance auf Rettung zu haben, sollte das Team von Trainer Julian Fanenbruck seine Durststrecke entweder jetzt sofort beim Achten TuSEM Essen II (12:16) oder allerspätestens am 28. Januar gegen den BHC II beenden. Keine komplizierte Feststellung: Essener und Solinger werden etwas dagegen haben.
Gelingt das den Neussern nicht, hilft im Übrigen der Blick in die Durchführungsbestimmungen kaum mehr: Selbst dann, wenn es in der 3. Liga keinen Verein erwischt, der in die Regionalliga Nordrhein einzuordnen wäre, steigt auf jeden Fall der Tabellenletzte von dort ab. Grundsätzlich sind für diesen Fall auch zwei Absteiger vorgesehen, doch einer der Plätze ist durch das Handball-Phantom Leichlinger TV besetzt – das nach dem Rückzug aus der 3. Liga vor fast genau einem Jahr zunächst für die Regionalliga meldete und sich dann nach dem Meldeschluss aus dieser Klasse ebenfalls zurückzog. Vielleicht machen ja die Dinslakener und Neusser den eventuell nur einen Absteiger am 5. März im direkten Duell unter sich aus. Mindestens bis dahin sollten alle zusammen immer wieder mal einen Blick auf die 3. Liga werfen. Dort gehört auf Rang acht im Moment nur der TuS 82 Opladen aus dem Gebiet der Regionalliga zur unteren Tabellenhälfte – und klar hat die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt vor, sich mindestens auf dem aktuellen Rang zu behaupten und nicht richtig in Gefahr zu geraten. Wenigstens in Dinslaken und Neuss drücken ihnen jetzt ganz viele Handball-Freunde die Daumen, dass es unbedingt gelingen möge.